Geldsozialismus: Verwässerte Preissignale – Blutkreislauf der Marktwirtschaft ist vergiftet
Inflationäres Geld und staatliche Preiseingriffe sind mit den Grundsätzen einer marktwirtschaftlichen Ordnung unvereinbar!
von Benjamin Mudlack
Roland Baader sagte einst sinngemäß, dass der Blutkreislauf der Marktwirtschaft durch das inflationäre Geld und die zentrale Zinsfestsetzung einer Zentralverwaltungsstelle vergiftet sei. Mit diesem Beitrag möchte ich mich unter anderem diesem extrem wichtigen Themenkomplex, aber auch den marktwirtschaftlichen Steuerungsmechanismen im Allgemeinen widmen – wichtig deshalb, weil die Marktwirtschaft nur mit substanziell werthaltigen Preissignalen existieren kann. Wird die Preissignalfunktion eingeschränkt, verwässert oder gar durch Preisdiktate (Preisober- oder -untergrenzen) der Obrigkeit komplett außer Kraft gesetzt, ist die Versorgungssicherheit der Menschen hochgradig gefährdet.
Knappheit beim Fieberhustensaft durch zehnjährige Preisfestsetzung
Dieser Vorgang ist aktuell beispielsweise im Bereich der Arzneimittel zu beobachten. Eines von vielen Beispielen ist der Fieberhustensaft für Kinder. Laut Branchenverband Pro Generika (siehe „Handelsblatt“-Artikel) gab es vor zwölf Jahren noch elf Anbieter flüssiger Paracetamol-Zubereitungen. Heute konzentriert sich dieser Markt im Kern auf zwei Anbieter. Der Grund ist ein Festbetrag, der seit mehr als zehn Jahren existiert. Er beläuft sich auf einen Betrag von 1,36 Euro pro Flasche. Die Kalkulationen der Anbieter gehen nicht mehr auf, denn die Preise für Logistik, Energie und so weiter sind in den letzten Jahren dynamisch gestiegen. Die Produktion ist also nicht mehr attraktiv, nicht mehr kostendeckend und folglich fehlt für die Unternehmen der Anreiz, das Produkt für den deutschen Markt anzubieten. Die Folgen sind eine massive Marktunterdeckung und Knappheit. Um es deutlich auf den Punkt zu bringen: Bei dem skizzierten Vorgang handelt es sich um ein Preisdiktat und selbiges ist ein Element der Planwirtschaft.
Ein fixer Preis beißt sich mit den Grundsätzen einer sich dynamisch permanent wandelnden Lebensrealität. Die Welt, die Märkte beziehungsweise das, was davon übrig ist, und die Kostenstrukturen der Unternehmen befinden sich in einem Zustand permanenter Veränderung. Dieser Wandel kollidiert mit dem staatlich diktierten Festpreis. Der Anreiz, in Deutschland anzubieten, ist schlichtweg nicht vorhanden.
Die Informations- und Koordinationsprozesse der Marktwirtschaft
In der freien Marktwirtschaft steuern Angebot und Nachfrage sämtliche Koordinationsprozesse der Volkswirtschaft. Aus dem Angebot und der Nachfrage nach Gütern, nach Arbeitsleistung, nach Dienstleistungen und so weiter ergibt sich ein permanent dynamisch verändernder Marktgleichgewichtspreis. Dieser wird auch als markträumender Preis bezeichnet. Preisdiktate oberhalb des markträumenden Preises führen zu einem Überangebot (Beispiel: Mindestlohn) und Preisfestsetzungen unterhalb des Gleichgewichtspreises zur Knappheit (siehe Fieberhustensaft).
Die Volkswirtschaft besteht aus Milliarden von Menschen und ist folglich derart komplex, dass keine zentrale Festsetzung die ideale Koordination und Preisgestaltung vornehmen könnte. Dieses Experiment ist in der Menschheitsgeschichte (DDR, UdSSR) oft genug gescheitert und endete in Unterversorgung, Not und Elend.
