04. August 2023 13:00

Videosprechstunde Jens Lehrich talkt fair über Demokratisches

Zwei eigentümlich freie Autoren durften mitreden

von Carlos A. Gebauer

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Bildquelle: ColorMaker / Shutterstock Athen als Wiege der Demokratie: Ist sie heute ein Auslaufmodell oder gibt es noch Hoffnung, sie irgendwie zu retten?

Eheleute, die sich auseinandergelebt haben, werden geschieden. Was mit Hoffnungen und optimistischen Perspektiven begann, was eingangs von Dauer zu sein schien und gute Zeiten bescherte, das schlug irgendwann um in Missempfindungen, Unwohlsein, Konflikte, Streit und Zank. Die Trennung wurde unausweichlich. Beide Teile gehen dann ihrer Wege. Was bleibt, ist eine Erinnerung.

Was für Ehen gilt, hat viele Parallelen. Freundschaften zerbrechen nach Jahren und Jahrzehnten, Gesellschafter entzweien sich und liquidieren ihre Gemeinsamkeiten. Wo lange Kooperation war, da schließt sich an eine Phase der Auseinandersetzung eine Neuorientierung an. Der Übergang zu Neuem ist oft schmerzhaft. Nicht immer sind alle Beteiligten, die fortan verschiedene Wege gehen, mit der Trennung einverstanden. Eher wahrscheinlich ist, dass Wunden bleiben, als dass sie vermeidbar sind.

Was aus derart überschaubaren Lebenskontexten jedermann kennt, findet seine Entsprechung allerdings auch in übergreifenden gesellschaftlichen Konstellationen. Die Geschichtsbücher sind voll von Beispielen für Regierungswechsel, Grenzverschiebungen, Sezessionen, Umbrüchen, Zeitenwenden und auch Staatsversagen. Anders als im kleinen persönlichen Umfeld haben derartige Umwälzungen aber weitergreifende Konsequenzen. Die Anforderungen an Neuorientierung sind allerorten weitaus komplizierter und herausfordernder.

Hat eine Gesellschaft für sich einmal eine Organisationsform gefunden, in der es sich über Jahrzehnte gut und friedlich, wertschätzend und wohlhabend, respektvoll und gedeihlich leben ließ, dann kann nicht richtig sein, das ganze Konstrukt infrage zu stellen, wenn nur an einzelnen Stellen Probleme entstehen. Selbst tiefgreifende gesellschaftliche Konflikte können nicht ernsthaft zu dem Schluss führen, das gesamte Lebensmodell müsse zerschlagen und vollends neu erfunden werden. Denn – auch das lehren die Geschichtsbücher mit ihren mannigfaltigen Anwendungsbeispielen – die Organisation einer guten staatlichen Gemeinschaft gelingt weitaus seltener als die Organisation einer nicht wünschenswerten.

Angesichts der unübersehbaren und unüberhörbaren Spaltungen, die die deutsche und europäische Gesellschaft aktuell erfasst haben, tut es not, eine nüchterne Bestandsaufnahme zu machen. Die Schwierigkeiten müssen mit Bedacht analysiert und realistische Lösungsszenarien zur Abwägung für Weiteres beschrieben werden. Das setzt offene Debatten voraus, um in einem bestenfalls herrschaftsfreien und wechselseitig offenen, wertschätzenden Gespräch Perspektiven zu erschließen. Der Streit und auch die Kooperation zur Beschreibung der besseren Ideen sollte jedenfalls nicht nur jenen überlassen werden, an deren Kompetenz zu zweifeln Anlass besteht.

Jens Lehrich hat im Juli 2023 vier Diskutanten zu sich eingeladen, um über die Zukunft der Demokratie zu sprechen. Neben Ulrike Guérot, Stefan Blankertz und Christian Stolle durfte auch ich etwas sagen. Das Video ist nun on the line.

Fair Talk: Sackgasse Demokratie


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