21. Juli 2025 16:00

„Natur als Rechtssubjekt“ „Mutter Erde“-Anbetung an der Universität Cambridge

Antiwissenschaftliche Mogelpackung zwecks Förderung totalitärer Diktatur

von Robert Grözinger drucken

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Bildquelle: Shutterstock Kings College Chapel, Cambridge: Der Naturwissenschaft ist ihr religiöses Fundament abhandengekommen, weshalb sie sich ein neues sucht

Der Vorwurf an die Umweltbewegung, unwissenschaftlich zu denken und einer neuen/alten Religion zu frönen, ist nicht neu. Heutzutage kann man kaum noch von einer Umweltbewegung sprechen, es ist eine Klimabewegung; es geht ihr nicht mehr um Artenschutz und intakte Naturlandschaften, sondern um nichts weniger als das „Einfrieren“ – unbeabsichtigter Kalauer – des Klimas im gegenwärtigen Zustand. Und das, koste es, was es wolle – da müssen auch der Arten- und Landschaftsschutz hintanstehen. Das aber nur nebenbei. Religion ist die Bewegung nicht nur geblieben, sondern nur noch offener eine solche geworden.

Dieser Vorwurf hat allderdings keinesfalls dazu beigetragen, Menschen, die sich dieser Bewegung angeschlossen haben, umzustimmen. Im Gegenteil. Die Fäulnis hat sich immer tiefer eingegraben. Inzwischen verneigen sich auch höchstangesehene naturwissenschaftliche Einrichrichtungen vor dieser neuen Religion und verraten damit ihre Prinzipien.

Einen Vorgeschmack dazu gibt uns Robert Macfarlane. Zwar ist er selbst kein Naturwissenschaftler, sondern Sachbuchautor über Sprach- und Naturthemen, aber er liefert inhaltlich eine Vorlage für eine Publikation, die eng mit der weltbekannten Universität seines Wohnortes, nämlich das englische Cambridge, verbunden ist. Vom „Norddeutschen Rundfunk“ bekam der Brite im Jahr 2019 den „Kultur Sachbuchpreis“ für sein Werk „Im Unterland. Eine Entdeckungsreise in die Welt unter der Erde“. Er ist also nicht irgendwer.

Im vergangenen Mai brachte Macfarlane ein neues Buch heraus: „Is a River Alive?“, also: „Ist ein Fluss ein Lebewesen?“ Auf der Website „theriverstrust.org“ schreibt er Autor über sein jüngstes Werk: „Der derzeitige Zustand unserer Flüsse ist verheerend – aber der Aufschwung der ‚citizen scientists‘ und der breiteren Bewegung zur Überwachung der Flüsse auf diesen Inseln gibt Anlass zu großer Hoffnung.“ Mit „citizen scientist“ meint Macfarlane Hobbywissenschaftler – Leute ohne wissenschaftlichen Abschluss im Bereich, in dem sie aktiv, oder, besser gesagt, „aktivistisch tätig“ sind.

Hobbywissenschaftler zu sein ist natürlich nichts Verwerfliches an sich. Aber lesen wir weiter. Der Mann aus Cambridge schreibt: „Im Zentrum dieser Bewegung steht eine zentrale, gemeinsame Überzeugung: dass Flüsse Lebenskräfte sind, nicht nur Ressourcen. Wir alle, die wir uns für Flüsse engagieren, wissen aus tiefstem Herzen, dass gesunde, lebendige Flüsse alles um sie herum beleben, einschließlich der Menschen – und dass ein verwundeter oder sterbender Fluss zu den deprimierendsten Orten in einer Landschaft gehört. Einfach ausgedrückt: Wir lieben Flüsse, und es tut uns weh, wenn sie verletzt sind.“

Es mag sehr wohl stimmen, dass „gesunde“ Flüsse „alles um sie herum beleben“. Das macht sie, das Wasser darin, die Mineralien und Kieselsteine und so weiter, aber nicht „lebendig“. Hier wird mit Sprache Schindluder getrieben, was umso kritikwürdiger ist, als Macfarlane einen „Bachelor of Arts“ hat, also einen geisteswissenschaftlichen Abschluss und somit wissen dürfte, was er da tut.  

