10. Mai 2023 08:00

Klima Warme Zeiten, kalte Zeiten

Wie die Temperaturdaten des Observatoriums Hohenpeißenberg „angepasst” wurden

von Oliver Gorus

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Bildquelle: World Meteorological Organization / Flickr Das älteste Bergobservatorium der Welt in Hohenpleißenberg: Erfasst seit 1781 meteorologische Daten

Die Wetterstation Hohenpeißenberg in Oberbayern ist die älteste Wetterstation Deutschlands und zudem eine Bergwetterstation – anders als bei Wetterstationen in Ballungsgebieten oder auf Flugplätzen werden die Messwerte nicht durch die sich mit der Zeit verändernde Bebauung, Besiedelung oder Versiegelung von Grünflächen drum herum verändert oder verfälscht.

Über diese Wetterstation bin ich im Oktober 2019 gestolpert, als ich Argumente für einen Tweet im Rahmen einer hitzigen Klimadiskussion recherchierte. Im folgenden Schaubild, das mir dabei aufgefallen ist, sehen Sie die Aufzeichnung der Jahresmittelwerte der Temperatur am Hohenpeißenberg von 1781 bis 1995. Die Temperaturkurve reicht nicht weiter als bis 1995, weil sie bereits im Jahr 1997 in der Zeitschrift „promet“ des Deutschen Wetterdienstes DWD im Heft 1/2 des Jahrgangs 26 auf Seite vier veröffentlicht worden ist. Und sie beginnt früher als fast alle Temperaturkurven, die Sie heute zu sehen bekommen, was von einiger Bedeutung ist, denn die Interpretation von Kurven hängt, wie bei guten Einstiegskursen an der Börse, stark von der Wahl des Startpunkts ab.

Die Graphik, die meine Aufmerksamkeit erregte, wurde von Dr. Wolfgang Fricke angefertigt, der von 2006 bis 2013 Leiter des Observatoriums Hohenpeißenberg war. Es sind die Originaldaten.

Hier der Link zum Twitter-Strang von 2019, in dem Sie auch die Graphik finden.

Je nach Ihrer Voreinstellung können Sie aus dieser Graphik so manches herauslesen. Fest steht aber, dass die aufgezeichnete Temperatur um das Jahr 1800 – also vor Beginn der Industrialisierung und damit vor dem Beginn der umfangreichen Verfeuerung von Kohle für die Stahlerzeugung, die Befeuerung von Dampfmaschinen und die Elektrifizierung – eindeutig höher war als fast im gesamten 20. Jahrhundert. Wäre das von Menschen in die Atmosphäre entlassene Kohlendioxid der bestimmende Klimafaktor, dann wäre das unmöglich.

Des Weiteren: Zwischen 1950 und 1970 fällt die durchschnittliche Temperatur etwa 20 Jahre lang deutlich ab, von etwa 6,7 auf etwa 6,3 Grad, somit war es also etwa 0,4 Grad kälter! Und das in einer Zeit, in der die anthropogenen Kohlendioxid-Emissionen stark angestiegen sind. Dass es hier keine Korrelation zwischen Kohlendioxid und der Temperatur gibt, ist offensichtlich. 

Nachbearbeitung

Fakt ist auch: Die „offizielle” Temperaturkurve des Deutschen Wetterdienstes für Hohenpeißenberg sieht heute ganz anders aus. Nämlich so: Die warme Phase um 1800 herum ist weg, die Kurve steigt insgesamt in Wellen stetig an, die Temperaturen im 20. Jahrhundert liegen klar höher als die des 19. Jahrhunderts.

Das wirft die Frage auf, warum und wie der DWD die Originaldaten „bearbeitet“ hat. Und das legt außerdem eine wertvolle Erkenntnis nahe: Wer die Wahrheit wissen will, darf nicht den aktuellen offiziellen Daten trauen, sondern muss nach älteren historischen Berichten, Graphiken, Artikeln und so weiter vor „Bearbeitung“ suchen.

Der DWD ist übrigens eine Bundesbehörde wie auch das Robert-Koch- oder das Paul-Ehrlich-Institut, deren Schalten und Walten wir zwischenzeitlich in der Corona-Maßnahmenkrise näher kennengelernt haben. Der DWD verwaltet eines der weltgrößten Klimaarchive. (Zur Erinnerung: Ein Klima ist per Definition eine über mindestens 30 Jahre lückenlos zusammenhängende Sammlung von Wetterdaten an einem geographischen Ort.) Zu den Aufgaben des DWD zählt nicht das Fälschen von Temperaturkurven, so wie das Indoktrinieren der Bevölkerung nicht zu den Aufgaben der ARD gehört.

Die historischen Wetterdaten zeigen für das Jahr 1800 einen gleitenden Mittelwert von circa 6,8 Grad, die heute vom DWD angebotenen Daten zeigen für 1800 circa 6,2 Grad. Hier wurden also die älteren, für Klimaalarmisten ziemlich unangenehm warmen Werte von 1781 bis etwa 1900 abgesenkt, und zwar erheblich.

