10. März 2023 19:00

Bitcoin-Community als Vorbild? Vermögensschutz in der Krise und in Zeiten zunehmender Finanzrepressionen

Die Zeiten der trivialen und „herkömmlichen Vermögensanlagestrategien“ gehören mit hoher Wahrscheinlichkeit der Vergangenheit an

von Benjamin Mudlack

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Im Rahmen der Beiträge zum „Schuldenturmbau zu Babel“ bin ich auf einige Aspekte der aktuellen Situation mit Blick auf das fragile Geld- und Finanzsystem eingegangen. Aus den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte resultieren erhebliche Auswirkungen auf die Vermögenssituation der Menschen. Aus meiner Sicht ist die Vermögensanlage Chefsache. Das heißt derjenige, den Sie morgens im Spiegel sehen, ist ohne Wenn und Aber dafür verantwortlich. In der heutigen Kolumne erlaube ich mir, ein paar Denkanstöße als Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Durch das maßlose Gelddrucken schmilzt der Tauschwert (Kaufkraft) der sogenannten Fiatgeld-Einheiten (Euro, US-Dollar und Co) wie die berühmte Kugel Eis in der Sonne. Das systeminhärente permanente Auf- und Nachschulden weist unter dem Strich die Anatomie eines Schneeballsystems auf. Der französische Philosoph Voltaire soll einst gesagt haben, dass jedes Papiergeld irgendwann seinen inneren Wert – also null – erreichen würde. Voltaire ist zuzustimmen. Jedes damals deutlich kleinere Papiergeldsystem ist am Ende gescheitert. Die Ausfallrisiken sind folglich auch heute extrem groß und im Laufe der Zeit werden die Halter von Fiatgeld schleichend und später auch dynamisch enteignet. Unendlich schöpfbare Papiergelder bewahren und sichern keine Werte. Sie vernichten sie beziehungsweise verteilen sie zugunsten der Erstempfänger des neu geschaffenen Geldes um.

Nach der Finanzkrise 2007/2008 entstand eine sehr interessante dezentrale Alternative als Gegenentwurf zu den zentralistischen Fiatgeldern. Die Rede ist von Bitcoin.

Die Anzahl der Einheiten ist durch den festen Algorithmus auf 21 Millionen begrenzt. Aus der Konstanz dieser absoluten Knappheit resultiert eine beständige Werthaltigkeit. Die dezentrale Struktur und die Sicherheit der Vereinbarung (Algorithmus) ergibt sich, etwas vereinfacht gesagt, auf Basis der unzähligen Einträge auf den Computerfestplatten der Verwender dieser Geldalternative. Das System des Bitcoins lässt sich aufgrund der dezentralen Struktur nicht zentral abschalten. Ein Bitcoin-Verbot ist zwar populistisch in der Theorie kurzfristig ausschlachtbar, aber in der Praxis, wie auch schon die diversen real existierenden Goldbesitzverbote, nicht umsetzbar. Viele Bitcoin-Anhänger lassen sich für die Erbringung ihrer Dienstleistungen ausschließlich in Bitcoin bezahlen und kaufen auch nur noch Produkte, die sie ihrerseits in Bitcoin bezahlen können. Oder sie tauschen die erhaltene Vergütung aus ihren „Fiatgeld-Jobs“ direkt in Bitcoin. Die Intention ist klar. Die aufgeklärten Kritiker des aktuell vorherrschenden Geldsystems wollen der Fiatgeld-Welt „den Saft“ entziehen und lehnen das kranke Geld ab. Auch an der Stelle passt der Vergleich mit dem Schneeballsystem. Es scheitert, wenn nicht mehr genug neue Einzahler und Mitmacher nachrücken.

Bitcoin ist als quasi elektronisches Gold sehr vielversprechend, aber die Zukunft ist unsicher, und insofern rate ich zur breiten Diversifikation. Eine Übergewichtung, egal in welcher Vermögensklasse, beinhaltet unkalkulierbare Klumpenrisiken. Wer genau hinter dieser erfreulichen Entwicklung steckt, bleibt bis dato im Dunkeln. Auch eine Tatsache, die man beachten sollte und die durchaus negative Szenarien erblicken lassen könnte.

