Jubel für Waffen-SS-Veteranen im kanadischen Parlament: Gezüchtete Geschichtsvergessenheit
Wo so viel Gedankenlosigkeit „herrscht“, sind die wirklichen Herrscher woanders
von Robert Grözinger
Wenn Elon Musk an den „Spiegel“ wörtlich – auf deutsch – twittert, „Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank“, dann ist das witzig. Der „Spiegel“ hatte Musk im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Migrationskrise im Mittelmeer vorgeworfen, „Verschwörungsmythen“ zu verbreiten. Denn der aus Südafrika stammende superreiche Investor hatte gefragt, ob es der deutschen Öffentlichkeit bewusst sei, dass mit ihren Steuergeldern Menschenhandel gefördert wird. Diese gehobene Form der Diskursverweigerung seitens des Magazins entlarvte Musk mit seinen deftig-deutschen Worten und brachte die selbsternannten Moralapostel an der Alster zum Schweigen. Gut so. Aber das ist angesichts der für die westlichen „Eliten“ und ihrer medialen Sprachrohre am Beispiel des Hamburger Blatts manifestierten, symptomatischen „Tassenbeschränktheit“ und Arroganz nur ein schwacher Trost.
Am 22. September ereignete sich in Kanada ein Vorfall, der in dieser Hinsicht ein trauriger Höhepunkt war. Oder genauer: Trauriger, vorläufiger Höhepunkt. Denn wohin der Trend geht, ist klar. Und auch, was er bedeutet. Er bedeutet: Totalverlust des Geschichtsbewusstseins. Das wiederum ist eine Voraussetzung, wie uns George Orwell lehrt, für Gedankenkontrolle und totalitäre Herrschaft; weshalb dieser Trend zugelassen und gefördert wird.
Was war geschehen? Zu Besuch im Parlament in Ottawa war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er war mal wieder auf Betteltour. Zu seinen Ehren war die Volksvertretung und die Zuschauertribüne voll besetzt. Auf letzterer saß auch ein zu diesem Anlass eingeladener Kanadier ukrainischen Ursprungs. Während der Veranstaltung wies Parlamentspräsident Anthony Rota auf diesen Gast hin, dessen Name Jaroslaw Hunka lautet. Rota sagte: „Wir haben heute hier einen Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg, der für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen die Russen kämpfte – und der die Truppen weiterhin unterstützt, selbst in seinem Alter von 98 Jahren.“ Sofort standen alle Anwesenden auf und applaudierten. Als sie sich wieder gesetzt hatten, betonte der Vorsitzende, Jahrgang 1961, dass Hunka in seinem Wahlkreis wohne und fügte hinzu: „Er ist ein ukrainischer Held, er ist ein kanadischer Held, und wir danken ihm. Vielen Dank.“ Wieder stand der ganze Saal auf und applaudierte – siehe Video-Link unten.
Als wenige Tage später bekannt wurde, dass es sich bei Hunka um einen Veteranen der Waffen-SS Division „Galizien“ handelt – und die ganze versammelte Schar im Parlamentssaal als Ansammlung tassenbefreiter Behältermöbel dastand –, gab es allüberall rote Ohren und Gesichter. Justin Trudeau, Premierminister und Protodiktator des Landes – man erinnere sich an seine Verurteilung des corona-kritischen „Freiheits“-Konvoys der Trucker als „Nazi-Sympathisanten“ und an die Sperrung und zeitweilige Konfiszierung der für sie eröffneten Spendenkonten –, stellte sich vor die Kamera des staatstreuen Senders CBC, machte ein Gesicht wie ein Reh im Scheinwerferlicht und stammelte eine Entschuldigung heraus, nicht ohne die Öffentlichkeit daran zu erinnern, nun ja nicht auf entsprechende „Desinformation“ aus Russland hereinzufallen. Das, obwohl der Zugang zu den Medien der östlichen Nuklearmacht, wie sonst überall im Westen, für den Normalbürger gesperrt ist. Der Parlamentspräsident trat zurück oder wurde zurückgetreten.
Der Vorgang verdient allein schon deswegen hervorgehoben zu werden, weil es Bemühungen gibt, ihn im orwellschen Gedächtnisloch verschwinden zu lassen, wie C. J. Hopkins in seinem Kommentar zum Vorfall berichtet – siehe Link unten. Deutsche Leser verdienen zudem insbesondere, das Detail zu erfahren, dass auch die Botschafterin ihres Landes in Kanada, Sabine Sparwasser, im Parlamentssaal als Zuschauerin dabei war und an den entscheidenden Stellen wie alle anderen brav Männchen gemacht und geklatscht hat. Später darauf angesprochen sagte der Sprecher der Botschaft, Sparwasser habe „zuvor keine Kenntnis vom Auftreten des ihr unbekannten Hunka gehabt“.
Dennoch kann man ihre Handlung als geschichtsvergessene Gedankenlosigkeit bezeichnen – schätzungsweise von der Stärke 8,2 auf der nach oben offenen Baerbock-Skala. Dass ein führender Parlamentarier Kanadas – Teil der Allianz gegen das Dritte Reich – wichtige Einzelheiten der Ostfrontgeschichte des Zweiten Weltkriegs nicht auf dem Schirm hat, ist schon traurig genug. Aber dass eine deutsche Botschafterin, Jahrgang 1957, bei der Kombination der Worte „Ukrainer“, „Zweiter Weltkrieg“, „gegen Russen“ und „98 Jahre alt“ nicht sofort verstand, um was für einen Kameraden es sich hier mit sehr großer Wahrscheinlichkeit handelt, ist unentschuldbar. Zu ihren Gunsten kann man allenfalls sagen, dass in dem Augenblick der Herdentrieb wohl stärker war. Das Bestürzende: Leute wie Sparwasser und ihre Dienstherrin tragen heute zu Entscheidungen quasi über Leben und Tod von Hunderttausenden bei.
