28. Juli 2023 23:00

Goldgedeckte Währung – Teil II Neubewertung von Vermögenswerten und Schulden?

Fiatgeld-Welt vor tektonischen Verschiebungen?

von Benjamin Mudlack

von Benjamin Mudlack drucken

Artikelbild
Bildquelle: Yellow Plane / Shutterstock Mögliche Einführung einer Brics-Währung: Der Weg zur Entdollarisierung?

Letzte Woche wurde der erste Teil der möglicherweise geplanten Brics-Handelswährung veröffentlicht. Es ging im Kern um die Motivlage, die Machtposition und die signifikanten Handelsüberschüsse der Brics-Länder. Ungefähr 75 Prozent des globalen Wirtschaftswachstums der letzten 20 Jahre konnten die besagten Brics-Staaten und ihre Verbündeten für sich verbuchen. In diesen Teilen der Erde fand in den letzten zwei Dekaden der Zuwachs an Wertschöpfung und Zugewinn an Produktivität statt. In dem heutigen Beitrag widmen wir uns den Auswirkungen einer durch Gold oder andere Rohstoffe gedeckten internationalen Handelswährung der Brics-Staaten.

Mögliche Auswirkungen einer goldgedeckten Währung

Die Nachfrage nach Gold würde sprunghaft ansteigen und das Goldangebot verknappen. Exorbitant steigende Goldpreise wären die Folge. Andere Rohstoffe, die der neuen Brics-Verrechnungseinheit Deckung verleihen könnten, würden ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit steigende Preistendenzen verzeichnen.

Würde der Westen weiterhin die Geldmengen inflationieren, würden zudem die Preise für die Importgüter aus den Brics-Ländern erheblich steigen und den Tauschwert der westlichen Währungen erheblich herabsetzen. Die Wechselkurse der westlichen Währungen gegen die neue Brics-Währung würden fallen und damit die Importe der Handelswaren und Rohstoffe deutlich verteuern. Die schwindende Kaufkraft würde den Wohlstand der Menschen in den westlichen Ländern reduzieren.

Zudem würden sämtliche Fiatgeld-Währungen sowohl gegen Gold als auch gegen die neue Brics-Handelsverrechnungseinheit massiv abwerten. Allerdings würden auch die Brics-Länder vermutlich deutlich weniger exportieren und hätten folglich ebenfalls wirtschaftliche Einbußen zu verdauen. China hat bezeichnenderweise über die letzten beiden Dekaden die eigene Währung niedrig gehalten, um den Export zu befeuern. Diese Maßnahmen wären in dem neuen Umfeld in dieser Form nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Neubewertung von Schulden und Vermögenswerten sowie veränderte Besicherungskonstellationen

In einer derartigen Neuordnungsphase könnte es darüber hinaus zu einer Anpassungskrise kommen. Dieser Aspekt wurde nach meiner Beobachtung öffentlich kaum diskutiert. Würde Gold im Rahmen der internationalen Transaktionen mit den Brics-Ländern wieder Geld werden, könnten die Menschen ihre Rechnungseinheit ändern und würden möglicherweise eine Überbewertung ihrer Vermögenswerte feststellen. Spekulationsblasen würden platzen und die Vermögenswerte würden, in Gold gerechnet, an Tauschwert verlieren.

In Gold gerechnet hat der 500 Unternehmen umfassende Aktienindex S&P 500 seine Höchststände vor dem Platzen der sogenannten New-Economy-Blase zu Beginn des Jahrtausends gesehen und notiert heute mehr als 50 Prozent unter den damaligen Höchstständen vom 28. August 2000. Die Entwicklung der Aktienkurse weist ohnehin eine enorme positive Korrelation mit dem Geldmengenwachstum auf. Investoren, die Gold als ihre Recheneinheit nutzen, entziehen sich der Wohlstandsillusion und sind nicht Teil dieser durch Inflation verwässerten Fiatgeld-Welt.

Im Immobilienbereich fällt die Überbewertung in Fiatgeld ähnlich drastisch aus. Im Jahr 1913, also unmittelbar vor dem Ende der Golddeckung, bezahlte man in Deutschland für ein durchschnittliches Einfamilienhaus rund 2.000 Goldmark oder umgerechnet circa 716 Gramm Gold. Das sind heute umgerechnet etwa 40.000 Euro. Die Bausubstanz aus der sogenannten Gründerzeit vor 1914 war deutlich hochwertiger, als das heute der Fall ist. Während Immobilien aus den 1970ern zum Teil schon wieder abgerissen werden, sind die besagten Objekte aus der Gründerzeit immer noch existent und erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit.

Gold würde im Falle einer Monetisierung (Gold wird zumindest im Falle der Brics-Handelseinheit Geld) sicher eine erhöhte Aufwertung im Vergleich zu anderen Vermögenswerten erfahren. Aktien, Immobilien und so weiter könnten in Tauschrelation zum Gold deutlich fallen.

