Tempolimit: Wissenschaftsmagazin blamiert sich mit falscher Formel
Quarks oder Quark?
von Sascha Koll
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Quarks oder Quark? Das frage ich mich schon seit Längerem, wenn ich mal wieder auf dem Twitter-Account des Wissenschaftsmagazins Quarks vom WDR (82.434 Follower) vorbeischaue. Erst im Juli 2022 ist ein Satiriker auf den Plan gekommen, Graphiken im Stil von Quarks unter dem Namen Quark DDR (mittlerweile 34.140 Follower) zu veröffentlichen. Wie sehr sich das angeblich seriöse Wissenschaftsformat und die Satire ähneln, sieht man daran, dass Quark DDR häufig und nicht zuletzt wegen des Inhalts für den echten Account von Quarks gehalten wird.
Am 13. September 2022 leistete sich Quarks mal wieder einen groben Schnitzer. Eingeleitet wird der Tweet mit einem aktuellen Problem: die hohen Kraftstoffpreise. Den dummen Bürgern wird an erster Stelle erklärt, dass sie ihren Kraftstoffverbrauch verringern können, indem sie langsamer fahren. Ohne Quarks wäre sicher keiner von ihnen selbst auf diese Erkenntnis gekommen, somit sollte der Bildungsauftrag wieder mal hinlänglich erfüllt sein. Aber Quarks wäre nicht Quarks, wenn sie nicht noch ein bisschen grünen Aktivismus betreiben würden. Dies geschieht dann in der Graphik des Tweets. „Tempolimit“ prangt als erstes Wort auf dem Sharepic. Es geht also wiederholt nicht darum, dem Bürger einen nützlichen Tipp unter Zuhilfenahme der Wissenschaft zu geben, sondern Mehrheiten für die sich immer wieder offenbarende politische Agenda der öffentlich-rechtlichen Medien zu gewinnen. Mit einem Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde könnten laut Quarks 596 Millionen und mit einer Beschränkung auf 100 Kilometer pro Stunde sogar 1,7 Milliarden Liter Kraftstoff eingespart werden. Die Einsparung von 130 auf 100 Kilometer pro Stunde entspricht laut Quarks fast dem Faktor drei.
Viele Nutzer fragten nach der Berechnungsgrundlage. Hier ein Beispiel, auf das Quarks sogar antwortete: „Die Rechnung, dass sich der Verbrauch mehr als halbiert von Tempo 130 auf 100 muss man mir unbedingt mal zeigen!“ Quarks Antwort: „Der Verbrauch ist abhängig vom Quadrat der Geschwindigkeit. Heißt: Doppelte Geschwindigkeit gleich vierfacher Verbrauch.“
Mit dieser Antwort konnte ich berechnen, dass mein Fahrzeug, das bei 100 Kilometern pro Stunde circa 4,5 Liter auf 100 Kilometer verbraucht, bei 50 Kilometer pro Stunde lediglich 1,13 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen müsste. Es ist mir bewusst, dass diese Rechnung grober Unfug ist, aber offenbar haben die Mitarbeiter von Quarks bei der Berechnung des Einsparpotenzials von 130 auf 100 Kilometer pro Stunde die gleichen Berechnungen vorgenommen und dies als Argument für ein Tempolimit herangezogen. Auch andere Nutzer machten sich auf ähnliche Art über Quarks lustig. So zum Beispiel dieser: „Wer also bei Tempo 40 einen Verbrauch von circa fünf Litern hat, der verbraucht bei Tempo 80 schon 20, bei Tempo 160 sogar stolze 80 Liter auf 100 Kilometer. Wieder was gelernt.“
Daraufhin löschte Quarks ihre faktisch falsche Antwort und hing dem ursprünglichen Tweet folgende Begründung an: „Wir haben in der Diskussion eine Antwort gelöscht, weil sie ohne Kontext falsch war. Wir hatten in der Gleichung Luftwiderstand mit Verbrauch gleichgesetzt, weil ab gewissen Geschwindigkeiten der Luftwiderstand der maßgebliche Faktor ist, warum der Verbrauch so stark ansteigt.“ Eine Antwort, wie die Berechnung in der Graphik zustande kam, bleiben sie den Kommentatoren bis heute schuldig. Ob die gleiche falsche Annahme zur Berechnung diente, bleibt offen.
Es ist korrekt, dass der Luftwiderstand quadratisch mit der Fahrleistung ansteigt, wobei dieser auch von der aerodynamischen Form des Fahrzeugs und der Luftdichte abhängt. Der zu überwindende Luftwiderstand eines SUV ist bei gleicher Geschwindigkeit höher als bei einem flachen Sportwagen. Der für den Tweet maßgebliche Faktor ist aber nicht der Luftwiderstand, sondern die erforderliche Antriebsleistung, die nicht quadratisch mit der Fahrleistung ansteigt, sondern in einem kubischen Verhältnis zu ihr steht. Wenigstens Physik für Einsteiger sollte sich die Redaktion bei Quarks zu Gemüte führen, wenn sie die Wissenschaft vertreten will.
Ich hätte aber noch ein paar Fragen zu der Antwort: In welchem Kontext wäre die Antwort nun richtig gewesen? Wie hoch ist diese „gewisse“ Geschwindigkeit, ab der der Luftwiderstand der maßgebliche Faktor ist? Und warum wollt ihr eigentlich immer die Leute zu deren „Glück“ zwingen?
Das WDR-Format Quarks fällt mit seiner Propaganda immer wieder auf die Schnauze, wenn mal kritisch nachgefragt wird oder Wissenschaftler der Diskussion in den Kommentaren beiwohnen. Doch sie können es sich leisten – von Ihren Zwangsgebühren, meine werten Leserinnen und Leser. Wir dürfen nicht aufhören, unermüdlich die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu verlangen. Sollen diese Propagandisten sich dem Markt stellen. Leser und Zuschauer sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie für solch einen Müll zahlen oder lieber alternative Angebote finanzieren wollen.
Kommentare
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