12. Dezember 2022

Rassismusvorwurf gegen britische Hofdame Die neue Aristokratie zeigt ihre Krallen

Das muss sie auch, denn eine aus der Freiheit geborene Liebe des Volkes wird sie nie bekommen

von Robert Grözinger

Sie haben es vielleicht mitgekriegt, der Vorfall war sogar für deutsche Medien berichtenswert: Am 30. November trat Lady Susan Hussey, 62 Jahre lang Kammerfrau und Hofdame von Königin Elizabeth II., nach dem Tod der Monarchin weiterhin dem engeren Mitarbeiterkreis der königlichen Familie angehörig, von ihrem Amt zurück. Im Grunde wurde die 83-jährige Dame von der königlichen Familie geschasst. Fristlos. Ohne angemessene Anhörung ihrer Seite. Der Grund: Angeblich rassistische Äußerungen, die die Dame einen Tag zuvor von sich gegeben hatte.

Nach dem Tod der Queen ist die französische Revolution nun auch in Großbritannien endgültig vollendet. Die Umstürzler hatten ein leichtes Spiel. Eine Enthauptung des Königs ist nicht mehr nötig. Er, wie auch sein Sohn und Thronfolger William, laufen bereits jetzt herum wie kopflose Hühner. Eine neue Aristokratie, die schon längst an den Schalthebeln der Macht sitzt, demonstriert jetzt für alle sichtbar, dass die alte Herrscherkaste nur noch Staffage und Lautsprecher für die neue ist.

Wer glaubt, dieser Vorgang sei unerheblich für die Freiheit, sollte nochmal nachdenken.

Der Anlass der Zusammenkunft, während derer der angeblich rassistische Vorfall passierte, war ein Empfang für Wohltätigkeitsorganisationen, die Opfern häuslicher Gewalt helfen. Wie bei solchen Anlässen üblich und vermutlich von Frau Hussey in ihrem Leben tausendfach getätigt, betrieb sie Smalltalk mit den Gästen. Unter anderem sprach sie mit einer Stiftungsleiterin namens Ngozi Fulani. Fulani hat eine Abschrift des Gesprächs zwischen ihr und Lady Hussey auf Twitter veröffentlicht. Die Hofdame fragte wiederholt, wo Fulani „wirklich“ her sei, nachdem Letztere angegeben hatte, der Hauptsitz ihrer Stiftung sei im Londoner Bezirk Hackney. Ob die Tonspur selbst veröffentlicht wurde, ist dem Autor dieser Zeilen unbekannt. Der Inhalt der Abschrift wurde jedenfalls nicht bestritten.

Die Stiftungsvertreterin berichtet auch, dass Hussey anfangs Fulanis Locken beseiteschob, um ihr Namensschild zu lesen. Darüber sei sie verwundert gewesen. Sie fühlte sich in ihrer persönlichen Distanzzone verletzt. Hinzu kommt: Einer schwarzen Person in einem überwiegend von Weißen bewohnten Land die Frage zu stellen, wo sie „wirklich“ her sei, kann unter Umständen mit gewisser Berechtigung als passiv-aggressiver Rassismus ausgelegt werden. Der so Angesprochene könnte folgenden Unterton heraushören: „Geh zurück, wo du herkommst.“

Aber ist es wahrscheinlich, dass Frau Hussey das so meinte? Und: Ist es wahrscheinlich, dass Fulani wirklich einen solchen Unterton vernahm? Eher nicht, wenn man einige kontextuelle Fakten bedenkt, die in den Hauptstrommedien wenig Beachtung fanden. 

Fulani sagte in einem Interview im Radio nach dem Vorfall, dass sie sich gefragt hatte, wie sie die unbequeme Situation „mit Freundlichkeit und Vorsicht behandeln könnte“, denn „in meiner Kultur hat man Achtung vor dem Alter“. Wie passt das zusammen mit der fast sofortigen Veröffentlichung des Gesprächs? Vor allem, da bekannt ist, dass der Buckingham Palast schon seit 20 Jahren Kontakte mit Fulani pflegt? Hätte die Sache nicht, zunächst jedenfalls, privat geklärt werden können? Und weshalb hat sie überhaupt das Gespräch mitgeschnitten?

Nigel Farage vermutet, dass dies ein geplanter Skandal war. Der Kopf der Brexit-Bewegung tischte in seiner Show of GBNews weitere Fakten auf, die die Affäre in ein von den Mainstreammedien etwas abweichendes Licht setzen.

