Ausverpetzt?: Der Volksverpetzer hat die Schnauze voll
Lügen und Hass im Mainstream?
von Sascha Koll
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Thomas Laschyk ist leitender Redakteur und Geschäftsführer von Volksverpetzer. Der Volksverpetzer sieht sich als „Anti-Fake-News-Blog“, der versucht, „die tolle Arbeit anderer Faktencheck-Projekte mit kreativen Aktionen, Witz, Satire und ebenso ausführlichen Recherchen zu ergänzen“. Witz und Satire sind mir auf dieser Seite noch nie aufgefallen. Vermutlich versteht man die kluge und feingeistige Satire eines Volksverpetzers auch nicht, wenn man einfach nur ein rechter Hetzer ist, wie ich es einer bin. Ich erinnere mich aber noch gut an Überschriften wie „WELT ERMÖGLICHT MIT TRANSFEINDLICHKEIT DAS MAINSTREAMING RECHTSEXTREMER NARRATIVE“, „SCHIFFMANN WILL MIT NAZIS PROTESTIEREN“, „BITCOIN UND NEONAZIS?“. Ja, beim Volksverpetzer klemmt häufiger mal die Feststelltaste. Immerhin haben sie für die letzte Überschrift eine Frage gewählt, da ihnen das scheinbar selbst zu absurd war.
Vermutlich haben auch Sie schon mal einen Teaser eines Volksverpetzer-Artikels gesehen. Denn während der Maßnahmen-Pandemie, die mittlerweile seit knapp drei Jahren anhält, hat sich die Redaktion des Volksverpetzers mehrfach mit Ärzten, Sängern, Schauspielern und Journalisten angelegt, die nicht davon überzeugt waren, dass die Maßnahmen verschärft werden müssten. Jede kritische Meinung war eine Verschwörungstheorie oder wenigstens irgendwie rechtsextrem. Wer ausschließlich den Volksverpetzer gelesen hat, muss davon ausgegangen sein, dass das Vierte Reich kurz vor der Machtübernahme stand. Wie sich herausgestellt hat, sollte die vom Volksverpetzer eigens erschaffene Verschwörungstheorie die einzige bleiben, die nicht wahr geworden ist. Eigentlich würde es sich lohnen, eine Sonderausgabe von eigentümlich frei nur mit alten Volksverpetzer-Artikeln aufzulegen und diese zu widerlegen. Material gibt es in Hülle und Fülle. Ich würde mir gerne den Artikel über angeblich rechtsextreme Prepper vornehmen, der Menschen, die für schlechte Zeiten vorsorgen, schon fast eine Geisteskrankheit unterstellt und im nächsten Absatz die tollen Balkonkraftwerke (kleine Solarmodule mit Kleinstwechselrichtern), die die bösen Prepper immer übersehen, als die Lösung für „die Guten“ anpries, um im Ernstfall elektrischen Strom zu haben. Dumm nur, dass diese Balkonkraftwerke bei Netzausfall nichts einspeisen und der Faktenfinder keine Ahnung hatte, was er dort schrieb. Aber darum soll es hier und heute nicht gehen, denn der Chef hat die Schnauze voll. Doch wovon?
Thomas Laschyk hat nach eigenen Angaben die Schnauze voll von „Lügen und Hass im Mainstream“. Wow! Ist der Herr doch noch mal die Volksverpetzer-Artikel der letzten Jahre durchgegangen, hat festgestellt, dass sie weitestgehend der veröffentlichten Meinung des Mainstreams entsprechen, hat die Fakten geprüft und festgestellt, dass der Mainstream falschlag und will nun mit Lügen und Hass gegen ganze Bevölkerungsgruppen aufräumen? Nein. Das, was er als Lügen und Hass zu erkennen scheint, ist einfach nur die Aufarbeitung dessen, was uns drei Jahre lang angetan wurde. Der Mainstream selbst hat erstaunlicherweise damit begonnen, Fakten zu prüfen. Er gibt zwar nicht zu, dass die Kritiker immerzu recht hatten, aber behandelt mittlerweile selbst Themen, die noch vor wenigen Monaten nur von sogenannten Verschwörungstheoretikern angesprochen wurden. Es geht in Laschyks neuesten Artikel um sein Weltbild, das zusammengebrochen ist. So interpretiere ich das jedenfalls. Sein Text ist kein „braver“ geworden, denn „‚brav‘ sein, nichts Falsches sagen, vorsichtig sein, hat ja ohnehin einen Scheißdreck gebracht“. Oder anders ausgedrückt: Dieser Text ist genauso ein Hetzartikel wie jeder andere auf seinem Hass-Blog.
