15. Februar 2024 07:00

Industrie 4.0 Zerstören Roboter und Digitalisierung unsere Arbeitsplätze?

Menschen müssen sich neu orientieren

von Olivier Kessler

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Bildquelle: bogubogu / Shutterstock Roboterisierung der Arbeitswelt: Fluch oder Segen?

Dass eine freie Wirtschaft nur über eine limitierte Anzahl von Arbeitsplätzen verfügt, ist eine Mär. Die Anzahl der Jobs ist in einer freien Marktwirtschaft nicht systemisch beschränkt, weil die menschlichen Bedürfnisse unendlich verschieden und umfassend sind und sich über die Zeit verändern.

Der Psychologe Abraham Maslow (1908–1970) ordnete in der nach ihm benannten Maslow-Pyramide auf vereinfachende Weise die verschiedenen Arten von menschlichen Bedürfnissen hierarchisch. Primär wollen natürlich die physiologischen Bedürfnisse erfüllt werden – also die Versorgung eines Menschen mit Essen und Trinken. Danach kommen die Sicherheitsbedürfnisse, die sozialen Bedürfnisse und die Individualbedürfnisse und zuoberst auf der Pyramide stehen die Selbstverwirklichungsbedürfnisse.

In einer wohlhabenden Gesellschaft läuft es darauf hinaus, dass bei einer zufriedenstellenden Deckung aller anderen Bedürfnisse letztlich die Individual- und die Selbstverwirklichungsbedürfnisse an der Reihe sind – und die sind potenziell unendlich. Ohne jobvernichtende Regulierungen wie etwa Mindestlohnvorschriften wird es immer Möglichkeiten geben, Jobs zu schaffen, mit denen diese Bedürfnisse immer besser befriedigt werden können. Die Arbeit wird den Menschen also auch im Zeitalter der Digitalisierung und der Roboter nicht ausgehen.

Hinter der Annahme, Roboter würden Arbeitern die Jobs stehlen, steht ein Verständnis der Wirtschaft, bei dem davon ausgegangen wird, dass die allererste Priorität des Wirtschaftslebens die Schaffung von Arbeitsplätzen sei. Doch das wichtigste Ziel einer Volkswirtschaft sind nicht das Kreieren und die Erhaltung von Jobs, sondern das Erreichen möglichst hoher Lebensstandards.

Es wäre ein Ausdruck großer Verwirrtheit, wenn die Politik die Ersetzung von Arbeit durch Roboter deshalb verhindern würde, weil sie bestehende Jobs, die Roboter besser, schneller und kostengünstiger erledigen könnten, bewahren will. Damit würde die Politik den Anstieg der Lebensstandards für breite Schichten verhindern. So sind wir beispielsweise alle froh, dass Schreibmaschinen durch Computer und Laptops ersetzt wurden, weil damit die Schreibarbeit wesentlich erleichtert wurde, Fehler einfacher korrigiert werden und Dokumente problemlos wie auch kostengünstig vervielfältigt und elektronisch verschickt werden können. Hätte der Staat Computer zum Schutz der Arbeitsplätze in der Schreibmaschinen-Industrie verbieten wollen, wäre damit enormer gesellschaftlicher Fortschritt verhindert worden.

Nichtsdestotrotz kursieren verschiedene Vorschläge auf dem politischen Parkett, die bestehende Jobs durch eine Robotersteuer retten wollen. Doch wird der Einsatz von Robotern besteuert, schadet dies den Konsumenten – also uns allen –, weil damit nützliche Leistungen künstlich verteuert werden. Letztlich tragen die Konsumenten die unnötigen Mehrkosten und können sich wegen der Steuer weniger Erzeugnisse leisten. Ähnliches gilt für die Subventionierung zwecks Erhalts unrentabler Arbeitsplätze. Damit schadet man den Steuerzahlern und nimmt ihnen Mittel weg, die sie zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse effizienter hätten ausgeben können – und steckt sie in unrentable Arbeitszweige, die Dinge produzieren, die niemand braucht.

