23. Juni 2025 16:00

Globale herrschende Klasse orientiert sich neu Einhegen und Dampf ablassen

Wie die Bevölkerung im 21. Jahrhundert unter Kontrolle gehalten werden soll

von Robert Grözinger drucken

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Bildquelle: Shutterstock Gesichtslos und ohne Anfechtungsmöglichkeit: Algorithmische Regierung unserer herrschenden Klasse

Zwei scheinbar gegensätzlich laufende Entwicklungen finden derzeit in Großbritannien statt. In der einen Entwicklung scheint der postmoderne Werterelativismus auf dem Rückzug. In der anderen Entwicklung nimmt er hingegen an Fahrt auf. Dieses Paradoxon löst sich nur auf, wenn man davon ausgeht, dass innerhalb der herrschenden Klasse eine erhebliche Reorientierung und Repriorisierung vorgenommen wird.

Betrachten wir zunächst den Rückzug: Schon vor etwas längerer Zeit, vor über einem Jahr, veröffentlichte der staatliche Gesundheitsdienst NHS einen Bericht, der die Praxis kritisierte, Minderjährigen mit Geschlechtsdysphorie Pubertätsblockern zu verabreichen und sie angeblich geschlechtsumwandelnden chirurgischen Eingriffen zuzuführen. Die Regierung handelte schnell dem Bericht entsprechend, mit Unterstützung der damals oppositionellen Labour Partei. Es war ein herber und dauerhaft wirksamer Schlag gegen den militanten Flügel der Genderbewegung, der realitätsaffine Menschen im Alltags-, Familien- und Berufsleben terrorisierte. Manche britischen Institutionen tun bis heute so, als sei nichts passiert. Aber das Rückgrat des militanten Flügels ist gebrochen.

Ähnliches passierte dieser Tage im Hinblick auf den Riesenskandal der sogenannten „Grooming Gangs“. Diese Gruppen von Männern meist moslemisch-pakistanischer Abstammung verführten und zwangen, oft brutal, jahrzehntelang einheimische, meist weiße minderjährige Mädchen und junge Frauen zu sexuellen Handlungen. Dies weitgehend ungestört, denn wenn sich ein Opfer mal an die Behörden wandte, blieben diese tatenlos, hauptsächlich aus Angst vor Rassismusvorwürfen. Ihre Ausweichhandlungen gingen in manchen Fällen so weit, dass Väter solcher Mädchen, die sich bei der Polizei beschwerten, festgenommen und verwarnt wurden.

Nun ist ein im Februar von der aktuellen Regierung in Auftrag gegebener Bericht erschienen, der all diese Missstände offen benennt. Unmittelbar nach der Veröffentlichung gab die Regierung bekannt, eine Untersuchungskommission mit landesweitem Auftrag einzusetzen. Sie soll die für die Missstände Verantwortlichen – mit anderem Wort: Sündenböcke – ausfindig machen. Das ist insofern hochinteressant, als hochrangige Regierungsvertreter bis wenige Tage vor der Berichtsveröffentlichung noch darauf bestanden, dass, wer immer dieses Thema ansprach, in Wirklichkeit ein Stichwortgeber für weiße Rassisten sei. Noch im April hatte sich Premierminster Keir Starmer geweigert, eine landesweite Untersuchungskommission auch nur in Erwägung zu ziehen.

Vernunft und Moral scheinen wieder Einzug zu erhalten. Oder? Nicht ganz.

Auf der anderen Seite der politischen Bilanz stehen zwei Abstimmungsergebnisse im Parlament in der vergangenen Woche. Zum einen wurde Abtreibung bis zum Tag der Austragung für die „austragende Frau“ straffrei gestellt. Und zwar mit einer überwältigenden Mehrheit von 242 Stimmen – 379 dafür, 137 dagegen. Zum anderen wurde in dritter Lesung ein Gesetz zur Legalisierung der Sterbehilfe befürwortet, wenngleich mit viel knapperer Mehrheit von 23 Stimmen – 314 dafür, 291 dagegen. In beiden Fällen fand die Abstimmung ohne Fraktionszwang statt. Die Trennung von Befürwortern und Gegnern ging quer durch alle Parteien. Beide Gesetzentwürfe müssen noch das Oberhaus passieren – was fast alle Beobachter erwarten. 

Was genau geht hier vor? Im Fall der „Grooming Gangs“ ist es offensichtlich. Kein Geringerer als Elon Musk griff Anfang des Jahres in die britische Debatte um diesen schwelenden Skandal ein un verlangte Konsequenzen. Aus diesem Grund wurde der erwähnte Bericht in Auftrag gegeben. Jetzt ist er da und die Regierung macht eine 180-Grad-Kehrtwende. Mit anderern Worten: Nicht die Regierung hat ihre Meinung geändert, sondern die internationale herrschende Klasse. Sie hat erkannt, dass in letzter Zeit zu viel Migration stattgefunden hat und ihre „Herde“ unruhig wird.

