26. September 2023 13:00

Guter Einkauf: Staatlich Fachingen Die einzige „staatliche“ Freude

Betrachtung eines außergewöhnlichen Wassers

von David Andres

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Bildquelle: openfoodfacts Ausnahmen bestätigen die Regel: Staatlich Fachingen ist super

In der 108. Folge des Dachthekenduetts amüsierten sich André F. Lichtschlag und Martin Moczarski ganz köstlich über den Namen des stillen Wassers, das der Chef während der Aufnahme verkostete – Staatlich Fachingen. Ausgerechnet ein Libertärer befeuchtet seine Kehle im Gespräch aus einer Quelle, die das Wort „staatlich“ auch noch stolz im Namen trägt. Es gibt Pointen, die kannst du nicht erfinden.

Ich lauschte dieser Folge mit besonderer Freude, hatte ich doch erstmals jemanden gefunden, der meine Liebe zu diesem edlen Tropfen teilt. Mit derzeit 8,99 Euro greift der Kasten aus Fachingen an der Lahn recht tief in den inflationsgeplagten Geldbeutel, bietet aber ernsthaften Gegenwert fürs Geld. „Das klassische stille Wasser“ steht auf der Variante in den dunklen Flaschen, die zugleich kräftig und weich schmeckt und einen minimalen Rest von Kohlensäure enthält, wirklich minimal, homöopathisch gleichsam und doch deutlich spürbar. Diese Deftigkeit wird unterstützt durch einen relativ hohen Salzgehalt, wie mir ein zertifizierter Wassersomelier einst verriet, der einzige mir bekannte Getränkehändler, der seinen Markt wie ein High-End-Geschäft betreibt, ein Peter Lützelberger der Wässer, Biere, Weine und Limonaden. Und tatsächlich, die Seite „Open Food Facts“ verzeichnet für Fachinger (wie der Volksmund sagt) „Salz in geringer Menge“, genau gesagt 0,141 Prozent des Gesamtvolumens. Anders als bei so manchen, angeblichen Klangunterschieden nach dem Wechsel von Stromkabeln an Stereoanlagen, lassen sich diese 0,141 Prozent wirklich bemerken. „Deswegen ist es weiterhin recht beliebt“, meinte der Somelier, „weil es tatsächlich nach etwas schmeckt.“ Und zwar wie kein zweites.

„Staatl. Fachingen“ (so die korrekte Markenschreibweise) hilft gegen Sodbrennen, bringt den Säure-Basen-Haushalt in Balance und hat eine ungewöhnliche Mineralstoffzusammensetzung. Es darf sich „Heilwasser“ nennen, wird seit 1742 gewonnen und existiert ausschließlich in der Mehrwegflasche, die besonders in der normalen Handelsversion mit 750 Millilitern eine einzigartige Form hat. Gerne halten Menschen sie für eine Weinflasche, was dem Image zum Nachteil gereichen kann, je nachdem, wo und wann man aus ihr trinkt, aber auch amüsante Gespräche erzeugt. Das Unternehmen ist ein rein deutsches Gewächs und es auch 2011 noch geblieben, als es sich nicht etwa von der Coca-Cola-Company, sondern von Sinalco aufkaufen ließ. Selbst der Öko-Strom des seit 2020 nach eigenen Angaben „klimaneutral“ produzierenden Unternehmens stammt „zu 100 Prozent aus deutschen Wasserkraftwerken“. Ebenso wie die seit 2019 insgesamt dreizehn Stapler der Marke „Still“ „made in Germany“, wie es der Firma auf ihrer Webseite ebenfalls wichtig ist, zu erwähnen. Mögen sie in Tat und Wort auch der Klimaerzählung fröhnen, fördern sie doch offenbar ganz tatkräftig die einheimische, mittelständische Ökonomie. Dies allein bleibt schon zu loben in der Epoche eines globalistischen „Wirtschaftsministers“, der „mit Deutschland noch nie etwas anzufangen“ wusste „und es bis heute nicht“ weiß.

Staatlich war „Staatlich Fachingen“, als es von 1815 bis 1866 dem Herzogtum Nassau gehörte, sowie ab 1866 dem Königreich Preußen. 1894 verpachtete dieses die Quellen in Fachingen, Niederselters und Geilnau an den Glasfabrikanten Friedrich Siemens, der die Umstellung von Tonkrügen auf Glasflaschen forcierte. Dessen Erben benannten die zwischenzeitlich „Königlich Fachingen“ genannte Marke in „Staatlich Fachingen“ um, als das Königreich Preußen 1918 mit der Ausrufung der Republik Deutschland endete und zum Freistaat wurde.

Möge das letzte Wort dieses Beitrags der andere große Fachinger-Trinker neben André F. Lichtschlag haben, Johann Wolfgang von Goethe. In einem Brief vom 27. Juni 1817 schreibt er: „Wünsche aber mit Fachinger Wasser und weisem Wein begünstigt zu werden, das eine zur Befreyung des Geistes, das andere zu dessen Anregung.“

Quellen:

Staatl. Fachingen (Unternehmensseite)

Staatl. Fachingen  (Wirtschaftsgeschichte in Rheinland-Pfalz)

Open Food Facts (zu Staatl. Fachingen still)


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