Das Angebot von und die Nachfrage nach Waren, Gütern und Dienstleistungen beinhalten für die Marktwirtschaft lebensnotwendige Informationen. Welches Gut ist knapp und welches ist im Überfluss vorhanden? Ablesbar ist diese Information, vorausgesetzt, der entsprechende Markt ist durch genug Wettbewerb gesättigt, indem ein Preis steigt oder fällt.
Sinkt die Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung bei identischem Angebot, sinkt der markträumende Preis. Steigt die Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot, wird ein Gut knapper und der Gleichgewichtspreis steigt.
Eine Nachfrage (ein Kauf) gibt dem Markt ein Knappheitssignal. Ein Angebot (Verkauf) gibt dem Markt ein Überschusssignal. Aus der Vielzahl von Signalen auf beiden Seiten werden die Informationen gewonnen, welche die Güterkoordination erst ermöglichen. Sie zeigen durch steigende und sinkende Gleichgewichtspreise an, welches Gut gefragt/knapp und welches im Überfluss vorhanden und wenig nachgefragt ist. Sinkende Preise stehen für Überfluss, und steigende Preistendenzen sind eine klare Indikation für Knappheit in dem entsprechenden Markt.
Gegen hohe Preise helfen nur hohe Preise
Die Überschrift mag komisch klingen. Aber im Kern bringt sie auf den Punkt, wie das Informationssystem Marktwirtschaft funktioniert, wenn sich die Obrigkeit nicht einmischt.
Ein hoher Preis verspricht hohe Gewinnspannen, wodurch die Attraktivität zur Produktion dieses Gutes gesteigert wird. Vorhandene Anbieter haben den Anreiz, ihre Produktion auszuweiten, und auf dem Markt noch nicht aktive Unternehmer haben den Anreiz, sich dort zu engagieren.
In der Folge kommt es zu einem höheren Güterangebot, das Angebot dominiert die Nachfrage, und so stellt sich auf Sicht ein niedrigerer Marktgleichgewichtspreis ein. Voraussetzung für diesen Mechanismus ist, dass die Preise entsprechend dynamisch sind. Denn nur wenn höhere Gewinnspannen bei den Anbietern auch ankommen, wird sich auch die Produktion entsprechend anpassen. Ansonsten ist der Anreiz zur Produktion schlichtweg nicht vorhanden und das Gut bleibt knapp.
Die Marktwirtschaft ist ein bedarfsorientiertes Anreizsystem
Die Marktwirtschaft könnte man aus meiner Sicht und auf Basis der geschilderten Prozesse auch als Anreizwirtschaft bezeichnen. Dieses System wird jedoch vielfach durch staatliche Interventionen unterminiert, womit die marktwirtschaftlichen Grundsätze außer Kraft gesetzt werden.
Der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland, Ludwig Erhard, erkannte die Mechanismen sehr genau. Er war es, der die Preise freigegeben hat. Erst so war es möglich, dass die Schwarzmärkte zurückgingen und die Wirtschaft florierte. Es war kein Wirtschaftswunder, sondern Marktwirtschaft, und zwar eine wesentlich freiere Marktwirtschaft, als es heute der Fall ist!
Je regulierter die Wirtschaft ist, desto unmarktwirtschaftlicher wird sie. Knappheiten sind die Folge, und um diese zu beseitigen, fühlen sich staatliche Akteure dazu berufen, neue Eingriffe zu lancieren. Diese wiederum verfehlen ihre Wirkung, und so folgt auf eine Intervention die nächste. Die sogenannte Interventionsspirale dreht sich immer tiefer in die verbliebenen Teile der Marktwirtschaft, was schließlich in eine Befehls- und Lenkungswirtschaft mündet.
Um sich versorgen zu können, weichen die Menschen dann auf Schwarzmärkte aus. Die Preise sind dort gemeinhin exorbitant, aber in der Not erfüllten sie seit jeher den Zweck der bedarfsorientierten Güterversorgung.
Steigen die Preise, weil ein Gut knapper geworden ist, oder einfach nur deshalb, weil die Geldmenge ausgedehnt wurde?