Dieselbe herrschende Klasse hat in den Covid-Jahren gelernt, dass ihre Kontrolle über die Menschheit noch nicht vollständig genug ist; dass sie daher zu große Unruhen vermeiden muss. Realitätsfremde Behauptungen wie die, Männer könnten Frauen sein und umgekehrt, sollten der Demoralisierung dienen. Das haben sie auch, zu einem gewissen Grad. Aber nicht genug. Deswegen wird dieses Projekt jetzt zurückgefahren. Migration soll den Zusammenhalt in der Bevölkerung so sehr schwächen, dass wirksamer Widerstand gegen Zumutungen von oben nicht mehr möglich ist. Auch hier, nach den Unruhen im vergangenen Sommer und neuerlichen gewaltsamen Protesten in Nordirland ist jetzt vorerst Maßhalten angesagt.

Während bei diesen, sozusagen mitten im Leben stehenden Themen Mäßigung betrieben wird, sieht es an den Rändern, bei den Fragen um Leben und Tod, ganz anders aus. Hier, wo es um eine unmittelbarere Kontrolle über die Zahl und Kosten der Bevölkerung und ihren Unterhalt geht, schlägt die herrschende Klasse Pflöcke ein. Selbstverständlich unter dem Banner der Fürsorge. Zu viele Kinder? Abtreibung auf Bestellung. Zu hohe Pflegekosten für Alte und Kranke? Da ist die Tür zum Exitus.     

Im April, als die Regierung sich weigerte, eine nationale Untersuchungskommission zu den „Grooming Gangs“ in Erwägung zu ziehen, prognostizierte Alan Bickley, der Leiter der „UK Libertarian Alliance“, dass diese Weigerung nicht halten werde. Die herrschende Klasse sei in zwei Lager geteilt, schrieb er: Die Radikalen und die Moderaten. Die Moderaten, die dem Widerspruch in der Bevölkerung mit Ventilen begegnen möchte, hätten die Oberhand.

„Die Starmer-Minister haben keine der privaten Andeutungen über einen Richtungswechsel aufgegriffen“, schrieb Bickley weiter. „Stattdessen haben sie eine öffentliche Botschaft erhalten. Wenn die Minister diese ignorieren, werden sie in Schwierigkeiten geraten – oder vielmehr, die Schwierigkeiten, in denen sie sich bereits befinden, werden sich vervielfachen, bis sie zu Fall gebracht werden.“

Heute scheint es, als sei bei der Regierung Starmer der Groschen doch noch gefallen. Was bedeutet das für die Bürger des Landes?  In einem aktuelleren Artikel auf der Webseite der „UK Libertarian Alliance“ schreibt Len D. Pozeram, dass insbesondere die anglo-amerikanische Elite ein „globales Kontrollraster“ konstruiert. Elemente dieses Konstrukts, wie etwa biometrische Identifizierung, vorhersagende Kontrolle durch die Polizei, Kriminalisierung von Protesten oder digitale Währungssysteme, seien bereits größtenteils Realität.

„Was wir erleben“, schreibt Pozeram weiter, „ist die Ersetzung der demokratischen Regierung durch eine algorithmische. Es sind keine Panzer auf der Straße. Es gibt kein erklärtes Kriegsrecht. Aber die Wirkung ist dieselbe: totale Verhaltenskontrolle, durchgesetzt von nicht-menschlichen Systemen, überwacht von Eliten, die sich nicht vor Ihnen verantworten müssen und es auch nie werden. Dies ist kein Faschismus im herkömmlichen Sinne. Es ist kein Kommunismus. Es ist technokratischer Autoritarismus, ausgeführt von öffentlich-privaten Kartellen, unterstützt von Geheimdiensten, legitimiert durch die Medien und gerechtfertigt durch eine endlose Parade von fabrizierten Krisen – Pandemien, Klimakatastrophen, Terrorismus, Desinformation. Das Drehbuch ist immer dasselbe: ‚Wir tun das, um Sie zu schützen.‘“

Wie funktioniert das Ganze? Pozeram erläutert: „Der größte Trick dieses Systems ist, dass es sich bequem anfühlt. Man sagt Ihnen nicht, dass Sie eingeschränkt werden – man sagt Ihnen, dass das System ‚ausgefallen‘ ist, dass Ihre Anmeldedaten ‚nicht übereinstimmen‘, dass es sich nur um einen ‚technischen Fehler‘ handelt. Das System muss Sie nicht zu einem Kriminellen erklären. Es muss nur dafür sorgen, dass Sie nicht mehr funktionieren. Sie werden nicht randalieren. Sie werden nicht rebellieren. Sie werden einfach aufgeben. Das ist der Plan.“

Fazit: Wir sind mal wieder mitten im Versuch, einen Turmbau zu Babel zu errichten. Ein zentralisierendes System, dass die ganze Menschheit unter sich vereinen soll. Von einer Elite, die sich keinem gegenüber rechenschaftspflichtig fühlt. Nicht gegenüber Gott und schon gar nicht gegenüber den Bürgern, die als Wähler ohnehin nicht mehr zählen. Es wird wohl die nicht mehr zu verhindernde Finanzkatastrophe sein – entweder in Form von massiven Zahlungsausfällen oder einer Hyperinflation oder einer Mischung aus beidem – um diesen speziellen Turm von Babel zu Fall zu bringen.

Quellen:

Starmer and the Rape Gangs: Ears Plugged for Thermidor (Alan Bickley, libertarianism.uk)

The Digital Control Grid: How the Anglo-American Elite is Building a 21st-Century Technocratic Prison (Len D. Pozeram, libertarianism.uk)


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