28. November 2023 12:00

Schützenhilfe durch: Pastor Dembski Die gelassene Strenge

Wie ein Pastor auf Youtube den Katholizismus bewahrt

von David Andres

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Bildquelle: Youtube Verteidigt den Katholizismus: Oliver Dembski

Man traut seinen Ohren kaum und reibt sich die Augen. Hat er das wirklich eben gesagt? Hat er so ruhig wie eindeutig ausgesprochen, dass eine Ehe im Grunde erfordert, dass beide sich über die Glaubensdinge einig sind und dass die Verbindung zwischen Anhängern zweier verschiedener Religionen oder zwischen einem Gläubigen und einer Ungläubigen niemals wirklich funktioniert? Ruft er die jungen Menschen tatsächlich dazu auf, sich, so sie denn gläubig sind – und das werden sie sein, wenn sie seinen Kanal entdeckt haben – auf der Suche nach einem Partner einfach im Umfeld kirchlicher Gemeinden und Veranstaltungen umzuschauen? Keusch zu bleiben ohnehin, sich aufzusparen selbstverständlich? Sehe ich da gerade, was ich sehe? Echte Konsequenz und selbstsicher vertretenes Dogma, nicht von einem der vielen islamischen Prediger im Netz, sondern von einem katholischen Pastor?

Ja, ich sehe und Sie bald auch, wenn Sie der Anregung dieser Kolumne folgen. Sie treten dann ein in den kleinen Raum von Oliver Dembski aus Hamburg, der „Diaspora“ für echte Katholiken, wie er selber gern augenzwinkernd über seine Stadt sagt. In schwarzem Ornat sitzt er in seinem braunen Ledersessel vor einem Regal voller gelehrter Bücher und spricht zu einer kleinen Gruppe von Gemeindemitgliedern, die ihm an manchen Sonntagen für einen frischen Gedankenimpuls zuhören, den er zugleich in bester Qualität filmt und auf „Youtube“ stellt. Die eigentlichen Videos gehen meist weit über eine halbe Stunde und entfalten in aller Ruhe konservativ-katholische Gedanken. Ein paar Shorts zitieren Schlüsselsätze, um Zufallszuschauer auf den kleinen Kanal aufmerksam zu machen. In einem sagt Dembski, unterlegt von sakralen Chören: „Die Krise unserer heutigen Zeit besteht darin, dass die Menschen nicht mehr verstehen, was die Kirche ist.“

Was die Kirche ist, die Katholische Kirche, was sie sein soll aus der Sicht Oliver Dembskis, der noch die alte Messe pflegt, davon handeln seine Videos. Er setzt sich ein für das Original, gegen den Zeitgeist. „Vom Chaos zur Ordnung“ heißt eines seiner Videos, ein anderes „Wie kann ich über den Glauben sprechen?“. In völlig gelassener Weise wendet er sich gegen das sittenlose Dasein der modernen Gesellschaft mit ihrer Auflösung aller Werte und Normen, gegen „LGBTQ“ ohnehin, gegen die Scheidung von Ehen, gegen auch nur einen Millimeter der Reaktion der eigenen Fahne auf den jeweils aktuellen Wind, der weht. Wohlgemerkt, nicht als Dogma für die ganze Gesellschaft, sondern für die Menschen, die dem Katholizismus angehören und ihren Glauben gefälligst ernst nehmen oder halt lassen sollen. Einen Kollegen, der beim Kirchentag Sätze äußert wie „Gott ist queer“ oder eine Gemeinde, die in Lockdown-Zeiten dem System gehorchte oder gar Impfungen in der Kirche anbot, muss er nicht einmal explizt erwähnen, auf dass man sich vorstellen kann, wie sehr er sie verachtet.

Der libertär-konservative Autor Douglas Murray hat irgendwo mal sinngemäß gesagt, er respektiere alle, die ihre Werte vertreten, selbst wenn es nicht seine seien. Alle, die immer zu ihren Überzeugungen stehen und nicht alle paar Jahre das jeweils aktuelle Set korrekter Haltungen herunterladen. Mit dieser Bewunderung schaue ich die Impulsvorträge von Pastor Oliver Dembski an, ohne selber in diesem Ausmaß Katholik zu sein und den Katechismus sowie das Dogma dermaßen streng zu vertreten. Er ist sicher keine „Schützenhilfe“ für die Freiheit, dieser Mann, aber eine absolut erfrischende Erscheinung in einem Land, dessen Internet-Öffentlichkeit voller islamistischer Prediger und sämtlicher Schattierungen der Esoterik ist, das aber auf christlichen Fundamenten steht, in dem auf dem Land überall die Kirche im Dorf bleibt und sich in zentralen Städten die Türme katholischer Kathedralen in den Himmel recken.

Für die Aufrichtigkeit Dembskis in der Sache spricht zudem sein Mangel an Marketing und Bedienen des Algorithmus durch ständig neuen Content. Er stellt was ein, wenn die Zeit wieder reif ist. Sein letztes Video ist rund drei Monate her, wenn diese Folge hier erscheint. Es heißt „Toxische Theologie? Warum es eine absolute Wahrheit geben muß.“ Mal schauen, ob ich Sie neugierig gemacht habe…

Quellen:

Pastor Oliver Dembski auf Youtube

Blog (Gedanken über die Schönheit und Reinheit des katholischen Glaubens und der Liturgie)

Website (Alte Messe im Norden)

Pastor Oliver Dembski auf Telegram


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