Die Wichtigkeit der freien Preise und der freien Entscheidung der einzelnen Marktakteure sollte klar geworden sein. Es ist von enormem Wert zu wissen, welche Güter knapp und gefragt sind und welche nicht. Jedoch leben wir heutzutage in einem System, in dem Geld de facto keine Rolle zu spielen scheint. Die nahezu unerschöpfliche Kreditvergabe impliziert ein Geldüberangebot und das wiederum lässt den Zins unter das natürliche Niveau, das sich am Markt bilden würde, absinken. Zusätzlich senkten die Zentralbanken in den vergangenen Dekaden die Leitzinsen immer weiter ab.
Geld ist das Tauschgut schlechthin und dient folglich der Güterallokation (Güterverteilung). Der Zins ist der Preis des Geldes und ist infolgedessen wichtig zur Geldallokation. Es wird auch vielfach vom wichtigsten Preis einer Volkswirtschaft gesprochen. Wird der Zins künstlich unter das natürliche Marktniveau abgesenkt, kommt es zu Fehlsteuerungen. Kapital und Ressourcen werden fehlgeleitet, weil plötzlich auch Investitionen rentabel erscheinen, die es bei einem marktgerechten Zins gar nicht wären. Die Volkswirtschaft wird analog zu einem defekten Kompass fehlgeleitet – einfach aufgrund der Tatsache, dass der Preis des Geldes manipuliert ist.
Die exorbitanten Geldmengen haben mit Blick auf die Preissignale einen weiteren Effekt. Es stellt sich die folgende Frage: Steigen die Preise, weil ein Gut knapp ist oder nur weil das Überangebot an Geld den Tauschwert des Geldes herabgesetzt hat? Die Geldmenge im Euro-Raum wurde von 1999 bis 2022 um den Faktor 3,43 (von 4.667 Milliarden Euro auf über 16.000 Milliarden Euro) ausgedehnt. Es liegt daher auf der Hand, dass die Preissignale verwässert wurden und es zu Fehlsteuerungen und leider auch zu Verschwendungen zulasten der Umwelt kommt.
Fazit
Unternehmer stellen ihr Kapital in den Dienst der Gesellschaft. Das geschieht, indem sie ihr erspartes Vermögen in Produktionsmittel investieren, um den Bedarf an Gütern und Dienstleistungen zu stillen. Die marktwirtschaftlichen Prozesse liefern über die Preise die Information, was gefragt ist und was nicht.
Der Gewinn ist die Belohnung für die Unternehmer. Je höher er ausfällt, desto besser hat der jeweilige Unternehmer die Bedürfnisse seiner Kunden befriedigen können. Es ist von unschätzbarem Wert für die Gesellschaft (Versorgungssicherheit) und vor allem die Umwelt, dass es nicht zu Fehlsteuerungen kommt. Sowohl Geldpolitik und explodierende Geldmengen als auch staatliche Eingriffe in die Koordinationsmechanismen der Marktwirtschaft führen zu minderwertigen Preissignalen und mittelfristig zu einer Fehlversorgung in den verschiedenen Gütermärkten. Roland Baader traf mit seiner eingangs formulierten Aussage, wie so oft, den Nagel auf den Kopf.
Durch die verwässerten Preise wird zudem die Wirtschaftsrechnung ad absurdum geführt. Ludwig von Mises wies in seinem Werk „Die Gemeinwirtschaft – Untersuchungen über den Sozialismus“ bereits 1922 in der Theorie nach, woran der Sozialismus scheitern würde. Kurz gesagt: an der Undurchführbarkeit der Wirtschaftsrechnung. Es gibt keine realen Preissignale. Folglich ist es auch im heutigen Geldsozialismus nicht anders.
Wohlstand für alle wird es nur auf Basis einer marktwirtschaftlichen Grundordnung geben. Sie ist unter anderem durch die Verwässerung der Preissignale unvereinbar mit schier unendlichem Geldmengenwachstum und nicht marktkonformer Zinsfestsetzung.
Benjamin Mudlack: „Geld-Zeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“
Knappheit durch Planwirtschaft („Handelsblatt“)
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