r/K-Selektionstheorie: Depressive Wettbewerbsfeinde (Teil 1)
Auch hierfür gibt es einen evolutionspsychologischen Erklärungsansatz
von M 2.0 (Pausiert)
Wie bereits in einer früheren Kolumne erwähnt, leiden ideologisch-politische Linke im Vergleich zu Konservativen alias ideologisch-politischen Rechten häufiger unter einer depressiven Stimmung. Für mich macht dabei eine Theorie Sinn, wonach die depressive Stimmung eine evolutionäre Anpassung darstellen könnte, die eine wettbewerbsfeindliche Psychologie hervorrufen soll. Dies geschieht, um die Anreizwirkung bei Individuen zu verringern, die im Wettbewerb mit Gleichaltrigen wahrscheinlich versagen werden.
Der mögliche Zusammenhang zwischen einer depressiven Stimmung und der wettbewerbsfeindlichen (r-) Psychologie verdient eine kurze Untersuchung einiger anderer Forschungsarbeiten zu Depressionen im Zusammenhang mit dieser Theorie – worum es in dieser und der nächsten Kolumne gehen soll.
Ich möchte klarstellen, dass ich nicht der Meinung bin, dass klinische Depressionen gleichbedeutend mit einer wettbewerbsfeindlichen politischen Ideologie sind. Das sind sie eindeutig nicht. Es ist zwar möglich, dass die klinische Depression eine Art dysregulierte Form der leichten Depression ist, von der einige Evolutionspsychologen behaupten, dass sie eine wettbewerbsfeindliche Ideologie vom „Typ r“ hervorruft, aber das geht weit über den Rahmen dieser Theorie hinaus, und ich behaupte das hier nicht einmal. Zumindest noch nicht. Vielmehr gehe ich lediglich davon aus, dass der dem fairen und freien Wettbewerb Abgeneigte wahrscheinlich (eher) unter einer depressiven Stimmung leidet und dass diese depressive Stimmung eine evolutionäre Anpassung sein könnte, die darauf abzielt, jeglichen Drang zum freien Wettbewerb mit Gleichaltrigen zu unterbinden. Hier sollen lediglich einige Überlegungen zu den Ursprüngen der Depression im Zusammenhang mit dieser Theorie diskutiert werden.
Alle diese Theorien über die Rolle der Depression sollten nicht nur als entwickelte Mechanismen betrachtet werden. Sie sollten auch im Zusammenhang mit konditionierten Verhaltensmustern betrachtet werden, die im Umfeld der Kindheit geprägt wurden. Ein Beispiel: Ein Kind, das wiederholt Niederlagen erlebt, wird durch die negativen Gefühle des Scheiterns darauf konditioniert, als Erwachsener keine Anstrengungen zu unternehmen. (Warum dieser Kontext für ein umfassenderes Verständnis ideologischer Prädispositionen notwendig ist, werde ich später in anderen Kolumnen genauer erläutern.) Ich frage Sie: Sollte dieser Ansatz wirklich allzu weit hergeholt sein?
Er würde meines Erachtens extrem viele Begebenheiten erklären. Wenn man sich allein die Riege der seit geraumer Zeit herrschenden (korrupten) Politkaste betrachtet, bezüglich derer die Bezeichnung „Ineptokratie“ fast noch geschmeichelt ist, kommt man nicht umhin, als davon auszugehen, dass an diesem Ansatz etwas dran sein könnte. (Ineptokratie: Eine Herrschaftsform, worin die Unfähigsten von den Unproduktivsten gewählt werden, wobei die Mitglieder der Gesellschaft, die sich selbst am wenigsten selber erhalten oder gar Erfolg haben können, mit Gütern und Dienstleistungen belohnt werden, die aus dem konfiszierten Wohlstand einer schwindenden Anzahl der Werteschaffenden und Produktiven bezahlt werden.)
Immer wieder lese ich die gleichsam provokative wie berechtigte Kritik, wonach „wir“ Leuten, die noch nicht einmal eine Frittenbude eine Woche lang unfallfrei beziehungsweise wirtschaftlich erfolgreich führen könnten, das Führen eines Landes übertragen (haben). Leuten, die von Ökonomie in etwa so viel verstehen wie Frau Baerbock von der Anwendung der korrekten Syntax. Zudem ist es weder Zufall noch zu leugnen, dass sowohl im Bundestag als auch in Brüssel zunehmend Gestalten verkehren, die in der Vergangenheit – und wahrscheinlich seit ihrer Kindheit und Jugend – in allen möglichen Bereichen regelmäßig versagt haben oder gescheitert sind. Wie werden diese Menschen als Erwachsene über eine freie Marktwirtschaft denken und wie werden sie entsprechend Gesetze gestalten?
Zurück zur Depression. Einige Evolutionspsychologen gehen davon aus, dass Depressionen eine evolutive Reaktion sind, die dazu dient, Probleme zu lösen, denen wir in unserer ursprünglichen Umgebung häufig begegnet sind. Eine dieser Theorien ist das sogenannte „Modell der Verhaltensabschaltung“, im angloamerikanischen Raum „Behavioral Shutdown Model“ genannt, welches besagt, dass Depressionen ein Mittel sind, um ein Individuum absichtlich daran zu hindern, sich in eine Situation zu begeben, die ein darwinistisches Versagen zur Folge hätte, zum Beispiel am Markt zu konkurrieren. Nach diesem Modell wird die „Verhaltensabschaltung“ ausgelöst, wenn ein Individuum keine positive darwinistische „Rendite“ für die Energie erhält, die es bei der Verfolgung einer bestimmten Handlungsweise aufwendet.
Hätte einer unserer alten Vorfahren als Kind Entwicklungshinweise erfahren, die darauf hinweisen, dass er nicht mit Gleichaltrigen konkurrieren kann (zum Beispiel demütigende Misserfolge), hätte er als Erwachsener vermutlich eine pawlowsche Neigung zu einer depressiven Stimmung gezeigt, wenn er mit freiem Wettbewerb konfrontiert wurde. Dieser Mechanismus hätte es einem Kind ermöglicht, die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, inwieweit es während der Sicherheit des kindlichen Spiels wettbewerbsfähig ist. Als Erwachsener, wenn die Folgen eines Versagens in einem K-selektierten Umfeld viel schwerwiegender gewesen wären, hätte diese durchdrungene Stimmung als Mittel gedient, um den Drang, mit Gleichaltrigen zu konkurrieren, einzuschränken und eine stärkere, darwinistische Niederlage zu erleiden.
Es liegt auf der Hand, dass dieser Mechanismus innerhalb von Parametern funktioniert, die durch die genetische Veranlagung festgelegt sind, die ihrerseits ein Ergebnis der Vorfahren ist.
Fortsetzung folgt.
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