07. Dezember 2022 13:00

Global Governance Energiemanagement als Schlüssel zur technokratischen Herrschaft

Künstliche „Mangelwirtschaft“ zur Legitimierung und Absicherung elitistischer Machtpositionen

von Axel B.C. Krauss

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Zunächst eine kleine Bitte: Stellen Sie sich vor, Sie lebten vor der Industrialisierung. Sagen wir zu feudalistischen Zeiten. Es herrscht weit überwiegend Agrarwirtschaft. Die allermeisten Bauern leben in der Leibeigenschaft. Von ihren Erträgen müssen Sie einen bestimmten Prozentsatz in Form von Besteuerung abgeben, aus dem der Staatshaushalt finanziert wird. Sie arbeiten den ganzen Tag auf Ihrem Ackerland, das Sie mühsam bewirtschaften müssen, um regelmäßige Mahlzeiten für sich und Ihre Familie auf dem Tisch zu haben. Abends, nach verrichteter Arbeit, sind Sie natürlich erschöpft und froh, die Labsal des Tages hinter sich gelassen zu haben.

An Weiterbildung ist kaum oder gar nicht zu denken. Wie auch? Die Massenproduktion von Büchern, wie man sie heute kennt, ist noch in recht weiter Ferne. Zwar wurde der moderne Buchdruck bereits 1440 erfunden, aber Bücher sind nach wie vor Luxusgüter für die gehobenen Schichten. Der Zugang zu Universitäten ist ebenfalls stark begrenzt. Wer studieren will, muss entweder aus begütertem Hause stammen oder das nötige Talent beziehungsweise, braucht die geistige Befähigung vorausgesetzt und durch entsprechende Leistungen demonstriert, einen fürstlichen oder königlichen Gönner. Mit anderen Worten: Es besteht eine große machtelitäre Kontrolle darüber, wer aus den „niederen Schichten“ Aufstiegschancen bekommt, oder, anders ausgedrückt: Die „Informationslandschaft“ unterliegt einem hohen Maß an Kontrolle. Man muss sich mit den Herrschenden gut stellen, sonst sieht es eher düster aus, wenn es um den Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen geht.

Zu diesen Zeiten mal eben den Laptop aufzuklappen und per WiFi-Internet Informationen über Politik und Wirtschaft abzurufen, um sich zu informieren, klingt für Sie wie eine utopische Spinnerei: „Na sicher, und wer erntet dann meine Kartoffeln? Wer melkt dann die Kühe? Wer füttert meine Hühner und Schweine? Wer backt das Brot? Wovon reden Sie bitte? Was sind das für Kindereien? Haben Sie nichts Besseres zu tun? Stehlen Sie nicht meine Zeit, ich muss schwer arbeiten. Eine tragbare Bibliothek, die Informationen durch die Luft empfängt? Ich glaube, Sie haben zu viel Luft im Kopf, mein Herr. So groß wie eine Gutenberg-Bibel und wesentlich dünner? Wie bitte? Und woher bezieht es seine Energie? Ach, aus der Wand!? Jetzt reicht’s aber wirklich. Ich kann es an eine ‚Dose‘ in der Wand anschließen und dann seinen ‚Akkumulator‘ aufladen? Und woher bekommt die Wand die Energie? Und Sie sagen, ich könnte auf diesem Gerät sogar bewegte Bilder sehen? Was ist das, ein ‚Video‘? Und in diesem ‚Video‘ sehe ich, wie mein Fürst in einem ‚Parlament‘ eine Rede hält? Ich glaube, Sie sind dem Wein nicht ganz abgeneigt, kann das sein?“

Ich kürze ab: Mal abgesehen von den technologischen Voraussetzungen, war die pro Kopf verfügbare Energiemenge nicht hoch genug, um ein solches Leben zu ermöglichen. Selbst Fürsten, Herzogen und Königen wären Szenarien wie das eben beschriebene wohl absurd erschienen. Wenn ich von Energie spreche, meine ich damit natürlich nicht nur Strom, sondern auch ökonomische Energie: Geld, materielle Ressourcen aller Art, kurz, ein Existenzniveau, wie man es aus modernen Industriegesellschaften kennt. Zur Bereitstellung der dafür nötigen Grundlagen ist Energie in Form von elektrischem Strom allerdings zentral. Je billiger diese Grundlagen werden oder sich zumindest auf einem für eine breite Masse bezahlbaren Niveau befinden, desto größer werden die – ich bitte für den Crashkurs um Verzeihung – individuellen wirtschaftlichen Freiheitsgrade. Ich habe den Begriff der Mechanik entlehnt: Dort bezeichnet man mit „Freiheitsgraden“ die Zahl der unabhängig voneinander möglichen, frei wählbaren Bewegungsrichtungen eines physikalischen Körpers innerhalb seiner Umgebung. Analog dazu verstehe ich unter individuellen menschlichen Freiheitsgraden die Zahl der Entwicklungsmöglichkeiten eines Menschen, sobald die pro Kopf verfügbare Energiemenge ihn aus den Naturzwängen früherer Zeiten befreit, ihm also eine Existenz ermöglicht, die nicht mehr oder zumindest nicht so stark wie früher durch Mangel oder Knappheit verfügbarer Ressourcen (Energien) beschränkt wird.

