10. März 2022 13:00

Deutschland Ein Land voller Fußballtrainer, Epidemiologen und Militärstrategen

Die Verhetzung erreicht immer erschreckendere Ausmaße

von Sascha Koll

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Was war das nur für eine schöne Zeit, als es noch Rudelgucken gab und zu jeder Fußballmeisterschaft ganz Deutschland plötzlich Ahnung von Fußball hatte und genau wusste, was Trainer und Spieler richtig oder falsch gemacht haben? Jeder war Bundestrainer und, ja, das war manchmal etwas nervtötend für die eingefleischten Fans, die sich auch mit Fußball beschäftigten, wenn er nicht gerade total hip war.

Doch warum war es trotzdem eine bessere Zeit als heute? Sie war so friedlich. Es gab nach einer Niederlage gegen die Italiener zwar die eine oder andere Äußerung, dass man nie wieder Pizza oder Pasta essen würde, doch der Appetit versöhnte die Gemüter dann doch recht schnell wieder. Es ist nie eine echte Feindschaft gegeneinander entstanden – doch heute erlebe ich das leider anders.

Als noch jeder Nationaltrainer war, bestand keine große Gefahr einer Eskalation, doch in den vergangenen zwei Jahren waren dann plötzlich alle Virologen, Epidemiologen und Vorsitzende des Ethikrats. Nun wussten nicht nur alle, welche die beste Aufstellung für das nächste Spiel, sondern auch was das Beste für die Gesundheit ist. Was das ganze so fatal machte, war, dass sie sich anmaßten, bis in die persönlichsten Lebensbereiche einzudringen. Die Abschaffung der Grundrechte wurde frenetisch beklatscht wie einst die mit Teddybären beworfenen „Familien mit Kindern“. Jeder wusste ganz genau, wie in welcher Situation zu verfahren war; sie haben immerhin Videos der Quoten-Asiatin Mai Thi Nguyen-Kim auf Youtube gesehen. Der Ausdruck „Youtube-Uni“ ist dank Rezo und maiLab von einer Herabwürdigung zum Ort der „einzig legitimen Einstellung“ geworden. Menschen, die die Meinung der von Politikern und Medien auserkorenen Wissenschaftselite nicht teilten und andere Experten zu Rate zogen, wurden sehr schnell als Feind gebrandmarkt. Sie wurden als Verschwörungstheoretiker und Demokratiefeinde bezeichnet, was sich leider bei genauerer Betrachtung nur als ein Vorurteil herausstellte. Ich hätte gerne mehr frische Libertäre mit offenen Armen empfangen, aber es war mir leider nicht gegönnt. Auch die Bezeichnung als Verschwörungstheoretiker stellte sich immer wieder als falsch heraus. Sie hatten so häufig recht mit ihren Befürchtungen, dass ich wöchentlich die neuesten, wahr gewordenen Verschwörungstheorien bekannt geben konnte. Doch in Politik und Medien wurde die Mär vom Feind im eigenen Land aufrechterhalten. Immer übergriffigere Maßnahmen wurden mit dem Segen der Medien und damit auch mit der Unterstützung einer großen Anzahl Medienopfer, die sich für gut informiert hielten, erlassen. Bis zum heutigen Tage ist der Ungeimpfte der Feind der Volksgesundheit.

Zu meinem Bedauern blieb es leider nicht dabei, dass Deutschland Nationaltrainer, Virologe, Epidemiologe und Vorsitzender des Ethikrats war. Sie sind jetzt alle auch noch Russlandexperten, Militärstrategen und Friedenstifter. Die „Solidarität“ entfließt wieder wie Talg aus jeder Pore ihren wutzerfressenen Körper. Demonstrationen, die bisher noch als gefährlich galten und verboten wurden, als würde das Fortbestehen der menschlichen Spezies davon abhängen, sind auf einmal ungefährlich. Selbst der abgedrehte Panikminister Karl Lauterbach nimmt an solchen Massenevents teil. Die gleiche Menschenmasse, die auf Demonstrationen der Querdenker noch mit „einige Tausend“ beziffert wurde, wird auf einmal auf „Hunderttausende“ aufgeblasen. Das sind die Guten. Die, die für die Regierung sind. Sie sind das Volk, nicht die anderen Schmuddelkinder, die gegen ihre Unterdrückung auf die Straße gehen. Es werden wieder Forderungen gestellt, vom Nato-Einsatz bis zu Sanktionen, und auch die Ausgrenzung der in Deutschland lebenden Russen erfreut sich ähnlicher Beliebtheit wie die Tyrannei gegen Ungeimpfte. Hurra! Wir haben einen neuen Feind, den wir ohne Rücksicht auf Verluste bekämpfen müssen. Das mit den Ungeimpften wurde ja auch langsam langweilig, und uns zerlaufen die Argumente im Munde wie feine Schokolade. Was blieb uns auch anderes übrig, als einen neuen Gegner zu finden, den wir systematisch zersetzen können? Wir haben uns doch so daran gewöhnt, jedem, nur nicht uns selbst, die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Sanktionen, die vor allem die Bevölkerung und weniger die Machthaber, aber auch uns selbst treffen, halten wir schon aus. Benzin für weit über zwei Euro und „Frieren gegen Putin“ erleben wir mit Wonne, denn die innere Wärme, die uns das Gefühl der Solidarität spendet, ist mehr als ausreichend, um durch den nicht mehr so lange währenden Winter zu kommen. Auch auf russischen Wodka, Gebäck und die Namen desselben können wir verzichten.

