19. Juni 2023 20:00

Evolutionspsychologie Persönlichkeitsmerkmale politischer Ideologien (Teil 1)

Unvereinbar und dennoch zwangsstaatlich „vereint“

von Philipp A. Mende (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Werden niemals zusammenfinden: r- und K-Strategen

Ein dopaminerger Geist?

Wenn etwas als „dopaminerg“ bezeichnet wird, bedeutet dies, dass es mit der Produktion, Freisetzung, dem Transport oder der Wirkung von Dopamin zusammenhängt. Beispielsweise können dopaminerge Neuronen spezifische Neuronen im Gehirn sein, die Dopamin produzieren und freisetzen. Eine dopaminerge Wirkung kann auf die Aktivierung oder Modulation der dopaminergen Rezeptoren hinweisen, die an der Übertragung von Dopamin im Gehirn beteiligt sind. (Störungen des dopaminergen Systems können zu verschiedenen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen führen.)

In Anlehnung an meine Kolumnen über die Studien zur menschlichen Psyche, die sich mit der r/K-Selektionstheorie decken (siehe Link unten) und bevor wir zum Kern dieser neuen Kolumnen-Serie kommen, sei angemerkt, dass es natürlich auch Theorien gibt, welche beschreiben, wie es dazu kam, dass der moderne Mensch plötzlich konkurrierende Arten überholte. Eine interessante stammt von dem kognitiven Neurowissenschaftler Doktor Fred H. Previc, die er in seinem Werk „The Dopaminergic Mind in Human Evolution and History“ (2009) aufgestellt hatte. Sie besagt, dass unsere Vorfahren aufgrund von Veränderungen in der Ernährung, die vor etwa zwei Millionen Jahren eintraten – wie zum Beispiel der erhöhte Fleischkonsum – einen erhöhten Dopaminspiegel aufwiesen. Dies führte zu einer Vielzahl von fortgeschrittenen kognitiven Eigenschaften, die dem modernen Menschen gemeinsam sind, einschließlich eines – Achtung! – erhöhten Wettbewerbsniveaus. Diese durch Dopamin vermittelte Veränderung in der Psychologie ist es, die laut Previc den Verlauf der menschlichen Evolution verändert hat.

Previc führt ein Übermaß an Dopaminaktivität, das heute bei Individuen auftreten kann, als Kennzeichen gesellschaftlicher Probleme an, da dies zu erhöhter Wettbewerbsfähigkeit, Zielorientierung, Eroberung und Aggression innerhalb solcher Gesellschaften führe. Die Beweise für diese Theorie sind „umstritten“ und auch ich bin diesbezüglich eher skeptisch. Es ist jedoch anzumerken, dass allelische Variationen in Genen für Dopaminrezeptoren, die die Signaltransduktion (also den Prozess der Übertragung eines Signals von einem Molekül oder einer Zelle auf eine andere) verändern, sowie genvermittelte Unterschiede in der Aktivität von „Second-Messenger-Systemen“ (das sind Vermittler zwischen dem extrazellulären Signal und der intrazellulären Antwort) zu Veränderungen in dem führen könnten, was als dopaminerge Aktivität ausgelegt werden könnte, ohne dass sich die tatsächlichen Dopaminkonzentrationen ändern. Auch hier sehen wir Dopamin, Wettbewerbsfähigkeit, Aggression und die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft miteinander verbunden.

Linke und rechte Persönlichkeitsmerkmale

Professor Doktor John T. Jost von der New York University hat umfangreiche Forschungen zu den Persönlichkeitsmerkmalen von Linken und Konservativen durchgeführt. Seine Arbeit hat gezeigt, dass Konservative dazu neigen, weniger tolerant gegenüber anderen Gruppen zu sein und eher nach Stabilität, Ordnung, Vertrautheit, Konformität und Entschlossenheit streben. Hier muss berücksichtigt werden, dass „Konformität“ hier stark an „konservative“ beziehungsweise traditionelle Werte und Institutionen gekoppelt sind, beispielsweise paargebundene, starke Familien, Wettbewerb mit denselben Regeln für alle, und andere sich in der Vergangenheit etabliert habende Normen und Regeln (also nicht der Irrsinn, der uns seit nunmehr knapp zwei Dekaden als „normal“ verkauft wird). Diese sollen sodann darauf abzielen, eine soziale Ordnung und Stabilität aufrechtzuerhalten.

