14. Februar 2024 07:00

Pluralismus Unzensierbar: das Putin-Interview

Als Tucker haushoch gegen den Mittelstrahl gewann

von Oliver Gorus

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Bildquelle: Gevorg Ghazaryan / Shutterstock Holte Putin im Westen aus medialem Dunkel: Tucker Carlson

Ein Gespräch zwischen zwei Marionetten, von denen der eine sich an nichts erinnern kann und der andere sich an nichts erinnern will, ist ziemlich langweilig. Dementsprechend lockte der Besuch von Scholz bei Biden letzte Woche auch keinen Hund hinterm Social-Media-Ofen vor, egal, wie viel Wind die zwangsfinanzierten Staatsmedien darum machten.

Richtig rund ging es allerdings bei einem anderen Gespräch: nämlich beim Putin-Interview von Tucker Carlson.

Während die regierungstreuen Journaktivisten, die sich selbst als die „wehrhafte Demokratie“ sehen, sehr viel Zeit dafür aufwendeten, um das Interview lautstark zu ignorieren und überall zu pesten, wie überflüssig und irrelevant sie es fanden, sahen die meisten, die als „Demokratiefeinde“ bezeichnet werden, also Sie und ich und wir alle, die nicht links sind, das Interview überwiegend ganz anders.

Kontraste

Alleine schon zwei intelligenten Menschen zuhören zu dürfen, ohne dass der eine den anderen bei jedem Luftholen unterbricht, wie es in Deutschland journalistischer Kodex geworden ist, war wohltuend.

Die meisten Zuschauer des Interviews werden in den letzten Jahren nicht so nah und detailliert verfolgt haben, wie Putin denkt und argumentiert. Einmal zusammengefasst zu erleben, wie ausführlich und detailliert er die russischen Beziehungen zu den unterschiedlichen Gebieten der Ukraine aus der Geschichte herleitet, dass er den Konflikt eigentlich als eine Art innerrussischen Bruderkrieg sieht, dass er, anders als ihm regelmäßig unterstellt wird, keinerlei Ambitionen auf Eroberungen jenseits der Ukraine  hegt, dass er vom Westen zutiefst enttäuscht und verletzt ist und eine Mischung aus Verachtung und Verärgerung über die westlichen Politiker empfindet, dass er dennoch anders als die westlichen Politiker jegliche Beleidigungen vermeidet, insbesondere auch keine beleidigende Sprache gegenüber den Ukrainern pflegt, weil er weiß, dass eines Tages eine Verhandlungslösung stehen wird und dann die Ukrainer und die Russen wieder miteinander auskommen müssen, das ist alles sehr anders, als wir es im Westen gewohnt sind – und darum interessant.

Der Kontrast zwischen dem Geschleime grüner und in Habeck verliebter Journalistinnen, in Kombination mit den Kakophonien gegenseitigen Unterbrechens, dem Hetzen gegen Ungeimpfte oder AfDler und den Lanz-Tribunalen gegen Abweichler, auf der einen Seite und dem kultivierten Niveau dieses Gesprächs auf der anderen Seite ist schon frappierend.

Auch inhaltliche Details wie jene über die Gespräche mit Egon Bahr, über die ungarische Minderheit in der Ukraine, über den Rückzug der russischen Truppen aus dem Raum Kiew auf Wunsch der französischen und deutschen Regierungen oder über Freilassung oder Austausch des unter Spionageverdacht gefangenen amerikanischen Journalisten Gershkovich waren interessant und wurden viel im Netz kommentiert.

Man muss von keinem der beiden ein Fan sein, kann die Fragen von Tucker als zu oberflächlich und die Antworten von Putin als zu langatmig und seine historischen Bewertungen für schief, verfälschend oder einseitig empfinden, und dennoch ist es eigentlich völlig normal und durchaus spannend, sich mit den Ansichten mächtiger Menschen auseinanderzusetzen und zu versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen. Dementsprechend gab es viele Kommentare, Blogs und Podcasts, die das Gespräch in aller Tiefe und Ausführlichkeit in alle Richtungen analysierten.

Aussagen bewerten, analysieren und kommentieren, das können wir Bürger offensichtlich selber, dazu brauchen wir keine staatlichen Gouvernanten-Medien, die uns erklären, was wir wie zu verstehen haben.

Ignoranzanfälle

Jedes Interview jedes Politikers ist eine Bühne für dessen PR und Propaganda. Das liegt in der Natur der Sache. Und ist kein Problem für mündige Bürger, die sich ihr eigenes Urteil bilden. Schwierig wird es erst dann, wenn es nur noch Interviews mit vermeintlich „guten“ Politikern gibt und „böse“ Politiker ausgeschlossen werden. Dann nämlich gibt es nur noch einseitige Propaganda und erst dann werden die Bürger manipuliert. 

