Religion und Freiheit: Wie aktuelle Weltereignisse Atheisten in Richtung Christentum treiben
Beispiele aus dem vergangenen Jahr
von Robert Grözinger
Es ist viel davon die Rede, dass 2024 ein Wendejahr zu werden verspricht. Bauernproteste, Wahlen in den östlichen Bundesländern mit sensationellen Ergebnissen für die AfD, die Europawahl im Juni und eine Wahl in den USA im November, die alle bisherigen politischen Duelle in den Schatten stellen könnte. Komplett durchdrehende Journalisten und Industriekapitäne, die in der AfD oder in Donald Trump eine größere Bedrohung sehen als in der woke-grünen Menschenfeindlichkeit der herrschenden Klasse. Kein Zweifel: Es braut sich was zusammen.
Und doch wäre es falsch, sich Hoffnung auf die Politik zu machen. Eine Wende deutet sich auf einer anderen Ebene an. Und zwar, weil sich im vergangenen Jahr ein Trend in Sachen Religion bemerkbar machte. Immer zahlreicher werden die wichtigen und einflussreichen Menschen, die erkennen, welche Rolle „simpler“ Atheismus in unserem aktuellen Marsch in die Unfreiheit spielt. Simpler Atheismus ist jener, der keinen Raum für Zweifel an einer rein zufällig entstandenen Welt ohne Sinn und Zweck lässt und diesen Glauben offensiv im öffentlichen Raum vertritt.
Ein solcher, einen Schöpfer und somit höchstrangigen Eigentümer der Welt negierender kultureller Überbau ist unverzichtbar für die totale Tyrannei. „Totalitarismus“ bedeutet totale Herrschaft „des“ – das heißt in Wahrheit „eines auserwählten“ oder „einiger auserwählter“ – Menschen. Da ist kein Raum für einen transzendenten Gott.
Ich beginne meine Nachzeichnung dieses Trends mit einer Person, die sich noch nicht zu Gott bekennt, aber den ersten Schritt in diese Richtung vorgenommen hat. Sein Name ist Bret Weinstein. Leser werden sich vielleicht an einen Vorfall im Jahr 2017 erinnern, als der Evolutionsbiologe sich gegen einen „Tag der Abwesenheit“ am „Evergreen State College“ im US-Bundesstaat Washington aussprach. Bis zu dem Zeitpunkt waren solche Tage als Proteste von Minderheiten gegen empfundene Diskriminierung gedacht gewesen. Diesmal aber sollten weiße Studenten auf „Bitten“ von Minderheiten fernbleiben. Weinstein sprach sich dagegen aus, da dieser Plan „an und für sich eine Unterdrückungshandlung“ sei, nämlich gegen Weiße. Weinstein musste deswegen am Ende seinen Posten an der Universität aufgeben.
In den Pandemiejahren sprach er sich für die Verwendung von Ivermectin aus und äußerte Zweifel an der Wirksamkeit der „Impfungen“. Dafür wurde er unter anderem von Sam Harris, einem prominenten Vertreter der modernen Atheismus-Bewegung, öffentlich gescholten. Überhaupt war es erstaunlich, wie viele atheistische „Wissenschaftsgläubige“ dem Staat und der pharmazeutischen Industrie blind glaubten, ohne den eingebauten „Moral Hazard“ zu sehen.
Vor wenigen Tagen sprach Weinstein mit Dave Rubin in dessen Rubin-Report-Podcast (siehe Link unten). Dort sagte er, der moderne Atheismus habe „eine Reihe von religiösen Schutzmechanismen entkoppelt“, von denen viele „noch immer unverzichtbar“ seien, wiewohl aus „Gründen, die in den fraglichen Dokumenten nicht ausreichend erklärt werden.“ Lange Zeit sei er fast der einzige Evolutionsbiologe gewesen, der versucht habe, eine Brücke zu schlagen zwischen religiösen Menschen, die die heiligen Texte wortwörtlich nehmen und Atheisten, die ihnen vorwerfen, von einem „Gedankenvirus“ befallen zu sein. Er glaube, dass das, was die „Religiösen“ glauben, zwar nicht wortwörtlich genommen werden sollte, aber dennoch „wichtig“ sei. Wenn wir ein solches Gespräch früher gehabt hätten, so Weinstein weiter, hätten religiöse Figuren, als es darauf ankam, „mehr Autorität gehabt“. Mit „als es darauf ankam“ meint Weinstein offenbar Ereignisse wie jene, als er seinen Job an der Evergreen-Universität verlor. Auch während der „Pandemie“ war das Fehlen der Autorität echter religiöser Führer schmerzlich zu spüren.
