Gestahlfedert: Triple Witch Hunt: Der Lindemann-Schmidt-Aiwanger-Komplex – Teil 3
Drei unterschiedlich erfolgreiche mediale Rufmordkampagnen – eine Analyse
von Michael Werner
Eine feste Begleiterscheinung von Gesellschaften, die in den Totalitarismus abgleiten, ist die vom regimetreuen Handlanger-Mob öffentlich zelebrierte Hexenjagd auf einzelne Personen, die bei ihm in Ungnade gefallen sind, mit dem Ziel der völligen Vernichtung ihres Rufs, ihres sozialen Status, ihrer Karriere und ihrer bürgerlichen Existenz.
Das klingt düster, doch es gibt Hoffnung: Diese konzertierten Kampagnen zur Zerstörung unliebsamer Individuen müssen nicht zwingend zielführend sein. Die Empirie lehrt uns nämlich, dass es vier mögliche Ausgänge einer solchen Hexenjagd gibt:
Erste Möglichkeit: Sie ist vom erwünschten Erfolg ihrer Betreiber gekrönt.
Zweite Möglichkeit: Sie verpufft wirkungslos wie ein Blindgänger an Silvester.
Dritte Möglichkeit: Sie geht mächtig nach hinten los, da sie der Zielperson gar nicht geschadet, sondern stattdessen genutzt hat.
Vierte Möglichkeit: Wie die dritte, jedoch wird die Aktion für diejenigen, die sie initiiert haben, obendrein noch zum Bumerang und schlägt ihnen selbst schmerzhafte Wunden.
Die spannende Frage ist nun, welcher Faktor maßgeblich darüber entscheidet, welchen der vier aufgeführten Ausgänge eine solche Hexenjagd nimmt. Die gute Nachricht: Neben dem puren Zufall, der jederzeit unverhofft ins Spiel kommen kann, sowie unglücklichen oder glücklichen Umständen und Konstellationen, handelt es sich bei besagtem, ausschlaggebendem Faktor um den einzigen, den der Betroffene selbst in der Hand hat, nämlich seine Reaktion, sein Umgang mit der Situation.
Zur Veranschaulichung werde ich in dieser Mini-Serie drei gleichermaßen aktuelle wie prominente Fälle solcher Hexenjagden näher beleuchten, nämlich Till Lindemann, Harald Schmidt und Hubert Aiwanger, und dabei einem Vergleich unterziehen. Das Interessante an diesen drei Fällen ist nämlich, dass sie sich lediglich in Ursache und Methodik stark ähneln, jedoch in dem für Erfolg oder Misserfolg maßgeblichen Faktor, dem Verhalten des Betroffenen, deutlich voneinander unterscheiden, weshalb sie auch unterschiedlich verlaufen sind. Am Ende des dritten Teils bekommen Sie dann die sechs goldenen Regeln, wie Sie eine öffentliche Hexenjagd unbeschadet überstehen.
Auch Fall Nummer drei kommt – so wie Lindemann und Schmidt – gewissermaßen aus der Showbranche, allerdings aus jenem Segment, wo die Zuschauer nicht freiwillig zur Vorstellung kommen, sondern zwangsrekrutierte Statisten der Schmierenkomödie sind, die gerade auf dem Spielplan steht, und das Programm obendrein auch noch für bare Münze nehmen müssen. Also aus der Politik. Er hört auf den Namen Hubert Aiwanger, ist Parteivorsitzender der „Freien Wähler“ und seit der letzten Landtagswahl im November 2018 stellvertretender Ministerpräsident sowie Wirtschaftsminister des Freistaats Bayern. Derzeit befindet er sich im Wahlkampf, denn bereits in wenigen Wochen, am 8. Oktober, stürmen die Bayern wieder die Wahlurne, um dabei auch über seine berufliche Zukunft zu entschieden.