Macfarlane beschwört hier das mythische Bild des edlen Wilden, der im Einklang mit der Natur lebt und den Schmerz spürt, den wir modernen Menschen einer hilf- und wehrlosen Mutter Natur zufügen. Doch müssen wir uns deswegen Sorgen machen? Der Mann aus Cambridge ist nur ein Wissenschaftsautor, noch dazu einer ohne naturwissenschaftlichen Studienabschluss. Ist er wirklich ein Zeichen des Absterbens wissenschaftlichen Denkens in einem zentralen Ort naturwissenschaftlichen Denkens? Nun, zum einen erscheint sein Buch im Penguin-Verlag, einem führenden britischen Herausgeber. Bei „amazon.co.uk“ rangiert es immerhin auf Platz 7 in der Kategorie Geographie. Zum anderen scheint er lediglich populärwissenschaftlich zum Ausdruck zu bringen, was sich in „echten“ wissenschaftlichen Kreisen abzuzeichnen beginnt. Und das ist tatsächlich besorgniserregend.

„Public Humanities“ ist eine neue politische Zeitschrift der Universität Cambridge. Am 1. Juni wurde darin ein Aufruf zur Einreichung von Artikeln veröffentlicht, und zwar darüber, wie ein „dringend benötigter Wandel unseres Umgangs mit der Natur“ auszusehen habe. Aus den weiteren Ausführungen wird klar, in welche Richtung dieser Wandel – und somit die Vorschläge dazu – zu gehen haben. Zitat: „Eine der Möglichkeiten, dies zu tun, besteht darin, die Natur als Rechtssubjekt zu betrachten, als ein Lebewesen, das das Recht hat, zu existieren, respektiert zu werden, seine natürliche Rolle ohne willkürliche Eingriffe zu erfüllen und wiederhergestellt zu werden, wenn seine Rechte verletzt werden.“

Der Aufruf verweist auf die Verfassung Ecuadors, wo die Natur „zum ersten Mal in der Geschichte des modernen Rechts als Rechtssubjekt anerkannt und auch als Pacha Mama (Mutter Erde) bezeichnet“ werde. Pacha Mama, verweist der diesen Vorgang kritisch begleitende Journalist Wesley J. Smith in „National Review“ und auf der Website „humanize.today“, sei „eigentlich die Erdgöttin der Inkas“. Weiter heißt es im Aufruf der Cambridger Zeitschrift: „Dutzende weiterer Länder sind gefolgt und haben die Rechte an der Natur durch Urteile, Gesetze oder Resolutionen anerkannt. Die Auffassung von der Natur als Lebewesen breitet sich in einer Vielzahl von Bereichen aus, von der Kunst über die Philosophie bis hin zu den Naturwissenschaften.“ 

Diese Worte sind Zeichen einer grundlegenden Verschiebung in der herrschenden Wissenschaftsphilosophie. Jahrhundertelang ging es in der Naturwissenschaft darum, die Natur mit dem Zweck besser zu verstehen, sie für die Menschen nutzbar(er) zu machen und, um ein bekanntes und hier gut passendes Wort aus dem Amtseid deutscher Regierungsmitglieder zu gebrauchen, Schaden von ihnen zu wenden.  

Jetzt soll es dagegen angeblich darum gehen, zu verstehen, wie der Mensch der Natur schadet und wie dieser Schaden von ihr abgewendet werden soll. Diese Wiederbelebung der vom britischen Chemiker James Lovelock in den 1970er Jahren vorgebrachten „Gaia-Theorie“ der Biosphäre als Lebewesen ist insofern eine grundsätzliche Verschiebung, dass sie „die Natur“ statt „den Menschen“ ins Zentrum aller Überlegungen rückt. Genauer gesagt: an die oberste Stelle der Wertehierarchie.

Eine solche Wertehierarchie benötigt jedoch eine Ausführungshierarchie. Und da sehen sich jene an der Spitze, die engstens mit den Herausgebern von „Public Humanities“ verbunden sind: „Experten“ mit wohlklingenden Akademikergraden. Hier jedoch findet kein Wandel statt. „Experten“ sahen sich auch schon an der Spitze der Ausführungshierarchie, als es noch um das Wohl des Menschen ging. Und das war nicht unbedingt besser, denn unter diesem Regime kam es gelegentlich zu Menschenversuchen. Oder, aus Sicht der „Experten“, zu Versuchen an menschähnlichen Wesen, denen das Menschsein mehr oder weniger abgesprochen worden war.