Eine noch prominentere Figur, die angesichts der Verrücktheit der Welt allerdings einen vollständigen Schritt zum Glauben unternommen hat, ist die Ex-Muslimin und jetzt Ex-Atheistin Ayaan Hirsi Ali. Im vergangenen November schrieb die aus Somalia stammende Frau, die dort als Fünfjährige einer Beschneidung unterzogen wurde, auf der Webseite von „Unherd.com“, dass sie, nach zwei Jahrzehnten atheistischer Existenz, nun Christin geworden sei – siehe Link unten. Sie nennt im Wesentlichen zwei Gründe. Der erste: Wir können die „gewaltigen Kräfte“, die sich derzeit gegen die westliche Zivilisation richten, „nicht bekämpfen, solange wir nicht die Frage beantworten, was uns vereint.“
Der zweite Grund: Sie habe sich dem Christentum zugewandt, weil sie „das Leben ohne spirituellen Trost letztlich als unerträglich, ja fast als selbstzerstörerisch empfand.“ Der Atheismus konnte für sie eine einfache Frage nicht beantworten: „Was ist der Sinn und Zweck des Lebens?“ Außerdem habe sie in ihren Jahren bei der Muslimbruderschaft eine Lektion gelernt. Und die sei die der „Macht einer verbindenden Geschichte.“ Die Muslime hätten eine solche. „Ich fürchte, die Erosion unserer Zivilisation wird sich fortsetzen, wenn wir nicht etwas ebenso Bedeutsames anbieten.“ Weiter: „Glücklicherweise müssen wir nicht nach einem New-Age-Gebräu aus Medikamenten und Achtsamkeit suchen. Das Christentum hat alles.“ Damit hat sie recht. Die „Erzählung“ oder das „Narrativ“ des Christentums ist für eine überzeugende Erklärung, wie der Westen zu der Zivilisation wurde, die sie – noch, gerade so – ist, unverzichtbar.
Gerade im Hinblick auf diesen Gedanken ist es hochinteressant, dass auch Alis Ehemann, der bekannte britische Historiker Niall Ferguson, sich kürzlich praktisch zum Christentum bekannt hat: Er sei ein „nichtpraktizierender Atheist, der jeden Sonntag in die Kirche geht“, sagte er am Ende eines Interviews, das der kanadische Psychologe Jordan Peterson mit ihm vor Kurzem führte. Er sei als Atheist aufgewachsen, habe aber als Historiker festgestellt, dass Atheismus eine „katastrophale Grundlage für eine Gesellschaft ist“ und sich für „individuelle, ethische Entscheidungsfindung“ ebenfalls nicht eigne.
Andere mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten, die sich in letzter Zeit – und ausdrücklich aufgrund der immer verrückter werdenden Weltläufe – zu Gott bekannten, sind der britische Journalist James Delingpole, der frühere Professor für Propagandastudien an der Universität von New York, Mark Crispin Miller, und die Feministin und Buchautorin Naomi Wolf. Manche, wie etwa Wolf, sind und bleiben jüdisch. Andere werden Christen. Ihnen gemein ist, dass die sogenannte Pandemie, beziehungsweise die Reaktion der Behörden darauf, ihnen nur erklärbar wurden, wenn sie die Ereignisse als Teil eines spirituellen Krieges interpretierten.