Was ist passiert? Als wäre eine enge Zusammenarbeit mit Markus Söder, dem Inbegriff der moralischen und charakterlichen Flexibilität, nicht bereits Strafe genug, veröffentlichte die „Süddeutsche Zeitung“ am 25. August unter der Überschrift „Aiwanger soll als Schüler antisemitisches Flugblatt verfasst haben“ einen Artikel mit der Ablichtung eines mit Schreibmaschine getippten Pamphlets, das dort als „Flugblatt“ bezeichnet wird und wahrscheinlich aus dem Jahre 1987 stammt. Es wurde behauptet, Bayerns Vizeministerpräsident habe in seiner Jugend offenbar rechtsextremes Gedankengut verbreitet, was ein Schriftstück nahelege, das nun aufgetaucht sei, und dann wurde noch kurz erwähnt, dass Aiwanger von einer „Schmutzkampagne“ sprach. Der Rest des Artikels lag hinter der Bezahlschranke. Ebenfalls dort befand sich die Meldung, dass Aiwanger die Urheberschaft dementiere. Wenn Aiwanger im für jeden lesbaren Teil nur mit „Schmutzkampagne“ zitiert wird, aber nicht sein Dementi, dann verstößt das eindeutig gegen journalistische Standards und die Regeln der Verdachtsberichterstattung. Das hat der Süddeutsche Beobachter später jedoch klammheimlich nachgebessert und das Dementi ebenfalls mit in den allgemein zugänglichen ersten Teil gepackt, wohl aus Angst vor einer unangenehmen gerichtlichen Verfügung, wie sie im Fall Lindemann in etlichen Fällen erging.
Der woke, linke Mob ließ nicht lange auf sich warten und forderte allein schon aufgrund dieser Überschrift Aiwangers Rücktritt oder ersatzweise seine Entlassung durch Söder. Kurz darauf bekannte sich Aiwangers ein Jahr älterer Bruder Helmut öffentlich als der Verfasser des vermeintlichen Flugblatts, was den woken, linken Mob natürlich nicht davon abhielt, weiterhin Aiwangers Rücktritt oder Entlassung zu fordern. Das passt: Wer mit solchen Forderungen noch nicht mal abwarten kann, bis die entscheidenden Fakten auf dem Tisch liegen und alle Seiten gehört wurden, und wer die Unschuldsvermutung für ein lästiges Hindernis hält, von dem nur jene unnötig profitieren, die vom Juste Milieu allein schon aufgrund ihrer bloßen Existenz a priori als „Täter“ ausgemacht wurden, der hat auch kein Problem mit Sippenhaft, wenn’s die „Richtigen“ trifft.
Inzwischen kam heraus, dass ein früherer Lehrer Aiwangers, der aussieht wie ein Wiedergänger von Catweazle und sich sowohl in der SPD als auch bei der Gewerkschaft engagierte, also das volle Ekelpaket, hinter dieser – wie Aiwanger richtig erkannt hatte – Schmutzkampagne steckt, denn der feine Herr hat damals ein Exemplar des Flugblatts rechtswidrig aufbewahrt und ist mit der Geschichte gezielt im Wahlkampf an die Presse gegangen. Zuvor hatte er noch mindestens einen weiteren ehemaligen Mitschüler Aiwangers überredet, ihm wahrheitswidrig schriftlich zu bestätigen, dass der oberfreie Oberwähler der Urheber des Pamphlets ist. Die griffige Begründung: „Es ist an der Zeit, die braune Socke Aiwanger zu stürzen.“