Die Ursache all dessen ist klar. Die seit etwa fünf Jahrzehnten in den Zwangsschulen des Westens bewusst gezüchtete Dummheit und das resultierende unkritische, unselbständige, also gelenkte „Denken“ hat sich anscheinend bis in die obersten Schichten der Gesellschaft hinaufgefressen. Bewusst gezüchtet? Oder ist das noch so ein „Verschwörungsmythos“? Nun ja, wer bildungspolitisch 50 Jahre lang in die falsche Richtung läuft, auf einer Straße, die immer morastiger wird, obwohl er angeblich einen immer besser asphaltierten Weg erwartet hatte, der tut das mit Absicht. Das ist eine auf Indizien aufgebaute Vermutung. Wie man an der Popularität von Krimis erkennen kann, ist die Aufstellung von plausiblen Vermutungen ein ganz normaler Vorgang. Sie ist außerdem der Ausgangspunkt investigativer und forschender Arbeit echter Journalisten und echter Wissenschaftler – zwei im Westen vom Aussterben bedrohte Arten.
Eine andere Vermutung, die sich aufdrängt, ist diese: Angesichts der geballten Dummheit, Geschichtsvergessenheit und Gleichgültigkeit im Zuge eines Gesamtverhaltens, das dieselben Leute anderen und vor allem Andersdenkenden nie und nimmer durchgehen ließen, wird immer klarer, dass die Leute, die unsere Parlamente und Regierungen bevölkern, ganz sicher nicht jene sind, welche die Entscheidungen, die sie fällen, eigenständig vorbereiten und durchdenken. Dazu sind diese Sockenpuppen intellektuell überhaupt nicht in der Lage. Das kann einem keiner mehr vormachen. Früher haben wenigstens Fraktionsspitzen und Regierungsmitglieder ihren Abgeordneten vorgegeben, wie sie abzustimmen haben. Jetzt kann man nicht einmal diesen Leuten noch die dafür nötige mentale Kraft unterstellen. Ausnahmen bestätigen – noch – die Regel.
Auch in den meisten anderen Altmedien im In- und Ausland neben dem tassendefizitären Spiegelschrank sieht es in der Hinsicht katastrophal aus. Sie haben die hyperpeinlichen Vorfälle – sowohl den mit Musk als auch den in Ottawa – so gut es geht unter den Tisch fallen lassen. Kein Wunder: Sie lassen sogar die inzwischen regelmäßigen Aussetzer des demenzkranken Verfügers über den roten Knopf im Weißen Haus im Gedächtnisloch verschwinden – und sind nicht im Geringsten daran interessiert, etwaige finanzielle Interessen aufzuklären, die er oder seine Familie in der Ukraine zu haben scheinen.
Diese und viele andere ähnliche Vorfälle und ihr Nichtauftauchen in den Medien führen zur oft geäußerten Vermutung, dass es offenbar Leute gibt, die dem Verdummungsprojekt der letzten 50 Jahre mehr oder weniger unbeschadet entkommen sind. Die aber die zugrundeliegende Logik – Schaffung eines neuen Feudalismus mit einer kleinen Schar elitärer Lenker und einem großen Rest leicht ausbeutbarer Schlafschafe – verinnerlicht haben und sich, ausgestattet mit hoher Intelligenz und großer Skrupellosigkeit, dort nach oben gearbeitet haben, wo die wirkliche Macht ist: Nicht in den Parlamenten und Regierungen, sondern im Fiatgeldsystem und den mit ihm eng verbundenen Investmentgesellschaften und superreichen Stiftungen. Hier sitzen „Manager“ jener Art, die der Amerikaner James Burnham in seiner aufschlussreichen Abhandlung „The Managerial Revolution“ von 1941 meinte – ein Buch, das George Orwell als Grundlage für sein „1984“ diente. Siehe dazu meine unten verlinkten Artikel.
Welche Rolle, um zum Anfang meines Textes zurückzukehren, spielt in dieser „schönen neuen Welt“ der Superreiche Elon Musk? Vielleicht den, jene Leute bei Laune zu halten, die zwar wie er dem Verdummungsprojekt entkommen sind, aber zu viel Skrupel haben, um sich der neu sich bildenden Feudalelite anzuschließen. Aber das ist ja wieder nur so ein „Verschwörungsmythos“. Der bis vor nicht allzu vielen Jahren dafür benutzte Begriff war übrigens „Verschwörungstheorie“. Klingt das der Elite inzwischen wohl zu intelligent – nicht herabwürdigend genug? Noch so eine Theorie. Es gibt viel zu tun für die echten Journalisten und Wissenschaftler. Anlass zur Hoffnung ist dies: Wo eine Nachfrage ist, gibt es irgendwann auch ein Angebot.
Quellen:
Kanadischer Parlamentspräsident begrüßt ukrainischen Veteranen, alle geben stehenden Applaus (Youtube-Video der britischen Zeitung „The Telegraph“)
C. J. Hopkins: The GloboCap Nazi Follies (off-guardian.org)
Robert Grözinger: Das Regime der Manager (ef-online.de)
Robert Grözinger: Die Pionierrolle des Dritten Reichs im globalen Regime der Manager (ef-online.de)
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