Sich raushalten und einfach mal die Schnauze halten!: Rache ist nicht das Gleiche wie Gerechtigkeit
Der Strudel der Gewalt bis hin zum Weltenbrand
von Manuel Maggio
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Genau vor einer Woche startete die Hamas einen Angriff auf Israel, bei dem – laut aktuellen Angaben – mehr als 1.000 Zivilisten getötet wurden. Ich bin mir sicher, dass auch Sie diese schrecklichen Bilder gesehen haben. Seitdem befindet sich Israel im Krieg gegen die Hamas, und der Gazastreifen wurde massiv bombardiert. Auch hier sprechen offizielle Medien von über 1.000 toten Zivilisten. Westliche Staaten, Deutschland eingeschlossen, haben bereits am Samstag die volle Solidarität und Unterstützung Israels im Kampf gegen den Hamas-Terror zugesichert. Neben einer kompletten Abriegelung des Gazastreifens von aller Versorgung inklusive Wasser und Strom wird nun mit einer Bodenoffensive gerechnet, die zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Kolumne noch nicht eingetreten ist. So viel zu den mir vorliegenden Fakten, die ich aus den Medien entnommen habe – woher auch sonst, ich sitze ja in Bayern weit weg vom Geschehen.
Ich bin ehrlich: Auch ich war, und bin, immer noch sehr geschockt – wobei ich klarstellen möchte, dass es die Meldungen der Medien sind, die mich in diesen Zustand versetzen, nicht das Ereignis selbst –, denn ich war ja nicht dabei. Wenn ich mir also aktuelle Nachrichtenmeldungen quer durch die Bank ansehe, dann sehe darin eine weitere Eskalationsstufe eines globalen Konfliktes, bis hin zu einem sich ausbreitenden Krieg, der den Namen „Weltenbrand“ oder auch „Dritter Weltkrieg“ wirklich verdient hätte. Da ich kein Nahostexperte bin, wird es heute weder eine Erklärung noch eine Stellungnahme zu den aktuellen Ereignissen geben, vielmehr möchte ich meine Gedanken mit Ihnen gemeinsam sortieren und Ihnen verschiedene Fragmente der möglichen Massenmanipulation aufzeigen.
Sich sofort auf eine Seite zu stellen und zu positionieren, scheint in Mode zu sein: sei es die Bundesregierung oder die Opposition mit der AfD. Auch sonstige aufstrebende Politiker möglicher neuer Parteien konnten es nicht lassen und haben die Terroranschläge sofort medienwirksam verurteilt und ihre Solidarität mit Israel bekundet. Schön und gut denke ich mir – aber warum macht man das eigentlich? Wer hat etwas davon, wenn sich Politiker oder Einzelpersonen hier in Deutschland zu einem Krieg im Nahen Osten positionieren? Sofort wird hier und da verurteilt, auch alternative Medien springen mit auf den Zug, und jeder versucht, sich gekonnt auf die Seite der „Richtigen“ zu schlagen. Ich bezweifle, dass vom gemütlichen Sessel in Europa oder sonst wo auf der Erde die Situation wirklich beurteilt werden kann. Jetzt die Israel-Flagge als Profilbild zu nehmen, ist ungefähr genauso mutig und innovativ, wie die Ukraine-Flagge als Zeichen der Solidarität in seinem Twitter-Profil zu teilen.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen: Ich distanziere mich von jeglicher Gewalt gegen unschuldige Menschen und das in jeder denkbaren Form – ganz egal, wo dies auf der Erde geschieht. Ich verurteile nichts, da ich kein Richter bin, und ich befürworte auch nichts, da mir der nötige Einblick fehlt. Meine Meinung hilft in einem Krisengebiet niemandem weiter. Auch wenn es in der heutigen Zeit fast schon unmöglich erscheint: Ich halte mich raus, das ist nicht mein Krieg.
Nun zu den Auffälligkeiten, die mich darin bestärken, mich nicht als Stellvertreter auf eine der beiden Seiten zu schlagen: Ich gebe bewusst keine Quellen an, sondern schildere nur meine Gedanken zu Informationsfetzen aus diversen Medien, die mich zutiefst beunruhigen. Bereits am Samstag sprachen viele Medien von „Israels 9/11“ oder von Israels „Pearl Harbour“. Diese Wortwahl ist bewusst gewählt und soll meiner Meinung nach auf die kommende Tragweite des Konflikts hinweisen. Wurde das israelische Militär genauso überrascht wie die Streitkräfte der USA am echten 11. September? Wie konnte das beste Militär mit der am besten bewachten Grenze so sehr versagen? Wo waren die Geheimdienste? Wieso konnte man die Terroristen nicht früher stoppen? Ich habe keine Antworten auf diese Fragen, aber ich möchte diese Fragen noch laut denken dürfen. Ich habe mir einige Bilder und Videos vom Tatort des Massakers auf dem Festivalgelände angesehen, und es sind enorm grausame Bilder. Da wirken die Bilder von den Bombeneinschlägen im Gazastreifen, die wir zu sehen bekommen, bei Weitem nicht so verstörend. Auch an dieser Stelle könnte man sich fragen: Ist das so gewollt? Die Vorstellung, dass zwei Millionen Menschen, davon sicher sehr viele Zivilisten und keine Terroristen, jetzt komplett abgeriegelt sind und keinen Ausweg haben, um vor der Vergeltung durch Israel zu fliehen, finde ich mehr als beunruhigend. Wo soll dies hinführen, wenn Rache wieder salonfähig wird und sich verfeindete Parteien entmenschlichen und gegenseitig als Tiere bezeichnen?
Ich mache mir Sorgen, denn nichts passiert einfach so auf der großen Theaterbühne dieser Welt. Corona wurde vom Ukraine-Krieg abgelöst, und über Nacht steckte die Welt plötzlich in einem neuen Konflikt, der eigentlich ein alter ist. Die Karten sind neu gemischt, an diversen Fronten wird Stellung bezogen und die geistigen Gräben wurden wieder enorm erweitert. Menschen werden wieder gespalten, im Gazastreifen durch Bomben, in Israel durch Kugeln und Messer und bei uns durch Kriegspropaganda. Nur mit dem Unterschied: Wir könnten etwas dagegen tun – Opfer physischer Gewalt im Kriegsgebiet nicht. Gewalt wird wieder als Lösung für Gewalt akzeptiert, Rache wird mit Gerechtigkeit verwechselt, so als hätte man nicht aus der Geschichte gelernt. Bist du nicht dafür, dann bist du dagegen – und wer sich raushält, ist auch irgendwie schuld oder zumindest verdächtig.
Ob es sich um eine Entwicklung bis hin zum Weltenbrand handelt, der durch sogenannte Endzeitsekten auch aktiv forciert wird, kann ich nicht beurteilen, doch das Potential dazu ist auf jeden Fall enorm gewachsen. Was kann ich tun? Nichts – außer wachsam sein und die globale Entwicklung so neutral wie möglich betrachten. Sich durch Vorsorge für eventuelle Krisen bei uns absichern und so gut es geht aus allem raushalten, was nicht vor der eigenen Haustüre geschieht. Was bisher noch als „Brot und Spiele“ bekannt war, könnte man bald als „Tod und Kriege“ bezeichnen, so normal scheinen Krieg und Gewalt gegen Unschuldige für manche Menschen geworden sein.
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