Dass Sozialisten in der politischen Auseinandersetzung vor keiner noch so miesen, perfiden Lüge zurückschrecken, dürfte die wenigsten meiner geschätzten Leser ernsthaft überrascht haben, zumal sie bekanntlich auch keine andere Wahl haben, da die Wahrheit stets ihr Endgegner ist. Doch gibt es da noch eine weitere, enorm relevante Lüge, die nach wie vor unwidersprochen im Raum steht und von so ziemlich allen, die darüber berichten, einfach unhinterfragt übernommen und weiterverbreitet worden ist: Dass das vermeintliche Flugblatt antisemitisch sei. Wer sich den genauen Wortlaut (abrufbar über den Link unter dem Text) ohne Scheuklappen und ohne die üblichen Vorbehalte, die einen stets nur das sehen lassen, was man sehen soll, zu Gemüte führt, wird feststellen müssen, dass es überhaupt nicht judenfeindlich ist. Tatsächlich geht es an keiner Stelle um Juden: Das Flugblatt ruft deutsche (!) „Vaterlandsverräter“ (!) zur Teilnahme an einem angeblichen „Wettbewerb“ auf. Bewerber sollen sich „im Konzentrationslager Dachau zu einem Vorstellungsgespräch“ melden. Erster Preis ist ein „Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“, der zweite ein „lebenslänglicher Aufenthalt im Massengrab (Ort nach Belieben)“. Als vierter Preis winkt ein „einjähriger Aufenthalt in Dachau. (Freie Kost und Logie)“, als fünfter eine „kostenlose Kopfamputation durch Fallbeil“, und sechster Preis ist eine Fahrkarte nach Auschwitz. Die Plätze sieben bis eintausend, „eine Nacht Aufenthalt im Gestapokeller, dann ab nach Dachau“ klingen dagegen fast schon wie Trostpreise, oder dem Verfasser sind schlichtweg die Scheißideen ausgegangen.
Mit anderen Worten: Der Verfasser regt an, dass mit Deutschen, die er als „Vaterlandsverräter“ betrachtet, genauso zu verfahren sei wie seinerzeit im Dritten Reich mit Juden (sowie mit Zigeunern, Behinderten, Homosexuellen und Regimegegnern). Das alles ist jedoch erkennbar nicht ernst gemeint, da die erwähnten Verrichtungsstätten auf sanften Druck von außen 1945 den Betrieb eingestellt und seitdem auch nicht wieder aufgenommen haben, was eine reale Siegerehrung mit den ausgelobten Preisen per se verunmöglicht.
Das bestätigt auch die Aussage des geistigen Urhebers höchstselbst: Helmut Aiwanger bezeichnete sein Pamphlet gegenüber der Presse als „Jugendsünde“, als eine „stark überspitzte Form der Satire“, mit der er damals „offen linksradikale Lehrer“ habe provozieren wollen, die ihm vorher mit Aussagen wie „Bauern sind blöd“ oder „Tierhaltung ist Tierquälerei“ negativ aufgefallen seien. Damit wäre das geklärt: Linksradikale Lehrer, unter denen er zu leiden hatte, waren für ihn also jene „Vaterlandsverräter“, für die er oben zitierte „Sonderbehandlungen“ ausloben wollte. Das kann man als eine aus dem Ruder gelaufene Provokation durch den missglückten Versuch eines unreifen Bengels, Satire zu verfassen, betrachten. Ebenso kann man es mit Fug und Recht einfach nur dumm, geschmacklos und ekelhaft finden. Wie auch immer man es sieht, eins steht fest: Antisemitisch ist es definitiv nicht.
So ungern ich es zugebe, aber angesichts der Skrupellosigkeit, der perfiden Mittel und der kriminellen Energie, mit der einer dieser linksradikalen Lehrer, 35 Jahre später und zehn Jahre nach seiner Pensionierung, gerade alles daran setzt und dabei vor nichts zurückschreckt, um einen demokratisch gewählten Politiker zu zerstören und damit dessen demokratische Wiederwahl zu verhindern, nur weil dieser kein so fanatischer, verblendeter Linksradikaler ist wie er selbst, kann ich die ohnmächtige Wut des spätpubertären Helmut Aiwanger auf eine solche Gestalt mitsamt seiner daraus resultierenden Überreaktion ein Stück weit verstehen.
