09. Dezember 2023 07:00

Zu Gast bei Fair Talk – mein Erfahrungsbericht Ein Blick hinter die Kulissen

Ich war der Lacher des Abends

von Manuel Maggio

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Bildquelle: George Dolgikh / Shutterstock Ein ganz natürliches Bedürfnis: Das dennoch manchmal zu peinlichen Situationen führen kann …

Vor ungefähr drei Wochen erhielt ich eine Whatsapp-Nachricht von Alex, dem Produzenten von Fair Talk. Dabei handelt es sich um eine alternative Talkshow, die von Jens Lehrich moderiert wird. Wahrscheinlich kennen Sie das Format bereits. In dieser Nachricht stellte mir Alex die Frage, ob ich Interesse habe, als Talkgast dabei zu sein. Das Thema der Sendung lautet: „Haltung oder Neutralität – was führt uns zum Frieden?“ Nachdem ich an dem Termin der Aufzeichnung am 5. Dezember 2023 verfügbar war, habe ich direkt zugesagt und bin mit meiner Frau im Gepäck trotz Schneechaos mit dem Pkw zur Aufzeichnung der Sendung „Auf Augenhöhe“ nach Magdeburg gefahren.

Weitere Gäste der Aufzeichnung waren: Lukas Kramer, Unternehmer und Leadership Coach, Serhat Sisik, ein junger Content Creator und Aktivist aus Berlin, der die Pro-Palästina-Seite vertritt, und Gerd Buurmann, Publizist von der „Achse des Guten“, ein klarer Pro-Israel-Vertreter. Bei Lukas Kramer konnte ich eher eine neutrale Haltung vermuten, und auch ich war wohl wegen meiner Haltung „Pro Unschuldige und gegen Regierung – egal, auf welcher Seite“ eingeladen worden. Bevor ich noch etwas auf die Inhalte der Talkrunde eingehen werde, möchte ich berichten, wie das Ganze bei so einer Aufzeichnung eigentlich abläuft.

Los ging es für uns am Mittwoch um neun Uhr. Denn da in Bayern doch noch einiges an Schnee lag, wollten wir hier auf Nummer sicher gehen. Dies war auch gut so, denn dank der ein oder anderen Baustelle waren wir für die insgesamt 530 Kilometer doch knapp sieben Stunden unterwegs. Zur Vorbereitung auf die Show haben wir uns bei der Autofahrt eine Aufzeichnung des Podcasts „Indubio extra – Sprachlos in Israel“ angehört, moderiert von Gerd Buurmann. Gesprächspartner in dieser Sendung war der Journalist Tom David Frey aus Israel. Diese Unterhaltung hatte mir doch ein sehr klares Bild von Buurmanns Einstellung vermittelt – und ich kann nur sagen, dass es sehr unangenehm war, den beiden Herren zuzuhören. Ich möchte hier nicht auf einzelne Aussagen eingehen, da ich dazu auch in der Talkrunde teilweise Gelegenheit hatte. Aber die absolute Glorifizierung Israels und das Hinweisen auf die humane Vorgehensweise im Gazastreifen durch das präzise Vorgehen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) sollten einen kleinen Vorgeschmack darauf ermöglichen.

Bereits im Vorfeld der Aufzeichnung stand ich mit dem Orga-Team von Fair Talk in E-Mail-Kontakt. Ein Doppelzimmer war bereits für mich und meine Frau gebucht und übernommen worden. Nach einer etwas anstrengenden Fahrt kamen wir dann gegen 16 Uhr am Elb Hotel in Magdeburg an – ein sehr schönes Hotel inmitten eines Parks an der Elbe. Etwas frisch gemacht und von der Fahrt erholt, ging es dann um 17:45 Uhr zur Location, dem „Alten Theater Magdeburg“. Die Produktion von Fair Talk läuft auf einem sehr hohen Niveau, und so geht es wie bei einer TV-Aufzeichnung erst mal in die Maske, um dann vor dem darauffolgenden Fototermin von den Technikern professionell verkabelt zu werden. Mit leicht steigender Nervosität nutze ich die letzten Minuten noch für eine Zigarette und den Besuch der Toilette, bevor ich dann mit den anderen drei Gästen und dem Moderator an dem großen Tisch Platz nehme. Die Sendung wird mit Publikum aufgezeichnet, und neben den extrem vielen Kameras, die man sonst vor allem von Übertragungen von Fußballspielen kennt, stehen auch im gesamten Raum große Screens, sodass jeder immer alles im Blick haben kann.

