04. Dezember 2022 13:00

Der Weg in den Untergang Moderne Gottspieler

Doch ihr Ende ist nur eine Frage der Zeit

von Reinhard Günzel

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Eine gewisse Eitelkeit ist uns allen zu eigen, auch ich bin da keine Ausnahme, und als Herr Lichtschlag bei mir anfragte, ob ich mich mit einer wöchentlichen Kolumne für die „Freiheitsfunken“ einbringen möchte, habe ich zugesagt, obwohl ich eigentlich gar nicht weiß, wo ich die Zeit dafür hernehmen soll. Naja, eben Eitelkeit, gibt es doch die Freiheitsfunken bereits vom großen Roland Baader, mit dem ich mich zwar nicht messen kann, aber es hat doch etwas, hier mitmachen zu dürfen.

Und überhaupt, die Freiheit scheint mir ziemlich bedroht, nicht nur in Deutschland, auch andernorts, und diese Bedrohung ist für mich existenziell. Wer möchte sich schon eines Tages, wenn alles wieder mal in Scherben fällt, zum ganzen Elend obendrein eingestehen müssen, nicht aufbegehrt, nichts getan, aber alles hingenommen zu haben? Dabei ist es nicht nur der berühmte Kipppunkt, das Finale unseres freien Lebens, wenn plötzlich die Grenzen, die man ja angeblich nicht kontrollieren kann, über Nacht tatsächlich geschlossen werden, hermetisch dicht sind, Ausreise geht nicht mehr, zunächst für einen Teil der Bevölkerung, dann für den Rest, dazu Kapitalverkehrskontrollen, gleich darauf Verbote und Enteignungen für den guten, moralisch höherwertigen Zweck, Berufsverbote, die auf immer weitere Kreise ausgeweitet werden, unangenehme Besuche mit Drohpotenzial als letzte Warnung in der Wohnung und als höchste Form der Auszeichnung das Einsammeln und Verbringen all jener, deren Name sich auf lange vorbereiteten Listen findet, säuberlich vermerkt unter der Rubrik der subversiven Elemente, die es wegen ihrer Wühltätigkeit vor dem berechtigten Volkszorn zu schützen gilt, in, sagen wir mal, Lager. Das klingt natürlich erst mal weit weg und apokalyptisch abwegig. Wir halten ein solches Szenario heute höchstens in der gelenkten russischen Demokratie für realistisch, in Deutschland unmöglich, wird nie passieren, ist doch die Demokratie fest und tief in uns verankert, werden ihre Werte ständig von der Regierung und den Parteien beschworen und der jungen Generation in den Schulen intensiv vermittelt.

Aber auch ohne den totalen Zusammenbruch kann es äußerst ungemütlich sein und wird es wohl auch weiter werden. Ich meine jetzt mal nicht zuallererst die kalten Wohnungen mit herumschwirrenden Lebensmittelmotten, erleuchtet von einer Fünf-Watt-LED-Funzel, auf Empfehlung der Behörden hin vollgestellt mit Wasserkanistern, Getränkekästen und Lebensmittelvorräten, Klopapier und Kerzen nicht zu vergessen, dazwischen der zweiflammige Propangaskocher. Die Ungemütlichkeit geht eher los mit Zwangsmaßnahmen gegen potenzielle Gegner, jene Freiheitsfreunde, die den Kopf nicht nur zum Haareschneiden, sondern auch zum Denken nutzen, und solche Typen sind wunderbar anfällig für Psychoterror, als da sind: Umwertung aller Werte, Schleifung der Bastion Familie unter dem Schlagwort Diversität, Einengung des Denkens durch Einengung des Sagbaren, die Gesslerhüte von Genderei und Corona, Ersetzung der Gleichheit vor dem Gesetz durch eine Proklamierung gleicher Lebensverhältnisse. Letzteres zerstört unter Garantie den demokratischen Verfassungsstaat, während seine Wirtschaft durch grenzenlose Ausweitung des Wohlfahrtsstaats so weit deformiert und geschwächt wird, bis sie, nach dem sozialen Abstieg der Leistungsträger, vollends zur unproduktivsten Wirtschaftsform verkommt, der Staatswirtschaft.

An diesem Punkt angelangt, das sei hier mal angemerkt, wird sich die Einheit der Deutschen, bislang immer noch ein wenig durch Animositäten zwischen Ost und West gespalten, vollenden, wenn plötzlich, fast über Nacht, wieder einmal feste Gewissheiten sich in nichts auflösen, eingezahlte Rentenbeiträge und Beschäftigungsgarantien nichts mehr wert sein werden, Betriebe reihenweise, einer nach dem anderen schließen, Filetstücke an windige Investoren gehen und, wer auch immer kommt: Er wird sein Führungspersonal mitbringen.

Es wird übrigens auch schlimmer werden als 1990 im Osten, denn bei allen Verwerfungen, die Ostdeutsche mitmachen mussten, war es immerhin ein reiches, prosperierendes Land, das in der Lage war, Investitionen zu stemmen und die schlimmsten sozialen Abstürze aufzufangen. Das wird beim nächsten Zusammenbruch nicht mehr der Fall sein. Wer wird uns Deutschen helfend unter die Arme greifen wollen? Wir werden uns selbst helfen müssen.

