30. Juni 2022 14:00

Staatsglaube Etatismus ist eine gefährliche Religion

Er arbeitet mit Angst, Gewalt und Unterdrückung

von Sascha Koll

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Es gibt viele Versuche, Religion zu definieren. Der wohl bekannteste kommt von Friedrich Schleiermacher, einem deutschen evangelischen Theologen: Religion ist „das Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit von Gott“.

Treffender finde ich die Definition der Jesuiten: „Verehrung geistiger, außer und über der sichtbaren Welt stehender persönlicher Wesen, von denen man sich abhängig glaubt und die man irgendwie günstig zu stimmen sucht.“

Diese zwei Definitionen habe ich bewusst gewählt, da sie eines eint: die Abhängigkeit von etwas nicht Greifbarem.

Früher dachten die Menschen, sie seien von der Gnade der Götter abhängig. Sie beteten sie an, waren der Überzeugung, ihr Leben hänge von ihnen ab, und opferten sogar Menschen, um sie wohlwollend zu stimmen. Auch heute glauben die Menschen, sie seien von einer übergeordneten Macht abhängig. Sie nennen diese Macht Staat oder Regierung. Wie einst den Göttern sprechen sie Regierungen Fähigkeiten und Rechte zu, die der Normalsterbliche nicht hat. Wie Gott im Christentum in jedem Menschen gegenwärtig ist, behaupten Etatisten, der Staat seien wir alle. Wie Gott, kann man den Staat nicht sehen, schmecken, riechen, hören, fühlen oder messen. Der Staat scheint für Staatsgläubige ein unsichtbares Wesen zu sein, das handelt, wie auch der Markt von Kritikern als „regelndes“ Wesen wahrgenommen wird, der durch eine unsichtbare Hand auf ein Ergebnis zusteuert. Doch wer mit der Praxeologie vertraut ist, weiß, dass Kollektive nicht handeln. Einzig das Individuum handelt. Individuen können sich in Gruppen zusammenschließen und ihre Handlungen untereinander koordinieren und im Einvernehmen abstimmen, aber letztendlich handelt nicht die Gruppe, sondern jeder Einzelne für sich. Der Staat als scheinbar handelnde Persönlichkeit, mit Rechten und Fähigkeiten, die über die eines menschlichen Individuums hinausgehen, ist bloß ein Gedankenkonstrukt, eines gottgleichen transzendenten Wesens, das in uns allen wohnt. Dem Staat untertan zu sein, ist, wie Gott untertan zu sein. Gebete, Rituale und Ablass sollen das Staatswesen besänftigen und bekräftigen, Gutes zu tun. Der allwissende Staat ist der Gott der Etatisten, von dem sie glauben, abhängig zu sein. Der Glaube an den Staat ist nicht bloß eine Analogie zum religiösen Glauben. Er ist eine Religion.

