Satire: Asphalt wird zu heiß!
Die „Letzte Generation“ geht in die Sommerpause
von Sascha Koll
von Sascha Koll drucken
Die „Letzte Generation“ kündigte am gestrigen Mittwoch an, in den kommenden drei Monaten in die Sommerpause zu gehen. Als Grund gab der Pressesprecher Malte-Sören Schnee-Flöckchen unter anderem an, „dass Asphalt und Karosserie zu heiß werden, um sich mit bloßen Händen anzukleben“. Die Gesundheit der Aktivisten gehe vor.
Die Sommermonate bereiten den Aktivisten der „Letzten Generation“ große Sorge – es sind nicht nur die Temperaturen über dem globalen Durchschnitt, die die Klimakleber ordentlich zum Schwitzen bringen, sondern auch die Tatsache, dass sich der Asphalt an heißen Tagen gerne mal auf bis zu 60 Grad Celsius erwärmen kann. Einige Aktivisten sind deswegen bereits in den letzten Wochen darauf umgestiegen, sich an der Antriebswelle der Fahrzeuge und auf den Dächern von Leihwagen, mit denen zuvor der Verkehr ausgebremst wurde, festzukleben. Erste Stimmen wurden laut, dass das Verkleben der Hand mit Bauteilen unter dem Fahrzeug keine ergonomische Sitzposition erlaube, woraufhin die „Gewerkschaft der Berufskriminellen“ (GWBK) Bedenken bei der Arbeitssicherheitsbeauftragten der „Letzten Generation“ anmeldete. Versuche, sich auf dem Dach von Fahrzeugen festzukleben, lösten in einigen Fällen leichte Verbrennungen durch das in der Frühlingssonne aufgeheizte Blech aus. „Dies sind Bedingungen, unter denen wir nicht arbeiten können“, sagte Aktivist Jochen, der bereits im 23. Semester Irgendwas-mit-Gender studiert.
Die GWBK sah nicht nur eine Verletzung der Sorgfaltspflicht bei den Bedingungen an der Arbeitsstätte vor Ort, sondern auch einen Verstoß gegen die Work-Life-Balance der Aktivistengruppe. Urlaub sei lange nicht gewährt worden, die Aktivisten litten unter starkem Fernweh. Bali, Venezuela und Kuba sind beliebte Ziele der sozialistischen Aktivisten. Sie bieten die Chance, die Früchte des Sozialismus selbst zu erleben und wenigstens einen Teil des durch das Zentralkomitee zugesprochenen CO2-Kontingents aufbrauchen zu können. „Auch Aktivist*innen brauchen mal eine Auszeit, und wenn sie als Privatperson und nicht als Aktivist*in reisen“ sei das kein Problem, so die Sprecherin des durch die „Letzte Generation“ ins Leben gerufenen hauseigenen Ethikrats.
Den Vorwurf der Doppelmoral wollten sich die Aktivisten nicht gefallen lassen. Es sei für das Klima nicht ausschlaggebend, wenn jene, die gleicher sind als alle anderen, auch mal fliegen würden. Sie hätten sich sogar erkundigt, ob der Helikopter der Flugbereitschaft der Bundeswehr frei für Reisen der Aktivisten sei, jetzt, da Christine Lambrecht und ihr Sohn Alexander ihn nicht mehr nutzten. „Mit der Flugbereitschaft ist es wie mit den Autos. Die stehen den ganzen Tag nur unnütz in der Gegend herum. Chopper-Sharing könnte eine Lösung sein“, gab der Sprecher für Enteignungsfragen zu Wort. Doch auch hier scheint Uneinigkeit bei den Aktivisten zu herrschen. Helikopter seien kein guter Ort für Kommunisten, da man fürchte, über dem Ozean abgeworfen zu werden. Ein Sprecher des „Liberty Hub“ nahm sich der Sorge an und beschwichtigte: „Von der Fluggesellschaft ‚Pinochets Helicopter Tours – established 1973‘ geht keine Gefahr aus. Wir sind davon abgekommen, Kommis aus dem Heli zu werfen, wir fliegen sie stattdessen zu einem Grundkurs in Ökonomie, geleitet von Thomas Sowell. Einige springen dann auch mal freiwillig raus. Sie gewaltsam davon abzuhalten, wäre ein Verstoß gegen das Nichtaggressionsprinzip, deswegen kehren wenige bedauerlicherweise nicht mehr zurück.“
Ein Sprecher der „Gewerkschaft der Befehlsausführer“ (GdB) zeigte sich erfreut über die angekündigte Sommerpause. „So bleibt den Beamten wieder mehr Zeit, unbescholtene Bürger zu drangsalieren, Kiffer vor der Legalisierung noch mit aller möglichen Härte abzustrafen und Kinder auf der Sommerrodelbahn umzuschubsen“, so Rainer Wendler wortwörtlich. Auch die Autofahrer können aufatmen, die Bestände an Surströmming wieder auffüllen und eine neue leistungsstärkere Soundanlage nachrüsten. „Ich spiele immer gerne meinen Hit ‚Und ich bleibe dabei (Ich lieb’ CO2) in voller Lautstärke, wenn ich mal wieder in erster Reihe vor den Klimabengeln stehe,“ so Martin M. ein Autofahrer, den wir gefragt haben, wie er mit den lästigen Blockaden umgeht.
Die Sommerpause sollte dazu genutzt werden, zu ergründen, wie man den Klimabewegten anschließend die Stirn bieten kann. Neben den bereits etablierten Mitteln wie das Öffnen einer Dose Surströmming, dem Abspielen von CO₂-freundlichen Schlagertiteln und dem Fixieren mit Kabelbindern braucht es neue kreative Ideen. Man könnte sich zum Beispiel neben die Festgeklebten setzen und ihnen das Buch „Demokratie. Der Gott, der keiner ist“ von Hans-Hermann Hoppe vorlesen oder ihnen Clownsmützen aufsetzen und entsprechend schminken. Leider lebe ich nicht in einer betroffenen Großstadt und hoffe, dass die Autofahrer in Berlin, München und Co ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Der „Letzten Generation“ soll dabei aber bitte kein Raum gegeben werden, sich wieder als Opfer zu inszenieren.
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.