16. August 2025 06:00

Radikal und kompromisslos Freiheit ist nicht verhandelbar

Politischer Aktivismus ist reiner Selbstbetrug

von Manuel Maggio drucken

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Bildquelle: Tinnakorn jorruang / Shutterstock Qual der Sucht: Sind Politikbesessene ebensolche Junkies wie Drogenabhängige?

„Lieber Nichtwähler als Stimmvieh“ – so heißt das letzte Woche erschienene Buch von meinem Freund Peter Müller. Schon damals, vor ziemlich genau 13 Jahren, als wir das Video „Nachricht an das Stimmvieh“ bei FreiwilligFrei auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht hatten, sorgten Titel und Inhalt für einige Unstimmigkeiten innerhalb der sogenannten freiheitlichen Szene. Ich war damals anfangs unsicher, ob es ein guter Weg ist, mit solch einem Video den vermeintlichen freiheitlichen Weggefährten „etwas vor den Latz zu knallen“. Damals wie heute sehe ich mich lieber in der Rolle des Diplomaten. Jemanden mit einem Vorwurf zu konfrontieren, ist kein guter Einstieg in eine Unterhaltung. Als Trainer und Ausbilder kenne ich das natürlich aus der Praxis, denn bei der Wissensvermittlung wird man die Aufmerksamkeit des Zuhörers vor allem durch Empathie erreichen. Niemand hört gerne zu, wenn man sich von seinem Gegenüber angegriffen oder beleidigt fühlt. Genau aus diesem Grund habe ich auch kein Problem damit, vor allem bei sehr sensiblen Themen erst einmal sehr vorsichtig und zurückhaltend in der Argumentation zu sein. Denn wer hat etwas davon, wenn ich mit der Tür ins Haus falle und ich durch meinen Standpunkt nur auf Gegenwehr und Ablehnung stoße?

Was hat das alles jetzt mit Freiheit und dem neuen Buch von Peter Müller zum Thema politische Wahlen zu tun? Ich spanne Sie nicht länger auf die Folter, denn auch wenn meine Strategie „des Kuschelns“, wie im genannten Beispiel mit der Wissensvermittlung, sicherlich erfolgversprechend sein kann, sehe ich das beim Thema Freiheit mittlerweile doch etwas anders. Freiheit ist nicht verhandelbar, sie ist nicht teilbar, sondern absolut. Die Vorstellung von Freiheit wird jeden Tag, an dem Menschen sich nicht einmal mehr vorstellen können, ohne eine Regierung zu leben, weiter verwässert und verschwindet schließlich in einem diffusen Nebel der politischen Allmachtsphantasien. Die Feinde der Freiheit sind in meinen Augen alle Menschen, die ihr keinen Raum geben, die sie beschneiden, die sie verneinen, die sich an dem Missbrauch an ihr beteiligen, obwohl sie es eigentlich besser wüssten. Wenn jemand aufgrund seines Intellekts, seiner Bildung oder durch Gehirnwäsche nicht mehr in der Lage ist, das Wesen von Freiheit zu erkennen, dann ist es das eine. Wenn aber erwachsene Menschen, die es eigentlich besser wissen sollten, immer wieder rückfällig werden und sich der Politik, den Parteien und somit auch dem Herrschaftssystem ergeben, dann kann ich mir meine Samthandschuhe wirklich ersparen.

Nehmen wir eine Situation als Beispiel heran, damit Sie meinen Standpunkt besser nachvollziehen können. Sie haben einen guten Freund, der langsam, aber sicher auf die schiefe Bahn gerät – sei es durch Alkohol, Spielsucht oder Drogen. Sie haben schon alles probiert, doch jeder Versuch mit Vernunft, führsorglichen Bitten und freundschaftlichen Gesprächen ist bislang gescheitert. Ihr Freund zeigt sich nach so einem Gespräch kurz einsichtig und verständnisvoll, fällt aber danach sehr rasch wieder in die alten, sehr schädlichen Handlungsmuster zurück. Was bleibt einem übrig, wenn die empathische und freundschaftliche Art, das Problem anzugehen, nichts bringt und der Freund weiter Richtung Abgrund schlittert? Sie behalten ein reines Gewissen, bleiben sachlich und sehen dann dem Freund beim Sterben zu. Denn Sie haben es ihm ja immer gesagt, doch er hat das mit den Drogen nicht in den Griff bekommen. Eine weitere Möglichkeit ist es, sich einfach zurückzuziehen und dem Freund den Rücken zu kehren. Sie haben ihn auf die Folgen seines Verhaltens hingewiesen, doch da er nicht darauf gehört hat, macht es für Sie keinen Sinn mehr, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Mit diesem Verhalten haben Sie Ihren Freund und sich selbst aufgegeben, doch man muss sich nicht mehr damit beschäftigen – das ist ein Vorteil. Aus den Augen, aus dem Sinn, und schon kann das Leben wieder ohne Probleme weitergehen. Ich gebe zu, dass auch diese Option in manchen Fällen die richtige Entscheidung sein kann. Denn auch in diesem Fallbeispiel muss klar sein: Niemand kann andere Menschen ändern, ich kann nur Unterstützer sein. Die Erkenntnis, sein Verhalten zu ändern, kann nur in jedem selbst erwachen.

