25. November 2023 07:00

Der Mensch ist böse, darum brauchen wir einen Staat Wieso so viele Freigeister Herrschaft verteidigen

Wie alternativ sind alternative Medien wirklich?

von Manuel Maggio

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Bildquelle: Terd486 / Shutterstock Ein Widerspruch in sich: Krieg als staatlich legitimierter Mord – und gleichzeitig soll uns der Staat vor Mord und anderen Verbrechen schützen?

Anlass meiner heutigen Kolumne ist die Folge „Home Office #388“ vom 21. November 2023, produziert von NuoViso. Ich nehme an, dass Sie den gleichnamigen Youtube-Kanal um den alternativen Medienproduzenten Frank Höfer kennen. Ich war mal wieder für eineinhalb Stunden im Auto unterwegs und da höre ich mir gerne das eine oder andere Geschwurbel aus der alternativen Medienlandschaft an. Teilnehmer dieser Online-Talkshow waren Frank Höfer, Frank Stoner und Robert Stein, alle drei Urgesteine der Wahrheitsbewegung und der alternativen Medienszene. Auch als Freigeister werden diese drei Protagonisten oft bezeichnet. Doch wenn ich mir ihre Aussagen aus der angesprochenen Folge noch mal durch den Kopf gehen lasse, ist da nicht mehr viel von Freigeist zu spüren, wenn es um die Relativierung von Herrschaft und um die Rechtfertigung von Regierungen und somit Staaten geht.

Ich werde keine direkten Zitate aus der Sendung anführen, denn dafür müsste ich mir diese noch einmal ansehen. Vielmehr werde ich die entscheidenden Punkte aus meinem Gedächtnis abrufen und hoffe, einige Aspekte durch Logik entkräftigen zu können.

Generell geht es in diesem Gespräch um die Wahl von Milei in Argentinien und darum, wie man nun diesen Präsidenten einstufen könne. Die westliche Presse ist sich da wohl einig und nennt Milei rechtspopulistisch. Nach eigenen Aussagen sieht er sich als libertär an. Bei NuoViso fällt im Online-Talk auch der Begriff „Anarchokapitalist“ – aber die drei haben sich wohl noch nicht so wirklich mit den Konzepten von Anarchie, Privatrechtsgesellschaften oder der Idee des Voluntarismus beschäftigt, was einem eingefleischten Voluntaristen wie mir natürlich sofort auffällt.

Im Grunde läuft das Gespräch der drei Aufklärer und Freigeister auf Folgendes hinaus: Die Erkenntnis, dass Herrschaft immer eine Form der Unterdrückung ist, scheint zwar vorhanden zu sein, doch in der Annahme, dass der Mensch nun auch mal böse handle, könne hier nur die Instanz Staat Schutz vor Machtmissbrauch gewährleisten. In meinen Augen könnte nichts falscher sein. Ein Frank Stoner spricht dann auch noch vom Gesellschaftsvertrag, der den Bürgern durch den Staat vor Übergriffen schützen solle. Wenn jemand übergriffig ist, dann ist das wohl unser Staat, was in den letzten Jahren sehr klar zum Vorschein gekommen ist. Aber auch dies stellte für die Teilnehmer in der Gesprächsrunde keinen Grund dar, die Rechtfertigung des Staates als Kontrollinstanz infrage zu stellen.

Weiter kamen auch Klassiker wie die Abschaffung des Sozialsystems und viele weitere Aussagen, die ich bereits in den ersten Jahren bei „FreiwilligFrei“ zuhauf von Menschen lesen und hören konnte, zur Sprache. Natürlich ist es nicht leicht, einmal außerhalb der Kiste zu denken, aber von sogenannten alternativen Medien und selbsternannten Freidenkern würde ich mir hier etwas mehr erwarten. Daher nun eine kleine Zusammenfassung dreier weiterer Aussagen, die mir in Erinnerung geblieben sind, damit ich diese dann direkt mit etwas Logik und Gegenargumenten entkräften kann.

