Jahre des Umbruchs: So geht’s nicht weiter …
Ein Aufruf, laut zu werden!
von Oliver Gorus
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So geht’s nicht weiter – und das muss einfach wieder und wieder deutlich gesagt werden.
Seit über zwei Jahrzehnten bin ich Unternehmer und beobachte die Entwicklung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft intensiv. Seit mindestens zwanzig Jahren sehe ich in unserem Land eine Menge Dinge in die falsche Richtung laufen – in den letzten Jahren immer schneller.
Im Ergebnis: Die staatlich erzwungene Umverteilung von Produktiven zu Unproduktiven wird immer umfangreicher, der Staatsapparat wird immer größer, die Staatsquote ist viel zu hoch, der Privatsektor kommt immer stärker unter Druck. Gleichzeitig wird der Vermögensunterschied zwischen den schwerreichen staatsnahen Korporatisten und den geschröpften, hart arbeitenden Normalbürgern immer größer. Die Steuern und Abgaben sind viel zu hoch, von den Gehältern, die Mitarbeiter erwirtschaften können, bleibt viel zu wenig Netto vom Brutto.
Die Realwirtschaft schrumpft, insbesondere kleine Unternehmen und der Mittelstand kämpfen in manchen Sektoren ums Überleben. Das bekomme ich immer wieder zu hören, wenn ich mich mit Unternehmern im Kunden- und Freundeskreis unterhalte. Gleichzeitig werden die Unternehmen wie zum Hohn auch noch mit immer mehr Bürokratie überlastet.
Viele, vor allem Vermögende und gut Ausgebildete, denken über den Umzug ins Ausland nach oder sind bereits ausgewandert. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis kehren immer mehr richtig gute Leute diesem Land den Rücken. Ich habe dadurch zwar mittlerweile viele Freunde in der ganzen Welt, aber die einheimische Wirtschaft blutet aus.
Auch in anderen Bereichen als der Wirtschaft taumeln wir in Abwärtsspiralen nach unten. Das Bildungssystem ist ein Desaster – ich schleuse vier Kinder da durch und kann aus eigener Erfahrung und ganz ohne Pisa-Studie sagen: Es wird immer schlechter. Das Gesundheitssystem bröckelt, obwohl es eines der teuersten der Welt ist: Wenn Sie mal dringend eine Computertomographie oder einen speziellen Therapieplatz oder einen Facharzttermin brauchen, müssen Sie mitunter Monate darauf warten.
Die Kindergartenplätze reichen nicht. Pflegenotstand herrscht schon seit Jahren. Niedriglohnarbeitsplätze und bezahlbarer Wohnraum werden durch sozialistische Instrumente wie Mindestlohn und Mietpreisbremse politisch verknappt, wodurch Geringqualifizierte aus dem Arbeitsleben gedrängt werden, und Wohnen ist für viele kaum mehr selbst finanzierbar.
Das Problem der illegalen Masseneinwanderung mit allen Folgeproblemen bei Finanzen, Wohnen, Bildung oder Kriminalität ist seit acht Jahren ungelöst. Das Demographieproblem wird einfach nicht angepackt. Der Umweltschutz wird einer völlig irrationalen Klimapanik geopfert, hoch subventionierte, unrentable Windräder und Solarfelder versiegeln Flächen und zerstören Biotope und Landschaften. Energie wird durch Abschalten sicherer Kernkraftwerke und durch politische Sanktionen gegen preisgünstiges Öl und Gas politisch verknappt und damit vorsätzlich verteuert.
Die bürgerlichen Grund- und Freiheitsrechte werden suspendiert, wenn man sie als Abwehrrechte gegenüber einem übergriffigen Staat am nötigsten braucht. Der Staat mischt sich in privateste Dinge ein wie zum Beispiel in die Entscheidung für oder gegen Pharmaprodukte. Hausdurchsuchungen und monatelange Untersuchungshaft ohne Anklage sollen Regierungskritiker einschüchtern …
Die Liste ist lang und wird immer länger, und viele Problemfelder habe ich dabei noch nicht mal angeschnitten.
Unterm Strich und im Überblick betrachtet präsentiert sich folgendes großes Bild: viel zu viel Staat, viel zu wenig privat. Viel zu viel Bevormundung und Paternalismus, viel zu wenig Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. Viel zu viel Herrschaft, viel zu wenig individuelle Freiheit.
Die aktuelle Bundesregierung hat alle bereits bestehenden Problemfelder noch mal schlimmer gemacht und neue hinzugefügt. Das merkt auch das Wahlvolk, wie alle Umfragen belegen. Der Volkszorn schwillt immer weiter an, man muss nur mit den Leuten reden und gut zuhören. Für den 8. Januar 2024 haben die Bauern einen Großkampftag angekündigt, vermutlich werden weitere gebeutelte Berufsgruppen aufspringen und, wenn es ausreichend viele sind, für einen Tag das Land lahmlegen. Einige Wochen später wird Markus Krall gemeinsam mit weiteren Nicht-Politikern eine neue Nicht-Partei vorstellen, deren Ziel es ist, politisch eine radikale Wende zu bewirken.
