14. August 2023 23:00

Evolutionspsychologie Die „Gegenkultur-Bewegung“ der 1960er Jahre (Teil 2)

…und wie sie auf Basis der r/K-Selektionstheorie verstanden werden kann

von Philipp A. Mende (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Make love (with the enemy), not war: Eine r-strategische Parole

In der letzten Kolumne schloss ich damit, Parallelen zwischen der „Gegenkultur-Bewegung“ der 1960er und typischen Merkmalen einer antikompetitiven, r-selektierten Psychologie zu benennen, denn mitnichten forderte sie zufällig, aus Langeweile oder einem „weiterentwickelten Gerechtigkeitsverständnis“ traditionelle Vorstellungen von Geschlechterrollen, Autorität und Konformität vehement heraus. Ebenso setzte sie sich nicht zufällig leidenschaftlich für „soziale Gerechtigkeit“, „Bürgerrechte“ und (vermeintlichen) Frieden ein. Die „Ideale“ dieser Bewegung beeinflussten, wie wir bereits hörten, die öffentliche Meinung und trugen dazu bei, bedeutende politische Veränderungen herbeizuführen.

Ich muss gestehen, dass ich mir mittlerweile hin und wieder einen kleinen Spaß gönne und – wenn sich die Situation anbietet – Herrschaften, die dieser Bewegung zugeordnet werden können und unbedingt politisieren wollen, Fragen stelle, deren Antworten ich in der Regel bereits im Voraus kenne. Probieren Sie es. Sie können die Fragen dabei natürlich hübsch verpacken, aber im Kern geht es vor allem um diese:

· „Finden Sie, dass die Marktwirtschaft so frei wie möglich sein sollte?“
· „Sollte an Schulen und Universitäten mehr Wert auf Konkurrenzdenken gelegt werden?“
· „Ist Sexualkunde-Unterricht an Schulen wichtig?“ (Also sexuelle Früh-„Erziehung“)
· „Ist es normal/gut/wünschenswert, wenn Kinder sexuelle Erfahrungen mit einem Partner oder einer Partnerin sammeln?“
· „Was halten Sie vom deutschen Patriotismus?“

Zurück zu den Ursprüngen. Die „Gegenkultur-Bewegung“ begann, wie gesagt, in den frühen 1960er Jahren, rund 20 Jahre nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, und endete etwa 20 Jahre nach dem Höhepunkt der Geburtenrate des „Babybooms“ der Nachkriegszeit, als die Reproduktion der zurückkehrenden US-Soldaten ihren Höhepunkt erreichte. Die USA erlebten also drei gesellschaftspolitische Perioden, bestehend aus normativem K-Typ-Sozialverhalten unter der Jugend vor den 60er Jahren, einer Periode mit heftigem r-Typ-Verhalten während der 60er Jahre und einer letzten Periode der Rückkehr zu normativen K-Typ-Werten und -Sitten, die Ende der 60er Jahre begann. In Anbetracht der Tatsache, dass jede dieser Perioden etwa zwanzig Jahre nach Friedenszeiten, in denen die Reproduktion des K-Typs normal war, und nach Kriegszeiten, die die Reproduktionsaktivität des K-Typs verringerten, stattfand, ist es meines Erachtens nur noch schwer zu leugnen, dass die Revolution der „Gegenkultur“ eine direkte Folge der Abwanderung von Patrioten des K-Typs war, die zu fremden Ufern aufbrachen, um ihre Nation (also „erweiterte Sippe“) zu verteidigen, und dadurch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus dem „Paarungspool“ entfernt wurden.