Religionen bedienen sich aber nicht nur des Glaubens an Götter oder gottähnliche Wesen, sondern auch Götzen, Ritualen, Geboten, Tempeln, Gebeten, Propheten, des Ablasses oder des Zehnten. All dergleichen findet sich auch im Staatsglaube wieder. Flaggen als Götzensymbole, wie die der Europäischen Union, oder auch ihre äußerst charismatischen Führer sind Abbilder Gottes, dem Staat. Das erste Ritual, zu dem man als Neugeborener wehrunfähig gezwungen wird, ist die Anmeldung beim Staat, sie ist die Taufe der Etatisten. Ihre Taufbescheinigung ist die amtliche Zustellung der Steueridentifikationsnummer. Wahlen und der vorangehende Wahlkampf sind ein alle Jahre auftretendes Ritual, zu dem aufgerufen und dessen Ergebnis je nach eigener Stimmabgabe und Wahlausgang gefeiert wird. Wurde ihr Gebet erhört, danken die Kultisten ihrem Gott, der Demokratie. Geht die Abstimmung nicht in ihrem Sinne aus, ist es nicht der unfehlbare Gott, der kritisiert wird, sondern die, die ihn ablehnen: die Nichtwähler. Auch der regelmäßige Konsum der „Tagesschau“ kann als ein solches Ritual gesehen werden. Sie ist die tägliche Verkündung der Entscheidungen der „Diener“ des Staates. Ein Kniefall im Fußballstadion entspricht dem Sich-untertan-Machen vor dem „woken“ Zeitgeist. Die Gebote der Götter erhalten die Anhänger des Staates regelmäßig in Form von Pressemitteilungen, die die Regierung herausgibt. Wer sich nicht an das Gebot hält, wird von willigen Befehlsausführern dieses Kultes bestraft. Wer sie zu kritisieren bereit ist, handelt ketzerisch. Die Tempel der Etatisten sind ihre Parlamente, die heiligen Hallen, in denen sich die Sekten um die korrekte Auslegung der Verfassung, der Heiligen Schrift, streiten und neue Gebote niederschreiben. Die Propheten der Neuzeit sind Greta Thunberg, Luisa Neubauer, Volker Quaschning, Christian Drosten und Karl Lauterbach, die unablässig die Apokalypse heraufbeschwören. Die einen bilden sich ein, die Welt würde in einem Höllenfeuer verbrennen, betreiben Ablasshandel für ihre Sünde der Reiselust und hüpfen für das Klima, die anderen gehen davon aus, dass die Welt, ohne die Hilfe des gottgleichen Wesens Staat, von unaufhaltsamen Plagen ähnlich der Pest heimgesucht würde. Retten kann man die Welt nur durch die Abgabe des Zehnten. Steuern sorgen dafür, dass Gott und seine Helfer die Mittel haben, um allen Schaden von ihren Anhängern abzuwenden, der Klimaapokalypse zu trotzen und Seuchen biblischen Ausmaßes zu bekämpfen.

Durch die Beispiele sollte klar geworden sein, dass es sich beim Staatsglauben tatsächlich um eine Religion handelt. Doch handelt es sich um eine friedliche, voluntaristische Vereinigung von Menschen mit einem Glauben an eine übergeordnete Macht, die davon absieht, Ungläubige zu verfolgen? Keineswegs. Vom Glauben, der einem ab der frühen Kindheit eingeredet wird, kann man sich trennen, aber wie in einigen religiösen Sekten ist der Ausstieg kein einfacher. Haben Sie schon mal versucht, ihre Staatsbürgerschaft abzulegen, wie Sie ihre Konfession ablegen können? Ist es Ihnen gelungen, vollständig aus dem Kult auszutreten? Die Rituale abzulehnen, Gebote nicht zu befolgen, sich Gottes Wort zu widersetzen, ihre Tempel nicht zu betreten, ihren Götzen nicht zu huldigen und ihre Propheten auszulachen ist ein Leichtes. Doch den Zehnten werden Sie nicht los. Auch zu viel Widerstand mag der religiöse Kult überhaupt nicht. Doch warum sollte man überhaupt austreten wollen? Weil diese Religion sehr gefährlich ist.

Die Staatsgläubigen arbeiten mit Angst, Gewalt und Unterdrückung. Sie verängstigen unsere Kinder, unterdrücken den Widerstand mit Gewalt und verüben Massenmorde, weil der einen Sekte nicht passt, wie die andere Sekte lebt. Sie bringen die Demokratie mit Bomben in andere Länder und erschießen sogar ihre eigene Bevölkerung, wenn sie nicht spurt. Sie glauben, all das sei legitim, weil ihr Gott in ihnen allen wohne: „Wir alle sind der Staat.“ Sie rechtfertigen jede Gräueltat mit Ihrem Glauben, dass alles richtig und wichtig sei, was sie anderen Menschen mit dem Segen der Regierung antun. Sei es Diebstahl, Freiheitsberaubung, medizinische Eingriffe unter Zwang oder Völkermord. Der Zweck heiligt die Mittel. Das Gemeinwohl steht über dem Wohle des Individuums. Die Gläubigen versuchen in ihrem Abhängigkeitsgefühl, ihren Gott stehts wohlzustimmen, sich konform zu zeigen und diejenigen an Befehlsausführer auszuliefern, die nonkonforme Verhaltensweisen an den Tag legen. Der Glaube an den Staat ist zutiefst kollektivistisch und freiheitsfeindlich. Wir sollten ihn ablegen, ablehnen und ihre Tempel zu Museen umbauen, die in mahnender Weise ihre abscheulichen Taten zur Schau stellen.


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