11. Januar 2023 07:00

Auf dem zivilisatorischen Abstieg Die große Vertrauenskrise

Warum das Versagen der Gesellschaft mich nicht verzagen lässt

von Oliver Gorus

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Zu Silvester postete der durch seine Aufrichtigkeit und seine korrekten Einschätzungen und Prognosen in der Corona-Maßnahmenkrise aufgefallene Arzt, Sozialmediziner und ehemalige Politiker Wolfgang Wodarg: „Die Impfstoffhersteller, Zulassungs- und Kontrollbehörden haben jedes Vertrauen verspielt. Mir oder meinen Liebsten würde ich derzeit keines ihrer Produkte mehr spritzen lassen.“

Mir geht es genauso. Das Vertrauen verspielt haben für mich außerdem die Politiker aller Parteien. Sie haben Ende März 2020 nach einer kurzen Phase des ungläubigen Zögerns völlig skrupellos die Gunst der Stunde genutzt, um mit dem „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ das Infektionsschutzgesetz so zu ändern, dass die Gewaltenteilung in Bezug auf die Covid-Maßnahmen aufgehoben wurde: Die Legislative gab der Exekutive pauschal die Macht zum Bruch von Grund- und Freiheitsrechten bei einem epidemischen Notstand und rief gleichzeitig diesen Notstand aus – ein lupenreines Ermächtigungsgesetz mit dem Zweck, Machtbeschränkungen der Regierung aufzuheben. Genau das, wovor uns mein Geschichtslehrer vor 35 Jahren immer gewarnt hatte. Die Regierung machte dann auch fleißig Gebrauch davon und schikanierte und drangsalierte die Bevölkerung über mehr als zwei Jahre hinweg auf beispiellose Weise.

Geisterwelt

Dabei gab es, wie wir heute wissen, eine solche Notlage gar nicht. Es war Anfang 2020 keine Übersterblichkeit messbar, die Grippesaison verlief sogar milder als üblich, es gab und gibt bis heute keine Notlage in den Krankenhäusern, die nicht aus politisch gewolltem Betten- und Personalabbau resultieren würde, es gab und gibt bis heute keine alarmierende Fallsterblichkeit.

Das Einzige, was es gab: Panik und Schockstarre durch die fabrizierten „Bilder aus Bergamo“. Und einen nicht validierten Test, der in Windeseile vom feinen Herrn Drosten hervorgezaubert wurde, ohne das spezifische Virus je zu isolieren, und von dem bis heute niemand weiß, was er überhaupt misst und nicht misst. Ein Test, der nach Aussagen von Epidemiologen niemals ohne klinische Befunde bei symptomlosen Fällen hätte massenhaft verwendet werden dürfen und dessen Ergebnisse keinerlei Aussage über eine Epidemie, geschweige denn eine Pandemie zulassen.

Gemessen an der viel zu geringen Fallsterblichkeit von SARS-CoV-2 und mit dem Maßstab der ursprünglichen Definition gab es 2020 nämlich überhaupt keine Pandemie.

Die Pharmaunternehmen, die Masken- und Testhersteller, die Labore und Ärzte machten das Geschäft ihres Lebens, und die Politiker sahen eine verführerische Chance zur Machtausweitung und zur Übergriffigkeit bis weit ins Privatleben – und schlugen zu. Nicht einmal die AfD oder die Linke stimmten gegen den fatalen Gesetzentwurf, der unsere Gesellschaft bis heute tief gespalten hat und mit den so genannten Corona-Maßnahmen nicht wiedergutzumachende psychische, wirtschaftliche, soziale und körperliche Schäden – in Einzelfällen bis hin zum Tod – nach sich zog.

Die Selbstaufgabe der Gewalten

Das Vertrauen restlos verspielt haben bei mir auch die öffentlich-rechtlichen Medien und die großen Redaktionen des medialen Mainstreams. Natürlich. Sie haben in den letzten Jahren zu keinem Zeitpunkt die gesellschaftlich eigentlich unverzichtbare Rolle der vierten Gewalt ausgeübt. Sondern sie haben sich zum Propagandainstrument der Regierung gemacht und zur Gouvernante der Bevölkerung aufgespielt.

In der Corona-Maßnahmenkrise ist das besonders deutlich geworden: In den ersten Wochen des Jahres 2020, als die Politiker noch auf ihrer langen Leitung saßen und noch nicht auf Panikmodus geschaltet hatten, wurden alle, die vor dem neuen Coronavirus aus China warnten, von den Mainstream-Medien als Idioten und Verschwörungstheoretiker hingestellt. Als dann die Regierung im März umschwenkte, machten die Redaktionen prompt synchron eine Halse und nun waren plötzlich all jene Idioten und Verschwörungstheoretiker, die darauf hinwiesen, dass Covid-19 Gott sei Dank nicht schlimmer sei als eine Grippewelle. Die Medien liefen hinter der Regierung her wie Welpen dem Herrchen.