Josts Arbeit zeigte darüber hinaus, dass Konservative eher dazu neigen, durch angstauslösende und bedrohliche Reize insofern motiviert zu werden, sich an Regeln zu halten beziehungsweise die Durchsetzung von Regeln angesichts einer Bedrohungslage konsequent durchzusetzen. (Erst) Vor diesem Hintergrund macht die tendenziell größere Affinität politisch Rechter zu (natürlich gewachsenen) autoritären Strukturen und Hierarchien Sinn. Außerdem sind sie loyaler gegenüber ihrer sogenannten In-Group, was im weiteren Sinne beispielsweise die Existenz von Begebenheiten wie Patriotismus erklärt. Es handelt sich allesamt um Eigenschaften, die man erwarten würde, wenn Konservative sich an Gruppenwettbewerben wie Kriegen beteiligen und den Erfolg ihrer Gruppe anstreben würden, während sie sich gleichzeitig an individuellen, regelgeleiteten Wettbewerben mit überwiegend Gleichaltrigen der eigenen Gruppe beteiligen, um nach Fitness zu selektieren und diese mit Reproduktionsmöglichkeiten zu belohnen. Zu den Merkmalen, die man von einer Ideologie mit erhöhter Amygdala-Funktion erwarten würde, gehört, dass sie durch angstauslösende und bedrohliche Reize motiviert wird, sich eher an Regeln hält und loyaler gegenüber der eigenen Gruppe ist. Die Realität bestätigt dies.

In Josts Untersuchung neigten Linke hingegen dazu, weniger durch furchteinflößende oder bedrohliche Reize motiviert zu sein und sich weniger an Regeln zu halten, siehe beispielsweise die nach wie vor anhaltende, illegale, das heißt nicht an „geltendes Recht“ gekoppelte Massenmigration überwiegend kultur- und IQ-inkompatibler Männer und deren nachweislich verheerenden Folgen für die Ökonomie und innere Sicherheit entsprechender Länder. Linke zeigten laut Untersuchung mehr Toleranz für Wertebeliebigkeit und mehr Toleranz gegenüber Fremdgruppen. Auch dies sind alles Eigenschaften, die man von einer Person erwarten würde, deren Amygdala weniger zu ihrer kognitiven Verarbeitung und ihrem Urteilsvermögen beiträgt. Die (sich als links bezeichneten) Testpersonen suchten auch Bedingungen mit weniger Stabilität, weniger Ordnung, weniger vertrauten Umständen, weniger Konformität (wenn es um Traditionelles geht) und zeigten nicht zuletzt weniger Loyalität gegenüber ihrer (eigentlichen) eigenen Gruppe. All das, so würde ich behaupten, entspricht im Großen und Ganzen der Realität.

Es handelt sich um Eigenschaften, die dazu führen, dass ein Individuum weniger geneigt ist, Wettbewerbsherausforderungen wie zum Beispiel in Form von Bedrohungen wahrzunehmen und darauf zu reagieren, sowohl individuell als auch auf Gruppenebene. Auf Gruppenebene würden sie weniger dazu neigen, Bedrohungen zu erkennen und durchaus auch gewaltsam darauf zu reagieren. Sie wären stattdessen toleranter gegenüber Veränderungen in den herrschenden Verhältnissen wie zum Beispiel der plötzlichen Übernahme der Regierungsgewalt durch eine Eroberungsmacht von „Außenstehenden“, und sie wären eher in der Lage, mit den Regeln und Sitten der Kriegsführung zu brechen, um mit der tatsächlichen oder angeblichen Notlage eines Feindes zu sympathisieren, welcher wiederum einen Wechsel in der Führung eines Landes herbeiführt.

Weiter geht es nächste Woche.

Studien zur menschlichen Psyche, die sich mit der r/K-Selektionstheorie decken (Teil 1)

Studien zur menschlichen Psyche, die sich mit der r/K-Selektionstheorie decken (Teil 2)

Philipp A. Mende: Widerstand. Warum zwischen linker und rechter Politik eine Schlacht der Gene wütet.


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