Es hat natürlich einen Grund, warum die ganze Geschichte partout unter dem Etikettenschwindel „Antisemitismus“ geframt wird, denn das ist der ultimative Totschläger. Und jeder, der das bestreitet oder auch nur zu hinterfragen wagt, kriegt ihn ebenfalls mit Wucht übergebraten, meistens orchestriert mit Scheinargumenten wie „damit werden die Gräueltaten der Nazis verharmlost, und das ist per se antisemitisch“. Doch stimmt das aus gleich zwei Gründen nicht: Erstens werden die Gräueltaten der Nazis in diesem Pamphlet keineswegs verharmlost, sondern vielmehr eine Wiederholung derselben angeregt, lediglich zum Nachteil einer anderen Zielgruppe als damals. Zweitens haben es wir hier mit einem Paradebeispiel von Doppelmoral am Hochreck zu tun, da dieselben Leute, die so „argumentieren“, ihrerseits kein Problem damit haben, ständig den Horror des Nationalsozialismus zu verharmlosen, indem sie die AfD mit der NSDAP gleichsetzen und jeden ihrer Anhänger als „Nazi“ bezeichnen. Oder überhaupt jeden, der nicht radikal linksgrün ist. Aber wenn sie das, was sie anderen fälschlicherweise vorwerfen, selbst tatsächlich tun, ist das natürlich nicht antisemitisch. So, wie im vorherigen Teil festgestellt, die Verwendung von Nazi-Vokabular zur Verächtlichmachung oder Entmenschlichung Andersdenkender plötzlich zur unbefleckten Heldentat mutiert, wenn’s kackbraun aus den Schandmäulern von Klaasi öder Böhmi quillt.
Warum Aiwanger? Nun, das Motiv des verlogenen Denunzianten in Gestalt seines ehemaligen Lehrers ist klar, da trifft linke ideologische Verblendung auf persönliche Abneigung, und dann ist bei solchen Charakteren kein Halten mehr. So sind sie nun mal, ich spreche da aus Erfahrung, denn ich hatte eine kommunistische Lehrerin, die aus abgrundtiefem Hass auf mich elendigen Scheißkapitalisten versucht hat, meine Abiturnote zu drücken, indem sie in der mündlichen Prüfung meinen Vortrag direkt nach dem ersten Satz, auf dem alles aufbaute, mit lautem Geschrei unterbrach: „Falsch! Falsch!“ Dabei stimmte das, was ich sagte. Dennoch geriet ich ins Stocken und konnte nicht so gut performen wie geplant. Wie oben bereits erwähnt, kann ich Aiwangers Bruder ein Stück weit verstehen, denn auch ich habe diese Sauerei nicht einfach tatenlos hingenommen, sondern mich im Nachgang ziemlich übel an dieser verkommenen Poststalinistin gerächt. Nur dass ich keine Spuren hinterlassen habe, die mir 35 Jahre später auf die Füße fallen könnten.
