17. Januar 2023

Personalprüfung zu Marcel Luthe Der liberale Gewerkschafter

Ein Dorn im Auge anmaßender Politik

von David Andres

In den Vorurteilen der Öffentlichkeit interessieren sich Liberale oder gar Libertäre nur für das Geld, den Mammon, das goldene Kalb. Satt und gierig zugleich liegen wir an unseren Pools, erniedrigen die Bediensteten und spekulieren auf dem Smartphone mit Rohstoffderivaten, während sich das Sonnenlicht in unserer Goldkette bricht. Die Interessen des kleinen Mannes vertreten derweil Sozis und Gewerkschafter, immer noch den Dreck echter Arbeit unter den Nägeln, um jedes halbe Prozent Tariferhöhung aufopferungsvoll kämpfend. Tatsächlich steht dem kleinen Mann natürlich niemand so nahe wie wir, die wir den kleinen Werkstattbetreiber oder Einzelhändler von Steuerlast und Bürokratie befreien wollen, den Bäcker von der Bonpflicht und den ganz normalen Angestellten von der Zwangsabgabe der Rundfunkgebühr oder der ständigen Bedrohung durch eine übergriffig gewordene Pharmadiktatur.

Daher kann es uns nur folgerichtig erscheinen, dass mit der „Good Governance Gewerkschaft“ nun eine Organisation im Februar ihren ersten Jahrestag feiert, die sich als liberale, bürgerliche Ausprägung des organisierten Arbeitskampfes versteht – eine Interpretation, die den Sozen die eigene Röte ins Gesicht treibt. Die GGG richtet sich gegen das, was einen echten Freund der kleinen Leute eigentlich täglich umtreiben müsste – die widerliche Tatsache, dass „eine Regierung“ nie „tiefer in die Situation am Arbeitsplatz eingegriffen hat wie derzeit in Deutschland, für Angestellte, Arbeiter, Auszubildende, Freiberufler gleichermaßen.“ Die Beispiele dafür müssen hier nicht aufgezählt werden, jeder Leser der Freiheitsfunken weiß, wie die Reste der besagten Freiheit in den vergangenen Jahren im Zuge der „Zeitenwende“ zernagt werden. Eine

„Kontrolle der Regierung durch das Parlament und des Parlaments durch den Bürger“ wiederum findet „nicht wirksam genug statt“, so der Gründer der GGG zu Beginn seines Engagements – und der Mann weiß, wovon er redet.

Marcel Luthe war einst in der FDP und zuletzt Spitzenkandidat der Freien Wähler, jahrelang tätig im Abgeordnetenhaus von Berlin. Er sorgte dafür, dass zum Anschlag am Breitscheidplatz ein Untersuchungsausschuss entstand und kämpfte gegen die Verschleppung der Aufklärung durch die rot-rot-grünen Realitätsverweigerer. Er klagte gegen die Berliner Corona-Verordnung, zeigte Karl Lauterbach an, recherchierte die Unterwanderung der Berliner Polizeiakademie durch halbseidene Gesellen, ist Beschwerdeführer vor dem Verwaltungsgerichtshof in Bezug auf die mittlerweile für ungültig erklärt wordene Pannenwahl in Berlin und flog in hohem Bogen aus der FPD, weil er die Würde des Menschen höher achtete als die vermeintliche „Gesundheit“ im Rahmen der neuen Biopolitik. Die Wirklichkeit in der Hauptstadt hielt er in einem von Thilo Sarazzin gelobten Buch fest. Titel: „Sanierungsfall Berlin: Unsere Hauptstadt zwischen Missmanagement und Organisierter Kriminalität.“

Die „Good Governance Gewerkschaft“ verzeichnet seit ihrer Gründung im Februar 2022 guten Zulauf von Menschen aus vielen handfesten Berufen, von kleinen Männern, könnte man sagen, und kleinen Frauen sicherlich auch, wenn man bedenkt, dass ihr dominantes Thema weiterhin die immer noch wirksamen Zumutungen rund um durch Arbeitgeber erzwungene Corona-Maßnahmen ist. Zugleich sagt Luthe, dass er auch mit relevanten Vertretern im eigentlichen Sinne staatstragender Institutionen wie Polizei oder Feuerwehr in Kontakt stünde, die zumindest heimlich längst ganz genau wissen, wer auf ihrer Seite steht und wer nicht.

„Diese Regierung befördert die Blockwart-Mentalität“, sagt Luthe in einem Gespräch mit „Tichys Einblick“, „sie gibt jeder Mickey Maus das Recht und die Chance, beim Nachbarn zu überprüfen, ob der sich wie erwünscht verhält – und auch gegebenenfalls Verstöße zu melden. Das läuft dem Geist des Grundgesetzes zuwider: nämlich die Menschenwürde ins Zentrum unserer Verfassung zu stellen. Das Grundgesetz erteilt dem Vorrang des angeblichen Wohls der Masse vor dem des Einzelnen eine klare Absage, indem die Rechengröße für den Wert jedes Einzelnen auf ‚unendlich‘ gestellt wird. Damit wollte man verhindern, dass je wieder eine Gruppe zum Wohl etwa der vermeintlichen ‚Volksgesundheit‘ den Menschen vom Subjekt zum Objekt staatlichen Handelns macht oder ihm gar seine Individualität streitig macht.“

Marcel Luthe und die GGG stellen somit die Antithese zu der vermeintlichen Fürsorge der roten Klischeehetzer dar, die uns für Pool-Spekulanten halten, dem kollektivistischen „Das Wir entscheidet“, welches er endlich wieder durch die unveräußerliche Würde des „Ich“ ersetzt. Mag er auch „nur“ ein Liberaler und kein Libertärer sein, der die Politik an sich in Bausch und Bogen ablehnt, so wäre Max Stirner für diesen Kampf für das Eigentum des Einzelnen an seiner selbst doch ein wenig stolz auf ihn.

Quellen:

Good Governance Gewerkschaft

Podcast „indubio“ Jahresrückblick 2022 mit Marcel Luthe (Achgut)

Gewerkschafts-Chef: Pfleger-Impfpflicht sorgt für Zusammenbruch des Gesundheitswesens (Tichys Einblick)

Gegen den Strom: Marcel Luthe gründet neue Gewerkschaft (Berliner Zeitung)


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