22. März 2022 07:00

Guter Einkauf: Penny Markt Erlebnisse statt Spritzentermin

Wie ein Discounter Empathie mit der Jugend zeigte

von David Andres

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In der vergangenen Vorweihnachtszeit beteiligten sich zunächst 150 und später dann bis zu tausend Unternehmen an der Aktion #zusammengegencorona, die sich die in Berlin ansässige Werbeagentur Antoni ausgedacht hatte. Oder, um den Satz in deutlichere Worte umzuschreiben: In der vergangenen Vorweihnachtszeit beteiligten sich zunächst 150 und dann später bis zu tausend opportunistische Privatunternehmen in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem vermuteten Zeitgeist und den Vorstellungen von Vater Staat an der Propaganda-Kampagne

#zusammengegencorona, die sich die im Paralleluniversum Hauptstadt ansässige Manipulationsfabrikation Antoni ausgedacht hatte.

So oder so – unter dem besagten Hashtag zeigte die Firmen auf ihren Social-Media-Kanälen ihre Logos und Werbesprüche in so abgewandelter Form, dass sie zu Impf-Aufrufen wurden. Beispiele?

Mercedes-Benz verwandelte seinen Slogan „Das Beste oder nichts“ in „Das Impfen oder nichts“. McDonald’s machte sich mit „Impfen – Ich liebe es“ noch weniger Mühe. Fisherman’s Friend, die ich als Pastillen persönlich sehr gemocht habe, texteten: „Sind sie zu schwach, bist du geimpft.“ Und Lidl? „Impfen lohnt sich.“

Nun handelt diese neue Kolumne, die ich im wöchentlichen Wechsel mit meiner „Personalprüfung“ betreiben werde, allerdings nicht von denen, die man boykottieren sollte, sondern von denen, die unsere Unterstützung verdient haben.

In diesem Sinne fiel – anders als Lidl oder Netto – der Discounter Penny positiv auf. Nicht nur, weil er sich im Winter nicht an der beschriebenen Aktion beteiligte, sondern auf sanfte Weise sogar Kritik an den Lockdowns und somit den Corona-Maßnahmen übte.

„Eure Zeit kommt“, hieß die Kampagne, in deren Rahmen das Unternehmen satte 5.000 Erlebnisse verloste, die Jugendliche nachträglich spendiert bekommen, sobald die erzwungenen Rahmenbedingungen es wieder zulassen. „Während Corona musstet ihr auf viele prägende Erfahrungen verzichten, um eure Liebsten zu schützen“, hieß es rund um diese Aktion (diese Anpassung ans Narrativ sehen wir ihnen nach), „wir können diese Momente nicht zurückholen, aber wir können euch nachholen lassen, was ihr verpasst habt.“

Von wirklich Gänsehaut erzeugender und werbehistorischer Qualität ist der begleitende Spot „Weihachtswunder 2021“, der weiterhin im Netz zu finden ist. Eine Mutter und ihr Sohn sitzen nachts am Tisch, können beide nicht schlafen. Der Sohn fragt, was Mutter sich zu Weihnachten wünsche, und sie antwortet in angenehm ruhiger intensiver Inszenierung: „Ich wünsche mir, dass du nicht immer zu Hause rumhängst. Dass du dich einfach rausschleichst, wir nicht wissen, wo du bist. Ich wünsche mir, dass Papa dich abholen musste, weil du viel zu viel getrunken hast. Ich wünsche mir, dass du die Schule schleifen lässt, weil dir alles andere wichtiger ist, weil dir scheißegal ist, was ich davon halte. Ich wünsche mir, dass du heimlich eine Party feierst und dass du diesem Mädchen endlich sagst, dass du sie liebst.“ Dieses und einiges mehr zeigt der Spot in imaginierten Ereignissen, während die Mutter es sagt – Ereignisse, die seit Beginn der neuen Normalität den Teenagern gestohlen wurden. Der Monolog endet mit dem Satz: „Ich wünsche mir einfach, dass du deine Jugend zurückbekommst.“

Ein Spot, der sagt, dass eben diese Jugend durch die Lockdowns genommen wird.

Ein Spot, der ein gesundes Verhältnis von Eltern und Kindern in der Pubertät propagiert statt einer hysterischen Helikopterbetreuung.

Ein Spot, in dem der Junge einem Mädchen seine Liebe gestehen soll und nicht aus paritätischem Diversitätsdogma heraus einem anderen Jungen.

Was soll ich sagen?

Noch nie habe ich so viel bei Penny gekauft wie seit dem Jahreswechsel. Und soliden Ersatz für Fisherman’s findet sich dort auch.

„Eure Zeit kommt“ – Die Penny-Kampagne


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