24. April 2025 10:00

Imaginäres Eigentum Jack Dorseys Kampf gegen geistige Monopole

Ein Plädoyer für einen freien Gedankenmarkt

von Sascha Koll

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Bildquelle: Gajus / Shutterstock Monopol auf Ideen: Werden dadurch letztlich Innovationen behindert?

Kürzlich forderten Jack Dorsey, der Mitgründer von Twitter (heute X) und Elon Musk öffentlich die Abschaffung des sogenannten geistigen Eigentums. Die Idee hinter dieser für Tagesschlaue sehr provokanten Forderung ist nicht neu und wird seit Jahrzehnten insbesondere in libertären Kreisen intensiv diskutiert. Zentral hierbei ist die umfassende Argumentation von Hans-Hermann Hoppe und Stephan Kinsella, die das Konzept geistigen Eigentums aus naturrechtlicher, ethischer und praxeologischer Perspektive infrage stellen.

Warum und wozu benötigen wir Eigentumsrechte?

Geistiges Eigentum wird allgemein verstanden als ein exklusives Recht an immateriellen Gütern wie Ideen, Erfindungen und künstlerischen Werken. Hoppe und Kinsella sehen darin jedoch ein grundlegendes Missverständnis dessen, was Eigentum tatsächlich bedeutet: Eigentum setzt Knappheit voraus. In der materiellen Welt sind Güter wie Grundstücke, Nahrung oder Kleidung knapp und nur von einer Person zu einer Zeit nutzbar, wodurch Eigentumsrechte notwendig werden, um Konflikte zu vermeiden. Eigentumsrechte dienen primär dazu, Konflikte über die Nutzung knapper Ressourcen zu verhindern oder anhand dieser Rechte beizulegen.

Im Gegensatz dazu sind Ideen und Informationen nicht knapp, sondern beliebig reproduzierbar und gleichzeitig von unbegrenzt vielen Menschen nutzbar, ohne dass deren Verwendung durch andere eingeschränkt wird. Das Prinzip der originären Aneignung, das von Kinsella betont wird, erlaubt es, physische Güter durch Erstnutzung in Besitz zu nehmen. Dieses Prinzip versagt jedoch bei immateriellen Gütern, da hier keine exklusive Nutzung notwendig oder möglich ist. Kinsella hebt zudem hervor, dass eine ethische Begründung für geistiges Eigentum fehlt, da es nicht auf natürlicher Aneignung oder vertraglichen Übereinkünften basiert, sondern ausschließlich durch staatliche Intervention zustande kommt.

Imaginäres Eigentum schafft künstliche Knappheit und mit ihr neue Konflikte

Kinsella argumentiert praxeologisch – also logisch-konsequent ausgehend von der menschlichen Handlungsweise –, dass geistiges Eigentum nicht nur unethisch, sondern in der Praxis auch widersprüchlich ist. Es schafft künstliche Knappheit durch staatlich garantierte Monopole und zwingt Menschen in Abhängigkeit von rechtlichen Unsicherheiten, was Innovationsprozesse eher behindert als fördert. Das Monopol auf Ideen verhindert freie Märkte und den Wettbewerb, der eigentlich Innovationen antreibt.

Der unten verlinkte „Golem“-Artikel verdeutlicht praktisch, wie problematisch und konfliktträchtig geistiges Eigentum im Alltag sein kann. Unternehmen sehen sich häufig mit rechtlichen Unsicherheiten und einer Flut von Patentstreitigkeiten konfrontiert, die Innovation eher behindern als fördern. Gerade in der digitalen Welt führt der Versuch, geistiges Eigentum durchzusetzen, zu absurden Situationen, in denen Nutzer und Kreative ständig Gefahr laufen, unwissentlich Rechtsverletzungen zu begehen.

Fördern Patente die Forschung?

Ein verbreitetes Gegenargument lautet, Patente seien notwendig, um Forschung und Entwicklung überhaupt erst zu ermöglichen. Kinsella widerspricht jedoch entschieden: Er argumentiert, dass das Patentsystem vielmehr zu einer Verzerrung der Forschungsinvestitionen führt. Forschung wird in patentierbaren Bereichen übermäßig gefördert, während nicht patentierbare Bereiche, insbesondere theoretische Grundlagenforschung, unterfinanziert bleiben. Außerdem verursachen Patente erhebliche administrative und juristische Kosten, etwa durch Patentstreitigkeiten und die Beschäftigung von Patentanwälten. Diese Ressourcen wären, laut Kinsella, besser direkt in innovative Forschung investiert.

Kinsella argumentiert weiterhin, dass die Annahme, Patente steigerten insgesamt den Wohlstand oder die Innovationsrate, nicht eindeutig belegt ist. Tatsächlich könnte Innovation sogar stärker gefördert werden, wenn Unternehmen nicht durch zeitlich begrenzte Monopole geschützt wären und sich auf kontinuierliche Innovation verlassen müssten, um am Markt bestehen zu können.

Darüber hinaus kritisiert Kinsella das geistige Eigentum auch unter dem Gesichtspunkt der moralischen und sozialen Folgen. Er argumentiert, dass Patente und Urheberrechte historisch gesehen eher Werkzeuge der Zensur und Privilegierung bestimmter Gruppen waren, die auf Kosten der Allgemeinheit profitierten. Geistiges Eigentum stellt somit eine Form der willkürlichen staatlichen Intervention dar, die den natürlichen Eigentumsrechten widerspricht.

Dorsey und Musk sind etwas auf der Spur

Dorsey und Musk scheinen intuitiv zu erkennen, was Kinsella theoretisch fundiert hat: Geistiges Eigentum ist in Wahrheit kein legitimes Eigentum, sondern ein staatliches Konstrukt, das oft mehr schadet als nutzt.

Statt grundsätzlicher Rechtfertigung – die in libertären Kreisen ja längst geführt ist – richtet sich der Blick nun auf konkrete Alternativen zur staatlichen Monopolisierung von Ideen: Crowdfunding und Patronage, offene Innovationsplattformen oder freiwillige Lizenzmodelle, die echten Wettbewerb und kontinuierliche Erneuerung fördern. Gerade in der digitalen Welt können solche dezentralen, marktgetriebenen Mechanismen dort ansetzen, wo Patente und Copyrights heute noch Bremsklötze sind – und so einen tatsächlich freien, dynamischen Ideenmarkt ermöglichen.

Grundsätzlich freut mich, dass Dorsey und Musk das Thema angesprochen und es damit sogar in die deutsche Presse geschafft haben.

Imaginäres Eigentum – Naturrechtliche Kritik am Geistigen „Eigentum“ (Hans-Hermann Hoppe, Stephan Kinsella)

„Golem“: Dorsey und Musk fordern Abschaffung geistigen Eigentums


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