Behauptung: Ohne Staat hätten wir das Recht des Stärkeren, und der einfache Bürger wäre Konzernen und Privatarmeen ausgeliefert.

Meiner Auffassung nach ist es erst durch das Konstrukt der juristischen Person möglich, gigantische Strukturen wie Konzerne zu erschaffen. Wenn Unternehmer stets für all ihre Entscheidungen mit ihrem privaten Vermögen haften müssten, würde die Welt sicher ganz anders aussehen. Neben diesem Aspekt, der nur durch Staaten möglich ist, macht die Aussage auch nach aktuellen Beobachtungen keinen Sinn und ist nichts weiter als Etatisten-Propaganda. Wenn es eine Instanz oder Entität gibt, die gegen unschuldige Bürger ein Gewaltmonopol wie Polizei und Militär einsetzt, dann sind das in der Vergangenheit keine Privatarmeen oder Konzerne, sondern ausschließlich Staaten gewesen. Konzerne wie Pfizer mögen einiges an Macht haben, aber die Gesetze und die Durchführung der Corona-Maßnahmen wurden von Staaten und den Regierungen umgesetzt. In Ländern, in denen keine staatlichen Strukturen unterwandert und bestochen worden sind, konnte sich die Agenda auch nicht durchsetzen. Für Sie, lieber Leser, ist das sicher nichts Neues: Aber erst das Gewaltmonopol des Staates, das auch durch alternative Medien verteidigt wird, ermöglicht so etwas wie Korporatismus erst.

Behauptung: Es liegt in der der Natur des Menschen, dass er sich durch List und Gewalt an anderen Menschen bereichert. Nur ein staatliches Gewaltmonopol kann hier Schutz bieten.

Dieser Grundthese, der Mensch sei böse, möchte ich direkt widersprechen; denn ich sehe darin eine sehr gefährliche Ideologie versteckt. Laut des „Club of Rome“ und Konsorten ist der Mensch selbst sein größter Feind. Ob es die Überbevölkerung, der Klimawandel oder eben böse Menschen sind: Der Mensch muss vor dem Menschen durch staatliche Strukturen geschützt werden– so lautet der Tenor. Da aber auch Regierungen aus Menschen und nicht aus Engeln, Göttern oder Außerirdischen bestehen, versteckt sich hier aus meiner Sicht generell schon ein Logikfehler. Es existiert die These, dass ungefähr fünf Prozent der Menschen Psychopaten sind, wobei in Politik und auf Managementebene der Schnitt um einiges höher sein dürfte. Demzufolge gibt es Menschen, die kein Gewissen haben und im wahrsten Sinne des Wortes zu ihrer eigenen Bereicherung auch über Leichen gehen. Somit geht es darum, wie man den Schaden, den solche Menschen anrichten können, begrenzen kann. Nach Aussagen aus dem Video-Talk sei auch hier eine Regierung oder ein Staat als Ordnungsstruktur notwendig, um den unschuldigen Bürger vor Übergriffen zu schützen. Das einfache Beispiel lautet: Was passiert, wenn jemand beklaut wird? Ohne einen Staat gäbe es keine Konsequenzen und auch keine Hilfe für den Geschädigten. Doch was können wir durch einfache Beobachtungen der Realität erkennen und auch zur Beurteilung zu Hilfe ziehen?

Regierungen sind Instanzen, die Entscheidungen treffen können, die weit über den Verantwortungsbereich eines Menschen hinausgehen. Entsprechende Ämter und Positionen lösen die persönliche Haftung der Menschen im Amt auf und ermöglichen dadurch erst Entscheidungen, die enormes Leid verursachen, aber in der Regel mit keinem persönlichen Risiko einhergehen. Präsidenten schicken Armeen in den Krieg, und wenn nach Jahren herauskommt, dass dies ein Kriegsverbrechen gewesen ist, haben sie nichts zu befürchten.