Da die Daten von Dr. Fricke 1997 noch publiziert worden sind, müssen die Änderungen an den Daten also danach durchgeführt worden sein. Daher forschte ich weiter …

Erzähltechnik

Nach einem Hinweis auf Twitter geriet ich an eine Publikation des DWD im Selbstverlag von 2009, die die Bearbeitung der Originaldaten bestätigte. Mitarbeiter des DWD hatten die Geschichte der am Hohenpeißenberg verwendeten Thermometer durchforstet und hatten, wenig überraschend, Hinweise auf technische Mängel gefunden: Der Meteorologe Lamont hatte 1851 das im Observatorium verwendete Thermometer nachkalibriert und dabei eine Abweichung von 0,6 Grad gefunden. Darum wurden ab 2009 die Werte bis 1850 entsprechend gesenkt.

Bei dieser Gelegenheit wurden gleich die Werte sämtlicher Wetterstationen, die baugleiche Palatina-Thermometer verwendet hatten, entsprechend abgesenkt, sodass damit auch die Durchschnittswerte über alle Wetterstationen des DWD korrigiert wurden – und zwar so, dass die alten warmen Werte abgesenkt wurden. Die Kurven verliefen dadurch nicht mehr in einer flachen Wellenbewegung, sondern wiesen optisch insgesamt eine deutliche Steigung von links unten nach rechts oben auf. Um es ganz deutlich zu sagen: Vor dieser Korrektur widersprachen die historischen Temperaturkurven der Erzählung von der menschengemachten Klimaerwärmung durch Kohlendioxidemissionen, nach der Korrektur scheinen die heutigen Temperaturkurven diese Erzählung zu bestätigen.

Nicht replizierbar

Der ganze Vorgang erschien mir nun mittlerweile einigermaßen krass und von nicht geringer Bedeutung. Darum fragte ich direkt den DWD öffentlich auf Twitter: „Wenn seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Baufehler eines bestimmten Thermometers bekannt war, warum wurden dann bis 2009 die Originaldaten publiziert und ab dann eine Änderung vorgenommen? Welche neuen Sachverhalte haben das notwendig gemacht?“

Der DWD antwortete und verwies dabei auf die bereits erwähnte Publikation, in der der DWD die Rekalibrierungsgeschichte von Lamont als Grund für die Korrekturen angegeben hatte, ohne allerdings meine Frage zu beantworten.

Der Clou an der Geschichte ist nun, dass der Autor dieser Publikation, Peter Winkler, darin selbst zu dem Schluss kommt, dass eine Änderung der Daten wissenschaftlich nicht gerechtfertigt ist, weil die Feststellung der 0,6-Grad-Abweichung von Lamont heute nicht mehr nachvollziehbar ist. Kalibriert man heute historische Thermometer von der Bauart von Mitte des 19. Jahrhunderts, kommt man auf ganz andere Ergebnisse und die originalen Thermometer, die vor und nach 1851 eingesetzt wurden, existieren nicht mehr, sodass eine Korrektur der historischen Werte nicht zu rechtfertigen ist: Die angebliche Abweichung von 0,6 Grad ist nicht replizierbar und damit wissenschaftlich nicht zu begründen.

Außerdem hat der DWD für die Zeit von 1841 bis 1878 einen weiteren gleichartigen Fehler festgestellt, der diesmal aber eine Erhöhung der alten Daten um 1,4 Grad erforderlich gemacht hätte. Diese Anpassung wurde allerdings nicht durchgeführt, mit der Begründung, das Thermometer sei nicht mehr vorhanden und der Fehler somit nicht replizierbar – was ja nun genauso auf den 0,6-Grad-Fehler zutrifft.

Der DWD beantwortete keine meiner weiteren Fragen.

Wem glauben Sie?

Meine kleine Recherche beweist gar nichts. Sie genügt auch nicht, um dem DWD zu unterstellen, er würde die Bevölkerung hinters Licht führen und absichtlich Daten so manipulieren, dass der Eindruck einer starken Korrelation zwischen der gemessenen Temperatur und dem hochgerechneten Kohlendioxidausstoß der Industrienationen entsteht.

Ich kann nichts weiter tun, als meine Schlüsse für mich selbst zu ziehen. Wem traue ich? Haben sich staatliche Institute in der Corona-Maßnahmenkrise als unbestechliche Wächter der Wahrheit gezeigt? Wer hat ein Interesse an manipulierten Wetterdaten? Wie viele manipulierte Klimadaten gibt es im Umfeld des Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC, der alleine zum Zweck der Kommunikation einer menschengemachten Klimakatastrophe gegründet worden ist und dessen Existenz davon abhängt, dass ein Klima der Angst vor einer Klimakatastrophe herrscht?

Und: Warum wird jeder Wissenschaftler und jeder Laie, der öffentlich den „offiziellen“ Erzählungen von der menschengemachten Klimakatastrophe widerspricht oder wenigstens Zweifel daran äußert, sofort angegriffen, beleidigt und diskreditiert? Selbstverständlich wurde auch ich beleidigt, verhöhnt und (erfolglos) zur Sperrung gemeldet, als ich auf Twitter schlicht die Fakten veröffentlichte, die ich gefunden hatte.

Freiheit ist kein Anspruch, korrekt informiert zu werden, sondern zeigt sich unter anderem auch in dem Willen, sich gegen Widerstände ein eigenes Bild von der Welt zu machen und zu diesem Bild zu stehen, anstatt denen blind nachzulaufen, die vom tonangebenden Milieu als „Experten“ bezeichnet werden. Viele haben das Selberdenken verlernt, viele haben Konformismus schon in der Schule eingepaukt bekommen. Aber es ist eigentlich ganz einfach: Wenn die Vertreter des Staats in eine Richtung deuten, suche ich den Weg in der entgegengesetzten Richtung.


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