15. Mai 2023 14:00

Selbstlernen mit KI Handwerkliche Hürden für Heimunterricht werden purzeln

Dem Staat droht Verlust von Schülern und somit von Gläubigen

von Robert Grözinger

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Bildquelle: Shutterstock Die Schule der Zukunft: Ohne KI undenkbar

Erinnern Sie sich an Lehrer Lämpel bei „Max und Moritz“? Der wurde von den beiden Plagegeistern quasi „verbrannt“. Am Ende dieses „Streichs“ fragt der geniale Schöpfer jener Geschichte, Wilhelm Busch: „Wer soll nun die Kinder lehren – und die Wissenschaft vermehren?“ Heute gibt es viele Lehrer Lämpels, die, wenn nicht ver-, so doch ausgebrannt sind. Aufgrund der Anforderungen, die ihnen Schulbehörden und Kultusministerien stellen, aufgrund gesetzlicher Einschränkungen, die ihnen die Disziplinierung ungebärdiger bis gefährlicher Jugendlicher unmöglich machen. Die, selbst wenn sie noch funktionieren, den verbliebenen lernwilligen Schülern oft viel Unsinn beibringen – oder beibringen müssen. Das wird bald vorbei sein – unter anderem dank den neuen KI-Systemen.   

Einer der wesentlichen Gründe für die gegenwärtig desolate Lage der westlichen Zivilisation ist, dass sie es seit Jahrzehnten zulässt, dass angehende Lehrer in ihrem Studium mit geistigem Sondermüll abgefüllt werden, bevor sie auf diesbezüglich weitgehend wehrlose Schüler losgelassen werden. Selbst die MINT-Fächer – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – sind vor den ideologischen Verunreinigungen des Wokismus, der modernen Mutation des Sozialismus, nicht mehr sicher.  Da die Hirne der Schüler zuvor bereits durch das Fernsehen und jetzt auch durch die sozialen Medien weichgespült wurden, verläuft die Absorption des informativen Plunders bei ihnen recht geschmeidig. Auch deren Eltern begreifen vielfach nicht, was passiert, weil auch sie bereits geistig weitgehend verstrahlt sind.  Das unausweichlich resultierende Denkchaos im Innenleben führt zwangsläufig zu zunehmendem insitutionellen, struktuellen und physischen Chaos in der Außenwelt. Ein aus diesem Chaos resultierender, irgendwie gearteter gesellschaftlicher Zusammenbruch ist nicht mehr aufzuhalten. 

Einige wenige Eltern begreifen, was geschieht, und ziehen die Reißleine beziehungsweise ihren Nachwuchs aus der Gefahrenzone und betreiben Heimunterricht. Das ist unter den gegenwärtigen Umständen in jedem Fall ein ziemlich heroisches Unterfangen. Abgesehen von institutionellen Hürden, die speziell in Deutschland praktisch unüberwindbar sind, bürden sie sich zusätzlich zu ihrer Erwerbs- und Haushaltstätigkeit weitere handwerkliche, also zeit- und nervenaufreibende Aktivitäten auf: Lehrplan, Auswahl und Anschaffung der – möglichst unverseuchten – Lehrmittel, Motivation der kleinen und großen Kinder und Kontrolle ihrer Arbeit.

Diese Bürde verspricht aber in naher Zukunft sehr viel leichter zu werden. Und zwar aufgrund der generellen Zugänglichkeit von künstlicher Intelligenz. Im unten verlinkten, achtminütigen Video können Sie erfahren, wie eine junge Dame, die sich bei Youtube „bri does things“ nennt, mit Hilfe von „ChatGPT“ ein Selbstlernprogramm zusammengestellt hat.

Die Dame, die ein Englisch mit kanadischem Akzent spricht, beginnt mit dem sehr nützlichen Pareto-Prinzip, wonach man mit 20 Prozent der Anstrengung 80 Prozent des Ergebnisses erzielt. Somit bat sie den Roboter, für sie ein Lernprogramm zusammenzustellen, mit dem sie 80 Prozent der Grundlagen der Programmiersprache Python lernen könnte.

Nachdem „Chat“ – wie ef-Kollege Martin Moczarski das neue Microsoft-Geschöpf kumpelhaft nennen darf – ihr diesen Gefallen innerhalb weniger Sekunden tat, bat sie das System, ihr auch einen Stundenplan zusammenzustellen, der vorgibt, wann sie was lernen und wiederholen sollte. Darüber hinaus, welches Lehrmaterial – Bücher, Webseiten, Podcasts und so weiter – sie zu Rate ziehen sollte. Auch das lieferte der virtuelle Helfer.

Das war noch nicht alles. Die junge Dame bat den KI-Roboter, darauf zu achten, dass das Lernprogramm verstärkt jene Lehrstile heranzieht, die sie bevorzugt, in ihrem Fall etwa Visualisierungen und Praxisbeispiele. Sie spezifizierte zudem das Verständnisniveau, dem sich die Hausaufgaben und Projekte anpassen sollten.

Was vor der KI viele Stunden und Tage der Vorbereitung und viel Frustration bei der Suche und Durchforstung relevanter Information und angemessener Aufgaben gekostet hätte, war, so scheint es, in wenigen Minuten getan. Das Lernprogramm konnte beginnen. Der Frau fiel auf, berichtete sie, dass sie, anders als in Webforen oder gar Klassenräumen, bei „Chat“ nicht zögert, auch anscheinend dumme Fragen zu stellen. Das Programm habe in dieser Hinsicht eine Engelsgeduld. Sie hat „Chat“ zudem Anweisung gegeben, ihr „sokratische“ Fragen zu stellen, um ihr kritisches Denken zu schärfen. 

