Guter Einkauf: Echte Fahrräder: Das Glück des Strampelns
Rettet das Rad!
von David Andres
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Kürzlich habe ich im lokalen Dorfladen mein Fahrrad überholen lassen. Mit dieser Inspektion und Erneuerung beginnt für mich jeder Sommer. Bei angenehmen Temperaturen ohne Ziel einfach so die Felder entlang- und durch die Wälder fahren, dreißig, vierzig Kilometer, das Telefon daheim gelassen – es ist Sport und Urlaub zugleich. Ich fahre ein Bianchi, ein Tourenrad, satte zwanzig Jahre alt und immer noch in Schuss, da ich jeden Sommerbeginn beim Mechaniker meines Vertrauens vorstellig werde. Für ihn jedoch ist mein Rad eine Kuriosität geworden, ein Ausreißer der Selbständigkeit und der guten alten Radkultur.
Wieso? Nun, wenn Sie heute ein kleines Ladenlokal betreten, in dem naturgemäß weniger Ausstellungsfläche zur Verfügung steht als in den wenigen gigantischen Radtempeln, dann finden Sie auf dieser kleinen Fläche nur noch E-Bikes vor. E-Bikes und Lastenräder. Letztere bevölkern erst seit diesem Jahr besonders auffällig den Laden und wirken darin wie gestrandete Blauwale im Aquarium für Goldfische. Unglaubliche Kolosse von der Länge eines kleinen Pkws und mit dessen Preis. Ganz locker können Sie 7.500 Euro für einen dieser potthässlichen Kolosse hinlegen, in denen Sie die behelmte Brut oder die plastikverpackten vegetarischen Einkäufe vor sich nach Hause schieben. Die normalen Räder wiederum haben heute alle klobige, ästhetisch das Auge beleidigende Rahmen, da diese ja all die umweltfreundliche Elektronik und die dicken Akkus aus Fernost fassen müssen.
Nicht, dass Sie mich falsch verstehen… es gibt Zielgruppen, für die das E-Bike überaus sinnvoll ist. Rentnern zum Beispiel haben mit ihm die Option, auch in hohem Alter und bei stark geschwächtem Körper trotzdem weiterhin ihre dreißig, vierzig Kilometer entlang der Felder und durch die Wälder machen zu können, mit nettem Stopp im Landgasthof für Kaffee und Kuchen. Auch sonst ergibt ein passiver Antrieb bei all jenen Sinn, welche die Strampelkraft aus welchen Gründen auch immer nicht mehr aufbringen können. Aber die E-Bikes sind nun der alleinige Mainstream, das Standardprodukt dort, wo für andere Nischen im Ausstellungssraum kein Platz mehr ist. Das bedeutet, dass derzeit jeder im Lande seinen faulen Hintern passiv von A nach B kutschieren lässt – auf einem Fahrrad, dessen manueller Antrieb und Verzicht auf Energieverbrauch und elektronisch komplexe Bauteile eigentlich mal der Sinn der Sache war. Elende Heuchler. Bequemliche Bohemians. Würdelose Waschlappen.
Und das Lastenrad? Es ist nicht zu tolerieren, nicht in seiner heutigen Form. Der gute alte Bollerwagen, der kleine Karren, hinten ans Rad gehängt, gefährlich rumpelnd und wackelnd in seiner Kupplung – den nutze sogar ich, da jemand, der sein Auto liebt, es nicht für einen Kilometer zum Supermarkt anwirft und kalt wieder ausschaltet. Aber das moderne Lastenrad, dieser Blauwal im Aquarium, dieses dekadente Monstrum – es hat nichts mit praktischem Nutzen zu tun, sondern nur mit der unerträglichen Arroganz der neuen Schickeria, die in der Simulation moralisch überlegenen Handelns im Verkehr den Raum erobern will, mit Wendekreisen weiter als bei jedem Škoda, Fiat oder kleinen Ford.
Der Einkaufstipp diese Woche, nein, der Aufruf sogar, lautet daher: Kaufen Sie normale Räder, wenn Sie es sich leisten können, und unterstützen Sie alle Unternehmen, die noch welche herstellen – so etwa tatsächlich Bianchi, die zu manchen ihrer Geländeräder auf der Website schreiben: „Eine Waffe auf jedem Trail“. Auch das gute alte Unternehmen Gazelle bietet noch eine breite Palette klassischer Räder an, auch in der traditionellen Hollandform. Wer sein Rad im Auto mitnehmen möchte, bekommt heute sogar weiterhin hochwertige Falträder, etwa von Tern, Brompton oder Vello.
Ansonsten kaufen Sie nicht, sondern machen Sie es wie ich und lassen Sie ihr klassisches Rad im Dorfladen überholen … unter den skeptischen Blicken der arschfaulen, dekadenten oder anmaßenden Ökoradler.
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