Insofern sind die wilden Medien ein enorm wichtiges Element einer freiheitlichen Öffentlichkeit: Sie ergänzen die „offiziellen“ Erzählungen der Wirklichkeit um die ausgeblendeten Erzählungen und Persönlichkeiten. Das ist ihre Aufgabe. Was noch lange nicht heißt, dass die wilden Medien sich deren Meinungen und Erzählungen zu eigen machen.

Darum ist es gut und richtig, dass es die „Achse des Guten“, Nius.de, „Apollo News“, „Tichys Einblick“, „Corrigenda“, Freiheitsfunken, Kontrafunk, den „Sandwirt“, viele Blogger, Podcaster und Youtuber, Alex Jones, Jordan Peterson, Joe Rogan, Ben Shapiro oder Tucker Carlson gibt – und viele mehr – und dass auch Politiker wie Putin interviewt und gehört werden.

Vorwürfe an die wilden Medien, sie gäben den „Bösen“ eine Plattform, sind nur billige Versuche, die Propagandaplattformen der aktuellen Herrscher durch den Ausschluss anderer Erzählungen abzusichern.

Besonders peinlich waren die hilflosen Versuche der ARD, mit dem großen Erfolg Tucker Carlsons klarzukommen. Am Tag des Erscheinens am 9. Februar kommentierte der ARD-Hauptstadt-Korrespondent von Osten, dass Carlson „heillos überfordert“ gewesen sei und Putin einen „weltfremden Geschichtsmonolog“ gehalten habe. Man könne das Interview nicht ernst nehmen, Putin habe ohnehin nichts Neues gesagt und das Beste, was man tun könne, sei, „es einfach zu ignorieren“.

Nur wurde dieser Tipp von Ostens aber leider von etwa 200 Millionen Menschen alleine auf X ignoriert. Damit lag die Reichweite des Interviews nur auf dieser Plattform beim etwa 20-Fachen der TV-Einschaltquoten der ARD-Tagesschau. Viele Millionen Menschen mehr werden das Interview so wie ich direkt auf Tuckers Website angeschaut haben. Tucker ist ein Riese und die ARD ein Zwerg.

Um Arroganz noch mal ganz neu zu definieren: Ein Staatsfunker, der von Zwangsabgaben lebt, kanzelt einen sich dem freien Wettbewerb stellenden Medienunternehmer, der eine 280-fach höhere Followerschaft auf X hat, als irrelevant ab. Solche Hybris kann man sich eigentlich gar nicht ausdenken. Die ARD möge zusammen mit ihren GEZ-Kumpanen von ZDF und DLF möglichst bald in Grund und Boden privatisiert werden.

Zensurversuche

Dabei wurde das Putin-Interview nicht nur von den Staatsfunkern, sondern auch von den woken Big-Media-Unternehmen Youtube und Facebook massiv zensiert. Auf Youtube erreichte das Interview trotz größerer Plattform nur ein Zehntel der auf X erzielten Reichweite, bei Facebook war es nur ein Bruchteil davon.

Es ist aber so: Regime, die allen Ernstes gemeinsam mit Medienunternehmen die Verbreitung eines Interviews mit einem Staatschef zensieren oder diskreditieren, betrachten ihre Bürger nicht als freie Menschen, sondern als Knechte.

Dass die Presse- und Meinungsfreiheit in Russland nicht ausreichend ist: geschenkt! Das wissen wir. Dass die Presse- und Meinungsfreiheit im sogenannten „freien Westen“ dem versucht nachzueifern, ist allerdings eine katastrophale Entwicklung.

Ich danke jedem wilden Medienunternehmer für jeden einzelnen Versuch, den Pluralismus zu verteidigen und die Verengung des Meinungskorridors um den medialen Mittelstrahl herum zu unterlaufen. Das ist eine Form des konstruktiven Widerstands!

Wer auch wilde Medien liest, hört und sieht, entzieht sich der Manipulation der Herrscher und bleibt frei im Denken. Und wer wilde Medien aktiv unterstützt (durch Kommentieren, Weiterleiten, Abo, Kauf, Spende oder Sponsoring) und so deren Unabhängigkeit ermöglicht, investiert ganz praktisch und unmittelbar in die Freiheit.

Erst wenn es die wilden Medien nicht mehr gibt, weil sie alle gecancelt, zersetzt oder verboten wurden, wird es wirklich dunkel.


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