Wir bleiben bei dem vermeintlichen Freund, der ein starkes Problem mit Alkohol oder Drogen hat. Diese Analogie passt, wie ich finde, sehr gut als Vergleich mit dem politischen Aktivismus, denn die Sucht nach Politik weist sehr viele Parallelen mit der Sucht nach harten Drogen auf. Gehen Sie doch mal in Frankfurt zum Bahnhof und fragen dort einen Junkie, ob ihm bewusst sei, wie schädlich Crack ist. Er wird mit „Ja“ antworten und kurz darauf wieder seine Pfeife mit einem Crack-Stein stopfen.

Was bleibt uns also noch als weitere Handlungsoption, wenn wir dem Freund nicht den Rücken kehren oder ihm weiter gut zureden und dann doch beim Sterben zusehen wollen? Ich würde mir das irgendwann nicht mehr weiter ansehen und für mich eine Entscheidung treffen. Entweder greife ich jetzt in das Geschehen ein, sodass dieser Freund eine echte Chance hat, sein Leben zu ändern, oder ich bleibe weiter nur einer, der redet, um damit sein eigenes Gewissen zu beruhigen. Wie könnte so ein Eingreifen aussehen? Es beginnt mit einem klaren und garantiert unangenehmen Aussprechen der Wahrheit. Nützt dies auch nichts, würde ich einen echten Freund in letzter Instanz sogar verprügeln und entführen und ihn dann gegen seinen Willen aus seinem Loch herausholen und einen Entzug einleiten. Ihnen ist das zu radikal? Für mich würde genau dieses Verhalten eine echte Freundschaft ausmachen. Verletze ich damit das Nichtaggressionsprinzip? Unter Garantie! Aber da ich mich ansonsten nicht länger im Spiegel ansehen könnte, übernehme ich hier gerne die Verantwortung für meine Körperverletzung mit anschließender Freiheitsberaubung.

Selbstverständlich ist dies ein sehr extremes Beispiel und es gibt nicht viele Menschen, die bei mir einen derartigen Status haben, dass ich zu solchen radikalen Mitteln bereit wäre. Das Thema Freiheit sehe ich ähnlich wie dieses geschilderte Verhältnis zu einem sehr guten Freund. Denn es gibt kein Thema, das mir wichtiger ist, nichts, was mir mehr am Herzen liegt, nichts, was so viel Aufmerksamkeit und so viel Motivation in mir auslöst, nichts, wofür ich neben meiner Familie und meinen Liebsten bereit wäre zu sterben. Daher bleibt mir keine andere Wahl, als das Thema Freiheit auch genau so radikal und aufrichtig zu behandeln wie diesen Freund, den ich mit einer „Watschen“ am Bahnhof abholen, in einen Van zerren und gegen seinen Willen in eine Entzugsklinik fahren würde. Alles andere wäre verlogen und hätte nichts mit Ehrlichkeit, echter Freundschaft und Aufrichtigkeit zu tun.

Daher sehen Sie es nicht als persönlichen Angriff, sondern als einen radikalen Versuch eines Freundes, der über den Punkt der empathischen und einfühlsamen Diskussionen längst hinaus ist.

Jeder, der sich ernsthaft mit dem Wesen von Politik und der Philosophie der Freiheit beschäftigt hat, darf sich ruhig folgende Frage gefallen lassen: Was muss noch alles passieren, damit ihr endlich aufhört, der Politik in den Allerwertesten zu kriechen, um damit irgendwelchen Leuten in eurem Umfeld nicht auf den Schlips zu treten? Wie ernst nehmt ihr es mit der Freiheit, wenn ihr am Ende doch nicht die Finger von Politik lassen könnt? In einer Doku über Heroin-Abhängigkeit sprach ein Konsument davon, wie es sich anfühlt, sich einen Schuss zu setzen: Er verglich es mit der Wärme einer Umarmung. Wenn ich mir die politisch aktive libertäre Szene so ansehe, dann frage ich mich tatsächlich, ob das Ankreuzen von Wahlzetteln und Aufrufen zur Wahlbeteiligung auch eine Art Fake-Umarmung vorspielt und daher so süchtig macht.


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