Personalprüfung zu Denzel Washington: Der Verfechter persönlicher Verantwortung
Betrachtungen zu einem Charakterdarsteller mit Charakter
von David Andres
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Wenn sich die Faktenchecker der Nachrichtenagentur Reuters dazu bemüßigt fühlen, ein Zitat von jemandem, das politische Widerständler gegen den aktuellen Zeitgeist zu einem Mem entfremdet haben, zu begradigen, kann man davon ausgehen, dass der Zitierte etwas richtig gemacht hat. Rein wörtlich haben die Reuters-Leute recht. „I support police over BLM, don’t put them down!“, also „Ich bevorzuge es, die Polizei zu unterstützen statt Black Live Matter, lasst sie (also die Polizei, Anmerkung des Autors) nicht im Stich!“ – diesen Satz hat Denzel Washington wörtlich so nie gesagt. Er ist eine sehr freie Zuspitzung einer Haltung, die der legendäre Schauspieler allerdings tatsächlich an den Tag legt, und somit seitens der Mem-Macher im Netz auch nicht ruchloser als das alltägliche Handwerkszeug der Boulevardpresse, zu der heute auch alle Leitmedien gehören.
Tatsächlich hat Denzel Washington – im Rahmen eines PR-Gesprächs über seinen aktuellen Film „The Little Things“, in dem er mal wieder einen Ermittler spielt – in einem Interview mit Yahoo Entertainment am 27. Januar 2021 ausdrücklich seine Wertschätzung für die Hand des Gesetzes ausgedrückt. Auf die Frage, wie viele Gedanken er sich über die aktuelle Debatte rund um die Polizei gemacht habe, antwortet er – womöglich zur Überraschung des Befragers – mit einer Erinnerung daran, wie er einst in Vorbereitung auf den Film „Ricochet“ mit einem echten Sergeant unterwegs gewesen war und bei ihm eine deeskalierende und verantwortungsvolle Arbeitsweise beobachten durfte. „Ich habe den allergrößten Respekt vor dem, was sie tun, vor dem, was unsere Soldaten tun, die ihr Leben opfern [...] Ich mag einfach keine Leute, die diese Art von Menschen niedermachen. Wenn es sie nicht gäbe, hätten wir nicht die Freiheit, uns darüber zu beschweren, was sie tun.“
So ein Satz ist ein Fanal gegenüber Black Lives Matter, zu deren Kernforderungen es ja gehört, die Polizei massiv der Mittel zu berauben („Defund the Police!“), auch wenn er nicht explizit den oben genannten und von vielen Sympathisanten als Mem erfundenen Satz gesagt hat.
Denzel Washington ist schon länger als Verfechter dessen aufgefallen, was für uns Freiheitliche normal und für den Wahnsinn der woken Identitätstheorie im Grunde Faschismus ist – die Betonung persönlicher Verantwortung sowie individueller Kultur von Milieus und Familientraditionen. In einem sehr sehens- und verbreitenswerten Interview mit SiriusXM spricht er tatsächlich folgenden Satz, der ohne verfälschende Zuspitzung verbreitet werden kann: „It’s not color, it’s culture.“ In aller Ruhe und mit unerschütterlicher Autorität erklärt er, wieso schwarze junge Männer nicht aufgrund ihrer Hautfarbe und des vermeintlichen systemischen Rassismus auf die schiefe Bahn geraten, sondern weil ihre Väter nicht anwesend und die alleinerziehenden Mütter überfordert sind. Und wer keinen Vater, keine männliche Bezugsperson als gutes Vorbild habe, der suche sich diese eben auf der Straße …
Sagen Sie das mal in der heutigen Debatte, laut und deutlich, als Prominenter, als schwarzer Prominenter, der aus Sicht der (meist weißen) linken Kohorte automatisch die säkulare Gruppenreligion von BLM herunterbeten müsste. Sagen Sie: Es ist das Milieu, es ist die Kultur, es ist die persönliche Verantwortung dieser Lappen von Vätern, die ihre Söhne im Stich lassen.
Im Jahre 2002 erhielt Denzel Washington übrigens als erster afroamerikanischer Schauspieler den Oscar für die beste Hauptrolle nach 38 Jahren … der erste und einzige Kollege zuvor war im Jahre 1964 Sidney Poitier gewesen. Die Tränen der Rührung und des Stolzes bei Washington bleiben unvergessen, auch weil er vor 20 Jahren noch wusste, dass dieser Preis keine gönnerhafte Politik von paritätischen Programmatikern der Diversität, sondern durch die pure, reine, atemberaubende Leistung in „Training Day“ erspielt war. Als Individuum. Als einzelner Mann.
Die Theaterstückverfilmung „Fences“, für die Washington im Jahre 2017 ebenfalls den Oscar erhielt und die auch den Hauptpreis als bester Film gewann, wurde und wird von den politisch korrekt Verblendeten übrigens so gelesen, dass der Protagonist Troy sich darin deswegen so hartherzig als Vater und Ehemann abschotte, weil die Lebensbedingungen für Schwarze so schlecht seien. Tatsächlich manövriert Troy sich aber selber in seine Misere hinein, weil sein Denken bezüglich dieser unveränderlichen systemischen Ungerechtigkeit zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Somit kritisiert der Film im Grunde eher diese innere Opferhaltung, was eben auch dazu passt, dass der berühmte Satz „Es ist die Kultur, nicht die Rasse“ in einem Interview zu diesem Film fiel.
Aber die Linke erkennt Botschaften individueller Verantwortung nicht mal dann, wenn Oscarpreisträger sie ihnen unmissverständlich in kurzen, klaren Sätzen ins Gesicht sagen.
Urban View (SiriusXM) – Denzel Washington: „It's Not Color, It's Culture.“
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