03. November 2022 13:00

Aber ohne Staat Wer bezahlt die Feuerwehr?

Ein Erfahrungsbericht

von Sascha Koll

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Sie kennen das: Irgendwo im weltweiten Datennetz wurde mal wieder postuliert, dass Steuern Raub seien. Eifrige – mutmaßlich arbeitslose und unproduktive – Etatisten scharen sich um den Beitrag und finden es wahnsinnig erheiternd, dass sich Libertäre noch nie Gedanken darüber gemacht haben, wie Straßen, Polizei und Feuerwehr ohne Steuern – dem notwendigen Raub – finanziert werden sollen. Sie wissen nicht, dass wir Libertären ständig darüber philosophieren, wie eine Welt ohne Staat aussehen könnte, und sie wissen auch nicht, dass der Staat regelmäßig Rechnungen für seine Dienstleistungen stellt, die ohnehin schon durch die üppigen Steuern abgegolten sein müssten.

Heute hatte ich eine „Förmliche Zustellung“ im Briefkasten, einen dieser berüchtigten gelben Briefe. Bei gelben Briefen bekomme ich immer sofort Kopfkino: „Hat die lächerliche Anzeige gegen mich, verfasst von Mareile Ihde (eine „Ex-FDP-Influencerin“, auch bekannt als „Hoellenaufsicht“), doch einen Staatsanwalt aufgeweckt, der wegen eines Memes gegen mich ermitteln will? Habe ich irgendwas in unserem Podcast „Jung Brutal Marktradikal“ gesagt, was man mir vorwerfen könnte?“ Doch es war bloß ein Kostenersatzbescheid.

Am 14. August dieses Jahres kehrte ich vom „Liberty Sunrise“, dem libertären Jugendsommercamp von „Liberty Rising“, zurück und wurde wenige Hundert Meter vor meinem Heimatziel von einem netten Herrn darauf hingewiesen, dass ich Diesel – das Gold der Postmoderne – verliere. Ich fuhr auf der Landstraße rechts ran, auf einen Fahrradweg und verständigte sofort die Feuerwehr, da der Herr mich darauf hinwies, dass ich schon an den letzten beiden Ampeln, ohne es zu bemerken, eine Diesel-Lache hinterlassen habe. Die Einsatzkräfte waren schnell vor Ort und haben den verlorenen Kraftstoff rasch mit Ölbindemittel aufgenommen. Mein Fahrzeug wurde zu meiner Stammwerkstatt geschleppt, und eine Freundin holte mein Gepäck und mich ab. Das ist alles zunächst nichts Ungewöhnliches. Mein Auto wurde repariert, und der Abschleppdienst bekam sofort seine Rechnung bezahlt. Ich zweifelte daran, ob die Feuerwehr sich ihren Einsatz auch bezahlen lassen wird. Ich wusste, dass im Falle eines selbst verschuldeten Unfalls die Rechnung der Feuerwehr privat zu zahlen ist. Doch mehr als zwei Monate später rechnete ich nicht mehr mit einer Kostenbeteiligung und dachte, dass meine Steuern einmal für etwas nützlich sind.

Falsch gedacht. Zwei Feuerwehrangehörige, ein Kleineinsatzfahrzeug für jeweils eine Dreiviertelstunde und ein Sack Ölbindemittel kosten mich nun 148,98 Euro. Ob meine Haftpflichtversicherung dafür aufkommen könnte, lohnt sich nicht zu recherchieren, da der Betrag unter meiner Selbstbeteiligung liegt. Als ich den Kostenersatzbescheid las, fragte ich mich nur: „Wofür zum Teufel zahle ich eigentlich meine Steuern, wenn der Staat mir seine Dienstleistung ohnehin in Rechnung stellt?“

Ich möchte mich hier nicht darüber beschweren, dass ich eine Dienstleistung, die ich in Anspruch genommen habe, vergüten soll. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Ich frage mich nur ernsthaft, was denn eigentlich die Leistung des Staates genau sein soll, wenn ich doch alles selbst bezahlen muss. Man kennt es von den üblichen Kosten, die der Staat einem aufdrücken will: hier ein Ausweis, da eine Ummeldung, hier ein Kraftfahrzeug zugelassen, dort wird eine Straße saniert. Jedes Mal wird der Steuerzahler erneut zur Kasse genötigt. Gibt es bis auf die Zwangsbeschulung der Kinder eigentlich noch irgendeine Staatsleistung „für lau“, weil man sie ohnehin bezahlt hat?

Als durchweg fleißiger Mann habe ich in meinem jungen Leben bereits Steuern und Abgaben in mittlerer sechsstelliger Höhe gezahlt. Irgendwann muss doch mal gut sein mit dem In-Vorkasse-Treten. Wann bin ich meine Erbschuld beim Staat los? Die Antwort kann ich mir selbst geben: Niemals, und die Kasse des Zwangsmonopolisten klingelt weiter und weiter, ohne einen äquivalenten Gegenwert zu bekommen. Wenn ich nicht bereits Anarchist wäre, dann wäre ich es spätestens heute.

Die Realität ist leider den wenigsten Pöbel-Kommentatoren auf Twitter und Facebook bekannt. So kommt es dann auch immer wieder zu so dämlichen Fragen wie „Wer bezahlt dann die Polizei?“, wenn es um eine Privatrechtsgesellschaft geht. Die wenigsten wissen, dass der Staat, je nach Bundesland, gerade einmal rund 20 bis 30 Euro pro Bürger und Monat für die Polizei (inklusive Personal, Gebäude, Einsatzfahrzeuge et cetera) ausgibt. Von diesen Leuten muss ich mich für dumm erklären lassen, obwohl keiner von ihnen das mal selbst recherchiert hat. Und sicher wird auch keiner der linken Wohlfühlsozialisten wissen, dass man heute schon die Feuerwehr selbst bezahlt, wenn sie mal ausrücken muss. Auch Gerichtskosten werden in den meisten Fällen vom Verlierer des Verfahrens getragen. So ist die Frage „Wer bezahlt dann die Gerichte?“ genauso Unfug wie die nach Feuerwehr und Polizei. Die Antwort ist: „Wie jetzt auch: der Verlierer.“ Ich weiß nicht, in welcher Traumwelt diese linken Spinner leben, die tatsächlich glauben, man bekomme vom Staat alles „umsonst“. Nichts gibt es, egal, wie viele Zwangsabgaben man bereits geleistet hat.

Und jetzt freue ich mich schon auf den nächsten Deppen, der auf Twitter fragt, wer die Feuerwehr bezahlte, wenn es keine Steuern mehr gäbe. Ich bereite nun eine geschwärzte Kopie meines Kostenersatzbescheides vor, um zu sagen: „Ich! Jedes Mal, wenn ich sie brauche. Und danke für nichts!“


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