Ein besonderer Blick sollte sich dann auch auf die Besicherung von ausgegebenen Darlehen richten. Kommt es zu einer Neubewertung von Immobilien, Aktien und so weiter, so könnte die Besicherung der Kredite nicht mehr ausreichend sein. Die Banken könnten zusätzliche Sicherheiten einfordern. Nach der Finanzkrise 2007/2008 wurde der sogenannte Nachbesicherungsanspruch der Banken sogar gesetzlich auf Basis des Paragraphen 490 BGB geregelt. Dieser Paragraph räumt den Banken ein Sonderkündigungsrecht für Kredite ein. Dieses gilt für den Fall, dass die Immobilienpreise dramatisch sinken und der Schuldner (Immobilieninhaber) keine Zusatzsicherheiten liefern kann. Dieser Passus dürfte die Abwärtsdynamik im Fall der Fälle weiter beschleunigen. Zwangsverkäufe und Zwangsversteigerungen wären dann an der Tagesordnung.

Fragiles Fiatgeld-Finanzsystem

Die Neubewertung der Vermögenswerte und Kredite sowie mögliche Nachforderungen an die Kreditnehmer könnten tektonische Verschiebungen zur Folge haben. Die Banken würden flächendeckend erhebliche Kreditausfälle zu verbuchen haben. Die Rettung der Banken könnte im Systemwechsel münden und das Einfallstor für den digitalen Euro werden. Wie fragil das internationale Banken- und Fiatgeld-Finanzsystem ist, dürfte selbst unbedarften Beobachtern seit dem Ende der Credit Suisse deutlich geworden sein.

Fazit: Nur Marktgeld bietet langfristig Frieden, Freiheit und Wohlstand für alle

Es ist zu früh und die Nachrichtenlage ist sehr dünn. Insofern gilt es mit Spannung abzuwarten, ob die Brics tatsächlich neben den bestehenden Nationalwährungen eine parallele internationale Handelswährung mit Rohstoffdeckung einführen. Prognosen verbieten sich an der Stelle und man ist gut beraten, gewisse absolutionsfreie Szenarien durchzuspielen. Es gibt auch einige Punkte, die dagegensprechen. Die Anpassungskrise würde auch die Brics in eine turbulente Zeit versetzen. Die Immobilienblase in China und die Fehlsteuerung von Ressourcen und Vermögen in menschenleere Städte sind nur ein Beispiel. Die parallel weiterhin bestehenden nationalen Währungen würden gegen die rohstoffgedeckte Handelswährung signifikant abwerten.

Zudem sind sich die Brics auch nicht so einig, wie viele Menschen denken. Die Einigkeit von Russland und China mutet eher wie eine Vernunftehe anstelle einer Liebeshochzeit an. Was passiert, wenn China selbst militärisch stark genug ist? Und wie geht es mit der Konkurrenzsituation zwischen Indien und China weiter? Das sind Fragen, die man schlichtweg nicht beantworten kann. Auch die Frage, wie der Westen auf einen derartigen Vorstoß reagieren würde, lässt sich derzeit nicht abschätzen.

Geld ist immer auch ein Mittel zum Erhalt oder zum Ausbau von Macht. Gold- und auch Silberdeckungen wirken an der Stelle einschränkend und disziplinierend. Insofern würden die Staatslenker der Brics durch die Einführung der diskutierten Währung auch Macht abgeben.

In puncto Forderungsmanagement ergäbe der Ruf nach harter Bezahlung in nicht beliebig ausdehnbarer Währung viel Sinn. Derartige Diskussionen sollte es auch in Deutschland in Bezug auf die in diesem Beitrag thematisierten Target-Forderungen und Auslandsvermögen geben.

Generell vermisse ich in der Debatte um eine mögliche Brics-Währung die Kritik daran, dass es sich weiterhin um eine zentralistische und politische Währung handeln würde. Die Deckung ließe sich, wie 1914 und 1971 geschehen, zentralistisch wieder aus der Welt schaffen.

Die Diskussion sollte nach meiner Auffassung einen Schritt weiter gehen. Die Menschen sollten im Rahmen einer vollumfassenden Konsumentensouveränität die Wahl zwischen miteinander konkurrierenden Geldmitteln haben. Die Trennung von Staat und Geld beziehungsweise die Abschaffung dieser Herrschaftsform sind unerlässlich. Die junge Bitcoin-Community hat diese Punkte verstanden. Das macht mir Hoffnung und stimmt mich mit Blick auf die Zukunft durchaus vorsichtig optimistisch.

Benjamin Mudlack: „Geld-Zeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“

Goldgedeckte Währung – Teil I: Motivlage und Machtposition der Brics

Website der Brics

Deutsche Bundesbank: Target2-Saldo


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.