Guter Einkauf: Faircato: Tierisch gute Textilien
Fairtrade, bio … und auf der „anderen“ Seite
von David Andres
von David Andres drucken
In der Folge über den Sendestart von Kontrafunk erwähnte ich die schöne Pointe, dass dieses liberal-konservative Radio samt seines gleichnamigen Podcasts kürzlich einen Fahrradkurierdienst als Sponsor hatte … also exakt so eine Art von Unternehmen, denen man üblicherweise eher zutrauen würde, freiwillig Geld an die Grünen zu spenden. Am vergangenen Sonntag war es beim Kontrafunk dann wieder so weit – rund einen Monat nach deren Sendestart als Vollprogramm sponserte die hörenswerte 28. Podcastfolge mit dem Titel „Gas zur Genüge“ erneut eine kleine Firma, die auf den ersten Blick zum gegenteiligen politischen Spektrum gehören müsste.
Faircato wurde von Andreas Camus – tatsächlich ein Namensvetter des legendären Schriftstellers – mit Verve und unternehmerischem Feuer vor der Corona-Krise gegründet. Dann kamen die Maßnahmen und „haben“, so zitiert ihn Burkhard Müller-Ullrich, „seine Selbständigkeit zerstört und damit Tausende von Euro, Tausende von Stunden Arbeit, Energie und Hoffnung auf freies, selbstbestimmtes Leben vernichtet und geraubt“.
Das Unternehmen versucht es dennoch weiter und bietet neben Kinderklamotten – ganz ungegendert und binär zusortiert – „Pullover, Hoodies und T-Shirts“ für Männer sowie „Pullover und Kleider“ für Frauen. Kleider! Das muss man sich mal vorstellen! Die Motive sind vor allem originell inszenierte Tiere wie Esel, Biene, Ziege oder die unechte Karettschildkröte sowie Pflanzen wie die Birke oder der Thymian. Am unteren Rand der Sweatshirt-Kleider für die Damen tummeln sich der Rotfuchs oder das Eichhörnchen.
Die Tiere sind nicht etwa fotorealistisch-kitschig inszeniert wie die heulenden Wölfe unter dem Mond auf der Kirmesware, sondern stilvolle Zeichnungen, die neben dem eingedeutschten Namen auch die tatsächliche biologische Bezeichnung des Wesens beinhalten – „Sciurus vulgaris“ für das eurasische Eichhörnchen, „Betulaceae“ für Birkengewächse oder „equus asinus asinus“ für den Hausesel. Die Textilien sind allesamt aus Biobaumwolle hergestellt und folgen den Richtlinien des Global Organic Textile Standard (GOTS) und der Fair Wear Foundation. Der Druck ist Handarbeit. Auf der Website finden sich zu den Motiven ausführliche Erklärungen über die Pflanzen und Tiere samt Fazits wie dem zur Biene: „Trage Apis mellifera als Stellvertreterin einer ganzen Reihe von Lebewesen, ohne die unser Planet nicht nur ärmer an visueller und akustischer Schönheit wäre, sondern auch ärmer an Menschlichkeit, bedingt durch Hungersnöte und humanitäre Katastrophen.“
Unter den Aufsätzen zu den Tieren führen Quellenlinks zu den Websites von Greenpeace oder Bund – und jetzt stellen Sie sich mal vor, was los wäre, wenn die mitkriegten, dass ein vorbildlicher Biotextilienhersteller, der durch ebenso liebevolle wie stilsichere Tier- und Pflanzenmotive ein echtes empathisches Naturbewusstsein wecken möchte, nicht etwa die „taz“ oder den verschiedenen öffentlich-rechtlichen Rotfunk unterstützt, sondern ein liberal-konservatives Medium, in dem die Ökoreligion des Klimawandels, das Corona-Regime oder die wahnwitzige Gelddruckerei kritisiert werden.
Mal abgesehen davon, dass diese Shirts wirklich erbaulich sind, sorgen solche Unternehmen dafür, dass sich im Alltag all die Jakobiner der Gegenwart durch das praktische Beispiel einer Firma bekämpfen lassen, die zu 100 Prozent das praktiziert, was sie bloß predigen … und sich dabei ideologisch längst auf einer anderen Seite fühlt als die bigotten, selbstgerechten Gesinnungsethiker.
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.