Zurück zu Aiwanger: Der Mann ist einer breiten Öffentlichkeit auch jenseits des Weißwurst-Äquators bekannt geworden, als er im Juni in Erding auf einer Kundgebung gegen Habecks Heizhammer eine flammende Rede hielt, die viral ging und ihn für zahlreiche Menschen zum Helden machte. Wenn auch unverdient, denn die Etikettenschwindler von den „Freien Wählern“ entpuppten sich in der Fake-Pandemie als willfährige Handlanger von Södofls Schnupfen19-Unrechtsregime und machen auch ansonsten fast jeden Dreck mit. Dennoch spie die linksgrün-versiffte deutsche Medienlandschaft Gift und Galle und feuerte vorhersehbar die übliche Verbal-Artillerie ab: „Umstritten“, „Populismus“, „rechter Rand“ – you name it! Doch da gab es noch einen, der mit der Rede ein massives Problem hatte: Markus Söder. Gar nicht mal inhaltlich, denn mit so lästigen Petitessen wie Inhalten hält ein Berufsopportunist vom Schlage eines Markus Söder sich gar nicht erst auf. Er hätte ohne mit der Wimper zu zucken wortwörtlich dieselbe Rede gehalten, wenn er sich davon einen Vorteil versprochen hätte. Oder mit demselben Brustton der Überzeugung das glatte Gegenteil ins Mikrofon gebellt, wenn ihm das noch mehr genützt hätte. Nein, Söders Problem war ein anderes: Aiwanger wurde bei der Kundgebung frenetisch bejubelt und war danach republikweit ein Star. Schlimm genug. Aber Söder, der dort auch sprechen sollte, wurde so laut ausgepfiffen, dass er erst gar nicht zu Wort kam. Offensichtlich hatten die Anwesenden diesen würdelosen Wendehals durchschaut und wollten seine Lügen und Heucheleien nicht hören. Am Ende musste die Kabarettistin Monika Gruber als Veranstalterin der Kundgebung die Versammelten förmlich anbetteln, ihren Landesvater wenigstens aus Höflichkeit anzuhören. Ergo: Die Medien hassen Aiwanger, alle anderen Parteien hassen Aiwanger, und am meisten hasst Söder ihn. Die Flugblatt-Aktion war also einer stattlichen Anzahl von Akteuren ein mehr als willkommener Anlass, diesen Mann kurz vor der Wahl einfach auszuknipsen, weshalb sie auch alle dankbar auf diesen Zug aufgesprungen sind.
Die Heuchelei in der Causa: Bei Aiwanger wird ein 35 Jahre altes Flugblatt, das er selbst gar nicht verfasst hat, das erkennbar ein Dummejungenstreich und auch nicht antisemitisch ist, zum Anlass genommen, ihm das Killer-Label „Antisemit“ auf die Stirn zu tackern. Doch selbst wenn er das Flugblatt verfasst hätte, und selbst wenn es antisemitisch gewesen wäre, und selbst wenn Aiwanger mit 17 antisemitisches Gedankengut mit sich herumgetragen hätte, dann kann es trotzdem sein, dass er diesen ideologischen Ballast in den letzten 35 Jahren abwerfen konnte, zumal keine Äußerung von ihm existiert, die Gegenteiliges vermuten ließe. Zeitgleich hat Sawsan Chebli zugegeben, als Jugendliche einen tiefen Hass auf Juden und Israel gehabt zu haben. Aber bei ihr sagen alle: „Ach, wie toll von dir, dass du dich geändert hast, das zeugt von Charakterstärke!“ Dabei bestehen bei ihr noch berechtigte Restzweifel, ob sie die Wandlung von der Saula zur Paula tatsächlich vollzogen hat, denn immer, wenn ich sie über Antisemitismus sprechen höre, instrumentalisiert sie entweder das Thema, nur, um ihre politischen Gegner damit pauschal zu diffamieren, oder nutzt es als Vehikel, um nahtlos zum Rumopfern in eigener Sache überzuleiten, weil die Muslime ihrer Ansicht nach im heutigen Deutschland genauso verfolgt und unterdrückt werden wie damals die Juden. Was erstens historischer Unfug ist, zweitens eine grobe Verharmlosung der NS-Gräuel, und drittens noch eine Art Täter-Opfer-Umkehr, was Cheblis Spezialgebiet ist. Zu muslimischem Antisemitismus, der akutesten Gefahr für Juden in Deutschland und weiten Teilen Europas, vernimmt man von ihr nur brüllend lautes Schweigen. Aber ihr glaubt man trotz erkennbarer Indizien fürs Gegenteil die „Wandlung“, während man Aiwanger grundlos zum Antisemiten stempelt.