Letztere Wahrnehmungsverrenkung war „nötig“, weil christliche Wertvorstellungen – gespeist aus der Vorstellung des Menschen als Gottes Ebenbild –, Menschenversuche gesellschaftlich verunmöglichten. Diese Vorstellung gab dem hippokratischen Eid mit seinem Gebot, etwa Kranken nicht zu schaden, erst ein solides ethisches Fundament. Mit der Verschiebung der Wertehierarchie hin zur Natur ist diese „lästige“ und durchschaubare Wahrnehmungsverrenkung dessen, was ein Mensch ist, praktikablerweise nicht mehr nötig. Oben steht die wilde Natur, der Rest hat ihr zu dienen. Zum Beispiel als Humus. Menschenwürde war gestern, nicht nur in der Debatte um Abtreibung.

Das Dumme für diese Leute ist nur, dass christliche Wertvorstellungen auch die notwendige Grundlage für naturwissenschaftliches Denken waren und sind. Sie werden mit ihrer „Pacha Mama“-Anbetung am Ende nur noch Hokus-Pokus veranstalten, was nur noch im Entferntesten ein wenig an Naturwissenschaft erinnert. Zuvor aber wird es Naturwissenschaft ganz ohne Ethik geben.

Das ist sehr wohl möglich sogar Zweck der Übung, denn, wie Brandon Smith vor über einem Jahr auf „lewrockwell.com“ schrieb, „um die Globalisten zu verstehen, müssen wir ihre psychopathische Religion verstehen.“ So die Überschrift seines damaligen Artikels – siehe Link unten.

Smith nennt die Religion der Globalisten „Luziferianismus“ und schreibt: „Die Luziferianer geben offen zu, dass das Ziel ihrer Ideologie darin besteht, Wissen zu erlangen, bis die Menschen zu Göttern werden.“ Er meint dabei nicht „die Menschen“ in ihrer Gesamtheit, sondern nur jene selbsternannte Elite mit besonderem Wissen, die „Erleuchteten“. Eine Entwicklung, welche die heutige Überhöhung von „Experten“ in den Medien erklärt.

Smith weiter: „Diese Verliebtheit in die Gottheit ist es, die zu großem Übel führt; es ist eine Wahnvorstellung, die den Verstand vergiftet und zu moralisch relativem Verhalten ermutigt, ganz zu schweigen von dem allgegenwärtigen Durst nach Macht. Denken Sie einen Moment lang über den technologischen Aspekt nach. Denken Sie an die zahlreichen globalistischen Programme zur Ausweitung der künstlichen Intelligenz und zur Verwirklichung dessen, was sie ‚Transhumanismus‘ nennen. Dies ist eine Art Wissensanbetung, die erschreckende Auswirkungen auf die Zukunft hat.“

Die Naturanbetung, die die Zeitschrift beziehungsweise das Journal aus Cambridge vorantreibt, ist in Wahrheit ein Vorwand für „Expertenanbetung“, oder eben „Luziferianismus“. Mit anderen Worten: Für totalitäre Diktatur. Und wieder sehen wir, dass der Kampf und die Freiheit in Wahrheit ein Kulturkampf, um nicht zu sagen ein religiöser Kampf ist. Die Kernfrage ist: Welche Religion ist der Freiheit am meisten dienlich? Die Antwort „keine“ ist falsch. Denn mit „nichts“ kann man nichts bekämpfen. Schon gar nicht eine Religion. 

Quellen:

Über Robert Macfarlane (Wikipedia, englisch)

Is A River Alive? A word from Robert Macfarlane (theriverstrust.org)

Academia Embraces the Unscientific Earth Religion of „Nature Rights“ (Wesley J. Smith, humanize.today)

To Understand The Globalists We Must Understand Their Psychopathic Religion (Brandon Smith, lewrockwell.com)


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