01. Mai 2023

Klimapolitik Vermeiden Sie das „Geht doch nach China“-Argument

Es verschafft kleinen und großen Tyrannen unverdiente Legitimität

von Robert Grözinger

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Bildquelle: Shutterstock China: Auch dort muss kein CO2 „bekämpft“ werden

Jetzt, wo die angebliche Pandemie angeblich vorbei ist und Medien und Politik eifrig dabei sind, die diesbezüglichen tyrannischen Geschehnisse zwischen März 2020 und heute in einem Orwellschen Gedächtnisloch vorübergehend zu parken, während sie gleichzeitig eine Mauer des Schweigens um das Bestreben zur Errichtung eines WHO-basierten Kerns einer Weltregierung bauen, ist der Klimawandel wieder in aller Munde.

Jetzt schicken einige Oligarchen wieder ihre pattexbewehrten Kindersoldaten – Kinder im Geist, wenn nicht im Körper – auf die Straße, wo sie den Sieg staatlicher Beschulung und massenmedialer Dauerpropaganda über ihre Denkfähigkeit demonstrieren dürfen.

Dankenswerterweise bringt die AfD-Fraktion im Bundestag, namentlich vor kurzem die Abgeordneten Beatrix von Storch und Stephan Brandner, die diesbezüglichen Machenschaften diverser Superreicher und der „Clanstruktur“ um Wirtschaftsminister Robert Habeck und seiner Staatsekretäre Michael Kellner und Patrick Graichen zur Sprache. Noch werden die Reden dieser Volksvertreter nicht „gecancelt“. Es lohnt sich, sie anzusehen, siehe die „Links“ unten.

Gerade weil ihre Reden so treffend sind, will ich auf einen vor kurzem gemachten, argumentativen Fehler aufmerksam machen, in der Hoffnung, dass er nicht wiederholt wird. Vor etwa fünf Monaten hielt von Storch eine speziell an die Klimakleber gerichtete Rede. In einem von ihrer Fraktion bei Youtube am 2. Dezember 2022 eingestellten Video ist ihre fünfminütige Rede zu sehen. Sie sagte unter anderem Folgendes: „Wenn ihr das Klima retten wollt, dann fahrt doch nach China und klebt euch ans Mao-Mausoleum. China hat den größten CO2-Ausstoß der Welt – da könnt ihr euch mal mit einer kommunistischen Diktatur anlegen, ihr verhätschelten Wohlstandsgören.“

Bevor ich auf den Fehler eingehe, hier eine Nebenbemerkung: Es gibt noch ein anderes großes Land, ein „westliches“, dem ein umfangreicher CO2-Ausstoß angelastet wird. Auch aus diesem Land hört man nichts von irgendwelchen Klimaklebeaktionen, schon gar nicht auf der Straße. Das liegt aber nicht an der dort noch nicht ganz so ausgeprägten Diktatur, sondern im Gegenteil vermutlich daran, dass dort Leute motorisiert unterwegs sind, deren Lunte gerade aufgrund der sich intensivierenden Tyrannei zunehmend „geshortet“ ist und die „long“ in Schießeisen und Munition sein könnten. Die „Bullshit“ aus zehn Kilometer Entfernung gegen den Wind riechen und entsprechend reagieren.

Der Fehler ist das Argument „Geht doch nach China“ – oder wahlweise nach Indien oder sonstwo hin – um das Volk zwecks Senkung des viel größeren CO2-Ausstoßes dort zu piesacken. Von Storch wollte hier hauptsächlich auf die bodenlose Heuchelei der „verhätschelten“ Klimaaktivisten hinweisen. Das ist berechtigt und legitim. Insofern ist der Fehler verständlich, aber er muss in Zukunft vermieden werden. Denn mit dieser Aussage macht sie ein Zugeständnis, das sämtliche anderen, legitimen Argumente gegen die mit betrügerischer Panikmache gestützten, tyrannischen Aktionen und Gesetze zunichte macht.

Das – hier unausgesprochene – Zugeständnis ist: CO2-Ausstoß sei ein Problem, das kollektive Zwangsmaßnahmen rechtfertigt. Damit reicht man den propagandaverseuchten, denkunfähigen kleinen Tyrannen und den marionettenspielenden großen Tyrannen nur Munition: Seht her, auch die „Klimaleugner“ sagen, dass „etwas“ gegen den Klimawandel getan werden „muss“. Wohlan, tun wir „etwas“ und setzen uns auf die Straße – zwar nicht in China, aber immerhin in Deutschland; tun wir „etwas“ und zwingen wir ganz Deutschland zu unbezahlbaren Gebäudesanierungen und Heizungsanlagen-Umstellungen. Was sein muss, muss sein.    

Das Zugeständnis ist nicht nur unnötig, es ist falsch. „Wir“ „müssen“ in dieser Hinsicht gar nichts tun. Nicht unter Zwang, weder hier noch in China noch sonstwo. Weitere Nebenbemerkung: Der Spruch von „Impf“-Verweigerern in deutschsprachigen Ländern, der mir am meisten gefiel, war der auf Demonstrationen oft auf schwarzer Flagge zu sehende Satz: „‘n Scheiß muss ich!“ Das gilt ebenso für die Klimamaßnahmen. 

