03. Juli 2023 14:00

Politisch bedingte Bankkontenkündigung Muss „Mister Brexit“ sein Land verlassen?

Die herrschende Klasse versucht, sämtlichen Widerstand zu Brei zu zermahlen

von Robert Grözinger

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Bildquelle: Alexandros Michailidis / Shutterstock.com Der Nächste auf der Abschussliste: Nigel Farage

In meiner Kolumne der vergangenen Woche schrieb ich, dass jene, die an die Existenz einer objektiven Realität glauben, sich „auf ein Märtyrertum vorbereiten sollten.“ Damals ahnte ich nicht, dass eine bekannte Persönlichkeit den Weg des Martyriums bereits angetreten hatte – jedenfalls nach eigenen Angaben. Die Rede ist von Nigel Farage.

„Mister Brexit“, ohne den das Referendum in Großbritannien vor ziemlich genau sieben Jahren nicht nur nicht den Ausgang genommen hätte, den es nahm, sondern überhaupt nicht stattgefunden hätte, veröffentlichte am vergangenen Donnerstagmorgen ein Video, in dem er bekannt gab, dass die Bank, bei der er seit 1980 Kunde sei, sowohl sein privates als auch sein Geschäftskonto gekündigt habe. Ihm sei dieser Schritt vor zwei Monaten angekündigt worden.

Inzwischen habe der EU-Gegner bei sieben anderen Banken angefragt. Keine wollte ihn haben. Im Video spekuliert Farage über die Gründe für die Kündigung – siehe Link unten. Dass es sich aber um eine politisch motivierte Entscheidung handelt, wird überdeutlich, als der EU-Gegner am Abend desselben Tages in seiner Funktion als Moderator beim 2020 gegründeten, abseits des Mainstreams agierenden Sender „GB News“ über dieselbe Angelegenheit spricht – siehe Link unten. Dort verkündet der bekannte Stachel im Fleisch des britischen, europäischen und globalen Establishments, dass auch engsten Familienmitgliedern – die Farage immer aus dem Blick der Öffentlichkeit heraushielt – von derselben Bank die Konten gekündigt worden seien.

Hinzu kommt diese entlarvende Entwicklung: Kurz vor der Abendsendung habe seine Bank bei Farage angerufen und ihm angeboten, er könne sein Privatkonto behalten, nicht aber sein Geschäftskonto. Darauf sei er nicht eingegangen. Dieses Vorgehen der Bank, sollte es zutreffen, zeigt, dass sie ganz genau weiß, was sie tut. Anderen Dissidenten wird inzwischen oft ohne Frist das Konto gekündigt. Dem britischen Redefreiheits-Aktivist Toby Young sei das passiert, sagt dieser im selben Programm – siehe Link unten. Vielleicht hat die Bank Farage diese Frist gegeben, um ihm die Gelegenheit zu geben, sein finanztechnisches Martyrium vor dem Exitus bekannt zu geben, um so der finalen Hinrichtung eine möglichst breite Öffentlichkeit zu garantieren.

Wobei es auffällt, dass diese Verbreitung bisher weitgehend in den alternativen Medien stattfindet. Mainstreammedien behandeln die Angelegenheit mit auffälliger Zurückhaltung oder gar nicht. Das Establishment serviert ihrem Angstgegner ihre Rache mit kalter Platte. Der Mainstreamkonsument bekommt wenig mit, der Alternativmedienkonsument bekommt eine Lehre erteilt.

Diese Lehre wird in westlichen Ländern schon seit einigen Jahren erteilt – Leser dieser Seite werden sich an den Österreicher Martin Sellner erinnern, den dortigen Kopf der „Identitären Bewegung“, dem vor einigen Jahren etliche Male von Banken gekündigt wurde. Sie werden sich auch an den Trucker-Aufstand in Kanada im Januar 2022 erinnern, dessen Teilnehmern eine Kontenkündigung zumindest angedroht und dessen millionenschweres Spendenkonto kurzerhand konfisziert wurde. Frei nach Pastor Martin Niemöller kann man sagen: Erst nahmen sie „Extremisten“ wie Sellner ins Visier, dann Aktivisten wie die Trucker, jetzt sind bürgerliche, liberal-konservative, anti-globalistische Politiker wie Farage dran. 

