Präsidentschaftskandidat Ron DeSantis: Ein standfester „Macher“ gegen den woken Wahn
US-Politiker betritt mit seiner Ankündigung auf Twitter formal und inhaltlich Neuland für die Freiheit
von Robert Grözinger
Vor acht Jahren startete der damalige Gouverneur von Florida seine Präsidentschaftskampagne, begleitet von viel wohlwollenden Meldungen und Kommentaren in den Medien. Er wollte der Kandidat der Republikaner für die Wahl im Jahr 2016 werden. Aufgrund des propagandistischen Hypes um ihn vermuteten aufmerksame Beobachter, dass er das favorisierte Reserverad des Systems sein sollte. Seine anvisierte Rolle wäre es demnach gewesen, gegen die Demokratin Hillary Clinton anzutreten – und zu verlieren. Notfalls aber auch zu gewinnen und als treuer Systemdiener die Agenda des tiefen Staats widerstandslos – abgesehen von ein bisschen Theatralik – zuzulassen.
Die Rede ist von Jeb Bush, dem jüngeren Bruder des Ex-Präsidenten George W. und Sohn des Ex-Präsidenten George H.W. Die dynastischen familiären Strukturen und Verzweigungen mancher US-Präsidentschaftskandidaten und -innen der jüngeren Vergangenheit sind ein weiteres Zeichen unter vielen der Verkrustung des Staatswesens der USA. Was verkrustet ist, ist brüchig. Wie brüchig, lässt sich daran ermessen, wie schnell und leicht damals der medial stark gestützte Republikaner ausgeknipst werden konnte – mit dem einen Wort „low-energy“, geäußert vom damals angeblich „chancenlosen“ Außenseiter Donald Trump.
Die Welt hat sich seither in den chaotischen Jahren bitterster Machtkämpfe des tiefen Staats gegen den populistischen Aufstand in den USA stark verändert. Wieder einmal geht ein republikanischer Gouverneur des Staates Florida ins Rennen – doch sowohl seine Persönlichkeit als auch die mediale Rezeption seiner Kandidatur sind jenen von vor acht Jahren diametral entgegengesetzt.
Anders als Jeb Bush ist Ron DeSantis der Sohn einer Arbeiterfamilie. Anders als Bush hat DeSantis bewiesen, dass er ein Gegner des tiefen Staats ist. Anders als Bush wird er von den Altmedien nicht über den grünen Klee gelobt, sondern zutiefst angefeindet. Anders als Bush kann ihn Trump nicht mit einem Wort einfach ausknipsen. „The Donald“ versuchte es vor Monaten mit einem herabwürdigenden „DeSanctimonious“ – „scheinheilig“ – und scheiterte, weil es zu offensichtlich unzutreffend war. Einen Politiker, an dem die Spitzen Trumps abprallen, sollte man sich merken.
Ob aber der bald 77 Jahre alte Haudegen, der es nach der „gestohlenen“ Wahl von 2020 noch einmal wissen will, sich gegen den 44-jährigen Yale- und Harvard-Absolventen und Kapitänleutnant eine andere Wortschöpfung ausdenken muss, wird sich noch zeigen müssen. Denn gegenwärtig führt Trump in den Umfragen unter Republikanern deutlich, zuletzt mit 56 gegen 25 Prozent. Und doch: In der Kandidatur von DeSantis steckt eine Menge Potential, sowohl inhaltlich als auch formal – wenn nicht in dieser Präsidentschaftswahl, dann in der nächsten. Inhaltlich gibt es einiges, mit dem sich der Südstaatengouverneur deutlich vom New Yorker Immobilienmakler und Milliardär abhebt. Formal ebenso: Die Kandidatur wurde sensationell auf Twitter in einem etwa einstündigen Gespräch mit dem Eigner der Kurznachrichtenplattform Elon Musk und anderen offiziell bekanntgegeben.
Zunächst zum Inhalt: Der Blogger Jordan Schachtel weist auf seiner Substackseite auf den wichtigen inhaltlichen Unterschied im Hinblick auf die führende Kryptowährung hin – siehe Link unten. DeSantis ist pro-Bitcoin, und zwar ausdrücklich deswegen, weil er nicht die Neigung habe, alles zu kontrollieren, was die Menschen tun. Trump ist anti-Bitcoin, weil er den eigenen Worten zufolge will, dass „der Dollar die Weltwährung bleibt“.
DeSantis möchte die Rolle der US-Zentralbank „minimieren“. Als Kongressabgeordneter hatte er seinerzeit einer Betriebsüberprüfung der Federal Reserve zugestimmt. Das ist noch weit entfernt von einer Abschaffung, die der libertär geprägte Kandidat Ron Paul 2008 und 2012 forderte. Aber doch schon ein qualitativer Unterschied zu Trump, der am Anfang der Coronakrise den Kongress aufforderte, für eine billionenschwere Ausweitung der Geldmenge zu stimmen und den Abgeordneten Thomas Massie heftig attackierte, weil jener sich deutlich dagegen aussprach.
Überhaupt Corona: Während Trump sich als Präsident, allem gegenteiligen Gepolter zuvor zum Trotz, als es drauf ankam, vom tiefen Staat, dem pharmazeutisch-industriellen Komplex, den Medien und den Tech-Firmen treiben ließ, schaute der Gouverneur Floridas auf die Daten, ließ sich von Experten mit unterschiedlichen Auffassungen beraten und verordnete für seinen Bundesstaat mit die laxesten Maßnahmen in den ganzen USA – im Grunde herrschte dort schon nach Mai 2020 wieder die alte Normalität. Neulich kamen um den Faktor Alter korrigierte Corona-Sterbedaten heraus, die zeigen, dass Florida mit 245 Toten pro 100.000 Einwohnern überdurchschnittlich gut an 36. Stelle steht, während ein Bundesstaat mit ähnlichen klimatischen Voraussetzungen, aber höchst strengen und totalitären Maßnahmen, Kalifornien nämlich, nur wenig besser an 39. Stelle rangiert (242 pro 100.000). Ebenfalls zum Vergleich: Während die Regimemedien kreischten, dass in Florida eine mörderische Politik herrsche, wurde New Mexico von denselben Medien im Hinblick auf Hygienemaßnahmen als vorbildlich gelobt. Jener südwestliche Bundesstaat hat mit 356 Toten pro 100.000 das viertschlechteste Ergebnis erzielt (siehe Link unten).