Also, dieser bisher aufgestellte bunte Strauß an Gründen reicht wohl als Erklärung, warum jede sich bietende Gelegenheit, jedes Podium genutzt werden muss, für Freiheit und Selbstbestimmung einzutreten. Ich hatte eben einfach keine andere Wahl, meine Antwort auf Lichtschlags Anfrage war alternativlos. Danke für die Hilfe bei der Formulierung, Frau Dr. Merkel.

Noch etwas zu meiner Person, hier gibt es manchmal Missverständnisse: Ich bin nicht der Reinhard Günzel, obwohl ich auch gedient habe, aber nur 18 Monate Grundwehrdienst, und selbst davon war mir jeder Tag einer zu viel. Ich bin Physiker von Beruf und ziehe mir jede Menge Bücher zur Österreichischen Schule, Staat und Gesellschaft rein, um mit dem so angeeigneten Wissen das Weltgeschehen und den Politikbetrieb mit Ungereimtheiten, Freiheitseinschränkungen und rationalen Konstruktivismus abzugleichen. Der rationale Konstruktivismus führt uns zu Mises, dem wir diese Bezeichnung verdanken. Mises entwickelte in seinen Werken das Bild von Wirtschaft und Gesellschaft als evolutionäres, sich selbst optimierendes System interagierender Elemente, die, ausgestattet mit spezifischem Wissen, eigene Ziele verfolgen und mit ihrem Wechsel- und Zusammenwirken auch systemstabilisierende Regeln entwickeln. Da das Wissen verteilt im System gespeichert ist, lässt es sich auch nicht durch eine zentrale Behörde für die Fortentwicklung nutzen, ebenso wie das Setzen neuer Regeln durch die zentrale Behörde, also die ausufernde Produktion ständig neuer Gesetze und Verordnungen, die Effektivität des Gesamtsystems herabsetzt. Wer es trotzdem versucht – Mises nennt diese Spezies „rationaler Konstruktivist“ –, wird mit seinem Anliegen scheitern, und so war es bisher immer und immer wieder in der Geschichte. In der Wirtschaft heißen die Antipoden Kapitalismus und Planwirtschaft, in der Gesellschaft bürgerlich demokratischer Parlamentarismus und Diktatur. Bis auf die Diktatur der Roten Khmer in Kambodscha existieren eigentlich nur Mischformen von Kapitalismus/Planwirtschaft und Parlamentarismus/Diktatur, wobei die Einschränkung von Freiheitsrechten mit dem Erfolg oder Misserfolg des jeweiligen Gesellschaftsmodells korreliert. Was Mises wahrscheinlich noch nicht ahnen konnte, ist jedoch die fortschreitende Transformation des rationalen Konstruktivismus ins Irrationale, sein endgültiger Verfall vor dem Umschlag in eine Diktatur, was sehr gut in den entwickelten Demokratien zu beobachten ist.

Es wird mir ein Vergnügen sein, mich an dieser Stelle regelmäßig mit diesen irrationalen Konstruktivisten auseinander zu setzen, sie in ihrer doch so bedrohlichen Lächerlichkeit bloßzustellen, denn ernsthaft auseinandersetzen kann man sich mit deren Verbohrtheit kaum.

Der Begriff des Konstruktivismus ist etwas sperrig. Roland Baader bezeichnete diese Intellektuellen als Gottspieler, eine sehr treffende Bezeichnung, denn ihr ureigenstes Ziel ist die Formung von Wirtschaft und Gesellschaft nach ihren eigenen Vorstellungen. Die neue Welt, bevölkert vom neuen Menschen, ein Unterfangen mit immer dem gleichen Ausgang, wobei es Unterschiede im Verlauf geben mag, je nachdem, ob es gleich mit Repressionen losgeht oder diese erst mit dem wirtschaftlichen Niedergang angewandt werden.

Vor solchen Gottspielern warnt bereits die Bibel in der Beschreibung des Turmbaus zu Babel. Bekanntlich fuhr zum Ende hin Gott unter die Bauleute und verwirrte ihre Sprache, woraufhin der Bau eingestellt werden musste und seine Baumeister sich in alle Winde zerstreuten und so ist es nicht verwunderlich, dass sie bis nach Deutschland gelangten, um es hier nochmals und nochmals zu versuchen. Aber ganz offensichtlich ist Gott doch nicht tot, denn augenscheinlich fuhr er wieder unter sie und verwirrte ihre Sprache erneut. Sie reden jetzt bekanntlich allesamt Genderwelsch, während das störrisch-unverständige Volk sich weiter auf althergebrachte Weise verständigt. Es wird jetzt noch ein Weilchen dauern, und sie werden sich hoffentlich wieder in alle Winde zerstreuen. Jedenfalls ist das mein frommer Wunsch und bis dahin werde ich mich weiter bemühen, ihre Spielchen um Geld, Einfluss und Macht aufzuzeigen und auch weiter für die Freiheit eintreten.


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