Erstens: Fulani trug ein „vollständig afrikanisches Kostüm“. Warum soll man in England eine derart bekleidete Person, die einen in diesem Land eher ungewöhnlichen Namen trägt, nicht fragen, wo sie „wirklich“ herkommt? Sie ist offenbar stolz auf eine zumindest ererbte Herkunft, die nicht britisch ist.

Zweitens: Fulani führt eine Wohltätigkeitsorganisation namens „Sistah Space“, deren Mission es ist, „schwarze weibliche Opfer häuslicher Gewalt“ zu unterstützen. Dazu Farage an sein Publikum: „Wenn Sie weiß sind, brauchen Sie dort nicht anzufragen.“ Das ist natürlich etwas provokativ, aber der grundlegende Punkt hier ist: Fulani hat allgemein einen gewissen Anreiz, Rassismus auch dort zu sehen, wo er nicht ist.

Drittens: Farage zitiert einen Tweet von Fulani, den sie nach dem Interview von Harry und Meghan mit Oprah Winfrey im vergangenen Jahr postete: „Ich bewundere Meghan für ihre Offenherzigkeit. Es scheint, als sei Meghan eine Überlebende häuslicher Gewalt seitens ihrer angeheirateten Familienangehörigen.“ Dazu muss man wissen: Im angelsächsischen Sprachraum ist es in den letzten Jahren üblich geworden, das Wort „Überlebender“ – „survivor“ – sehr inflationär zu verwenden. Früher bezeichnete dieses Wort jemanden, der entgegen allen Erwartungen einer natürlichen oder menschgemachten Katastrophe mit kaum mehr als dem nackten Leben entkommen war. Heute ist es anders. Wer in der Vergangenheit häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch und Ähnliches erlebt hat, ist jetzt ein „Überlebender“ dieser tragischen, aber sehr oft nicht tödlichen Vorfälle. Aus der Ausnahme, aus dem Extremfall wird linguistisch ein Massenphänomen. Nebenbei: Merkwürdigerweise kommt keiner auf die Idee, sich als Überlebender des staatlichen Schulsystems zu bezeichnen. Das passte zwar zur inflationären Verwendung, nicht aber zur üblichen ideologischen Ausrichtung dieser verbalen Politwaffe.

Viertens: Über das Platinjubiläum der Queen in diesem Jahr habe die Aktivistin geschrieben, dass, da Harry und Meghan nicht auf den Balkon des Buckingham Palasts durften, dies ein „exklusiv weißer Balkon“ ist. Und weiter: „Die einzigen Schwarzen sind verbannt. Dies ist Rassismus.“ Das Wort „Überlebender“ ist offenbar nicht das einzige, das unter linguistischer Inflation leidet.

Fünftens: Fulanis Organisation werde von „Black Lives Matter“ finanziert, deren Forderung nach Gleichbehandlung für alle er, Farage, nicht in Frage stelle. Aber, so Farage weiter: BLM „ist äußerst korrupt, will die Finanzierung der Polizei einstellen und die westliche Zivilisation zu Fall bringen.“

Rakib Ehsan, ein Kolumnist bei spiked-online.com, lässt uns auf jener Plattform ein weiteres interessantes Detail wissen. Ngozi Fulani hieß ihm zufolge ursprünglich Marlene Headly. Ihre Familie stamme aus der Karibik. Aber: „Ngozi“ sei ein weit verbreiteter Name des Igbo-Volkes in Nigeria, „Fulani“ dagegen der Name „eines der größten ethnischen Gruppen der Sahelzone und Westafrikas“. Diese selbst gegebene Namenskombinantion verwirre Briten afrikanischer Herkunft, schreibt Ehsan, denn die hauptsächlich christlichen Igbo und die muslimischen Fulani seien sich gegenseitig feindlich gesinnt. Möglicherweise, so schlussfolgert Ehsan, unterstützt Fulani eine Art Pan-Afrikanismus. Woran an sich ja nichts auszusetzen ist. 

