16. Oktober 2023 13:00

Gestahlfedert: Erkenntnisverweigerung After-Wahl-Blues

Im Westen nichts Neues – außer Wahnsinn, Hölle, Hölle, Hölle!

von Michael Werner

von Michael Werner drucken

Artikelbild
Bildquelle: Shutterstock Wahlen oder: Die Illusion der Mitsprache, Mitbestimmung und Mitgestaltung

Albert Einstein sagte einst: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Das könnte auch die Definition von Wahlen sein. Oder ganz allgemein von Demokratie.

Bei den jüngsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen wurden nun die bisherigen Regierungskoalitionen bestätigt. Und damit Einsteins Definition. Denn sie wurden nicht nur bestätigt, sondern sogar mit einem satten Zugewinn!

Obwohl alles beim Alten blieb, wurde um diese beiden Wahlen ein immenses Getue veranstaltet. Dabei haben sich nur ein paar Verhältnisse leicht verändert:

In Hessen hat die CDU satte 7,6 Prozent hinzugewinnen können, während der grüne Koalitionspartner fünf Prozent Federn gelassen hat. Welcher Schlamassel der CDU seit Merkels Amtsantritt 2005 zu verdanken ist und dass sich in dieser Partei seit Merz rein gar nichts verändert hat, außer dass dieser gelegentlich mal einen kernigen Spruch raushaut, um dann sofort wieder zurückzurudern, haben die Wähler wohl inzwischen wieder vergessen oder erfolgreich verdrängt. Wahnsinn!

In Bayern hat Söder sein Ergebnis von der letzten Wahl, das (mit der Ausnahme von 1950) das historisch schlechteste der CSU war, nochmal um 0,2 Prozent unterbieten können. Dass Söder die von 1970 bis 2008 stets allein regierende CSU auf läppische 37 Prozent heruntergewirtschaftet hat, dürfte – genauso wie seine Politik und sein ganzer Stil – den seligen Franz Josef permanent im Grab rotieren lassen. Söders Koalitionspartner, die Freien Wähler, haben satte 4,2 Prozent zugelegt. Und das nicht etwa trotz, sondern wohl gerade wegen der Flugblatt-Inszenierung um Aiwanger, die eigentlich dem Zweck dienen sollte, die Freien Wähler zu vernichten und durch die Grünen zu ersetzen. Dass das nicht geklappt hat, ist zwar gut, aber auch das kleinere Übel. Nach nur anderthalb Jahren scheinen die Wähler bereits das wohl härteste Corona-Regime der Republik, willfährig mitgetragen von den Freien Wählern, die auch ansonsten jede grün-woke Anwandlung der Scheinschwarzen abnicken, vergessen und verziehen zu haben. Wahnsinn!

Halten wir fest: In Bayern hat die CSU leicht verloren, weil sie an einem Bündnis mit den Freien Wählern festhielt und die Grünen ablehnte. In Hessen hat die CDU stark hinzugewonnen, weil sie das Bündnis mit den Grünen fortführen wollte. Was wird die Union daraus „lernen“? Sich künftig lieber mit den Grünen ins Bett zu legen. Wahnsinn!

Bemerkenswert sind ein paar Verschiebungen auf den billigen Plätzen:

In beiden Bundesländern wurden die Ampel-Parteien für ihre desaströse Bundespolitik abgestraft. In Bayern hat es die FDP mit nur drei Prozent sogar verdientermaßen aus dem Landtag gekickt, wohingegen sie in Hessen mit exakt fünf Prozent so gerade nochmal die gleichnamige Hürde geschafft hat. Wahnsinn!

Die SPD verlor in Bayern zwar nur 1,3 Prozent, aber ihre verbleibenden 8,4 Prozent liegen auch nur zwischen einem Drittel und einem Viertel dessen, was sie zu Zeiten der absoluten CSU-Mehrheit geholt hatte. In Hessen bescherte Spitzenkandidatin Nancy Faeser der SPD mit 15,1 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis. Es spricht jedoch einiges dafür, dass sie das nicht etwa als die ultimative Klatsche empfindet, sondern dahingehend interpretiert, dass 84,9 Prozent der Wähler sie unbedingt als Bundesinnenministerin behalten wollen. Der helle Wahnsinn!

Dass es 14,8 Prozent (Hessen) beziehungsweise 14,4 Prozent (Bayern) geistig Umnachtete gibt, die nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, immer noch die Grünen wählen, fällt definitiv unter Wahnsinn!

