23. Dezember 2023 07:00

Weihnachten – alles nur Fake? Zwischen Brauchtum und Familienstreit

Das Christkind – eine kritische Betrachtung

von Manuel Maggio

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Bildquelle: Victoria Ermolaeva / Shutterstock Weihnachten für Kinder: Eine Zeit der Magie, des Lichterglanzes und der Geschenke – sie staunen und träumen

Heute ist der 23. Dezember 2023, also ein Tag vor dem Heiligabend. Auch wenn ich mich anfangs dagegen gesträubt habe, diesen Anlass zum Thema meiner Kolumne zu machen, bin ich, wie Sie sehen können, nicht darum herumgekommen. Weihnachten ist sicher nicht nur bei uns im Lande für ausufernde Streitigkeiten bis hin zu Familienkrisen bekannt und trägt leider allzu oft zu Unrecht, wie ich finde, den Namen „Fest der Liebe“. Ich selbst bin davon zum Glück noch verschont geblieben, aber man hört ja aus dem Umfeld so einiges darüber, wie es an Weihnachten und den darauffolgenden Feiertagen oft zugeht.

Weihnachten bedeutet daher sicher für viele, sich mit Verwandten zu treffen, die man das ganze Jahr über nicht gesehen hat – wofür es sicher Gründe geben mag. Bei großen Familien geht der Stress natürlich schon vorher los: In ewigen Diskussionen muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, wann man sich bei welchem Teil der Verwandtschaft blicken lässt und wie man den anderen am besten klarmacht, eben nicht am 24. Dezember zum Abendessen zu erscheinen. Aus meiner Beobachtung gibt es da zwei unterschiedliche Typen der Festtagsplanung: Entweder hat man eine gut eingespielte Rotation der Verpflichtungen, gepaart mit ausgiebigen Fressgelagen für die Feiertage, und zieht dies dann genau so Jahr für Jahr durch oder man versucht es jedes Jahr aufs Neue, um dann doch kläglich zu scheitern. Beide Optionen bergen ihre Gefahren, was wohl an den aufgesetzten Erwartungen an Weihnachten liegen mag. Ich möchte hier nicht näher darauf eingehen, aber es ist kein Wunder, dass ungeklärte Konflikte in diesen Tagen hochkochen und Enttäuschungen wegen banaler Dinge wie Geschenken dann eskalieren können.

Mit einer sehr pessimistischen Brille betrachtet, ist Weihnachten reine Heuchelei, in der man aus seinem sozialen Loch der Isolation hervorgekrochen kommt und für ein paar Stunden die fromme christliche Familie spielt. Eigentlich hat man keinen Bock auf seine Verwandtschaft, aber an diesem einen Tag zeigt man sich interessiert und verbunden, um sich dann wieder wochenlang nur über Whatsapp bei den Eltern oder Großeltern zu melden. Man leistet einfach seine Pflicht ab, wozu auch die Geschenke gehören – aber im Grunde ist man froh, wenn der ganze Zirkus wieder vorbei ist.

Wie fühlt es sich an, wenn Sie diese Zeilen lesen? Ich bin ganz ehrlich, dass auch ich mich in gewissen Situationen darin wiedererkenne. Bevor ich auf den für mich positiven Aspekt von Weihnachten zu sprechen komme, möchte ich mich zuvor noch dem Christkind widmen – einer Lüge von derart drastischem Ausmaß, dass selbst 9/11 darauf noch neidisch wäre. Es gibt wohl kaum eine andere Lüge, die so konsequent seit Jahrzenten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten den Kindern aufgebrummt wird, um sie damit zu manipulieren. Faktisch gesehen ist es eine Lüge, und aus freiheitlicher Sicht werden hier Individuen, in diesem Fall Kinder, ganz klar einseitig von den eigenen Eltern belogen und beeinflusst. Ganz schamlos geben dann Erwachsene untereinander zu, die eigenen Kinder belogen zu haben – und man brüstet sich sogar damit, wenn die Lüge dieses Jahr wieder besonders gut gelungen ist. Selbst wenn Kinder dann mit anderen Außenstehenden über das Christkind sprechen, wird diese Lüge fast immer gedeckt und aufrechterhalten. Hier fällt mir eine Erzählung meiner Frau ein: Da hat doch glatt eine Klavierschülerin erzählt, dass das Klavier jetzt in der Küche stehe, da das Christkind im Büro bereits die Geschenke vorbereite und sich darin eingeschlossen habe. Selbstverständlich hat das Christkind das Klavier vorher noch in die Küche gestellt und sich dann durch das Schlüsselloch aus dem Staub gemacht.

Ich kann da leicht reden, so ohne eigene Kinder, möchte aber nicht in der Haut dieser kreativen Eltern stecken: Wie soll man da nur jemals wieder herauskommen?

Nachdem ich mich jetzt über die wohl meistverbreitete Lüge im Abendland ausgelassen habe und auch die eher scheinheilige Seite des Heiligabends beleuchtet habe, möchte ich abschließend noch etwas Positives loswerden.

Wenn ich an Weihnachten denke, habe ich viele schöne Erinnerungen: sei es das Schmücken des Baumes mit der Mutter oder sei es eben genau die Spannung, was dieses ominöse Christkind so bringen wird. Selbst jetzt mit 44 Jahren kann ich mich an diese Momente noch erinnern. Nachdem ich dann selbst erwachsen geworden war, waren es die funkelnden Augen der Kinder, in diesem Fall meiner Nichte und meines Neffen, gewesen, die sich als besondere Momente in meiner Erinnerung festgesetzt haben. Und in fortschreitendem Alter sind es eben genau diese Familienfeste, die oft alle zusammenbringen, auch wenn das, wie oben beschrieben, nicht immer ohne Probleme möglich ist. Man mag den Anlass doof oder sogar heuchlerisch finden, doch genau diese Bräuche und Feiertage sind es, die einen auch mal aus dem Alltag entfliehen lassen. Aktuell freue ich mich über jedes Weihnachten, an dem ich meine Eltern noch dabeihaben kann, denn schließlich werden sie ja auch nicht jünger. Und wenn wir jetzt noch den ganzen Schnickschnack weglassen und uns auf uralte Bräuche und Traditionen besinnen wollen, dann sind es eben die Raunächte und die Wintersonnenwende, die sehr tief in unserer Kultur verankert sind.

Christkind hin oder her, es kommt immer drauf an, was man daraus macht! In diesem Sinne frohe Weihnachten und alles Liebe.


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