Sind meine ökonomischen und physikalischen Ressourcen wie zum Beispiel Energie begrenzt, ist auch die Zahl der Freiheitsgrade, in die ich mich „entwickeln“ kann, eingeschränkt. Die moderne industrielle Massenproduktion materieller Güter, eine zunehmend differenzierte Arbeitsteilung und die breitflächige Verfügbarkeit von Energie wie zum Beispiel Strom erhöhte die Zahl der möglichen individuellen wirtschaftlichen Freiheitsgrade der Menschen. Gab es früher vielleicht einen „Dorfarzt“, der gemäß des medizinischen Wissenstandes der Zeit für alle auftretenden Wehwehchen zuständig war, gibt es heute hochspezialisierte medizinische Forschungs- und Arbeitsfelder, die genauere, individuell passgenauere Diagnosen und Behandlungsmethoden ermöglichen – um nur ein Beispiel zu nennen. Dasselbe gilt natürlich für viele andere Arbeitsfelder.

Die zunehmende Zahl der Freiheitsgrade ging mit dezentralistischen Entwicklungen einher. Gab es in früheren Zeiten nur wenige „Anlaufstellen“ wie zum Beispiel für Information, beispielsweise eine Stadtbibliothek, sind sie heute breitflächig verfügbar. Wie gesagt: Ermöglicht wurde das alles vor allem durch eine stark gestiegene individuell verfügbare Energiemenge. Würde sich diese Entwicklung ungehindert fortsetzen, könnte dies (bestenfalls) zur vollständigen Verdrängung zentralistischer Organisationsformen (politisch, wirtschaftlich) der Vergangenheit führen. Man stelle sich vor, es wäre zum Beispiel billige Fusionsenergie bereits verfügbar. Es steht für mich außer Frage, dass dies noch viel mehr Menschen aus der Armut befreit hätte.

Ich bin davon überzeugt, dass die politisch künstlich ausgelösten Energiekrisen unserer Zeit vor allem einem Ziel dienen, das sich im Kern in einem einzigen Wort beschreiben lässt: Machterhalt. Doch warum? Weil zentralistische Herrschaftsformen durch die Befreiungspotenziale oben beschriebener dezentralistisch wirkender Entwicklungen stark bedroht werden. Es scheinen aber eben diese zentralistischen Strukturen zu sein, die derzeit etabliert werden sollen – in Form einer technokratischen Herrschaft oder, besser, eines „Managements“ von Energien und Ressourcen. Denn nur so kann eine Machtelite ihren „Griff“ auf die Bevölkerungen aufrechterhalten, ausbauen und festigen. Man muss künstlich Probleme schaffen, zu deren „Lösung“ man sich selbst anbietet – im Prinzip eine „selbsterfüllende Prophezeiung“ mittels „Krisenmanagement“.

John Holdren, Wissenschaftsberater unter Präsident Obama von 2009 bis 2016, verfasste zusammen mit dem Malthusianer Paul Ehrlich einen Entwurf für ein grünes globales Regierungssystem, das diesbezüglich Bände spricht. Auf Seite 942 des 1977 erschienenen Buches „Ecoscience“ lassen Ehrlich und Holdren die Katze aus dem Sack (mit Blick auf die vermeintliche „Bevölkerungsbombe“ beziehungsweise „Überbevölkerung“ des Planeten – ein Schreckensszenario, dessen Dramatik aus politischen Gründen maßlos übertrieben war und nicht eintraf): „Vielleicht könnten diese Agenturen zusammen mit dem UNEP und den Bevölkerungsagenturen der Vereinten Nationen schließlich zu einem Planetarischen Regime ausgebaut werden – einer Art internationaler Superagentur für Bevölkerung, Ressourcen und Umwelt. Ein solches umfassendes Planetarisches Regime könnte die Entwicklung, Verwaltung, Erhaltung und Verteilung aller natürlichen Ressourcen, ob erneuerbar oder nicht, kontrollieren, zumindest soweit internationale Auswirkungen bestehen. So könnte das Regime die Macht haben, nicht nur die Verschmutzung der Atmosphäre und der Ozeane zu kontrollieren, sondern auch die von Süßwasserkörpern wie Flüssen und Seen, die internationale Grenzen überschreiten oder in die Ozeane münden. Das Regime könnte auch eine logische zentrale Agentur für die Regulierung des gesamten internationalen Handels sein, vielleicht einschließlich der Hilfe entwickelter Länder für die am wenigsten entwickelten Länder und einschließlich aller Lebensmittel auf dem internationalen Markt. Dem Planetarischen Regime könnte die Verantwortung für die Bestimmung der optimalen Bevölkerungszahl für die Welt und für jede Region sowie für die Festlegung der Anteile der verschiedenen Länder innerhalb ihrer regionalen Grenzen übertragen werden. Die Kontrolle der Bevölkerungsgröße könnte in der Verantwortung der einzelnen Regierungen verbleiben, aber das Regime hätte eine gewisse Macht, die vereinbarten Grenzen durchzusetzen“ (zitiert nach Matthew Ehrets Artikel „Der Club of Rome und der Aufstieg der Predictive-Modelling-Mafia“).