Bemerkenswert ist auch, wer zur Diskussion in der Twitter-Runde zugelassen wurde. Unter anderem nämlich Dr. Jay Bhattacharya. Der Medizinprofessor an der Stanford-Universität ist einer der Co-Autoren der Great-Barrington-Erklärung vom Oktober 2020, in der anstelle von allgemeinen Lockdowns ein gezielter Schutz der Risikogruppen gefordert wurde. Er lobte DeSantis für seine Coronapolitik, insbesondere auch dafür, Leuten wie ihm zugehört und ein öffentliches Forum geboten zu haben – die Aufzeichnung des runden Tischs von DeSantis, Bhattacharya und anderen wurde übrigens von Youtube gelöscht.
DeSantis hatte also in Sachen Corona bewiesen, dass er nicht nur freiheitlich reden, sondern selbst angesichts eines veritablen „Shit-Hurrikans“ standhaft bleiben kann. Und das ist kein Einzelfall. Auch in Sachen Gender-Gaga macht er Front gegen den woken Wahn der Realitätsverweigerer. Das geht sogar so weit, dass er das vom Wokismus gekaperte Megaunternehmen Disney vergrault. Er hat die sogenannte „kritische Rassentheorie“ aus den Schulen verbannt. In den Höhen der Politik hat er seinen herkunftsmäßigen, gesunden Menschenverstand offenbar nicht aufgegeben.
Nun zur Form: DeSantis beweist einen sicheren Instinkt für die Zukunft der Medienlandschaft. Seine Ankündigung bei Twitter wurde von mehreren hunderttausend Zuschauern live verfolgt – trotz einiger technischer Pannen, einschließlich einer 20-minütigen Verspätung des Veranstaltungsbeginns. Der Stil war ebenfalls neu: Statt einer bombastischen Rede voller mediengerecht geschliffener Phrasen vor einem ausgewählten Publikum jubelnder Claqueure gab es lediglich ein zivilisiertes Gespräch mit einigen wenigen Teilnehmern.
Während der charismatische Trump effektvoll poltern kann und mehr Schein als Sein produziert, ist DeSantis ein vergleichsweise stiller Macher. Aber, so kommentieren auch wohlwollende Beobachter wie zum Beispiel der libertäre Podcaster Tom Woods: Der Mann aus Florida wirkt „hölzern“. Dieses Image, zusammen mit dem Wunsch vieler sich betrogen fühlender Republikaner nach Rache für die ihrer Ansicht nach gestohlene Wahl 2020, spielen Trump in die Hände.
Robert Reich, ein ehemaliger Arbeitsminister unter dem Demokraten Bill Clinton, vermutet in einem Kommentar im britischen „Guardian“, dass Musk nicht wirklich ein Unterstützer DeSantis ist. Stattdessen habe er den Mann aus Florida nur eingeladen, um Trump zu zeigen, dass er dem MAGA-Mann die Kandidatur erschweren kann. Reich vermutet, dass Musk hofft, Trump auf diese Weise auf Twitter zurückzulocken, nachdem er dort nach den Vorgängen am Kapitol am 6. Januar 2021 verbannt worden war. An dieser Theorie mag was dran sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Form der Politikvermittlung nicht Schule machen wird – und machen sollte. Welche Ziele Musk mit diesem medialen Coup verfolgt, ist zweitrangig im Vergleich zu der Bresche, die er und DeSantis damit für eine erneuerte Pressefreiheit schlagen. Gewollt oder ungewollt: Es zählt das Ergebnis.
Darüber hinaus bedeutet die absehbare Aufstellung „Trump gegen DeSantis“ bei den Republikanern vor allem eines: Für die Jeb Bushs dieser Welt ist dort kein Platz mehr. Das ist ebenfalls eine sehr gute Nachricht. Der tiefe Staat der USA droht seine Macht über eine Hälfte der „Unipartei“ zu verlieren. Gleichzeitig läuft sich in der anderen Hälfte mit Robert F. Kennedy Jr. ein weiterer offener Feind des politmedial-industriellen Komplexes warm.
Dem Washingtoner Imperium, das wild um sich schlägt und weltweit Kriege anzettelt, um seine Dollarhegemonie zu bewahren, dem das Wohl seiner eigenen Bürger und erst recht das der restlichen Menschheit egal ist, dem inzwischen internationale Freunde abtrünnig werden, diesem Imperium wachsen jetzt auch intern zunehmend Feinde zu, die ihm gefährlich werden. Dass dieses Imperium die Twitter-Plattform nicht unter Kontrolle bewahren konnte, war ein Schwächezeichen. Und ein Fehler, der sich für ihn als fatal herausstellen könnte.
Quellen:
Jordan Schachtel: DeSantis and Trump diverge on The Fed, Big Government, and Bitcoin (The Dossier)
Coronatote pro 100.000 Einwohner nach US-Bundesstaat aufgeschlüsselt
Transskript der Kandidaturankündigung Ron DeSantis auf Twitter (rev.com)
Aufzeichnung des Twitter-Gesprächs auf dem Youtube-Kanal von Forbes (YouTube)
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