Das Fiatgeld-System ist ein Schuldgeldsystem. Das heißt, Geld entsteht durch Kreditvergabe und infolgedessen ist dieses System automatisch auf der Suche nach neuen Schuldnern. Fündig wird es vornehmlich, aber nicht nur, bei den Staaten. Der Status der Überschuldung ist nur eine Frage der Zeit und mittlerweile und je nach Definition lange erreicht. Was kann im schlimmsten Fall passieren, wenn ein überschuldetes System an seine Grenzen gerät?

Die Guthaben der Bevölkerung werden gegen die Schulden (des Staates) getauscht. Erst schleichend durch die Geldverschlechterung (Inflation gleich Aufblähen der Geldmenge) und dann später dynamisch durch weniger subtile Formen der Finanzrepressionen. Die Rede ist von Zwangsmaßnahmen zur Schuldentilgung wie zum Beispiel einem Lastenausgleich durch staatliche Zwangshypotheken oder wie auch immer geartete Vermögensabgaben. Der große Umverteilungsprozess macht nicht Halt vor Immobilien oder anderen im System sichtbaren Vermögenswerten. Die Geschichte in Deutschland hält nach dem Zweiten Weltkrieg ein Beispiel zur Veranschaulichung parat. Auch die Meldungen zur Einführung eines Vermögensregisters im Einflussbereich der Europäischen Union sollten Anlass zum Nachdenken geben und zeigen den möglichen Weg hin zu erheblichen Finanzrepressionen auf.

Wenn Sie Immobilien oder sonstigen Grundbesitz haben, sind Sie davon abhängig, dass ihr „Gastgeberstaat“ weiterhin auf der Basis freiheitlicher und marktwirtschaftlicher Grundsätze agiert. Die handelnden Akteure sind in der Lage, nahezu jederzeit die Spielregeln zu ändern. Wie der Name schon sagt: Mit der Immobilie sind Sie nicht mobil und können kaum reagieren.

Zudem plant die Europäische Union Zwangssanierungen, um die CO2-Austoßziele zu erreichen. Diese Maßnahmen wirken, wie auch mögliche Verbote für Gas- oder Ölheizungen, wie eine Enteignung beziehungsweise Herabsetzung des Wertes der Immobilie. Das Sondereigentum an sämtlichen Produktionsmitteln (Immobilien, Fortbewegungsmittel mit Verbrennungsmotor) ist somit eher vorbehaltlicher Natur. Vorbehaltlich dessen, was angeordnet und per Gesetz und zur vermeintlichen Erreichung gesteckter Zielsetzungen (CO2-neutral) zu erreichen ist.

In den letzten Phasen der Geldverschlechterung wurden in der Menschheitsgeschichte sehr oft die verbliebenen Teile der Marktwirtschaft (Verkehrswirtschaft) abgeschafft. Das hat immer Auswirkungen auf das Vermögen und Privateigentum der Menschen. Denken Sie an die Lockdown-Politik und die damit verbundenen Zwangsmaßnahmen wie zum Beispiel die Untersagung der Geschäftstätigkeit. Oder aber an die Maßnahmen zur sogenannten Klimapolitik oder jetzt möglicherweise die wirtschaftliche Ausrichtung auf den Fokus der Rüstungsgüterproduktion (Kriegswirtschaft). Marktwirtschaft beruht auf freiwilligem dezentralen Tausch und nicht auf Basis von Entscheidungen einer herrschenden Klasse. Das, was die Menschen durch ihre Kaufentscheidung ganz demokratisch über den Markt nachzufragen ersuchen, wird von den Unternehmen in einer Marktwirtschaft produziert oder als Dienstleistung erbracht und nicht das, was die Regierung anordnet.

Werfen wir den Blick auf die Aktienmärkte: Auch an der Stelle ist das alte Prinzip des Kaufens und des Schlafenlegens nicht mehr so einfach umsetzbar. Die Welt befindet sich in einem unglaublichen Transformationsprozess. Die Selektion der passenden Branchen und Unternehmen ist wichtiger denn je. Die Kriegssituation und die Preisdynamik im Energiesektor in Europa werfen einen dunklen Schatten auf die Investitionsaussichten auf dem hiesigen Kontinent. Globale Diversifikation ist unerlässlich.

