Haben wir uns daran gewöhnt, belogen und betrogen zu werden?: Die Aufrechterhaltung einer Scheinwelt
Kunst und Politik: Die Nachfrage bestimmt das Angebot
von Manuel Maggio
von Manuel Maggio drucken
Am Anfang jeder Kolumne von mir steht ein Gedanke, eine Aussage oder ein von mir beobachteter Zustand, den ich mit Ihnen teilen möchte. An dieser Stelle muss ich gestehen: Bereits bei der letzten Kolumne zum Thema: „Wahlen: Was tust du stattdessen?“ kam ein entscheidender Impuls von meiner Frau Andrea – und so auch in dieser Woche. Daher an dieser Stelle ein großer Dank an meine geliebte Frau, die mich nicht nur mit gesundem Essen versorgt, sondern mir auch mit Ideen und Anregungen beim Schreiben stets zur Seite steht.
Andrea ist von Beruf Musikerin, und Anlass meines heutigen Themas ist ihr Austausch in den vergangenen Jahren mit Kollegen über Künstler, die diesen „woken Wahnsinn“ brav mitspielen, sich in der Szene aber gern selbst als Revoluzzer, Rebellen und Weltverbesserer und -veränderer sehen. Sind diese Musiker wirklich so doof oder wissen die genau, was gespielt wird? Das Phänomen ist nicht erst seit Herbert und seinem Schrei nach „keinem Millimeter nach rechts“ bekannt. Es gibt wohl kaum noch ein Konzert, bei dem sich Künstler nicht gegen rechts, für queer, das Klima und was weiß ich noch alles aussprechen.
Wie viele der mehr oder weniger prominenten Künstler wirklich auf all den Irrsinn reinfallen, lässt sich nicht so leicht beurteilen. Ich denke, dass einige so tief in ihren Dogmen feststecken, dass sie sich irgendwann nicht mehr so leicht daraus befreien können. Zudem würden sie letztendlich dabei auch Gefahr laufen, alles, was sie sich über Jahre aufgebaut haben – eine gewisse Publikumsgröße, kein Mangel an Konzertbuchungen, Applaus und Zuspruch –, zu verlieren, und allein das kratzt bei vielen schon so arg am Ego, dass ihr eigenständiges Denken blockiert wird. Zu sachlichen Diskussionen über bestimmte Themen sind viele Künstler gar nicht mehr in der Lage beziehungsweise ist es ihnen zudem bewusst, dass es dafür keine Notwendigkeit gibt – denn werden diese für ihre Aussagen öffentlich kritisiert, fällt zuverlässig sofort eine Meute an Fans mit platten Attitüden über den Kritiker her. An dieser Stelle möchte ich noch etwas anmerken: So langsam ist es mir wirklich egal, ob jemand zu dumm oder zu feige ist, sich gegen die Lüge und gegen die Unterdrückung zu stellen – gemessen am Ergebnis kommt das so oder so auf das Gleiche hinaus.
Wir halten an dieser Stelle fest: Wenn man sein Publikum für dumm verkauf, verkauft man richtig gut. Ergänzend dazu möchte ich noch einen weiteren Aspekt ansprechen, wenn es um die Echtheit von Künstlern und den ehrlichen Umgang mit dem Publikum geht. Es gibt Künstler, die ihr Publikum verachten, aber trotzdem enormen Zulauf haben. Sänger finden das eigene Publikum abstoßend und möchten eigentlich nichts mit den Menschen vor der eigenen Bühne zu tun haben. Gekonnt gibt man sich immer bürgernah und lässt sich feiern. Wie kann es sein, dass man es sich zum Beruf gemacht hat, für Menschen auf der Bühne zu stehen, die man doch– einmal krass ausgedrückt – verabscheut? Ich vermute, dass beim Ertragen des Pöbels das Schmerzensgeld durch hohe Einnahmen und Gagen sicher helfen kann. Doch wie sieht es mit dem Publikum aus? In was für einer Welt leben wir, wenn Fans in Scharen ihre Idole und angeblichen Künstler verehren, diese mit Reichtum beschenken und am Ende nur die verpönte Masse der Dummen darstellen, die vom Künstler, ähnlich wie die Kuh eines Bauern, gemolken wird?