Dieser Bericht gibt berechtigten Anlass zur Hoffnung. Mit Hilfe von „generativen prä-trainierten Transformern“ – dafür steht das Kürzel GPT – kann das staatliche Monopol über das Schulsystem und die Lehrinhalte gebrochen werden. Ich korrigiere mich: Es wird gebrochen werden. Mit Sicherheit nach dem Zusammenbruch, da dann die Ressourcen für die Durchsetzung dieses Monopols fehlen werden. Dieses unerfreuliche, aber unausweichliche Ereignis wird, wenn überhaupt, noch ein wenig früher als sonst eintreffen, wenn immer mehr Schüler, angefangen von den intelligentesten und motiviertesten, auf die eben beschriebene Weise von der KI Gebrauch machen werden und sich somit vom Schulsystem und ein Stück weit auch von seinem Staat emanzipieren.

Es war nie eine gute Idee – sie stammt ursprünglich vom Reformator Martin Luther (1483–1546) – den Staat mit der Aufgabe der Bildung seiner Bürger zu betrauen. Das musste in tumber, zivilreligiöser Staatsgläubigkeit und einer ernsthaft geschwächten Lebens- und Widerstandsfähigkeit des Einzelnen und der organischen Gesellschaftsstrukturen und -elemente enden. Das ist unser heutiger Zustand. Um ihn zu überwinden, bietet sich Heimunterricht an – und die KI kann uns dabei helfen. Später, „nach dem Zusammenbruch um sechs“, wird KI in neuen, vom Staat unabhängigen Schulen eine unverzichtbare Rolle spielen.

Zwei Vorbehalte. Erstens: Um die KI für die Zusammenstellung von Lernprogrammen zu nutzen, ist es offenbar hilfreich, Konzepte wie das Pareto-Prinzip und die sokratische Befragung bereits zu kennen. Von alleine kommt der Roboter nicht darauf, solch ein Vorgehen vorzuschlagen. Aber, genauer gesagt: Noch nicht. Ein gutes KI-System wird vom Erfolg anderer lernen und anfangen, anderen Nutzern Vorschläge zu machen.   

Zweitens: Es ist auch mir, wie wohl den wenigsten Lesern dieser Seite, nicht entgangen, dass „ChatGPT“ in vielem noch nicht zu trauen ist, was die Präzision der verabreichten Information und deren Quellen betrifft. Neben vermutlich „unschuldigen“, von keinem Menschen beabsichtigten Fehlern scheinen aber auch andere zu existieren. Ähnlich wie beim Online-Lexikon Wikipedia scheinen bei „ChatGPT“ „Trolle“ und andere Ungeister unterwegs zu sein, die den Roboter absichtlich mit Falschinformationen füttern und verwirren – siehe den seltsamen aktuellen Gedächtnisschwund von „Chat“ im Hinblick auf André F. Lichtschlag, nur wenige Wochen, nachdem er die Tätigkeit und Wirkung des ef-Herausgebers sehr detailliert und präzise beschrieb, wie in der Ausgabe 232 seines Hefts dokumentiert. Aber das ist nicht das Ende vom Lied. Wie auch bei Wikipedia wird hier eine Wechselwirkung einsetzen: Menschen werden lernen, bei welchen Themen dem Roboter zu trauen ist, und bei welchen nicht.

Außerdem: Wie auch in unzähligen anderen Fällen zuvor, wird auch hier der Markt seine heilende Kraft entfalten. Wer wird sich von „ChatGPT“ noch hinters Licht führen lassen wollen, wenn andere, ebenso leicht zu handhabende, ebenso kostengünstige, aber zuverlässigere Systeme zur Verfügung stehen? Zunächst wird ein gesunder Wettbewerb vielleicht noch vom Staat und seinem die großen Konzerne bevorzugenden Fiatgeldsystem verhindert werden. In dem Fall werden wir eben auch bis nach dem Zusammenbruch warten müssen, dass die Entwicklung hier ihren natürlichen Verlauf nimmt.

Was wird dann aus den Lehrern? Es wird weiterhin Aufgaben für sie geben. Zwar brauchen sie sich weniger bis gar nicht um die Benotung von Klassenarbeiten, um Lehrpläne und um einen behördengenerierten Papierkrieg zu kümmern. Stattdessen werden sie viel mehr Zeit haben, sich der Betreuung und Ermunterung staats- und zusammenbruchsgeschädigter Schüler (also allen) persönlich zu widmen. Auch sie werden sich natürlich am Markt orientieren und ihren Arbeitgeber zufriedenstellen müssen. Der wird aber nicht der Staat sein, sondern vor allem die Eltern.

So oder so, die Existenz von KI-Programmen, die in Zukunft nur noch besser und zugänglicher zu werden versprechen, beseitigt einige bisher für viele Eltern schwer überwindbaren Hürden für den Heimunterricht. Nicht alle, das ist wahr. Aber die restlichen, die institutionellen, erledigt der kommende Zusammenbruch, dessen Eintreffen von der KI tendenziell beschleunigt wird.    

Quellen:

How to use ChatGPT to easily learn any skill you want (YouTube)


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