Professor Doktor Jost ist der Auffassung, dass eine der Unterscheidungen zwischen politischen Ideologien mit „Loyalität versus Rebellion“ beschrieben werden kann. Das „Gegenkultur“-Modell der Wettbewerbsfeindlichkeit zeichnet das Bild einer Psychologie, die dazu neigt, positive Beziehungen zu einer feindlichen Macht zu pflegen, während sie von angeborenen Wahrnehmungen und Trieben angeheizt wird, die darauf abzielen, der eigenen einheimischen Bevölkerung – also der (eigentlichen) eigenen, „erweiterten Sippe“ – eine Niederlage zuzufügen. Ergänzt werden diese Triebe durch den Wunsch, der Bevölkerung eine strikt wettbewerbsfeindliche Wirtschafts- und Sozialstruktur aufzuerlegen, in der sogar die Partnerwahl der Frauen wettbewerbsunfähig gemacht werden sollte. (Genaueres dazu im Buch „Widerstand“, siehe Link unten). Ich vertrete hierbei insofern eine evolutionspsychologische Auffassung, dass all diese Triebe Beispiele dafür sind, wie der „Wettbewerbsgegner“ versucht, die Rebellion gegen „seinesgleichen“ als darwinistische Strategie einzusetzen.

In der Antike wurden Kriege in unmittelbarer geografischer Nähe geführt. Die eigene Gesellschaft zu besiegen und gleichzeitig die Gunst des erobernden Feindes zu erlangen, wäre eine sehr effektive darwinistische Strategie für ein „weniger fähiges“ r-Exemplar aus den Reihen der eroberten Bevölkerung gewesen, da es versuchte, „fähigere“ (zum Beispiel talentiertere, hart arbeitende et cetera) einheimische K-Konkurrenten innerhalb der eigenen Bevölkerung zu besiegen. Wenn der Feind beschließt, die eigene Gesellschaft zu verwüsten, könnte er einen solchen kooperativen r-Typ-„Wettbewerber“ verschonen, während er dessen darwinistischen Erzfeind, den einheimischen K-Typ-Wettbewerber, eliminiert. Und wenn es eine Besatzung gäbe, könnte ein solcher „Wettbewerbsgegner“ von der feindlichen Führung in eine Autoritätsposition befördert werden, um meinetwegen einige Aspekte der neuen Domäne des Besatzers zu beaufsichtigen, quasi als Gegenleistung für sein „vernünftiges“ Verständnis für die Position des Feindes.

Mir scheint die These schlüssig, dass es sich bei einem r-strategischen „Wettbewerbsgegner“ wahrscheinlich um eine Person handelt, die in der Kindheit vermehrt Hinweise erhalten oder verinnerlicht hat, dass sie sich als Erwachsener als nicht wettbewerbsfähig gegenüber Gleichaltrigen erweisen wird, die im Wettbewerb zueinanderstehen. Wenn ein „Wettbewerbsgegner“ ein solches Individuum wäre, dann wäre es im Grunde eine erstaunlich brillante darwinistische Strategie, wenn es durch unbewusste Wahrnehmungen und Triebe dazu gedrängt würde, eine Gruppe fremder „Wettbewerbsbefürworter“ als Stellvertreter einzusetzen, um einheimische Konkurrenten zu unterwerfen oder zu eliminieren. Wie beim Transvestiten-Tintenfisch (siehe Link unten) könnte der „Wettbewerbsgegner“ vom Typ r seine Nemesis, den Konkurrenten vom Typ K, in gewalttätigen Wettkämpfen besiegen, ohne jemals selbst zu konkurrieren oder eine darwinistische Niederlage zu riskieren. Darüber hinaus würde ein Beruf die Einführung eines repressiven, wettbewerbsfeindlichen gesellschaftlichen Umfelds erleichtern, in dem die Menschen nicht frei sind, miteinander zu konkurrieren, da sie sonst die neuen Besatzer in den Schatten stellen würden.

Fortsetzung folgt.

Philipp A. Mende: Über Wettbewerbspsychologien und warum sich immer mehr deutsche Kinder zu antikapitalistischen Tintenfischen entwickeln (Freiheitsfunken)

Philipp A. Mende: Widerstand. Warum zwischen linker und rechter Politik eine Schlacht der Gene wütet.


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