Ich hole heute etwas weiter aus; aber die Parallelen zwischen solchen Künstlern und Politikern, die ihr Land oder das eigene Volk verachten, sind für mich nicht von der Hand zu weisen. In beiden Fällen wird eine Scheinwelt erschaffen, die massentauglich auf der Bühne präsentiert wird. Doch hinter der Bühne lacht man über die Dummen. Die für mich an dieser Stelle entscheidende Frage lautet: Wer ist der Erschaffer? Der Künstler oder Politiker, der auf der Bühne Klischees bedient und sein Publikum genau mit dem versorgt, was es sehen und hören möchte, oder sind es die Fans und Bürger, die diese Scheinwelt ermöglichen, da sie ihr Aufmerksamkeit schenken und mit ihrer Energie aufrechterhalten?
Ich erkenne hier ein Muster: Man flüchtet in Parallel- und Scheinwelten, da diese in der Regel einfacher zu ertragen und zu meistern sind. Alles ist vorgegeben, der Aufwand bei der Entscheidungsfindung ist gering, da man eigene Werte durch vorgegebene Strukturen ersetzt hat. Das Desinteresse am eigenen Leben öffnet hier die Tore, um der Täuschung und den verlockenden Verführungen zu verfallen. Das schnelle Geld mit „Kunst“ – egal was, Hauptsache Reichweite – ist für mich in direktem Zusammenhang mit der Qualität von Politikern und Führungspositionen zu sehen. Die Gier nach Macht und auch jene nach Aufmerksamkeit lassen eben keine Abweichung vom Einheitsbrei mehr zu und sind in beiden Bereichen gleichermaßen anzutreffen. Selbstverständlich spielen mediale Dauerbeschallung mit geistigem Dünnpfiff sowie staatliche Propaganda eine entscheidende Rolle, die Menschen sind verwirrt und haben es verlernt, auf etwas Wert zu legen. Mir kommt es so vor, als ob der Großteil meiner Mitmenschen einfach alles konsumiert, was ihm vor die Füße geworfen wird. Man hört, was alle hören, man sieht aus, wie alle aussehen, und man vertritt die Meinung der anderen, nur um den Anschluss zum Futtertrog nicht zu verlieren. Die Schablone, die einem ein korrektes Leben vorgibt, ist allgegenwärtig und wird von vielen Menschen dankend angenommen. Man erleichtert sich der eigenen Verantwortung, aber verliert zugleich die Individualität des Menschseins. Das Resultat sind Lebensläufe wie aus dem Versandhaus und eine Bevölkerung aus Plastik: leicht zu befriedigen und noch leichter zu berechnen und zu beherrschen.
Mein Fazit: Auf der Nachfrageseite gibt es keine Ansprüche an Qualität mehr. Billigste Produktionen erhalten heute in der Regel mehr Wertschätzung als qualitativ hochwertige und authentische Angebote, ganz egal, um welche Branche oder welchen Lebensbereich es sich auch handelt. Erst wenn sich die Nachfrage ändert, wird sich das Angebot entsprechend anpassen. Die sogenannte breite Masse will betrogen und belogen werden, und daher finden wir aktuell auch genau das passende Angebot auf den Bühnen, in den Regalen, in den Medien und in den Machtpositionen dieses Landes wieder.
Sie, liebe Leser der Freiheitsfunken, legen Wert auf Qualität, und nur durch Ihre Wertschätzung sind Inseln des klaren Geistes wie diese hier möglich – daher mein Dank an dieser Stelle für Ihre Unterstützung. Ich hoffe, dass wir gemeinsam die Nachfrage nach Werten wie Freiheit und Menschlichkeit sowie nach Qualität und Echtheit schmackhaft machen können, sodass diese sich eines hoffentlich nicht zu fernen Tages wieder gesellschaftsfähig etablieren werden.
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.