31. Mai 2023

Migration nach Deutschland Warum es mit der „qualifizierten Zuwanderung“ vorerst nichts wird

Welcher intelligente, gut ausgebildete Mensch lässt sich gerne in einem geistigen Elendsviertel nieder?

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: Kostyantyn Skuridin / Shutterstock Zuwanderung: Nur wenige hochqualifizierte Fachkräfte zieht es nach Deutschland

Das war jetzt wieder nicht sehr nett von mir, mein Heimatland einfach als geistiges Elendsviertel zu bezeichnen. Aber so leid’s mir nicht tut: Die Politik sollte sich das Gerede über angeblich gewünschte „qualifizierte“ oder sogar „hochqualifizierte“ Zuwanderung einfach mal sparen.

Weil sie völlig falsche „Anreize“ setzt, wie man so schön sagt. Dazu ein kleines Gedankenspiel. Ich versuche jetzt einfach mal, mich in die Lage eines solchen Menschen zu versetzen, der irgendwo im Ausland sitzt und sich fragt, in welches Land er denn ziehen könnte. Aus welchen Gründen auch immer: Vielleicht, weil in seinem eigenen Land volatile politische Verhältnisse herrschen. Vielleicht will er gar einer Diktatur entkommen. Vielleicht gab oder gibt es dort Krieg, vielleicht schätzt er seine wirtschaftlichen Chancen dort eher gering ein. Wie gesagt: Die Rede ist von einem qualifizierten oder hochqualifizierten, intelligenten bis hochintelligenten, leistungswilligen, gebildeten Menschen.

Er setzt sich also auf seine vier Buchstaben und recherchiert, was europäische Länder betrifft. Dabei stellt er zum Beispiel fest, dass Deutschland ein sogenanntes Höchststeuerland ist, also unter allen europäischen Ländern dasjenige mit der höchsten Steuerlast für Unternehmen ist.

Das „Manager-Magazin“, 26. Februar 2023, „Deutschland ist inzwischen Hochsteuerland für Unternehmen: Firmen in Deutschland mussten 2022 im Schnitt knapp 29 Prozent Unternehmenssteuern zahlen. Nur in Spanien ist die Belastung innerhalb Europas noch höher. Die letzte Steuerreform liegt lange zurück.“

Oder der „Focus“ vom selben Datum („Rekord-Steuer! Im EU-Schnitt zahlen deutsche Unternehmen am meisten“): „Deutschland gilt mittlerweile als Höchststeuerland für Unternehmen. In keiner anderen großen europäischen Volkswirtschaft ist die Steuerbelastung für Unternehmen so groß wie in Deutschland. Sie liegt mittlerweile zehn Prozent höher als im europäischen Durchschnitt.“

Der „Business Insider“, 30. April 2021, „OECD-Studie zur Steuerlast: Deutschland ist Hochsteuerland – vor allem für Singles“: „Die 37 wirtschaftsstärksten Staaten der Welt bilden die OECD. Diese untersucht seit zwei Jahrzehnten die Steuerlast unter ihren Mitgliedern. Berechnet man die Steuerlast nur anhand von Einkommenssteuer und Sozialabgaben, dann liegt sie nirgends höher als in Deutschland.“

Das Portal „bdae.com“, „In diesen Ländern sind Steuern und Abgaben am höchsten“: „Auch Deutschland zählt zu den Hochsteuerländern – hierzulande liegt der Einkommensteuersatz in der Spitze bei 45 Prozent und steht damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von 37,77 Prozent.“

Das soll erstmal genügen. Der (Hoch-) Qualifizierte überlegt sich also: „Nehmt’s mir nicht übel, aber darauf habe ich keine Lust. Ich muss also damit rechnen – zum Beispiel für den Fall, dass ich ein Unternehmen gründen will –, dass ich einen atemberaubenden Teil meiner hart erwirtschafteten Einkünfte gleich wieder abtreten muss. Und wofür? Doch dazu komme ich noch. Ich schaue mir eure Bürokratie an und stelle Folgendes fest: Wenn der Leviathan etwas von mir will, ist alles ziemlich einfach und unkompliziert. Wenn ich hingegen etwas vom Leviathan will, muss ich erst mal 70 Semester Jura studieren, drei Dutzend Dolmetscher bezahlen und dann noch einen Ägyptologen hinzuziehen, um die Formulare auch nur annähernd verstehen zu können. Und glaubt mir, ich bin echt nicht doof. Ich bin ein (Hoch-) Qualifizierter, schon vergessen? Ich darf mich dann regelmäßig durch einen Papierwust kämpfen, sodass ich kaum noch zum Arbeiten komme. Dafür brauche ich einen Steuerberater. Und das kostet wieder.