Beispielhaft sei hier der Weg Delingpoles nachgezeichnet. Der Journalist ist seit Jahren für seinen Klimaskeptizismus bekannt und war schon vor der „Pandemie“ vom Mainstream mehr oder weniger ausgeschlossen worden. Er war von Anfang an ein Lockdown- und später auch ein „Impf“-Skeptiker. Ich erinnere mich an eine Aussage von ihm über einen Schüleraustausch, an dem er noch vor der Wende 1989 in Berlin teilnahm. In der U-Bahn sei er einmal an einer Ost-Berliner Haltestelle vorbeigefahren. Diese sei gänzlich verlassen gewesen – bis auf einige Uniformierte mit Maschinenpistolen. Dieser Anblick, sagte er, habe ihn für immer resistent gegenüber sozialistischen Ideen gemacht.
In einem im vergangenen Oktober geführten Interview auf dem sich „Hearts of Oak“ nennenden Podcast erklärte Delingpole, dass er glaube, dass viele Kirchen, einschließlich des Klerus, von „der Gegenseite“ infiltriert worden seien, die ein verfälschtes Christentum vertritt, so dass Kirchgänger sich davon peinlich berührt abwenden. Er habe in der Schulzeit christliches Gedankengut vermittelt bekommen, sein Glaube sei aber im Laufe der Zeit eingeschlafen. Seine „Rückkehr“ zum Christentum sei unter anderem von einem Interview mit einem amerikanischen Psychologen angestoßen worden, der festgestellt habe, dass der Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) sich sehr gut dazu eigne, die „Stimmen“, die paranoide Schizophrene hören und die der Arzt als „dämonisch“ empfand, zum Schweigen zu bringen.
Der „Feind“, sagt Delingpole, behandle Worte wie Zaubersprüche und setze sie entsprechend ein. Im Englischen übrigens bedeutet das Wort „spell“ als Verb „buchstabieren“, als Substantiv jedoch „Zauberspruch“. Das Christentum habe seinen eigenen, „heiligen“ Zauber, so Delingpole weiter, unter anderem die Psalmen. Seiner Erfahrung nach kleide ihn dieser Zauber mit „der Rüstung Gottes“ und helfe ihm gegen den „Feind“. Er fühle jetzt, ihm sei eine „Mission“ übertragen worden, nämlich seinen Mitmenschen die Augen zu öffnen – aber auch, ihnen Hoffnung zu geben.
In der Tat schienen viele Menschen während der Pandemie im Bann eines bösen Zaubers zu sein. Heute haben wir für die Kraft, die das bewirken kann, wissenschaftlich klingende Begriffe wie „Propaganda“ und „Psychologie“. Da solche Menschen mit rationalen Argumenten nicht zu erreichen sind, ist Delingpoles Ansatz mit dem „heiligen“ Zauber von bestechender Attraktivität – und vielleicht sogar Wirksamkeit.
Ich wünsche meinen Lesern ein gutes, mit persönlicher Gesundheit, tiefen Freundschaften und wirtschaftlichem Erfolg gesegnetes neues Jahr. Ich möchte Sie hiermit ermutigen, es den oben erwähnten Menschen gleich zu tun und das Christentum und dessen heilige Texte zumindest ernst zu nehmen. Sie enthalten tiefe Weisheit, sie erzählen eine alle Menschen guten Willens verbindende Geschichte und sie können uns besser als ein Mises-Traktat oder ein Ayn-Rand-Roman – wiewohl diese als freiheitliche Denkanstöße sehr wichtig sind – vor jenen Kräften schützen, die uns versklaven wollen. Ich verspreche Ihnen: Es wird Ihr Leben bereichern.
Quellen:
Bret Weinstein im Gespräch mit Dave Rubin (Youtube, englisch)
Ayaan Hirsi Ali (Unherd.com, englisch)
Niall Ferguson im Gespräch mit Jordan Peterson (Youtube, englisch)
James Delingpole im Gespräch mit Peter Mcilvenna, heartsofoak.org (Youtube, englisch)
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