Auffällig ist in diesem Fall, dass das Opfer nicht den offensichtlichsten Grund für den Zeitpunkt seiner inoffiziellen Erklärung zur „Unperson“ nennt. Auffällig, aber auch verständlich. Er will sich nicht zusätzlich als „Verschwörungstheoretiker“ dem Gespött seiner Feinde und Hasser preisgeben. Aber er deutet ihn an: Wenn er kein britisches Bankkonto bekommt, muss er das Land verlassen, denn ohne Konto kann man in der modernen Welt nicht leben, sagt er. Er überlässt es anderen, deutlicher zu werden: Er soll des Landes vertrieben werden. Wer seine Äußerungen der jüngeren Vergangenheit aufmerksam verfolgt, wird unschwer erraten, weshalb.

Seit mindestens sieben Monaten spielt Farage öffentlich mit dem Gedanken, wieder in die Politik zurückzukehren – siehe Link unten. Denn aus seiner Sicht habe die regierende „Konservative Partei“ die Nutzung der Vorteile, die sich aus dem Brexit ergeben, sträflich verschleppt. Er erinnert gelegentlich daran, dass der fulminante Wahlerfolg Boris Johnsons 2019 nur stattfinden konnte, weil Farage in wichtigen Wahlkreisen die Kandidaten seiner Brexit-Partei zurückzog. Sollte er vor der nächsten Wahl, die spätestens im Herbst nächsten Jahres stattfinden muss, der Brexit-Partei neues Leben einhauchen, würde er diesen taktischen Rückzieher nicht mehr in Erwägung ziehen. Für die „Konservative Partei“, deren Umfrageergebnisse derzeit im tiefsten Kellergeschoss sind – vor allem aufgrund der finanz- und wirtschaftspolitischen Folgen der idiotischen Corona-Maßnahmen – und die nach 13 Jahren an der Regierung verbraucht erscheint, ist die Anwesenheit Farages eine geradezu tödliche Bedrohung. Dieselbe „Konservative Partei“ unterhält seit Jahrhunderten die besten Beziehungen zur britischen Finanzwelt. Der Leser ist eingeladen, eins und eins zusammenzuzählen.       

Hoffnung macht Folgendes: Farage erscheint weiterhin unverwüstlich. Wenige Tage vor der Bekanntgabe der Ungeheuerlichkeit, also als er schon längst wusste, wohin für ihn der Bankhase läuft, stichelte er in alter Manier öffentlichkeitswirksam gegen das Establishment. Er hatte nämlich einen Preis gewonnen. Einen Medienpreis sogar – sehr zum Verdruss der etablierten Sender. Der „Television and Radio Industries Club“ hatte in diesem Jahr die Wahl der Gewinner der Bevölkerung überlassen – man konnte online Vorschläge machen und über diese abstimmen. Farage gewann in der Rubrik „bester Nachrichtensprecher“, eine seiner Rollen bei „GB News“.

Typisch für ihn nutzte Farage die Gelegenheit, um die bei der Gala-Veranstaltung anwesenden Vertreter des Mainstreams zu piesacken – siehe Link unten. Er warf dem britischen Einschaltquotenmesssystem vor, unausgewogen zu sein, und dass es den Mainstream, dem es gehört, bevorzugt. Als es Buhrufe gab, höhnte er, die Rufer sollten sich mehr anstrengen, denn im Europaparlament hätte er oft gegen eine lautere Geräuschkulisse anreden müssen.  

Dennoch bleibt festzustellen: „Mister Brexit“ überlegt öffentlich, sein Land zu verlassen. So weit sind wir schon. Die korporatistische, von endlosem Fiatgeld gefütterte Herrscherklasse wird nicht ruhen, bis sie alles, was zwischen ihre Mühlsteine gerät, zu einem gleichmäßigen Brei zermahlen hat – oder bis ihr die Energiezufuhr, eben jenes Fiatgeld, ausgeht oder endgültig an Zahlungskraft verliert.

Quellen (alle in englischer Sprache, YouTube):

Farage über seinen gewonnenen Preis und seine Rede bei der Galaveranstaltung

Farages erste Meldung, dass seine Bank ihm die Konten kündigen will

Farages zweite Meldung über die Kontenkündigung – bei GB News

GB News spricht mit Redefreiheitsaktivist Toby Young über seine und Farages Kontenkündigung

Will Nigel Farage Return to Politics? “I’m working on it!”


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