18. Februar 2023 07:00

Von Berlin bis AfD Wieso ich niemals mehr freiwillig wählen würde

Politik: Die generelle Anmaßung, sich in das Leben anderer einzumischen

von Manuel Maggio

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Dass in Berlin mal wieder gewählt wurde, das habe sogar ich mitbekommen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich Ihnen nicht einmal genau sagen, wer hier für welchen Posten gewählt wurde. Wie bei allen Wahlen üblich, wird auch fleißig in den sozialen Netzwerken zum Thema Berlin-Wahl diskutiert. Wer seine Zeit damit verschwendet, Energie in dieses Thema zu investieren, um sich nur wieder darüber aufzuregen, ist selber schuld. Ich zum Beispiel hätte stattdessen auch einfach zum Angeln gehen können und mir damit etwas Gutes getan.

Da ich seit 2009 kein TV mehr sehe, kein Radio höre und auch keinerlei Zeitungen lese, ist der Grad der Belastung durch Politik weit zurückgegangen. Jedoch wird zu solchen Wahlen auch wieder die sogenannte alternative Medien-Szene aktiv, und oft wird hier zur Wahl der AfD aufgerufen, um damit der Ampel eins auszuwischen. Wenn ich mir meine Telegram-Blase so ansehe, habe ich dort in den letzten Jahren hauptsächlich AfD-Werbung erlebt und dann punktuell, je nach Kanal, auch etwas Werbung für weitere unbedeutende Kleinstpartien wie „Die Basis“ und die „Neue Mitte“, wobei ich Herrn Christoph Hörstel nur aus Unterhaltungsgründen folge.

Vielleicht können Sie sich noch an die Videos von FreiwilligFrei erinnern, die sich mit dem Thema Wahlen beschäftigt haben. Titel der Videos sind zum Beispiel „Nachricht an das Stimmvieh“ oder „Wählen ist ein Gewaltverbrechen“, an denen ich zwar inhaltlich nicht beteiligt war, aber als Teil des Teams von FreiwilligFrei hinter den Videos stehe. Ich möchte Ihnen heute auf der einen Seite mitteilen, dass ich keineswegs mehr so einseitig auf das Thema blicke wie damals, auf der anderen Seite aber auch meinen Position keinen Millimeter verändert habe: Ich nehme an keinen Wahlen oder sonstigen Veranstaltungen und Aktionen wie Petitionen teil und habe dafür sehr klare und rein persönliche Gründe. Was ich damit sagen will: Ich habe mit keinem Menschen ein Problem, der sich mithilfe von politischem Aktivismus etwas mehr Freiheit verschaffen will.

Meine Meinung, dass Politik, insbesondere unsere Parteien-Demokratie-Konstruktion, ein Widerspruch zur Freiheit generell darstellt, hat sich in all den Jahren, seit ich zum ersten Mal diese Erkenntnis gewonnen habe, nicht mehr geändert. Ich nehme es mir jedoch nicht mehr heraus, andere danach zu bewerten, ob sie zur Wahl gehen und ihr Kreuz machen – auch wenn es für mich nicht nachvollziehbar ist. Ich habe nicht vor, die vorgebrachten Argumente zu widerlegen, wieso man mit einem Kreuz, zum Beispiel für die AfD, den aktuell Herrschenden eines auswischen könnte und weshalb man die Chance, Sand ins Getriebe streuen zu können, nicht ungenützt lassen sollte. Wenn das Ihr Antrieb zur Teilnahme am Event „Politische Wahl“ sein sollte, dann wünsche ich damit viel Vergnügen. Falls es Sie zu guter Letzt doch interessieren sollte, wieso ich für mich entschieden habe, nur noch durch direkten Zwang an Politik teilzunehmen, dann möchte ich Sie nicht mehr länger auf die Folter spannen.

Die Teilnahme an Wahlen ist für mich in erster Linie aus Gründen der Selbstachtung und des Selbstwertes nicht mehr vertretbar. Ganz egal, aus welcher Intention heraus – solange ich nicht dazu gezwungen werde, halte ich mich aus „energetischen Gründen“ von allem, was mit Politik und Politikern zu tun hat, fern. Politik ist für mich immer übergriffig – ganz egal, welche Partei, ganz egal, welches Thema. Menschen maßen sich an, sich in das Leben anderer einzumischen, und das finde ich sowas von unfrei, dass es mich wirklich anwidert. Der Wunsch, die Gesellschaft mit Wahlen und Parteien zu formen, ist für mich niemals eine Lösung, sondern stellt das grundlegende Problem für mich dar. Die Vorstellung, dass sich mit den richtigen Köpfen an den richtigen Positionen und mit den richtigen Meinungen das Konzept von Herrschaft auflösen würde, ist in meinen Augen ein Trugschluss. Jemandem, der aus Überzeugung Links-Grün-Klima-Sozialist ist, eine konservative Partei und deren Programm aufzuzwingen, ist im Kern nichts anderes, als Deutschland mit der AfD vor dem Untergang retten zu wollen. Es sind alles nur Ideologien und Menschen, die ihre Ansichten zu einem gewissen Grad als allgemeingültige Erkenntnisse oder Wahrheiten verstehen und dabei den Unterschied zwischen individueller Ansicht, sprich Wahrnehmung, und Wahrheit vergessen.

Für mich ist es eine Wohltat, jeder kommenden Wahl fernbleiben zu können – denn wer weiß, vielleicht wird man ja bald auch zum Wählen gezwungen? Bis dahin bringen mich keine zehn Pferde in ein Wahllokal. Allein die Vorstellung, mit meinem Kreuz einer Partei oder einem Politiker sogenannte Rechte zu verleihen, die ich selbst nicht besitze, ist für mich als Mensch mit Hirn und Verstand nicht zu vereinbaren, auch nicht in Form von Not- oder Gefahrenabwehr.

Der Ausgang und das Spektakel der jüngst stattgefundenen Wahlen auf der gesamten Welt geben mir ein gutes Gefühl, mit meiner kompletten Enthaltung, was Politik angeht, auf der für mich richtigen Seite zu liegen. Denn meine eigenen Ziele und Wünsche werden andere niemals für mich erfüllen können. Kein Bürgermeister und auch kein Kanzler werden dies jemals tun können. Wieso sollte ich mich also damit vom echten Leben ablenken lassen?


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