Unabhängig davon: Die Ablösung der Ampel ist nur eine Frage der Zeit. Und dabei geht es mir gar nicht um Parteien. Ich stehe keiner Partei nahe und sehe im bloßen Austauschen von Parteien und Politikern noch lange keine Lösung.
Meine große Sorge ist, dass nach der bevorstehenden politischen Wende der Staat nicht zurückgebaut wird, sondern die mehr oder weniger gleichen Politiker und Funktionäre wie bisher einfach wieder ihre Fähnchen in den Wind hängen und lediglich der linksautoritäre durch einen rechtsautoritären Kurs ersetzt wird – und die Freiheit des Einzelnen dennoch nicht zurückkommt.
Darum ist meiner Ansicht nach jetzt der Zeitpunkt gekommen, da jeder, der im Großen und Ganzen zu ähnlichen Schlüssen kommt wie ich (wenn auch im Detail zwangsläufig und hoffentlich Meinungsunterschiede bestehen), sich querstellen und hörbar werden sollte. Wir können nicht mehr einfach motzend und nörgelnd alles mitmachen und abnicken, was uns von Berlin und Brüssel aus aufoktroyiert wird. Das Vertrauen in die abgehobenen Machteliten ist nicht nur im freiheitlichen, sondern auch im viel größeren bürgerlichen Lager zerrüttet – Gehorsam, Staatsgläubigkeit und Untertänigkeit sind keine sinnvolle Strategie für uns mündige Bürger.
Jetzt ist die Zeit, den Mund aufzumachen. Ich fordere Sie darum ganz persönlich auf: Halten Sie mit Ihrer Meinung, Ihrer Expertise und Ihren Sachargumenten nicht länger hinterm Berg! Werden Sie öffentlich hör- und lesbar! Wir benötigen in dieser Gesellschaft fast 75 Jahre nach Staatsgründung wieder einen grundsätzlichen Diskurs, und zwar nicht nur in den akademischen Elfenbeintürmen. Wir brauchen nicht nur Kritik und Widerstand, sondern auch konstruktive Vorschläge, wie es besser ginge – und wir brauchen darum jeden eigensinnigen Kopf und jede wahrnehmbare Stimme. Auch Ihre.
Das ist nicht unbedingt einfach und das geht auch nicht ohne Gegenwind. Aber es geht. Ich habe das selbst vorgemacht und viele weitere Autoren der Freiheitsfunken beziehungsweise von eigentümlich frei, des „Sandwirts“, von „Tichys Einblick“, der „Achse des Guten“, des Kontrafunks, von „Corrigenda“ und vielen weiteren wilden Medien, viele Blogger, Podcaster und Youtuber, viele Buchautoren, viele Publizisten, manche aus der liberalen bis libertären Ecke, manche aus der liberalen bis konservativen Ecke haben seit der Corona-Maßnahmenkrise ein großes, immer größer und dichter werdendes Feld von höchst unterschiedlichen, jedoch allesamt widerständigen Köpfen kultiviert. Aber das ist noch nicht genug!
Für mich persönlich war das zweite Jahr dieser Kolumne hier und das erste Jahr des „Sandwirts“ eine Art Befreiung: Das permanente Publizieren und meine Arbeit als Herausgeber geben mir das sinnstiftende Gefühl, nicht nur laut und deutlich aus Gewissensgründen Nein zu sagen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen, indem ich etwas Konstruktives unternehme.
Erst heute habe ich wieder ein Telefonat geführt mit einem Autor, der bislang im Bereich Naturwissenschaften ziemlich erfolgreich publiziert hat. Auch ihm genügt das nicht mehr. Auch er will gesellschaftlich hörbar werden. Auch er will sich einmischen und politisch aktiv werden, um sich für weniger Politik in unserer Gesellschaft einzusetzen. Ich halte das für ein gutes Timing.
Darum mein Vorschlag an Sie: Wenn Sie jetzt hörbar werden wollen, wenn Sie das lange aufgeschobene Buchprojekt jetzt endlich anpacken wollen, wenn Sie sich jetzt neu positionieren wollen, wenn Sie sich trauen: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Jetzt beginnt eine jahrelange Zeit des gesellschaftlichen Wandels. Jetzt tun sich nach und nach Chancen auf: Während die gegenwärtige Machtelite Wirtschaft und Gesellschaft ungespitzt in den Boden rammen, werden gleichzeitig Hunderte, Tausende von Initiativen gegründet, die, wenn sie konstruktiv zusammenwirken, Nischen der Freiheit und Prosperität schaffen werden.
Noch nie war ich so pessimistisch und so optimistisch zugleich.
Das Jahr 2024 wird zwangsläufig eine Menge über den Haufen werfen. Lassen Sie uns sicherstellen, dass das in die richtige Richtung geht: weg vom übermächtigen Staat, hin zum freien Bürger. Dafür lohnt es sich zu streiten!
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in ein denkwürdiges Jahr!
Kommentare
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