Er verspürt Aufwind, bei denen, die schon immer sagten, schrieben und sangen, was heute Mainstream ist. Seinen Kopf dürfen Hildmann, Janich, Ballweg und Konsorten immer noch mietfrei bewohnen. Ihnen wirft er weiterhin vor, enormen Schaden angerichtet zu haben. Er lobt „die Mehrheit“ für die Unterstützung gegen diese Schädlinge, doch nun ist die offene Gesellschaft seiner Meinung nach „ausgebrannt“. Sie ziehe sich zurück und sei müde geworden. Ich wäre auch müde, wenn ich als Journalist immer nur den Regierungssprecher gemimt hätte und von jedem Horst, der Telegram kennt, argumentativ unangespitzt in Grund und Boden geschlagen würde. Die Fakten lagen und liegen eben nicht auf der Seite der Faktenprüfer, die immer wieder um die Fakten herumtanzen müssen und lieber einen „fehlenden Kontext“ heraushauen als ein „Ja, stimmt. Da haben sie einen Punkt“.
Doch was bringt unseren Herrn Laschyk jetzt konkret so auf die Palme? „VON TELEGRAM AUF DIE TITELBLÄTTER“ (ja, die Feststelltaste) ist eine Zwischenüberschrift seines Artikels. In diesem ersten Teil beklagt er, dass die „Wortführer des Hasses und der Desinformation“ indessen übernommen hätten. Nicht in Form von Telegram-Kanälen, sondern durch „Spinner“, die Kolumnen in großen Tageszeitungen schrieben, und Menschen mit Bundestagsmandaten, die nicht mal in der AfD seien –schrecklich! Für ihn hat die „Aluhut-Kernschmelze“ unserer Gesellschaft begonnen. Der Glaube an Verschwörungserzählungen habe so stark zugenommen, dass diese Lügen jetzt Mainstream geworden seien. Es kann keinesfalls damit zu tun haben, dass der Mainstream und der Volksverpetzer völlig danebenlagen und die Kritiker eben keine verschwurbelten Aluhutträger waren. Er wirft Konservativen, Liberalen, Linken, der Mitte und dem Mainstream vor, den ganzen „Hass und Verschwörungsmist“ aus Opportunismus zu „adeln“. Worin er den Opportunismus sieht, verschweigt uns der Chef-Volksverpetzer leider. Thesen zu begründen, ist nicht seine Stärke, und da ich meinen Aluhut in der Redaktion vergessen habe, wage ich nicht zu spekulieren, was er genau damit meinen könnte.
Im nächsten Absatz phantasiert er sich wieder rechtsextreme Umstürze herbei und gibt keinen weiteren Hinweis, was er jetzt plötzlich „sooo satt“ hat. Vielleicht, dass ihn in seinem eigenen Wahn keiner mehr ernst nimmt? Dann geht er auf eine Selbsthilfegruppe für „VT-Betroffene“ ein und schildert den Fall einer Frau, deren Mutter sich durch den „Corona-Mist“ – so würde ich das unironisch auch bezeichnen – radikalisiert habe. Aus der „offensten, liebsten und tolerantesten“ Person, die sie kannte, soll eine zutiefst hasserfüllte Frau geworden sein. Wem gegenüber sie hasserfüllt ist, wird nicht gesagt. Vermutlich gegenüber den machtbesessenen Politikern, die ihr ihre Freiheit geraubt haben. Die Mutter soll „immun gegen Argumente“ geworden sein, was ich ihr auch nicht verübeln würde. Denn was uns die letzten drei Jahre als Argument verkauft wurde, war bestenfalls ein von Angst getriebener Handlungszwang. Schon irgendwie verwunderlich, dass sich manche Menschen nicht von Neurotikern, die sich die größte Pandemie aller Zeiten eingeredet haben, überzeugen lassen.