Keine weiteren Fragen. Es soll also ein „umfassendes planetares Regime“ sein. Totale Kontrolle also. Einschließlich „des gesamten internationalen Handels“ (!), inklusive „Bevölkerung, Ressourcen und Umwelt“ und „aller Lebensmittel“ (!) auf dem internationalen Markt. Eine „internationale Superagentur“. Also stark zentralisiert. Mehr Macht in weniger Händen. Welch Wunder, dass der „menschengemachte Klimawandel“ mit aller ganz buchstäblichen Macht – politisch und massenmedial – stets als übergroße Bedrohungskulisse aufrechterhalten wird und rigide Maßnahmen zu seiner Eindämmung bis aufs Zehntelgrad gefordert werden. Bleibt zu hoffen, dass so manchen „Klimaklebern“ möglichst bald aufgehen wird, wofür sie sich eigentlich auf Straßen pappen: für ihre eigene Knechtung.

Äußerungen dieser Art finden sich natürlich auch in anderen Schriften bekannter Persönlichkeiten aus dem machtelitären Umfeld. Von Henry Kissinger ist folgende Äußerung überliefert: „Wer das Öl kontrolliert, ist in der Lage, ganze Nationen zu kontrollieren; wer die Nahrung kontrolliert, kontrolliert die Menschen.“ Beides, Öl und Nahrung, lassen sich unter dem Oberbegriff „Energie“ zusammenfassen – Lebensenergie, die durch die Adern der modernen Welt fließen.

Ehret kommentiert diese Wünsche nach einem „umfassenden“ technokratischen Management durch Kunstkrisen bissig: „In wahrer Pygmalion-Manier war die Oligarchie in der Lage, ihre menschenfeindliche Sichtweise der globalen Governance ‚wissenschaftlich zu rechtfertigen‘, indem sie der Menschheit erst die Kniescheiben brach und dann argumentierte, dass wir nie zum Laufen bestimmt gewesen wären.“

Doch wurden der Menschheit wirklich „die Kniescheiben“ gebrochen? Eben nicht. Es wurde und wird ihr lediglich suggeriert, sie sei gehbehindert. Diese Behinderung hat aber ideologische Ursachen. Es ist eine auf politischem Wege angedichtete. Wer eine „grüne Transition“, wer diesen Übergang, diese große „Transformation“ zwangsweise verordnen und „deindustrialisieren“ will, braucht dafür „gute Krisen“, die natürlich nicht ungenutzt bleiben. Da Energie dabei eine zentrale Rolle spielt, muss es natürlich eine „Energiekrise“ sein. Dann präsentiert man sich in gewohnter Manier als Retter. Eine „Rettung“, die selbstverständlich an Bedingungen geknüpft ist. Politisch diktierte Bedingungen: „Der Wirtschaftsminister verspricht energieintensiven Großunternehmen langjährige Subventionen“, heißt es in einem Artikel der „Welt“ vom 5. Dezember 2022 („Wieder soll der Staat es richten – Habeck plant die fatale Industrie-Wende“, Dorothea Siems).

Und jetzt die ganz große Überraschung: „Dafür müssen sie sich im Gegenzug zu mehr Klimaschutz verpflichten.“

Damit soll der technokratischen „ESG-Governance“ der Weg geebnet werden. Der staatliche Interventionismus will noch ein paar Scheite nachlegen, als gäbe es noch nicht genug davon. Und so soll es munter weitergehen: „Das lange angekündigte EU-Ölembargo gegen Russland ist in Kraft getreten – ein einzigartiger Eingriff in den Markt“ („Experiment am Ölmarkt in nie dagewesener Dimension“, „Welt“, 5. Dezember 2022). „Manche Experten fürchten einen Preissprung und ein Chaos auf dem Ölmarkt. Und ob wirklich Russland am härtesten unter den Sanktionen leidet, ist keinesfalls ausgemacht.“

Natürlich wird Russland nicht am härtesten darunter leiden. Soll es auch gar nicht. Das war von Anfang an nicht das Ziel. Sondern – siehe Holdren – die Etablierung zentraler Agenturen zur Kontrolle von Ressourcen und Energie.

Bis nächste Woche.


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