23. Januar 2024 12:00

Schützenhilfe durch: Mario Barth Das verschmitzte Grinsen der Renitenz

Wie der erfolgreichste Comedian Deutschlands sich auf die richtige Seite schlägt

von David Andres

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Bildquelle: Martin Lehmann / Shutterstock.com Pfeift auf die woke Gesinnungspolizei: Mario Barth

Dieses Grinsen am Ende des kurzen Reels spricht Bände. Sein Anwalt habe ihm gesagt, er dürfe das eigentlich nicht machen, also Aufrufen zur Beteiligung an Demonstrationen und Aufständen. Nicht direkt. Deswegen sagt er nichts, lässt das Publikum aber durch sein lausbubenhaftes Grinsen ganz genau wissen, dass er sie gern dort sehen würde, wo seine Sympathien liegen – bei den Protesten der Bauern und Handwerker.

„Die Bauern“, so beginnt das Kurzvideo, „die mit den Treckern in Berlin rumstehen, die brauchen wir. Der Kleber Johnny, mit dem Pattex, den nicht.“ Mit jovialem Sarkasmus erläutert der Comedian den Veganern von heute, dass nicht nur die Milch, die Eier und das Fleisch aus der Landwirtschaft kommen, sondern auch die Sojabohnen für deren Tofu. „Auch dafür bedarf es einen Bauern und auch einen Transporteur. Aber wer kennt es nicht, den Kreuzberger Soja, der hier wächst?“

Von den sprachlichen Unsauberkeiten einmal abgesehen, will man diesem Clip allein schon den nicht existenten Grimme-Preis für Gegenwind verleihen. Barth sitzt in seinem derzeitigen Haupt-Merchandise-Pullover vor der Kamera. Aufschrift: „Ich gender nicht! Ich habe einen Schulabschluss.“ Mit dem Slogan und einigen markigen Sätzen gegen die Sternchenmanie tingelte er Ende des vergangenen Jahres durch die Talkshows. „Ich gehöre zu der Minderheit der 80 Prozent, die das nicht möchte.“ Diese Auftritte gehörten zu den auffälligen Sternstunden im Mainstream, die mir in meiner Neujahrskolumne Hoffnung für 2024 machten und machen.

Wer sich vergewissern möchte, wie tief die Renitenz gegen den Zeitgeist – ein psychologischer Mechanismus, dem ich seit seiner häufigen Verwendung im Dachthekenduett umso mehr Beachtung schenke – bei Mario Barth tatsächlich authentisch verwurzelt ist, der schaue seinen Auftritt im Podcast „Die Deutschen“. Diese Sendung von und mit dem Comedian Nizar und dem „Youtuber“ Shayan Garcia gehört zum politisch unkorrektesten und tatsächlich frechsten, was vor allem ein mitteljunges Publikum heutzutage im Lande auf die Ohren bekommt. Allein, dass Mario Barth überhaupt dort hingeht, ist schon ein Zeichen. Was er sagt und wie er sich mit den zwei Männern dort beömmelt, das ähnelt sicherlich dem Unterschied in der Abstufung, den auch jeder von uns an den Tag legt, je nachdem, wo er eingeladen ist. Hier darf Mario ganz bei sich sein, unzensiert offen, so wie unsereins unter sich oder auf Usedom, und so zieht er vom Leder gegen die Wokeness, die linke Schickeria und das bigotte Mediengeschäft, in dem ihm schon ganz zu Anfang seiner Karriere wohlmeinende Korrekte erst mal die Türen verschlossen, da sein „toxischer“ Mann-Frau-Humor gar nicht ginge. Absolut wunderbar auch, wie er sich über lebenslang erfolglose, „kapitalismuskritische“ Kleinbühnenkünstler lustig macht, die ihm sagen, dass sie sich nie so „verkaufen“ und den Schritt ins Olympiastadion gehen würden. Kein Wunder, wo sie es auch niemals könnten. 

Die schönste Stelle in diesem Gespräch beschreibt den Moment am Ende seiner Show im Juni 2014, als Barth mit 116.498 Zuschauern „das größte Publikum für einen Komiker in 24 Stunden“ im Berliner Olympiastadion hatte. Er legte sich auf die zentrale Bühne, um ihn die Menschen, über ihm die Sterne, seine Eltern im Publikum und dachte sich: „Ab jetzt könnt ihr mich alle mal am Arsch lecken.“

Und so verhielt er sich dann auch, spätestens seitdem. 2016 entrüstete er den Mainstream mit einem Facebook-Video, das widerlegen sollte, es gebe massive Proteste vor dem Trump-Tower. Er habe das „Stereotyp der Lügenpresse“ verbreitet, lässt sich beim Zentralkommitee Wikipedia lesen. Im Spätsommer 2019 machte er sich über Greta Thunberg und die Freitagskinder lustig und äußerte „klimaskeptische Thesen“. Angriffe konterte er mit weiterem Spott für die Klimabewegung. Im April 2022 flog er wegen eines Verstoßes gegen die Corona-Maskenpflicht aus einem Zug der Deutschen Bahn.

Quellen:

Mario Barth über #bauern (Youtube)

Was ist Toxische Maskulinität? | Mario Barth | #379 Nizar & Shayan Podcast (Youtube)

Schützenhilfe durch: Den Zeitgeist – Hoffnung für 2024 (Freiheitsfunken)

Mario Barth (Wikipedia)


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