Entweder bin ich etwas schwer von Begriff oder Herr Laschyk hat mir immer noch nicht gesagt, was ihn konkret stört. Aber ich lese weiter. Er schreibt, dass er auf vielen Veranstaltungen gewesen sei, „wo sich ganz viele herzensgute Menschen, schlaue Menschen, gegenseitig versichert haben, wie dramatisch die Situation ist“. In meinem Kopf entsteht ein Meme von einer Gruppe grauer NPCs mit Regenbogenflaggen, die sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und „Ja, schlimm. Alles schlimm. Richtig schlimm, die Situation!“ zusprechen. Immerhin sieht er ein, dass das alles „f*cking nutzlos“ gewesen sei. Dann klopft er sich selbst abermals auf die Schulter, dass alles mit Studien, Argumenten und Quellen belegt sei und sie „einfach verdammt noch mal recht haben“. Dann wirft er noch mit ein paar Kraftausdrücken um sich und betont, wie sehr es ihn ankotze, dass der Mainstream jetzt die Gaga-Narrative der Nazis und Aluhüte bediene. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob sein Weltbild, dass jede Kritik immer und automatisch rechtsextrem ist, zusammengebrochen ist. Ich glaube, es ist noch viel schlimmer: Jetzt ist der Mainstream auch ein Nazi.
Er macht übrigens noch eine neue Verschwörungstheorie auf, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte und gerne gänzlich zitiere: „KEINER TRAUT SICH ZU SAGEN, DASS DER KAISER NACKT IST. Und hier ist das Problem. Denn wenn ‚etablierte‘ Medien, Parteien und Politiker anfangen, diese Lügen, diesen Hass, diese Narrative – wenn auch meistens subtiler – zu bedienen, dann sind diejenigen, die das wie zuvor auch anprangern, plötzlich nicht mehr die gefeierten Kämpfer für die Wahrheit. Dann geht man auf Abstand. Dann darf ich nicht mehr die Wahrheit schreiben, weil die Wahrheit dann unangenehm ist. Und dann muss ich zum Schweigen gebracht werden.“ Er glaubt wirklich, dass ihn irgendjemand zum Schweigen bringen wolle. Ich habe mir das nicht ausgedacht.
Dann wiederholt er sich mit der „hasszerfressenen Scheiße“, die jetzt überall im Mainstream stehe, beschimpft noch ein paar Leute, denkt, dass nur er fair spiele und Angst vor Repressalien habe. Viele weitere Absätze folgen: Er ist der tollste, und alle anderen sind Aluhüte und Nazis. Ich erspare mir, im Detail auf die immer gleichen Anschuldigungen einzugehen, da sie sowohl haltlos als auch einfach nur Wiederholungen der oben besprochenen Absätze sind.
Mein Fazit: Der Chef-Volksverpetzer scheint mir ein großes Problem zu haben. Fast alles, was die letzten drei Jahre auf seinem Blog erschienen ist, bricht wie ein Kartenhaus in einem Orkan zusammen, und er phantasiert sich immer wildere Szenarien über Umstürze und sogar Repressalien gegen ihn selbst herbei. Irgendwie habe ich im Laufe des Schreibens ein wenig Mitleid mit diesem Mann bekommen, doch war er einer der Hauptverantwortlichen für den Hass und die Hetze gegen die Kritiker des Corona-Regimes, da die Artikel seines Blogs massiv zur Desinformation der Massen beigetragen haben. Trotzdem wünsche ich ihm eine gute geistige Genesung.
„Der Volksverpetzer“: Ich habe die Schnauze voll von Lügen und Hass. Im „Mainstream“
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