Bei der ganzen Diskussion geht oftmals der Nutzen vergessen, der diese Geräte für die Menschheit schaffen: Roboter erhöhen die Lebensqualität, indem sie den Menschen Arbeiten abnehmen, die lebensgefährlich, ungesund und körperlich äußerst anstrengend sind – beispielsweise Tätigkeiten in Minen, auf Baustellen oder im Haushalt. Auch brauchen Roboter keinen Schlaf und können daher problemlos nachts und ohne Pausen arbeiten, was den Output zum Nutzen aller massiv erhöht.

In der Tat kann die Ersetzung gewisser Arbeiten durch Roboter zu unangenehmen Situationen für die betroffenen Angestellten führen – auch wenn der Nutzen solcher Geräte für die große Masse unbestritten ist. Es wird Situationen geben, in denen sich die Betroffenen beruflich umorientieren müssen. Sollte der Staat diese „Opfer der Modernisierung“ nun „auffangen“, sie damit aus der Notwendigkeit der produktiven Tätigkeit entlassen und sie auf das Abstellgleis des Sozialstaates stellen?

Ständige Umstrukturierung, lebenslanges Lernen und die Anpassung der Produktionsprozesse an neue Technologien und menschliche Bedürfnisse waren und sind für den Anstieg der Lebensstandards im Kapitalismus unverzichtbar. Eine freie Marktwirtschaft strukturiert sich aufgrund der ständigen Innovationen fortlaufend um, verbessert die Produktionsabläufe und richtet sich permanent und konsequent an den echten Bedürfnissen der Konsumenten aus. Das ist wichtig und richtig, denn so erhöhen sich die Produktivität und die realen Einkommen aller Arbeitenden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass einzig eine freie Marktwirtschaft mit ihrer Flexibilität es schafft, hohen Wohlstand für alle zu erwirtschaften.

Auch dank den unendlichen Möglichkeiten des Internets ist heute potenziell jeder dazu befähigt, zu geringen Kosten zu lernen und sich entsprechend der Bedürfnisse der Gesellschaft weiterzuentwickeln – auch beruflich. Jeder kann heute alle möglichen Skills anhand von Artikeln und Youtube-Videos erlernen und kostenlos Lehrgänge absolvieren. Jeder hat heute Zugriff auf eine unglaublich umfangreiche Wissensdatenbank, wie sie die Menschheit zuvor noch nie gesehen hat. All die Tools für eine allfällige Umschulung und Weiterentwicklung sind da und können genutzt werden.

Es wäre falsch, alle Menschen, die von Arbeits-Umstrukturierungen betroffen sind, in ein Sozialsystem zu überführen, das sich durch leistungslose Einkommen auszeichnet. Damit werden die falschen Anreize gesetzt. Es wird den Bürgern gesagt: Ihr müsst euch nicht um die größeren Entwicklungen in der Gesellschaft und die Bedürfnisse anderer Menschen kümmern, denn der Staat rettet euch sowieso, auch wenn ihr für eure Mitmenschen nichts von Wert schafft. Eine fatale Message, die den Fortschritt abwürgt. Weshalb sollte sich dann auch der Einzelne noch um seinen persönlichen Lebensunterhalt bemühen, wenn ihm ohnehin vom Sozialstaat die Früchte seiner Arbeit wegbesteuert und an jene umverteilt werden, die sich nicht weiterbilden und nichts zum Wohl einer Gesellschaft beitragen?

Ein Staat, der – plakativ ausgedrückt – die Ignoranz und das Nichtstun belohnt und die produktive Tätigkeit bestraft, wird die Ignoranz und das Nichtstun vermehren und sorgt so für einen Anstieg der relativen Armut. Die Gewissheit des staatlichen Sicherheits- und Sozialnetzes nimmt den Leuten die Anreize, wettbewerbsfähig zu bleiben, sich weiterzuentwickeln und sich so auf dem Arbeitsmarkt besser zu positionieren.


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