Warum aber unterließ Fulani es, die Gelegenheit wahrzunehmen, Hussey gegenüber für ihren Pan-Afrikanismus zu werben? Warum wurde das Gespräch aufgenommen und schnurstracks veröffentlicht? Die Vermutung Farages, dass hier eine Falle gestellt wurde, um der königlichen Familie zu schaden, ist naheliegend. Der Vorfall ereignete sich eine Woche vor dem Start der von den Royals gefürchteten Netflix-Dokumentarserie von Harry und Meghan. Seine mediale Aufbauschung half dabei, im Vorfeld eine Kulisse einer ewiggestrigen, „institutionell“ rassistischen Familie des Staatsoberhaupts aufzustellen.

Die Frage, ob hier Absicht vorlag oder nicht, ist aber zweitrangig. – Und Fulani möglicherweise gar nicht die Hauptanstifterin des Vorfalls. Die wesentliche Frage ist diese: Warum hat das Königshaus Frau Fulani trotz ihrer bekannten pro-Meghan und ihm gegenüber latent feindselig gestimmten Einstellung zu einem Empfang eingeladen? Die Antwort darauf ist wohl eine Mischung aus Indoktrinierung, Angst und Machtverlust.

Inkompetenz kann auch eine Rolle gespielt haben, ist aber angesichts der sonst ziemlich perfekt ablaufenden Ereignisse rund um das Königshaus eher unwahrscheinlich. Indoktrination ist eher möglich. Dass das Königshaus schon lange von den Ideen „one world“ und „global governance“ indoktriniert wurde, mit der die Welt vor der „Massenvernichtungswaffe“ Mensch zu retten sei – siehe die Rede des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres vor der COP15-Biodiversitätskonferenz in Montreal vergangene Woche – ist kein Geheimnis. Guterres und Co. meinen mit diesem verunglimpfenden Begriff mutmaßlich nicht alle Menschen, sondern hauptsächlich die von der gescheiterten US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton 2016 so genannten und in einen Topf geworfenen „Deplorables“: Zusammen mit Rassisten und Sexisten also auch echte Kapitalisten, Verfechter freier Meinungsäußerungen und neuerdings auch Ungeimpfte.

Ferner wird auch Angst ein Faktor gewesen sein. Angst vor dem medialen Mob und seinen Lenkern. Selbst die Tatsache, dass Lady Hussey Taufpatin Williams ist, fiel weder für den König noch für seinen Sohn entscheidend ins Gewicht. Sie wurde nach 62 Dienstjahren fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Das sendet folgendes Signal aus: Keiner, wirklich keiner ist mehr sicher vor der Inquisition der neuen Religion und der sie tragenden neuen Herrscherklasse. Menschenrechte und Menschenwürde sind von gestern. Konstitutionelle Monarchie ebenfalls.

Nach dem Tod der Queen hat die neue Aristokratie die letzten Reste der alten aus dem Weg geräumt. Sie hat nicht lange warten wollen und möglicherweise Fulani zu einem entsprechenden, zur „Meghan und Harry Show“ passenden Anlass angestiftet. Die Dame aus Hackney und ihre Stiftung haben jetzt darunter zu leiden, dass ein königstreuer Mob seinen Zorn auf sie ablädt. Sie und ihre Mitarbeiter fühlen sich nach eigenen Angaben aufgrund „entsetzlicher“ Botschaften in den sozialen Medien derzeit „nicht sicher“ und haben den Betrieb vorübergehend eingestellt. Das Prinzip „teile und herrsche“ obsiegt mal wieder.  

Zur Vervollständigung ihrer Herrschaft fehlt der neuen Aristokratie aber etwas, das die alte sich im Verlauf vieler Jahrzehnte manchmal mühevoll erarbeitet hat: Die Liebe des Volkes. Echte Liebe, die Freiheit voraussetzt. Die neuen Herrscher wissen, dass sie, anders als die von ihnen Ersetzten, vom Volk niemals Liebe und Bewunderung bekommen werden. Schon gar nicht mit ihrer absurden Ersatzreligion. Die „Liebe“ Winston Smiths für den Großen Bruder in Orwells „1984“ ist ein hohler, einem praktisch lobotomierten Hirn entstammender Restgedanke einer komplett vernichteten Existenz. Da sie echte Liebe des Volkes nie bekommen werden, setzen die neuen Herrscher Großbritanniens und vieler anderer Länder auf Manipulation, Angst, Unterdrückung und gegebenenfalls auch Vernichtung.

Quellen:

Nigel Farage: Ngozi Fulani planned royal race row (Youtube)

Rakib Ehsan: Is Ngozi Fulani a Cultural Appropriator? (Spiked-online)


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