Das Gespräch startet und bereits nach wenigen Minuten taut die Runde so richtig auf. Buurmann ist mir nicht mehr so unsympathisch wie noch auf der Autofahrt, und die Zeit vergeht wie im Fluge. Nach der ersten Stunde merke ich allerdings, wie sich meine Blase langsam füllt, und nach ungefähr 90 Minuten halte ich es nicht mehr aus und beschließe, noch während der Aufzeichnung den Tisch zu verlassen, um auf die Toilette zu gehen. Mir ist natürlich klar, damit einiges durcheinanderzubringen, und ich warte daher, bis ein Gast auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches spricht, in der Hoffnung, auf diese Weise von der Regie gekonnt ausgeblendet zu werden. Ohne direkten Kontakt mit der Film-Crew zu haben, stehe ich also auf und gehe auf das WC. Zum Glück ist es kein langer Weg zur Toilette im Backstage-Bereich und für mich ist es eine sehr große Erleichterung – das dürfen Sie mir glauben. So schnell es geht, beende ich mein Geschäft und begebe mich zurück in die Location, warte dann noch auf ein Zeichen, damit ich, ohne das Bild zu stören, zurück auf meinen Platz kann. „Eigentlich perfekt gelaufen“, denke ich zumindest noch zu diesem Zeitpunkt. Doch leider weit gefehlt. Bei meinem Verlassen des Saals hatte das Regie-Team lediglich das Audio im Livestream von meinem Mikrofon gemutet – für die Gäste im Saal war mein Gang zur Toilette in vollem Umfang akustisch zu genießen.

Wie mir meine Frau später erzählte, habe ich damit für den Lacher des Abends gesorgt. Der Vergleich mit einer Szene aus „Die Nackte Kanone“ wurde von Buurmann auch direkt in die Show eingebracht. Man sieht mich aufstehen, hört über die Boxen meine Schritte im Gang, gefolgt von einem klaren Plätschergeräusch, das die meisten an der Stelle schon schmunzelnd erwartet hatten. Beim Verlassen der Toilette war mein Mikro zwar mittlerweile auf stumm geschalten, doch konnte ich beim Betreten des Saals – nichtsahnend, was sich dort in meiner Abwesenheit abgespielt hatte – eine sehr heitere Stimmung wahrnehmen. Dass man sich nicht nur über mein dringendes Bedürfnis, sondern über die dazugehörigen Geräusche amüsiert hatte, wurde mir erst nach der Sendung ausführlich berichtet.

Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für diese Unannehmlichkeit entschuldigen und bin schon sehr auf die Ausstrahlung gespannt, um zu sehen, ob es der Produktion möglich sein wird, dieses Missgeschick komplett auszublenden.

Inhaltlich gab es gewiss ein paar Highlights von meiner Seite. Ganz besonders kann ich mich an mein Schlusswort erinnern. Auf die Frage „Was führt uns zum Frieden?“ antwortete ich sinngemäß: „Erstens, wenn Menschen aufhören, Institutionen zu schaffen, die dann als Regierung losgelöst von jeder Verantwortung über Menschen herrschen. Und zweitens, wenn Kinder nicht mehr lernen, dass Gewalt eine Option ist, um ein Problem zu lösen. Wenn Kinder die Sprache der Gewalt nicht lernen, werden sie diese auch nicht im Alter anwenden können. Dies ist auch der Grund, warum ich kein Chinesisch spreche, ich habe es niemals gelernt.“


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