Daher ist die Schaffung einer Regierung – und somit auch die Rechtfertigung von Herrschaft – in meinen Augen extrem fahrlässig, wenn es um das Verhindern von Gewalt durch Psychopathen geht. Einfach gesprochen, ist es ein absoluter Widerspruch und ein Argument gegen Staaten. Wir erschaffen Positionen und Ämter, in den Menschen so viel Macht haben und frei von persönlicher Haftung sind, dass sie durch Entscheidungen Kriege ermöglichen und Millionen unschuldiger Menschen töten können und dafür eventuell sogar noch Orden oder Friedensnobelpreise bekommen. Genau diese Instanzen der absoluten Macht dienen dann als Argument, um den einfachen Menschen vor Mord und Totschlag zu schützen? Da Staaten nicht einmal diese Sicherheit garantieren können, hinkt das Argument gleich zweifach. Wir schützen uns vor organisiertem Verbrechen, indem wir Instanzen des organisierten Verbrechens erschaffen und dann als notwendig verteidigen – das ist einfach unlogisch und, wie ich finde, eine sehr gefährliche Denkweise. Durch das Akzeptieren von Herrschaft wurde auch das Morden wieder gesellschaftsfähig gemacht. Man nennt es eben einfach „humanitären Einsatz“ oder „Krieg“, und die menschlichen Täter tragen Uniformen und werden zu einem Instrument des Staates. Ein perfider Trick der Tarnung – doch Mord bleibt Mord, und Krieg bleibt Krieg.

Aussage: Ohne einen Sozialstaat gäbe es kein soziales Zusammenleben, sondern nur Individualisten, die sich egoistisch um sich selbst kümmern, wodurch keine gemeinschaftlichen Strukturen entstehen könnten. Ganz nach dem Motto: Wer baut ohne den Staat dann die Straßen?

Auch hier helfen wieder aktuelle Beobachtungen. Der klare Angriff auf die Familie und somit auf die ursprünglichste soziale Struktur wird noch mal von wem durchgeführt? Wer hat das soziale Zusammenleben in den letzten Jahren massiv eingeschränkt? Wer mischt sich in die Erziehung ein und hält die Menschen durch Abgaben, Steuerlast und Inflation im Hamsterrad? Niemand ist an einer Abhängigkeit von Menschen mehr interessiert als der Politiker, der durch Wahlversprechen zur Urne bittet. Echter sozialer Zusammenhalt entsteht immer dort, wo Menschen noch frei entscheiden können und auch mit dem Herzen denken. Jeder Mensch hat nun mal für sich Verantwortung zu tragen und für sich und sein Leben zu sorgen. Diese Verantwortung vom Individuum zu lösen und wie ein Samariter in die Hände eines Kollektivs namens „Staat“ zu legen, ist feige und führt meiner Meinung nach zu einer weiteren Entmenschlichung des Menschen. Umverteilung und Raub sind asozial – ganz egal, mit welchen Begriffen man diese Taten auch verschleiern mag.

Abschließend noch ein paar Worte an alle sogenannten alternativen Medien: Erst wenn auch ihr aufhört, Herrschaft, Unterdrückung und Bevormundung zu rechtfertigen, kann ein Bewusstseinswandel stattfinden. Die Staatsmedien werden diesen Job nicht erfüllen können, darin sind wir uns sicher alle einig. Niemand möchte so etwas wie den Staat von heute auf morgen abschaffen, aber in letzter Konsequenz muss die Wurzel des Übels benannt werden, damit Alternativen erdacht werden können. Die Lösung liegt meiner Meinung außerhalb der Kiste, und ich würde mir etwas mehr Mut und Facettenreichtum in der alternativen Medienwelt wünschen, wenn es um die Frage nach der Notwendigkeit eines Staates geht. Bei Interesse stehen ich und Peter Müller immer gerne für Gespräche und Diskussionen zur Verfügung – daran sollte es nicht scheitern.


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