Apropos Jugendsünden: Die sind bekanntlich nur bei liberalen und konservativen Politikern ein Problem und unverzeihlich, und damit stets ein Grund für Rücktrittsforderungen seitens des politischen Gegners. Bei Linken und Grünen hingegen sind sie ein Zeichen der Reifung: Joschka Fischer hat brutale Gewalt mit Steinen gegen Polizeibeamte ausgeübt. Unser Bundespräsident hat für eine linksradikale Zeitung geschrieben, die der Verfassungsschutz auf dem Schirm hatte. Unsere Innenministerin ebenfalls. Unser Bundeskanzler liebäugelte mit der DDR. Allesamt waren sie zu der Zeit, als das passierte, weitaus älter als Aiwanger damals.
Apropos Olaf Scholz: Dieser forderte eine restlose Aufklärung der Flugblatt-Affäre, Aiwanger solle sich daher schonungslos zu einem 35 Jahre zurückliegenden Vorfall erklären. Sagt der Mann, der sich angeblich noch nicht einmal an wesentlich prägendere Ereignisse erinnern kann, die erst vor kurzem stattgefunden haben. So dreist muss man erst mal sein! Es spricht vieles dafür, dass das Amt unseres Bundeskanzlers von einem gewissen-, charakter- und skrupellosen Mann bekleidet wird, der in zahlreiche kriminelle oder zumindest unvertretbar grenzwertige Machenschaften verwickelt ist. Immer wenn er darauf angesprochen wird, sagt er einfach, er könne sich an nichts erinnern. Damit lässt man ihn ungeschoren davonkommen, die Presse hinterfragt nichts, recherchiert nichts, schweigt einfach. Glauben Sie, man ließe beispielsweise einer Alice Weidel auch nur einen Bruchteil von alledem durchgehen? Wenn morgen herauskäme, dass sie vor 28 Jahren mal einer Putzfrau zehn Mark schwarz auf die Hand gegeben hat, wäre sie weg vom Fenster.
In Berlin sitzt eine Regierung, für die „inkompetent“ noch ein Kompliment wäre, die gerade das gesamte Land mitsamt seinem Wohlstand, seiner Sicherheit und seiner Zukunft absichtlich mit Karacho vor die Wand fährt, womit sie das Leben von Millionen Menschen, so wie sie es kannten und sich mit harter Arbeit aufgebaut haben, zerstört. Aktuell das von alternativen Medien zuerst thematisierte und ans Kriminelle grenzende Gebaren unserer Innenministerin in der Causa Schönbohm. Das gibt keinen Aufschrei, ganz im Gegenteil, das wird entweder verschwiegen, kleingeredet oder schöngelogen, und jeder Kritiker wird diffamiert und zum Schweigen gebracht.
Aber Hubert Aiwangers Bruder hat vor 35 Jahren einen Dummejungenstreich verbockt – Skandal!
Die Reaktion des Betroffenen: Hier erleben wir nun die absolute Katastrophe, das leuchtende Negativ-Beispiel: Aiwanger hat so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte, und es damit noch viel schlimmer gemacht. Es mag ihn ja sympathisch machen, dass er so „menschelt“ und kein abgewichster Medienprofi ist wie ein Till Lindemann oder die meisten Spitzenpolitiker, aber deswegen muss man ja nicht gleich die dümmsten Deppenfehler des Universums begehen und sich auch noch bemühen, bloß keinen auszulassen. Der Mann hätte in seiner Position längst einen wirklich guten Medien- und PR-Berater gebraucht. Sollte er jedoch einen gehabt haben, muss er ihn sofort feuern und verklagen.
