Praxistipp: Individuelle Freiheit maximieren: Fremd- oder selbstbestimmt, das ist hier die Frage!
Ist die Kontrolle über das eigene Leben nur eine Utopie?
von Manuel Maggio
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Nicht erst seit dem Buch „Fremdbestimmt“ von Thorsten Schulte, das ich nicht gelesen habe, beschäftige ich mich mit den Konzepten der Fremdbestimmung und wie ich ihren Grad auf ein Minimum reduzieren kann, um dadurch mehr individuelle Freiheit zu erlangen. Dabei beschränke ich mich nicht nur auf staatlichen Zwang, der mich zu gewissen Handlungen nötigt, vielmehr geht es mir um das generelle Verhältnis meiner Handlungen in Bezug auf ihre Selbst- beziehungsweise Fremdbestimmtheit. Dieses Einwirken auf meine Handlungen kann durch Verwandte, durch Freunde, durch Partner oder durch gesellschaftliche Normen erfolgen oder eben durch staatliche Verordnungen und Gesetze. Die jeweiligen Auswirkungen auf mich und mein Leben sind aber kaum voneinander zu unterscheiden, denn beides fühlt sich so an, also sei ein Teil meines Lebens nicht mehr unter meiner Kontrolle.
Insofern steht bereits an dieser Stelle fest: Den staatlichen Eingriffen in meine Freiheit möchte ich mich nur so weit entziehen, dass ich dadurch nicht noch größeren Schaden zu erwarten habe. Dabei sind meine Mittel eher begrenzt. All den anderen Einflüssen, die sich aber ebenso wie ein bevormundender Staat auf mein Leben und meine Entscheidungen auswirken, kann ich jedoch mit viel weniger Risiko entgegentreten und minimieren. Immer vorausgesetzt, man hat wirklich vor, den Grad der Selbstbestimmung zu erweitern, denn eines sollte hierbei immer klar sein: Wer mehr Selbstbestimmung möchte, der wird auch mehr Verantwortung für sein eigenes Handeln übernehmen müssen. Bei der Leserschaft der Freiheitsfunken gehe ich von einem sehr hohen Interesse an der Ausweitung der individuellen Freiheit aus. Gestatten Sie mir also ein paar sehr einfache praktische Tipps, die Ihnen vielleicht helfen können, sich Ihrer aktuellen Ist-Situation bewusst zu werden, um im zweiten Schritt Maßnahmen zu entwickeln, die den Grad der Fremdbestimmung systematisch erkennen lassen, um diese dann durch eigene Motive und Handlungen zu ersetzen.
Wir erstellen als Erstes eine Tabelle mit allen sieben Wochentagen und lassen in jeder Spalte genügend Zeilen frei, um die einzelnen Tage wie in einem Stundenplan mit Aktivitäten und Handlungen zu füllen. Dies ist weniger kompliziert, als Sie vielleicht denken: Notieren Sie einfach in chronologischer Reihenfolge alles, was Sie an einem Tag machen beziehungsweise zu tun haben. Dies beginnt in der Regel mit dem Aufwachen und endet beim Ins-Bett-Gehen. Hier geht es um das Erfassen ganz konkreter Handlungen, wie das Aufstehen zu einer bestimmten Uhrzeit und das Fahren zur Arbeit oder auch das Zur-Schule-Bringen Ihrer Kinder oder das Gassigehen mit dem Hund. So nach und nach werden Ihnen immer mehr einzelne Schritte einfallen, und so füllt sich Ihr Wochenplan, bis Sie den Tagesablauf recht gut abgebildet haben. Im nächsten Schritt geht es darum, die einzelnen Aktivitäten oder Handlungen des Tages einzuordnen: Wenn es sich um etwas handelt, das Sie machen, weil Sie es wollen, dann markieren Sie diese Zeile in Grün. Wenn Sie einen Hund haben und dieser nicht durch Zwang von Ihnen betreut werden muss, ist das Gassigehen auch bei Regenwetter sicherlich nicht mit Rot zu markieren. Ist es der Hund Ihres Ehepartners und Sie müssen jetzt die morgendlichen Runden übernehmen, könnte man noch mal über die Einstufung diskutieren. Aber alle Handlungen, die nicht Ihrem „Wollen“ entspringen, sondern eher von einem Gefühl des „Ich soll“ oder „Ich muss das machen“ begleitet sind, markieren Sie in Ihrem Wochenplan Rot. Wenn Sie ein Freund echter Daten sind, teilen Sie den Tag in einzelne Stunden als Einheiten ein, ordnen Sie allen Aktivitäten auch eine Dauer zu und berechnen Sie anhand dessen den Grad der Fremdbestimmung. Wie viele Stunden pro Woche gehen Sie Handlungen nach, die Sie eigentlich nicht ausführen möchten? Wenn Sie an Zahlen weniger interessiert sind, reicht vielleicht schon die farbliche Darstellung auf dem Wochenplan aus, um zu erkennen, wo und wie viel Zeit Sie mit Dingen verbringen, die nicht der Selbstverwirklichung dienen und Sie eventuell unglücklich und im schlimmsten Fall sogar krank machen können.
Ich empfehle Ihnen, diese Wochentabelle der Fremdbestimmung für sich ganz allein zu erstellen, denn es könnte Verwandte sicherlich verletzen, wenn der wöchentliche Familien-Stammtisch bei Ihnen Rot hinterlegt ist. Es handelt sich auch um Ihr ganz persönliches Gefühl, das hier die höchste Priorität bei der Einteilung der Aktivitäten hat. Sich selbst etwas vorzumachen, wäre keine zielführende Strategie.
Je nachdem, wie sehr Sie an einer Ausweitung Ihrer individuellen Freiheit interessiert sind, können Sie sich nach und nach mit allen Aktivitäten jedes einzelnen Tages beschäftigen und gedanklich nach Alternativen und Lösungen suchen. Der Grad der Fremdbestimmung, gemessen an Ihrer Lebenszeit, nimmt dann ab, und Sie werden sich freier und lebendiger fühlen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob Sie sich dabei von staatlichen Zwängen lösen oder sich von den sozialen Zwängen etwas befreien können. Der Job- oder Arbeitsplatzwechsel könnte eine enorme Veränderung bewirken, insofern Sie sich trauen, Ihrer wirklichen Berufung nachzugehen. Am Ende wird es darum gehen, wie viele Stunden am Tag Sie einer Aufgabe oder Aktivität, die auf Ihren ganz individuellen Wünschen beruht, nachgehen können.
Es liegt an Ihnen, wie viel Lebenszeit Sie weiter in den Dienst anderer stellen möchten, denn wie sagte mein Freund Ben Daniel immer so treffend: „Das Sollen ist das Wollen anderer Menschen und macht somit nicht dich, sondern andere Menschen glücklich.“
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