Ich als jemand, der was in der Rübe hat, werde natürlich auch versuchen, für’s Alter vorzusorgen. Da ich aber steuerlich sehr hoch belastet werde und da die weltwirtschaftliche Situation insgesamt derzeit doch etwas wackelig wirkt, und das nicht nur in Deutschland, kann ich mir nicht sicher sein, ob mir das gelingen wird. Zwischenfrage: Warum sollte ich mich dann bei euch niederlassen?

Obendrein wird von mir verlangt, meine Kinder – mein eigenes Fleisch und Blut – auf eine eure hocheffizienten Schulen zu schicken. Dort bekommen sie, verzeiht mir die Polemik, im Sozialblabla-Unterricht beigebracht, warum die Zukunft in Gendersternchen liegt. Oder wie man seinen Namen mit dem non-pentären Teufel im dekarbonisierten Mondlicht tanzt. You gotta be kidding. Ergo werde ich mich darum bemühen, sie lieber auf eine halbwegs anständige Privatschule zu schicken, wo sie was Nützliches, Sinnvolles lernen, etwas, womit sie später produktiv werden können.

Und das kostet natürlich auch wieder.

Na, wie sieht es denn in den Gesundheitssystemen aus? Nach allem, was ich bisher dazu recherchiert habe, ist in diesem Sektor – sollte die Politik so weitermachen wie bisher – auch einiges an Kahlschlag zu befürchten. Manche Stimmen sprechen sogar schon von einem möglichen Kollaps des öffentlichen Gesundheitssystems. Vielleicht ist das übertrieben, einfach nur ein Quentchen zu viel Alarmismus. Vielleicht wird es gar nicht so schlimm kommen. Schön und gut, aber das momentan verfügbare Datenmaterial spricht insgesamt leider nicht dafür, dass sich die ganzen Abgaben, Belastungen und so weiter in naher Zukunft stark reduzieren werden.

Eher im Gegenteil, leider: Stattdessen darf ich regelmäßig lesen und bekomme zu hören, dass ich sogar noch mehr werde zahlen dürfen – angeblich, um ‚das Weltklima zu retten‘. Nun bin ich aber eben nicht ganz doof, sondern (Hoch-) Qualifizierter und weiß deshalb natürlich, dass diese ganze elende technokratische Enteignungspolitik eben nicht der Rettung von was auch immer dient, sondern dazu, dem Leviathan noch mehr Macht über die Leben ‚seiner‘ Bürgen zu geben – bis ins Private hinein. Was wollt ihr mir bitte erzählen? Gestattet mir, auch dazu ein Beispiel zu geben. Damit ihr besser versteht, was ich meine.

‚Die Welt‘, 27. April 2023, ‚Die größte Elektroflotte der Welt ist gelb‘: ‚Kein anderes Unternehmen in der Branche weltweit setzt so viele E-Nutzfahrzeuge ein wie Deutsche Post und DHL – plus Zehntausende E-Bikes und E-Trikes. Das hat schon jetzt messbare Klima-Effekte.‘

Dürfte ich fragen, warum ihr mich als qualifizierten potenziellen Zuwanderer beleidigt? Tut ihr nämlich. Ihr beleidigt meinen Bildungsstand und meine Intelligenz. Ist nicht sehr nett. Ihr wollt mir erzählen, dass die Umstellung zweier deutscher Firmen auf ein paar Elektrofahrzeuge ‚schon jetzt messbare Klima-Effekte‘ hätte. Obwohl das natürlich schon deshalb unfassbarer Quatsch ist, weil man dazu erst mal ausreichende Daten haben müsste über den Einfluss des deutschen Automobilverkehrs auf das ‚Klima‘. Ein ziemlich komplexes System, das sich nicht einfach hoppladihopp in einem Computermodell zuverlässig berechnen lässt dahingehend, man bräuchte den Rechner nur mit ein paar im weltweiten Vergleich ohnehin vernachlässigbaren deutschen Automobilverkehrsemissionen weniger zu füttern und zack, schon könne man messen, dass es circa 0.001246 Grad kühler wurde. Euch ist aber schon klar, dass man ein System wie das ‚Weltklima‘ nicht in dieser Weise kalkulieren kann? Natürlich ist es das. Wir wissen doch beide, worauf ihr wirklich aus seid.