Die Flugblatt-Affäre ist durch und durch ein Windei, ein „Big Nothingburger“. An der ganzen Sache ist absolut nichts dran, und alles, was die Medien dazu verbreitet haben, ist komplett unwahr: Weder hat Aiwanger das Flugblatt verfasst noch war dieses antisemitisch. Bei einer solchen Luftblase stehen die Chancen sehr gut, komplett heil und unbeschadet aus der Nummer rauszukommen, also wenigstens Möglichkeit zwei, oder gar noch davon zu profitieren, also Möglichkeit drei. Im Normalfall aber nur, wenn man sich richtig verhält. Das hat Aiwanger leider gründlich vermasselt. So dermaßen, dass er eigentlich darüber hätte stürzen müssen. Dass das nicht passiert ist, sondern das glatte Gegenteil, nämlich ein satter Zugewinn der Freien Wähler bei den aktuellen Umfragen, ist jedoch nicht Aiwangers Verdienst, sondern einzig und allein dem Umstand geschuldet, dass wesentlich mehr Menschen als gedacht diese Aktion durchschaut und einfach nur die Schnauze gestrichen voll von diesen Hexenjagden haben. Die Solidarität mit Aiwanger ist in erster Linie eine Trotzreaktion gegen die etablierten Medien und das Altparteien-Kartell.
Sollte Aiwanger diese Affäre letztendlich politisch überleben, dann nur mit weiterhin sehr viel Glück und wahrscheinlich stark beschädigt. Angezählt ist er trotz allem längst. Sollte ihn diese Geschichte, obwohl es ihr an jedweder Substanz fehlt, am Ende doch die politische Karriere kosten, dann ist das eine direkte Folge seiner eigenen Fehlentscheidungen im Umgang mit dem Problem. Das soll kein „Victim-Blaming“ sein, aber es wäre ein klarer Fall von „selbst schuld“.
Fazit aller drei Fälle: Ob man eine Hexenjagd, die keinerlei Substanz hat, überlebt oder gar von ihr profitiert, liegt in erster Linie daran, wie man sich entscheidet, damit umzugehen. Wenn man den Dreh raushat, kann man sogar einen echten Skandal, an dem wirklich etwas dran ist, unbeschadet überstehen. Wenn man hingegen nicht weiß, wie das Spiel läuft, bringt einen selbst eine offensichtliche Luftblase zum Stolpern, und das Stolpern endet dann im tödlichen Sturz.
Daher für alle, die es interessiert oder für die es vielleicht mal relevant werden könnte, hier die sechs goldenen Regeln, wie man mit falschen Anschuldigungen, die einem gefährlich werden könnten (gilt für alles, auch für „#metoo“-Terror am eigenen Arbeitsplatz), oder gar mit einer echten Hexenjagd, richtig umgeht:
Erstens: Niemals entschuldigen!
Zweitens: Auf keinen Fall etwas zur Sache sagen!
Drittens: Anwalt nehmen!
Viertens: Von diesem zuerst alles abstreiten lassen!
Fünftens: Jeden, und zwar wirklich ausnahmslos jeden, der unwahre Dinge verbreitet, sofort, also ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, juristisch belangen, und zwar zivilrechtlich (Abmahnung mit Unterlassungserklärung, dann Einstweilige Verfügung) und strafrechtlich (üble Nachrede Paragraph 186 StGB, Verleumdung Paragraph 187 StGB, falsche Verdächtigung Paragraph 164 StGB)!
Sechstens: Jeden noch so kleinen juristischen Sieg an die ganz große Glocke hängen und maximal zelebrieren!
Wenn Sie nun meinen, Sie können sich nicht so teure Anwälte leisten wie beispielsweise ein Till Lindemann, dann sind sie vielleicht einfach nicht bedeutend und entsprechend gefährlich genug fürs Regime und brauchen daher auch keine solche Hetzkampagne zu befürchten. Der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung, die solche Fälle abdeckt, kann dennoch kein Fehler sein, damit man sich wenigstens minimal wehren kann, denn es kann heutzutage jeden treffen.
Quellen:
Aiwanger soll als Schüler antisemitisches Flugblatt verfasst haben (Süddeutsche Zeitung)
„Dann sagte mein Ex-Lehrer: ’Es ist an der Zeit, die braune Socke Aiwanger zu stürzen’“ (Focus)
Aiwanger-Flugblatt (Bild)
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