So ähnlich klingt es, wenn man sich durch die sozialen Netzwerke und teilweise auch die Medien liest. Gerade der Boykott russischer Waren erinnert mich wieder an die Fußball-Niederlage gegen die Italiener. Doch heute hat es eine andere Qualität. Nicht der Einzelne entscheidet, ob er die nächsten zwei Wochen zum Italiener geht, sondern entweder der Staat oder der Einzelhändler, der, gefeiert von der Masse, ein Zeichen setzen will. Nun ist ein Krieg auch nicht mit einem verlorenen Fußballspiel zu vergleichen, doch hege ich starke Zweifel, dass diese Maßnahmen wenigstens ein kleines bisschen Putins Einstellung ändern werden. Die Sanktionen treffen, wie oben schon kurz erwähnt, nicht Putin oder seine Armee. Sie treffen vor allem die Bevölkerung, die nichts für diesen irren Überfall kann – nicht nur die Bevölkerung in Russland, die mittlerweile unter einem Mangel an westlichen Waren leidet wie einst in der Sowjetunion und ihre Güter nicht mehr exportieren kann, sondern auch die hiesige Bevölkerung, die unter steigenden Preisen und Mangel an russischen Gütern leidet. Es gibt Menschen, die noch nicht begriffen haben, dass Arbeitsteilung und Handel Wohlstand schaffen, und zwar auf beiden Seiten. Stellt man den Handel ein, hat es schwerwiegende Konsequenzen für alle. Doch auch das scheint einigen nicht zu reichen. So werden mehr und härtere Sanktionen gefordert und ein Nato-Einsatz, der in der Lage wäre, die Situation weiter eskalieren zu lassen. Vollkommen gedankenlos würde sich die aufgehetzte Masse freudestrahlend in den Dritten Weltkrieg bomben. Am Ende fragen sie sich wieder, wie das nur passieren konnte, so als hätte man nichts aus der Vergangenheit gelernt. Der grüne Soja-Sören von nebenan, der gestern noch im SUV von der Abi-Feier abgeholt wurde, findet sich morgen im Kriegsgebiet wieder und erlebt die Konsequenz der eigenen Forderungen am eigenen Leib. Vermutlich wird er verwundert darüber sein, denn eigentlich hat er sich vorgestellt, dass jemand anders für seinen Staat verheizt wird. Er hat es auch nie anders gelernt. Egal, was er fordert, irgendwer wird schon dafür aufkommen. Doch diesmal ist es nicht so. Der Staat braucht junge Männer, und da hilft es auch nicht, sein Geschlecht willkürlich zu ändern. Auch die vegane Einmannpackung wird er nicht finden, wenn er physisch für das eintreten muss, was er verbal vertreten hat.

Von Diplomatie oder möglichen Lösungen des Konflikts wird kaum gesprochen. Ja, Putin tritt als Aggressor auf, doch dieser kriegerische Konflikt ist nicht aus heiterem Himmel gefallen. Er hat eine Ursache, die meiner Meinung nach darin zu finden ist, dass die Ukraine aggressiv gegen Sezessionisten vorgegangen ist. Und, ja, auch diese waren keine Engel, sie haben Waffengewalt angewendet. Die Ursache liegt grundlegend im Etatismus und bei Staaten, die Ländereien beherrschen wollen, deren legitimer Eigentümer sie nicht mal sind. Über das Weltbild, es sei in Ordnung, Menschen mit Zwang und Gewalt zu einem gewünschten Verhalten zu drängen, sollte nachgedacht werden und nicht darüber, ob es notwendig ist, Katzenzüchter mit russischer Staatsbürgerschaft von einem Wettbewerb auszuschließen. So leiden wieder diejenigen, die keine Schuld trifft, und die Schuldigen zucken nur mit den Schultern. Es ist nicht ihr Leben, dass sie lassen. Es ist nicht ihr Geld, dass sie für ihre Kriegstreiberei ausgeben. Und es ist nicht ihr Leid, das diese Psychopathen erschaffen und nicht selbst fühlen.


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