17. Juni 2023 08:00

Die Macher von FreiwilligFrei sind zurück Wieso das Projekt 2015 ein Ende fand und jetzt neu aufgerollt wird

Voluntaristen, wer sind die eigentlich?

von Manuel Maggio

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Bildquelle: Manuel Maggio Starten ein neues Projekt: Manuel Maggio und Peter Müller, die Macher von FreiwilligFrei

Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das Projekt FreiwilligFrei überhaupt kennen, denn nun sind ja bereits acht Jahre vergangen, seit wir die aktive Erstellung von Inhalten bei FreiwilligFrei eingestellt haben. FreiwilligFrei, das war ein Blog auf einer Website und ein gleichnamiger Youtube-Kanal, der auch heute noch mit fast allen Videos online und somit für jeden anzusehen ist. Der Kanal wurde 2011 erstellt und hat aktuell mit 330 Videobeiträgen noch stolze 25.500 Abonnenten. Für die heutige Zeit mag das nicht so viel erscheinen, aber vor 2015 war das eine ganze Menge. Angefangen haben das Projekt damals Hauke, Michael und ich – drei Youtuber, die sich schon vorher mit der Philosophie der Freiheit beschäftigt hatten und sich dann 2011 dazu entschlossen, das Thema Freiheit im deutschsprachigen Raum verstärkt anzugehen. Zu dieser Zeit gab es noch nicht viel freiheitliche Inhalte in Deutschland und ich möchte behaupten, dass wir die Begriffe Voluntarismus und Anarchie einschlägig geprägt haben.

Es dauerte nicht lange, bis ich über das Projekt Peter Müller kennenlernte, der dann sofort in das Team aufgenommen wurde und von da an für Übersetzungen und Sprachaufnahmen an den Videos arbeitete. Das Video mit dem Titel „Die gefährlichste aller Religionen“ ist zum Beispiel eines seiner Werke, ebenso wie das gleichnamige Buch. Bis 2015 entstanden – wie oben erwähnt – 330 Videos. Darunter auch Interviews und Podcasts, unter anderen mit Gunnar Kaiser, Oliver Janich, Charles Krüger, Tillman Knechtel und Rüdiger Lenz. Rückblickend war es eine enorm spannende und auch sehr produktive Zeit, und ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich nicht stolz darauf bin, ein Teil dieses wundervollen Projektes gewesen zu sein. Die Kernbotschaft war damals wie heute so simpel: Freiwillige Beziehungen zwischen Menschen sind gegenüber Handlungen, die durch Zwang und Androhung von Gewalt hervorgerufen werden, zu bevorzugen. Nachdem die Begriffe Anarchie oder Anarchist auch damals schon sehr negativ behaftet waren, beschlossen wir, einen für den deutschsprachigen Raum neuen Begriff zu wählen und als Bezeichnung unserer Denkschule das Wort Voluntarismus einzuführen. Wenn ich mich heute so umsehe, ist uns dies – zumindest in der freiheitlichen Szene – durchaus gelungen. Wenn ein Anarchist frei von Herrschaft sein möchte, dann möchte ein Voluntarist in einer Welt leben, die auf liebevoller Menschlichkeit und freiwilliger Kooperation aufgebaut ist. Im Grunde ist das fast dasselbe, aber eben nicht das Gleiche.

Die Zeit verging und als im Jahre 2015 die Einwanderungskrise fast die komplette alternative Medienszene thematisch überflutete, war bei uns einfach die Luft raus. Dies lag sicherlich auch an dem enormen Output und der hohen Frequenz unserer Beiträge. Man hatte das Gefühl, schon alles gesagt zu haben und sich irgendwie nur noch im Kreis zu drehen. Dieses Gefühl, eigentlich alles schon gesagt zu haben, kommt immer noch in mir hoch, aber wenn ich mir die Anzahl meiner Kolumnen hier bei den Freiheitsfunken ansehe, merke ich, dass es sich um einen Trugschluss handelt. Jeder Tag bringt die Möglichkeit neuer Erkenntnisse mit sich, und somit habe ich auch heute noch, nach so vielen Videos und Beiträgen, weiterhin etwas zu sagen. Neben den durch die Flüchtlingskrise hervorgerufenen Umständen waren zu dieser Zeit auch interne Unstimmigkeiten ein Problem bei FreiwilligFrei, und so kam es dann schließlich nicht mehr zu neuen Produktionen. Ja, man hatte sich zerstritten und auch die Motivation verloren, sich weiterhin für eine gesellschaftliche Aufklärung einzusetzen. So sehe ich dies zumindest rückblickend. Nur zu Peter Müller habe ich all die Jahre immer den Kontakt aufrechterhalten, und so entstanden hin und wieder ein Beitrag für meinen Youtube Kanal oder etwas Promo zur Unterstützung von weiteren Übersetzungen von Larken Rose, die Peter in der Zwischenzeit in Eigenregie bis heute verlegt.

Jetzt schreiben wir das Jahr 2023, und während ich hier so an meiner Kolumne sitze, wundere ich mich selbst, wieso Peter und ich nicht schon vorher wieder den Geist von FreiwilligFrei haben neu aufleben lassen. Denn als Team ist man immer stärker und es macht allein viel weniger Spaß, sich für die Freiheit einzusetzen. Als realistischer Optimist ist auch in aktuellen Zeiten noch nicht alles verloren, und ich merke, dass es wieder eine weitere Facette in der alternativen Medienlandschaft braucht, die sich konsequent für die Freiheit starkmacht und nicht beim ersten Lüftchen umfällt.

Manchmal braucht es nur den einen gewissen Tritt in den Hintern und dann kommt man wieder ins Rollen. Da wir uns in alten gemachten Nestern nicht wohlfühlen, wird das Projekt FreiwilligFrei nicht weitergeführt, sondern bleibt als Bibliothek auf Youtube für die Nachwelt erhalten. Peter und ich haben innerhalb einer Woche, so gut es geht, eine neue Website und einen gleichnamigen Youtube-Kanal erstellt und starten wieder ganz von vorne – wie damals 2011.

Die Zeit ist eine andere und wir haben uns weiterentwickelt. Dies alles lässt es vom Bauchgefühl her viel angenehmer escheinen, etwas Neues zu erschaffen, als sich weiterhin krampfhaft mit Errungenschaften aus vergangenen Tagen zu schmücken. FreiwilligFrei ist abgeschlossen und ein Projekt, auf das ich enorm stolz bin. Ich freue mich auf das, was kommt, und werde den Namen unseres neuen Projektes bewusst nicht nennen. Ich bin mir sicher, dass Sie, falls Sie Interesse haben, unseren neuen Kanal oder Website sicher selbst finden werden.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die sich noch an FreiwilligFrei erinnern und sich über ein Comeback von Peter und mir als Team auf Youtube freuen!


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