Um ein besseres Argument gegen den kollektiven Klimawahn oder den wahnsinnigen Klimakollektivismus zu formulieren, lohnt es sich, wieder einmal auf die Weisheit des amerikanischen Ökonomen George Reisman zurückzugreifen. Reisman, ein Schüler von Mises, deklinierte in seinem umfangreichen Buch „Capitalism“ aus dem Jahr 1998 die auf das Klima angewendete marktwirtschaftliche Logik durch. Er gesteht zwar zu, dass menschliches Handeln einen – möglicherweise schädlichen – Klimawandel hervorrufen könnte. Aber er tut es des Arguments wegen. Nämlich um die Legitimität kollektiver Zwangsmaßnahmen zu negieren. Er betont, dass die Handlungen Einzelner keinen Einfluss auf das Klima haben. Selbst jemand, der den zu Schreckensszenarien aufgepeppten Klimamodellen Glauben schenkt, muss das zugeben. Nur kollektiv können menschliche Handlungen wie Autofahren und Wohnungsbeheizung dem Klima – möglicherweise – „schaden“. Nebenbei: Anderswo kann der Klimawandel einen Nutzen bringen. Das ist aber ein ganz anderes Argument. Hier geht es um die grundlegende Illegitimität der von der herrschenden Klasse präferierten und durchgesetzten „Lösungen“: Die kollektiven Zwangsmaßnahmen, die den Einzelnen in seiner individuellen Handlung einschränken. Mit Klimasteuern, -abgaben und diversen Verboten wird er als Einzelner, rechtlich betrachtet, für etwas bestraft, was er als Einzelner eben nicht getan haben kann: Dem Klima geschadet.

Wie aber sollten wir stattdessen mit dem möglicherweise auf uns zukommenden Schaden umgehen? Da Reisman dieses Argument „zugestanden“ hat, wenn auch nur debattentechnisch, muss er darauf eingehen. Das tut er auch: Seit seinem Auftauchen ist der Mensch mittels rationalen Denkens und Handelns in der Lage, die Natur und ihre bisweilen hochgefährlichen Gewalten in Bahnen zu lenken, die nicht nur seiner fortgesetzten Existenz dienen, sondern auch geeignet sind, das menschliche Leben zunehmend angenehmer und ausdauernder zu machen. Sollte das Wetter wegen akkumulierter Effekte milliardenfacher individueller Handlungen „schlechter“ werden, dann werden es die akkumulierten Effekte milliardenfachen individuellen Denkens und Handelns sein, mit denen brauchbare, natur- und wetterwiderständige Lösungen gefunden werden. Unverzichtbare Voraussetzung dafür ist allerdings die Freiheit des Individuums, Lösungen zu realisieren und – Obacht – das dafür notwendige Kapital aufzubauen, statt es an Organisationen wie den Staat, die EU oder gar die WHO abzugeben, deren Anreizstruktur naturgemäß nicht primär auf zunehmend angenehmeres und dauerhafteres Leben des Einzelnen ausgerichtet ist.

Kapital für höhere Deiche etwa, wetterfestere Behausungen und Infrastruktur, dürreresistentere Nutzpflanzen und -tiere und so weiter. Diese Lösungen würden wir dezentral viel schneller finden, entsprechend der Marktkräfte von Angebot und Nachfrage. Ohne die parasitären Behinderungen und Marktverzerrungen durch den Staat und das Zentralbanksystem mit seinem betrügerischen Fiatgeld würden die Menschen unverzüglich das nötige Kapital aufbauen, das sie an den Stellen einsetzen würden, wo es ihrer Ansicht nach am nötigsten gebraucht wird und es deswegen das meiste Geld verdienen kann. So würden sie auch in Sachen Klima Lösungen finden, die weiterhin das menschliche Leben angenehmer und dauerhafterer machten.    

Die Geschichte der vergangenen 250 Jahre offenbart eine Fülle von analogen Beispielen hierfür. Auch ohne starken Zentralstaat wurde Energieumwandlung immer billiger und immer sauberer. Der Ökonom Julian Simon wettete im Jahr 1980 mit dem Biologen Paul Ehrlich – Autor des Buches „Die Bevölkerungsbombe“ aus dem Jahr 1968 –, dass zehn beliebig ausgewählte Rohstoffe im Jahr 1990 billiger sein würden und nicht, wie Ehrlich prophezeite, teurer oder sogar aufgebraucht. Ehrlich ging auf die Wette ein, wählte zehn Bodenschätze aus und verlor spektakulär. Der dänische Statistiker und Buchautor Björn Lomborg – zuletzt von ihm erschienen: „Klimapanik: Warum uns eine falsche Klimapolitik Billionen kostet und den Planeten nicht retten wird“ – hob kürzlich in einem Gespräch mit dem Psychoanalytiker Jordan Peterson hervor, dass auch ohne staatlichen Zwang die Entwicklung in Richtung „klimaschonender“ Technologien vonstatten gehe.

Fazit: Geben wir den Klimahysterikern nicht unnötig noch mehr Munition, mit der sie sich in ihrer denkbefreiten Komfortzone bequem machen können, von wo aus sie das Leben der verbliebenen rational Denkenden und Handelnden zur Hölle machen. Versorgen wir stattdessen die Denkfähigen mit Argumenten, die die Irrationalität zwangskollektiver Klimamaßnahmen und die rationalen, aber bösen Absichten der großen Tyrannen dahinter entlarven. Zumeist tut Beatrix von Storch das auf bewundernswert unerschrockene Weise – dafür sei ihr gedankt. In der Kürze der ihr und ihren Fraktionskollegen zugestandenen Redezeit ist das manchmal sehr schwer. Sie sollten aber in Zukunft das „Geht doch nach China“-Argument tunlichst vermeiden.   

Quellen:

Beatrix von Storch, Bundestagsrede über „Klima-Spinner“, Dezember 2022 (YouTube)

Beatrix von Storch, Bundestagsrede über „Habecks Hintermännter“, April 2023 (YouTube)

Stephan Brandner, Bundestagsrede über „grüne Vetternwirtschaft“, April 2023 (YouTube)


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