Auch Börsenlegende André Kostolany (1906–1999) sagte einst, dass man sein Vermögen aus Gründen der Risikostreuung nicht in dem Land halten sollte in dem man sein Einkommen bezieht und beheimatet ist. Für den Einflussbereich der Europäischen Union und die erklärten Zielsetzungen mit Blick auf die Klimapolitik ergeben sich aufgrund der damit einhergehenden Verbote und planwirtschaftlichen Gestaltungsformen extrem schlechte bis nicht kalkulierbare Chance-Risiko-Relationen.

Auch die Auswirkungen der demographischen Entwicklung werden zunehmend problematisch für die staatlichen Sozialversicherungssysteme. Immer mehr heutige Einzahler (Generation der Babyboomer) gehen in den Ruhestand. Nach 1964 gingen die Geburtenzahlen in Deutschland stetig und rapide zurück. Die Struktur dieser staatlichen Systeme ähnelt in der Ausgestaltung ebenfalls einem Schneeballsystem. Die Abhängigkeit vieler Rentner, Pensionäre und chronisch Kranken ist enorm. Es empfiehlt sich, andere Wege zu gehen, wenn möglich diese staatlichen Pfadabhängigkeiten zu beseitigen und selbst oder in der Familie beziehungsweise einem kleinen Netzwerk (Stichwort Bürgergenossenschaft) vorzusorgen. Der Staat wird zunehmend mit den Aufgaben, die er an sich gerissen hat, überfordert sein. Das konstatierte auch der Ökonom und ehemalige Chef des IFO-Instituts Hans-Werner Sinn in einem Interview für den „Münchner Merkur“ Ende April 2022.

Welche Aufteilung halte ich im Rahmen einer globalen Ausrichtung für ratsam (siehe Video zur Kaufkraftsicherung unter der Kolumne)?

  • Edelmetalle (Gold, Silber, Platin) physisch und zugriffssicher verwahrt
  • Bitcoin in der Selbstverwahrung (Stichwort FTX und andere Pleiten)
  • Aktien ausgewählter Branchen (Nahrungsmittel, Güter des täglichen Bedarfs, Gaming/Unterhaltung, Big Tech, künstliche Intelligenz, Rohstoff-/Minenunternehmen und leider auch Rüstungsindustrie)
  • Knappe Spezialgüter (Oldtimer, Kunst, Uhren und so weiter)
  • Strategische Metalle
  • Streuobstwiesen
  • Investment in den Sachwert Nummer eins, die eigene Bildung und die der Kinder beziehungsweise Familie
  • Geringe Cash-Reserven in Währungen beziehungsweise geldmarktnahen Papieren (kurzfristige Staatsanleihen) von Ländern mit geringer Staatsverschuldung (Schweiz, Norwegen, Neuseeland und so weiter

Ratsam sind auch Beteiligungen oder der Aufbau von Versorgungsgemeinschaften, um die eigene Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen. Auch der Selbstanbau von Obst und Gemüse zur Eigenbedarfsversorgung auf eigenen oder von Landwirten gepachteten Kleinflächen kann helfen, Pfadabhängigkeiten zu beseitigen.

Je nach Größenordnung des Vermögens sind auch internationale Unternehmenskonstruktionen mit mehreren steuerlichen Identitäten sinnvoll. Jedoch ist dieses Feld sehr speziell. Man sollte sich intensiv damit beschäftigen und sich möglicherweise von Spezialisten beraten lassen.

Abschließende Fragestellungen:

  • Haben Sie schon Ihre Vermögensaufteilung in Bezug auf Klumpenrisiken im Heimatland und Krisenanfälligkeit überprüft?
  • Sind Sie noch übermäßig in Geldwerten (Konto-/Bausparguthaben, Anleihen, Festgeld und so weiter) investiert?
  • Wie frei sind Sie von staatlichen Pfadabhängigkeiten (Krankenversicherung, Altersabsicherung, Autarkie und so weiter) oder sind Sie schon dabei, diese abzubauen?
  • Ein scheiterndes System impliziert, dass sämtliche im System sichtbaren und sich befindlichen Vermögenswerte im Feuer stehen. Das lehrt die Historie. Große Teile der Bitcoin-Anhänger haben diese Punkte erkannt und handeln bereits dementsprechend. War Ihnen dieser Aspekt bewusst?

Als Disclaimer nachgeschickt: Diese Kolumne soll keine Anlageempfehlungen geben, sondern lediglich zum Nachdenken anregen und einen ersten Einblick geben.

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