Größter Gewinner unter den Verlierern ist die AfD, die für westdeutsche Bundesländer geradezu Rekordergebnisse einfuhr: In Bayern verbesserte sie sich um 4,4 Prozent auf 14,6 Prozent, womit sie drittstärkste Partei wurde. Es besteht durchaus Grund zu der Annahme, dass es gerade die Freien Wähler um den vielgescholtenen Aiwanger waren, die einen noch größeren Zulauf zur AfD verhindert haben. In Hessen dagegen konnte die AfD 5,3 Prozent hinzugewinnen und wurde mit satten 18,4 Prozent zweitstärkste Kraft. Zusammen mit den 34,6 Prozent der CDU hätte das eine stabile Mehrheit von 13 Sitzen ergeben, und wenn man dann noch die fünf Prozentpunkte der FDP im Hinterkopf hat, könnte man mit Fug und Recht behaupten, dass sich eine satte Mehrheit der Hessen eine bürgerliche Politik wünscht. Doch wie sich das für eine ernstgemeinte Demokratie so gehört, steht zwischen dem Wählerwillen und der Realität eine Brandmauer, oder wie die weltweit renommierte Polit-Philosophin Annalegasthenika Baerbock dereinst weise sprach: „No matter what my German voters think!“ Ergo gibt’s stattdessen wieder Schwarz-Grün. Wahnsinn!

Viel spannender und aufschlussreicher, vor allem jedoch wesentlich unterhaltsamer als die Wahlen, die im Endergebnis rein gar nichts verändert haben, sind immer die anschließenden Statements von Politikern und Polit-Kommentatoren, in denen händeringend und voller Verzweiflung nach möglichst hanebüchenen Erklärungsansätzen gesucht wird für all jenes, was eigentlich nicht sein dürfte, aber aus unerfindlichen Gründen trotzdem irgendwie ist.

So erfahren wir, dass die Ampel nicht etwa für ihre desaströse Politik abgewatscht wurde, sondern das mit der Komplexität und Genialität der Ampel-Politik intellektuell und emotional überforderte Volk einfach nur „veränderungsmüde“ ist. Ums mit der Wählerbeschimpfung nicht allzu plakativ zu übertreiben, folgt dann immer ein Hauch von Pseudo-Selbstkritik: Man habe die Menschen „nicht abholen“ können, weil ihnen die Komplexität und Genialität der Ampel-Politik nicht „verständlich kommuniziert“ wurde.

Genau! Der Urnenpöbel kapiert einfach nicht, dass Inflation voll super ist, denn so kann er viel mehr Geld für viel weniger Sachen ausgeben! Und wie toll es ist, dass das hart erschuftete Eigenheim dank „Heizhammer“ wahlweise wertlos oder zur Armutsfalle wird, wenn man damit in zehn Jahren vielleicht so viel CO2 einsparen kann, wie der Chinese an einem einzigen Tag in die Luft bläst. Oder wie großartig es ist, dass gerade fast jedes deutsche Unternehmen, das noch nicht pleite ist, die Republikflucht plant, weil wir dann endlich ausreichend Platz haben für in unserem Sozialsystem „Ankommende“. Menschenskind, das muss man einfach nur verständlicher kommunizieren, dann würde sich angesichts der rasant fortschreitenden Massenverarmung garantiert jeder vor Glückseligkeit einscheißen. Wahnsinn!

Noch lustiger wird es, wenn sie anfangen, wegen der rund fünf Prozent, die die AfD hinzugewinnen konnte, zu hyperventilieren: Da haben sie rund eine Milliarde für den „Kampf gegen Rrrääächz“ verballert. Da haben sie uns erklärt, dass die einzige große Partei, die mehr direkte Demokratie durch Volksentscheide nach Schweizer Vorbild fordert und sogar den Bundespräsidenten vom Volk wählen lassen will, „undemokratisch“ und „demokratiefeindlich“ ist, wohingegen „demokratische Parteien“ das Grundgesetz mit Füßen treten und die Opposition mit unlauteren Mitteln von steuerfinanzierten Schlägertrupps bis hin zum Missbrauch des Verfassungsschutzes bekämpfen. Da haben sie der AfD den Bundestagsvizepräsidenten verweigert, ihnen den Zugang zu Fördermitteln verwehrt, sie aus politischen Talkshows möglichst rausgehalten und schon Kleinkindern in der Kita vorgebetet, wie schlimm diese „Rechten“ sind. Da haben sie jeden, der eine Partei wählt, die quasi mit dem CDU-Programm von 2002 angetreten ist, zum „Nazi“ erklärt. All das haben sie gemacht, seit Jahren, Tag für Tag, rund um die Uhr. Geholfen hat es nichts, ganz im Gegenteil. Und was tun sie? Genau: Weiterhin dasselbe, nur immer noch mehr davon. Wahnsinn!

Wenn es tatsächlich die Definition von Wahnsinn ist, sowohl in der Politik als auch in der Wahlkabine immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten, dann lautet die Diagnose: Deutschland ist die größte Freiluft-Irrenanstalt des Universums!


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.