Mal ganz zu schweigen davon – wenn ich es noch mal wiederholen dürfte –, dass ich kein Vollidiot bin, sondern selbständig lesen, denken und recherchieren kann und deshalb längst weiß, welche hochgradig totalitäre technokratische Politik sich wirklich dahinter verbirgt. Und dass man die Menschen nicht zur ‚Rettung des Klimas‘ so hart in die Mangel nehmen will, sondern weil ein paar komplett größenwahnsinnig gewordene selbsternannte Weltherrscher, die vor lauter Hybris mittlerweile so schwer gehbehindert sind, dass man sie demnächst wohl im Rollstuhl zu ihren jährlichen COP-Gipfeln oder nach Davos rollen muss, offenbar von einer stramm oligarchisch geführten Realversion der ‚Hunger Games‘ träumen. Wenn ich das aber anspreche, wenn ich diese Tatsache erwähne, werde ich obendrein beschimpft: Dann rede ich ‚wirres Zeug‘, bin ein Verschwörungsfuzzi und wahrscheinlich auch noch ‚Staatsdelegitimierer‘. Zumindest einem Verfassungsschutzbericht vom letzten Jahr zufolge. Dann bin ich wegen meiner Qualifikation plötzlich wohl nicht mehr erwünscht, sondern ‚Extremist‘.

Ach ja, hätte ich fast vergessen: Ein guter Teil meiner steigenden Steuern wird dann unter anderem dazu verwendet, ständig Geld ins Ausland zu überweisen, an Detlef und Dörte und Krethi und Plethi, wer immer danach fragt, ganz egal – Hauptsache, deutsche Rentner, die ihr Leben lang ins Rentensystem eingezahlt haben, müssen Angst vor der Zukunft haben. Noch mal 30 Milliarden für einen hochkorrupten Heini an der Spitze der ukrainischen Regierung. Und noch mal 20. Und noch mal 40. Oder von mir aus als ‚Entwicklungshilfe‘ an irgendeinen Bananendiktator eines afrikanischen Landes, der sich damit die Taschen vollstopft, während bei den eigentlichen Bedürftigen davon kaum noch was ankommt. So wie damals bei Idi Amin. Haltet ihr mich für doof? Glaubt ihr, ich wüsste das alles nicht? Glaubt ihr, ich hätte nicht mitbekommen, wie ihr regelmäßig das übelste kriminelle Gesindel hofiert habt, während ihr gleichzeitig von ‚Menschenrechten‘ gesprochen habt und die Welt ‚demokratisieren‘ wolltet?

Wenn ich abschließend also noch mal fragen dürfte: Warum sollte ich in ein solches Land ziehen? Was das Wohlstandsniveau betrifft – ja, okay, da steht Deutschland im Vergleich immer noch sehr gut da. Noch, wohlgemerkt. Noch. Und da liegt mein Problem. Denn wenn ihr so weitermacht, kann das demnächst auch recht schnell vorbei sein. Und das will ich weder mir noch meiner Familie antun.

Ihr redet ständig von ‚Freiheit‘, bezeichnet euch als ‚Demokratie‘ und ‚offen‘ für alles. Ich hingegen glaube, dass ihr was ganz anderes offen habt. Wollt eure Bürgen per gesetz-tem Unrecht zwingen, ihre Häuser zu Kosten zu ‚sanieren‘ oder ‚klimafreundlich‘ umzubauen, die sich die meisten eh nicht leisten können. Dann baut ihr euch als ‚Retter‘ auf und macht Versprechen, die ihr gar nicht halten könnt, was ihr selber auch genau wisst: Dann wollt ihr ihnen mit ‚Fördergeldern‘ vorgeblich ‚helfen‘. Statt sich einfach mal ehrlich zu machen, die Zähne auseinander zu kriegen und es offen auszusprechen: Wir wollen euch an den Tropf des Leviathans hängen. Wir wollen, dass so viele von euch wie möglich von uns, euren Herrschern, abhängig werden. Wir wollen ein Abhängigkeitsverhältnis schaffen, das es uns noch viel mehr als bisher ermöglicht, euch unsere Bedingungen zu diktieren.

Und dann wollt ihr auch noch ‚qualifizierte Zuwanderung‘. Is’ klar. Klipp und klar: Kein Mensch, der wirklich was draufhat – ich meine, so richtig was drauf –, würde im Augenblick zu euch ziehen. Macht ja nix. Stattdessen könnt ihr ja weiterhin ganz Kalkutta aufnehmen, damit ihr irgendwann, wie Peter Scholl-Latour einmal ganz richtig sagte, selber zu Kalkutta werdet.“

Bis nächste Woche.


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