Mit dem Gefälligkeitsurteil des den Häuptling der Judikative spielenden und zur Abstimmung mit seiner Kanzlerin speisenden CDU-Parteifürsten Harbarth war auch die Vertrauenswürdigkeit des Bundesverfassungsgerichts verspielt. Klar ist heute: Das oberste Gericht ist von den Parteien unterwandert und würde niemals das Volk vor Übergriffen der Politiker schützen. Es hielt es nicht einmal für nötig, sich bei der Prüfung der Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen zu beeilen und aktuelle wissenschaftliche Studien zu sichten. Die Twitternutzer diskutierten das auf höherem Niveau als die Nieten in roten Roben.

Auf dem falschen Dampfer

Ach ja, Twitter: Wir wissen heute dank der vom neuen Eigentümer Elon Musk freigegebenen Twitter-Files, dass die Mitarbeiter in den sozialen Medien mit den linksautoritären Regierungen und Regierungsbehörden Doppelpass gespielt und gezielt regierungs- und maßnahmenkritische Stimmen unterdrückt und gesperrt haben. Auch Big Tech hat mein Vertrauen verspielt.

Das politische System hatte in der wichtigsten Bewährungsprobe seit seiner Gründung 1949 versagt, die Universitäten unterdrückten oder entließen kritische Wissenschaftler, die Intellektuellen verwechselten Ethik mit vorauseilendem Gehorsam, Kunst und Kultur hetzten gegen Ungeimpfte, was das Zeug hielt, der Spitzensport konzentrierte sich auf regierungstreue Tugendsignalisierung statt auf Leistung, die Wirtschaft versuchte es mal wieder mit Opportunismus, die Kirche vergaß völlig, was Jesus gemacht hätte und war bei der Suche nach ethisch-aufrechtem Verhalten so hilfreich wie ein drittes Geschlecht, ein auf der Straße klebendes Klimasektenkind oder eine verwirrte Omi an der Spitze der Bundeswehr.

Alles in allem: Diese ganze deutsche Gesellschaft in der heutigen Verfassung hat in seinen wesentlichen Strukturen mein Vertrauen schlicht komplett versaubeutelt.

Neue Klarheit

Die Fragen, die sich da aufdrängen: Wie kann ich dann hier weiter leben? Wenn ich mich in der Gesellschaft nicht geborgen und aufgehoben fühle – bin ich dann nicht komplett verloren? Wenn ich allen und jedem misstraue, werde ich dann nicht krank im Kopf?

Mein für mich selbst durchaus überraschende Fazit ist: Ganz im Gegenteil!

In keiner Zeit meines Lebens habe ich so viele interessante, integre und vertrauenswürdige Menschen kennengelernt wie in den letzten Jahren. Der konstruktive Widerstand gegen das bürgerfeindliche System und gegen das daraus entspringende freiheitsfeindliche kollektivistische Regime ist eine Art Charaktertest, der es einfacher macht, herauszufinden, auf wen man sich im Ernstfall verlassen könnte und wer einen ohne mit der Wimper zu zucken verraten und verkaufen würde, nur um der Obrigkeit zu gefallen.

Zu erkennen, wer eine auf Prinzipien fußende, ethisch begründete und konsistente Weltsicht hat und wer nur moralisierender Opportunist und Mitläufer ist, liefert eben auch eine Form von Sicherheit.

Die tiefe gesellschaftliche Krise der letzten Jahre hat es für viele Menschen, die ich kenne oder kennengelernt habe, notwendig gemacht, tiefer darüber nachzudenken, wo sie stehen, für was sie stehen, wozu sie bereit sind, was wirklich wichtig ist und was die Konsequenzen ihres Handelns oder Unterlassens sind. Aus dieser Klarheit kann eben auch neue Lebensqualität entspringen.

Für mich persönlich hat die Auseinandersetzung mit der zerfallenden Gesellschaft ganz deutlich zum Vorschein gebracht, welche Prinzipien mein individuelles Leben und meinen eigenen Entwurf von Gesellschaft und Zusammenleben begründen: Freiwilligkeit, Selbsteigentum, Familie, wehrhafte Friedfertigkeit, Leistungsbereitschaft, Unternehmertum, Markt und Wettbewerb, Subsidiariät, Dezentralität, Freude an und Ehrfurcht vor der Natur, individuelle Freiheit.

Und genauso klar hat sich herauskristallisiert, wer und was meine Feindschaft verdient. Auch dafür bin ich dankbar.

So paradox es klingen mag: Seitdem ich den gesellschaftlichen Niedergang so deutlich sehen, hören und spüren kann, empfinde ich wieder Zuversicht – denn dieses Millionen von verlorenen Seelen zählende Gesindel von woken, hetzenden, wahnsinnigen, hysterischen, obrigkeitshörigen, neidischen, arbeitsscheuen, denunzierenden, moralisierenden, narzisstischen, männer- und frauenfeindlichen, hasserfüllten, scheinheiligen Neomarxisten werden genau das bekommen, was sie anbeten und herbeiführen: den Untergang. Und dann ist viel Raum für den nächsten Versuch, eine menschengerechte Zivilisation zu errichten.


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